23 | Fliegende Sneakers

Hoseok blinzelte ungläubig mit seinen Augen. Er kratzte sich an seinem Hinterkopf und schüttelte seinen Kopf.

»Hier spukt es?« Seine Augen spiegelten pure Überforderung wider.

Nuri und ich nickten schnell mit unseren Köpfen und auch Jin stimmte uns zu.

Wir saßen zu zehnt in Yoongis und meinem Zimmer und sprachen über das Geschehen mit den Füßen, welche von der Decke hingen.

Jimin versteckte sein Gesicht hinter einem Kissen, während Taehyung einfach nur da saß, mit dem Saum seines Nachthemdes spielte und nicht gerade überrascht ausschaute.

»Schiebt es nicht auf uns. Als wir das letzte Mal hier waren, lief hier kein Geist rum«, verteidigte sich Namjoon und hob seine Hände in die Luft. »Vielleicht hat S das wieder geplant und die Beine gehörten zu Schauspieler, so wie auf dem Schiff.«

Auch wenn keiner Namjoon direkt zustimmte, war ich mir sicher, dass wir ihm in Gedanken zustimmten. Immerhin, war dies die bisher einzigste Theorie.

Als ich darüber nachdachte, viel mir auf, dass wir so gut wie nichts getan hatten, um S' Identität zu klären. Wir erfüllten jegliche seine Aufgaben, doch überlegten nicht mal, wer sich hinter diesem Kürzel verstecken konnte.

Der Ton einer neuen Nachricht ließ uns alle etwas zusammenzucken. Mit einem entschuldigenden Blick, da mein Handy aus Prinzip auf Ton gestellt war, nahm ich es erneut zu mir und – wer hätte es gedacht - eine neue Nachricht von S.

»Löst das Geheimnis des Gongpo Hotel bis zum Abend des kommenden Sonntags.« Ich presste die Luft lautstark aus und wartete auf die Reaktionen der Anderen. Doch keiner erwiderte etwas auf S' Nachricht.

Namjoon fuhr sich müde über sein Gesicht und rieb seine Augen. »Es ist drei Uhr. Lasst uns morgen darum kümmern«, meinte er und erhielt Zustimmung von uns – na gut, nicht von jedem.

Nuri, Jin und ich standen protestierend auf und schüttelten schnell unsere Köpfe. »Ihr habt leicht reden! Ihr habt den Geist ja auch nicht gesehen«, meinte Jin und zustimmend nickten die lila Haarige und ich.

»Wie sollen wir dort noch einschlafen können?« Die Jüngste packte meinen Arm. Ich stimmte wieder nur mit einem Kopfnicken zu. Sie sollte vor mir stehen, immerhin betreibt sie Kampfsport!

»Was auch immer.« Taehyung stand auf und verließ als Erstes das Zimmer, gefolgt von Jungkook und Jimin.

»Tae ist zurzeit doch seltsam drauf, oder?«, meinte Jin und legte seinen Kopf schief. »Er sagt so viele, schlaue Sachen.«

Nuri, Jade und ich schauten uns einfach nur leise an und zuckten mit unseren Schultern. Wir kannten Taehyung ja noch nicht besonders lang, daher konnten wir es natürlich auch nicht beurteilen.

»Schon. Vor dem ganzem Escape-Game hat er noch mit Löwenzahn am Straßenrand geredet und nun ist er Detektiv Conan persönlich«, erläuterte Yoongi und schmiss sich zurück in sein Bett. »Und jetzt verschwindet alle.«

Er zog die dünne Decke über seinen Kopf. Dies führte dazu, dass auch die Anderen das Zimmer, mit müden Gesichtern, verließen. Auch wenn Jin weiterhin nicht begeistert schaute, folgte er Namjoon.

Nuri blickte mich einfach nur an und ich wusste sofort, was sie sagen wollte. Daher nickte ich, schnappte mir mein Handy, um eine Lichtquelle zu haben und griff nach dem erstbesten, mit dem ich uns verteidigen könnte – Yoongis Sneakers.

Langsam schlichen wir uns also aus dem Zimmer und gingen den Flur erneut entlang. Zu zweit machten wir uns auf Geistersuche - so wie die Ghostbusters, oder die Winchester Brüder.

Nuri stand dicht hinter mir und hob mich an meinen Schultern fest, während ich, mit dem Schuh bewaffnet, in langsamen Schritten voraus ging. »Warte mal.«

Madam Lila wirkte plötzlich ziemlich entspannt und ließ sogar von meinem Rücken ab. »Wir suchen doch einen Geist?«

Ich nickte und ließ ebenfalls meine Muskeln entspannen. »Und wir wollen ihn mit einem Schuh bekämpfen?«, redete sie weiter und biss sich grinsend auf die Lippen.

Ich verstand, worauf sie hinauswollte und schmunzelte über meine eigene Dummheit – immerhin hatte ich mir den Schuh geschnappt. Ich ließ die Hand mit dem Schuh sinken. »Du hast recht.«

Ein Geist mit einem Schuh zu bekämpfen, wies nicht gerade eine hohe Erfolgsquote auf.

Kurz überlegte ich.

»Wir brauchen Salz.«

Sie bestätigte dies schnell und zusammen machten wir uns auf den Weg zur Rezeption, da wir immer noch keine Cafeteria gefunden hatten, und hofften, dass sie etwas Salz für uns hatten.

»Yuna?«

Ich gab ein Brummen von mir und lugte vorsichtig durch die Toilettentür.

»Was denkst du, warum mach S so etwas?«, fragte sie und folgte mir weiterhin wie ein Schatten.

Auch hier war nicht an den verschiedensten Dekorationsgegenständen gespart. Es erdrückte einen. Es war einfach zu viel.

»Ich meine, was hat er davon, das hier zu machen?«, fuhr sie fort und entfernte eine Hand von meiner Schulter. Mein Blick ging den Gang weiter lang und ich sah, dass wir bald nach links einbiegen mussten.

»Keine Ahnung«, meinte ich, doch dann kam mir eine Blitzidee. Warum ich das früher nicht gedacht hatte, wusste ich nicht, doch es erschien mir als einziges logisch. Ich blieb stehen und drehte mich zu Nuri um, welche mich mit ihrer Handytaschenlampe anleuchtete.

»Dieser James vom Schiff, der hatte doch etwas über die „letzten Schauspieler" geredet«, begann ich und erhielt ein Nicken von ihr. »S meinte außerdem, dass schon welche vor uns diese Aufgaben machen mussten.«

Wieder ein Nicken von ihr. Diese Zehnergruppe bestand aus professionellen Kopfbeweger.

»Warum er es macht, weiß ich nicht, doch ich habe die Vermutung, dass wir seine Schauspieler sind.«

Nuri hob verwirrt ihre Augenbraue hoch und blickte sich kurz unwohl um.

»Wir sind S' Schauspieler. Er schickt uns an Orte, in denen seine „Geschichte" stattfindet. Er führt uns zu gewünschte Plots mit echten Schauspielern und Statisten. Er dirigiert uns mit den Nachrichten durch sein Skript«, erklärte ich und blickte sie fragend an, weil ich wissen wollte, ob sie mein Gerede verstanden hatte.

In ihrem Blick leuchtete etwas auf und sie nickte erneut. »Du könntest wirklich recht haben, doch warum holt er sich keine echten Schauspieler?«

Ich zuckte nur mit meinen Schultern. Das konnte ich mir selbst auch noch nicht erklären.

Ein lautes Krachen ließ uns zusammenfahren. Wir blickten uns durch große Augen an, ehe sie, als auch ich, uns wie wild umschauten. »Das hast du gehört, oder? Yuna, sag mir, dass du das gehört hast!«, schrie Nuri panisch und schüttelte meine Schulter.

»Wenn du aufhörst mir ins Ohr zu brüllen, dann höre ich es bestimmt.«
Ich versuchte die Herkunft des Geräusches ausfindig zu machen, doch es gelang mir nicht besonders gut. Die Räume waren so vollgestellt mit unnötigem Zeugs, dass der Schall hier so gut wie keine Chance hatte, sich weit ausbreiten zu können.

»Lass einfach weiterlaufen«, flüsterte ich Nuri zu.

Also liefen wir. Am Tag war das Hotel doch eigentlich recht klein und übersichtlich – wie konnte es jetzt so riesig sein?

Die Lilahaarige begann plötzlich zu kichern. »Nimm deine Hand von meinem Nacken, Yuna«, meinte sie. Ich kräuselte daraufhin einfach nur meine Stirn.

»Nuri, ich halte mit der einen Hand den Schuh und mit der anderen mein Handy. Ich berühr nicht mal ansatzweiße deinen Nacken.«

Sie kicherte erneut. »Yuna hör - «, weiter kam sie nicht, da ich schnell meine beiden Hände hochhob, um zu beweisen, dass ich unschuldig war.

Dann war stille. Ihre Schritte verstummten und ich hörte ihr Atmen nicht mehr hinter mir. Etwas, ganz tief in mir drin, wollte, das ich mich nicht schnell umdrehte. Also wendete ich meinen Körper langsam nach hinten, einfach, um mich vor der kommenden Situation zu schützen.

Ich erinnerte mich an die Worte von Jade: „Mit dir kann man keine Horrorfilme schauen." Sie hatte recht, ich fand die Situationen eher amüsant als angsteinflößend. Doch wenn es einem selbst passierte, sah das Ganze anders aus.

Nuri stand regungslos da. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Hinter ihr stand eine Frau. Ganz klischeehaft wie in den Filmen: lange, fettige Haare, einen krummen Rücken, den Kopf schief gelegt und ihre langen Fingernägel strichen über Nuris Haut.

Was sollte man in so einer Situation machen?

Ich wusste es nicht.

Also tat ich das Erstbeste, dass mir in den Sinn kam; ich warf sie mit Yoongis Schuh ab.

Zu meinem Überraschen traf ich sogar. Die Frau versuchte den Schuh aufzufangen, doch versagte.

Meine Freundin rannte schnell auf mich zu. »Du hast sie getroffen!«, freute sie sich mit einem entsetzten Unterton und wollte weiter rennen.

Nickend stimmt ich ihr zu, doch dann folgte dieser bittere Nachgeschmack – so wie beim ersten Schluck vom Alkohol. »Warte, ich hab sie getroffen?!«

Nuri blickte mich nur an. Schnell schnappte ich ihre Hand. »Sie ist kein Geist!« Die Lilahaarige wiederholte meine Worte, ehe sie es verstand.

Der Schuh wäre doch durch sie hindurch... geglitten?

»Was ist sie dann?«, atmete Nuri schwer, als ich sie hinter mir hier zog. Ich steuerte den Weg zu den Schlafzimmern zu. Die Anderen mussten das sehen.

Doch leider hatte ich ein Orientierungssinn wie ein ungekochtes Reiskorn - erlangte ich einmal die Freiheit, flog ich an die ungünstigsten Orte und fand nicht mehr zu den Anderen zurück.
Yuna; das Reiskorn.

»Was weiß ich. Ein legendäres Pokémon?«

W Ö R T E R: 1493

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