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»Das ist nicht sein Ernst?«
»Doch. Anscheinend sind wir hier in der Grundschule, in der solche Strafarbeiten gegeben werden.« Hysterisch stopfte ich mir die Trauben in den Mund. Ich hasste eigentlich die mit Kernen drinnen, doch ich hatte diesen teuflischen ‚Langeweile-Hunger', welcher gemischt mit einer Priese Stress nicht gerade zu einem dünnen Körper beitrugen.
»Das Universitätsdach zu reinigen ist doch die unnötigste Strafarbeit, die man geben kann. Da sammle ich ja lieber noch Plastikflaschen und gebe sie den Obdachlosen. Da schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe – die Fische im Meer und die Obdachlosen würden mir danken.«
Als Strafe mussten dieser Min Yoongi und ich eine Woche lang das Dach der Uni reinigen. Ich hatte erfahren, dass man auch auf dem Dach in Ruhe lernen konnte, jedoch der Müll dort oben unerträglich sein sollte.
»Egal. Wie sieht es aus mit diesem Experiment? Hast du die Anmeldung abgeschickt?« Ich klaute mir eine kleine Tomate von Jade und schaute sie erwartungsvoll an. Sie begann schnell zu nicken.
»Wir haben sogar schon Zusagen bekommen. Es war Glück, dass wir überhaupt noch ein Platz bekommen haben. Am Experiment können nur maximal 10 Personen teilnehmen.«
10 Personen? Das waren eigentlich recht viele – für meinen Geschmack. »Wann geht es los?« Sie hob zwei Finger in die Luft, während sie von ihrem Brot abbiss.
»Zwei Wochen? Das ist ja schon bald.« Wieder nickte sie nur.
Ich schaute mich in der Cafeteria um. Sie war in einem hübschen Pastellblau gestrichen und von den Wänden hingen weiße, graue oder gegebenenfalls pastellblaue Pom Poms hinunter und drehten sich leicht im Wind, welcher von den offenen Türen und Fenster in den großen Raum strömte. Der Boden war dieser typische, weiße Schulboden mit kleinem Glitzermuster. Die Stühle waren die allbekannten Sitzschalen aus Plastik, die in fast jeder Lerneinrichtung vorhanden waren.
Jeder dieser Stühle war besetzt. Manche Studenten genossen – so wie Jade und ich es taten – einfach nur die Pause und das Essen. Andere lernten selbst hier und die dritte, und zeitgleich die meist vertretenden Gruppe, tat beides. Auf die lernenden Studenten wurde Rücksicht genommen, daher herrschte eine angenehme Lautstärke in dem großen Saal.
Mein Blick wanderte zu eine der Türen, durch die man die Cafeteria betreten konnte. Eine Gruppe von Männern kam gerade herein spazierten.
Der Erste von ihnen hatte etwas dunklere Haare – zwar nicht schwarz, aber auch nicht hellbraun. Darauf folgte ein weiterer großer Mann, welche deutlich dunklere Haaren hatte. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht.
Der Dritte hob sich mit seiner Haarfarbe ab: ein dunkles rot prägte seine Mähne und ein amüsantes Grinsen bestimmten seine Gesichtszüge – er war bestimmt der verrückte in der Gruppe.
Nach ihm kamen zwei, welche beiden dasselbe dunkelblond hatten. Beide sahen wirklich gut aus und könnten locker für eine Modelmarke arbeiten. Zum Schluss kam ein weitere rein mit dunklen Haaren und dann... Min Yoongi.
Ich hielt meinen Atem an. Wie konnte man mit so einer Persönlichkeit Freunde haben? Die wohl bemerkt noch alle gut aussahen!
Er und einer der beiden dunkelblonden waren die kleinsten in der Gruppe und der Vergleich, als sie sich neben den größten Stellten – welcher als erstes die Cafeteria betrat – ließ mich ein bisschen besser fühlen.
Warum wusste ich auch nicht so recht, aber ich schätze Mal, dass seine Freunde bestimmt oft Min Yoongi wegen seiner Größe fertig machten.
Doch als ich diesen Gedanken weiter überdachte, sank mein Ego erneut auf den Anfangspunk zurück. Ich schätzte, sie hatten bestimmt zu viel Angst vor ihm, um sich zu trauen, ihn fertig machen zu können, daher ließen sie es bestimmt alles an dem Dunkelblonden aus.
Sie setzten sich an einen der Tische – welche gerade frei wurden.
Bei uns in der Uni lief alles über Programme. Vor jedem Lehrraum, jede Bibliothek und jeder Cafeteria gab es kleine Monitore und Scanner. Deinen Schülerausweiß musstest du über den Scanner halten und dann eingeben, wie lange du in diesem Raum bleiben möchtest. Kurz danach erschien, wie im Kino, eine Übersicht, welche Plätze frei waren und welche besetzt.
So wurden unnötiger Menschenstau und der Streit um einen Platz gespart.
Mir viel auf, dass mein Blick immer noch bei der Männergruppe lag und schnell drehte ich meinen Kopf weg. Auf weiteren Stress mit dem unfreundlichen Bahnhofstypen konnte ich getrost verzichten.
Jade schaute von ihrem Handy hoch. Ihr Gesichtsaustruck wirkte ernst – erschreckend ernst. »Es ist doch ein Experiment?«
Kurz braucht ich um zu verstehen, wovon sie redete. Ich nickte – so hieß es ja auch auf der Webseite.
»Kennst du den Film Nerve?«
Wieder ein nicken von mir. »Wir haben den doch zusammen geschaut.«
In "Nerve" ging es um ein Spiel, bei dem man aussuchen konnte ob man Watcher oder Player sein wollte. Die Watcher suchten für die Player Aufgaben raus – welche nicht gerade ungefährlich waren – und nahmen alles auf. Die Player mussten diese Aufgaben dann vor laufender Kamera erfüllen, damit sie Geld bekommen. Doch alles entwickelte sich in ein krankes Spiel mit Teufelskreis, aus dem die Spieler nicht so leicht rauskamen.
»Was ist, wenn das Experiment genau so ist? Menschen entscheiden, was wir machen müssen und am Ende bekommen wir Geld dafür!« Der Krümel um ihren Mund sei Dank, dass ich sie nicht ernst nehmen konnte.
»Immerhin hat sie in dem Film einen Typen kennen gelernt.« Sie schlug mich auf den Oberarm, was ich mit einem Schmollen kommentierte. »Tut mir ja leid.«
»Ich habe echt Panik!« Vor ein paar Stunden war sie aber noch anderer Meinung. Doch so war Jade nun mal. Eine wechselnde Persönlichkeit.
Ich nahm ihr Handy aus ihrer Hand und schaute mir an, was genau sie so stutzig machte. Eine Nachricht von einer Anonymen Nummer in der stand:
„Willkommen beim Escape-Game, Jade Morgan. Ich hoffe Sie sind vorbereitet auf ein unvergessliches und spannendes Spiel, Frau Morgan. Doch denken Sie daran: Wer aussteigt oder etwas ausplaudert ... - naja, werden Sie dann sehen. Ich freue mich auf Sie. – S"
Ich guckte zu ihr hoch und schaltete schnell das Handy aus. »Was war denn das für eine kranke Pretty Little Liars verarsche?«
Jade schaute auf meine Aussage belustig drein.
»Mädchen, das ist nicht lustig, hör auf es so zu sagen!«, mahnte sie mich und versuchte ernst zu wirken.
»Was soll ich denn sonst sagen? Ich bitte dich, dieses „-S" am Ende ist doch sowas von PLL kopiert.«
Sie haute mich erneut auf den Oberarm und schaute zu mir hoch, ehe sie anfing zu reden. »Jetzt erinnere ich mich wieder.«
»Woran?«
Sie schnappte sich ihr Handy zurück und packte es in ihre Tasche und redete weiter »Warum man mir dir keine Horrorfilme schauen kann.«
Geschockt stellte ich meinen Rucksack auf den Tisch und packte alles ein. »Was, warum das denn?«, ich zog das „a" extra lang.
Ich wusste auch, dass Horrorfilme oder allgemein ernst zu nehmende Filme man nicht mit mir schauen konnte. Zu oft verfiel ich in Lachanfälle.
»Du nimmst an jeder möglichen Stelle die Ernsthaftigkeit raus.«
W Ö R T E R: 1148
Bald geht's los – I swear!💜
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