19 | Werwolf

»Ihr könnt eure Augen öffnen. Es wurde niemand getötet«, meinte Yoongi und wir taten seinem Befehl gleich.
Verdammt, diese blöde Hexe und ihr Heiltrank.

»Wen verdächtigt ihr?«, fragte er und richtete sein kleines Papier mit den Regeln.

»Ich verdächtige Jin Hyung«, meinte Jungkook und zeigte auf den Ältesten.

Dieser sog lautstark die Luft ein und riss seine Augen auf. »Nein! In jeder Runde verdächtigst du mich. Ich denke, du bist ein Werwolf.«

Amüsiert lass ich mich zurückfallen. Mein Blick huschte kurz auf die umgedrehte Karte vor mir, welche zeigte, dass ich einer der Werwölfe war.
Also genoss ich die Show, welche die Beiden uns in jeder Runde lieferten.

»Aber was ist, wenn Jungkook ein Seher ist und weiß, dass du ein Werwolf bist?«, mischte sich nun auch Jimin ein und legte grübelnd zwei Finger an seine Stirn.

»Das ist doch verrückt!«, zischte Jin und verschränkte seine Arme.
»Dann verdächtige ich Jungkook«, meinte er noch und zog provokant seine Augenbrauen hoch.

Ich schaute zu meiner enttarnten Werwolfskollegin Jade. Gespant verfolgte sie das Geschehen und schüttelte ihren Kopf, als die – schon toten – Bewohner namens Hoseok, Namjoon und Nuri leise fluchten.

»Zeigt auf die Person, die ihr töten wollt«, sprach dann der Moderator Yoongi weiter und zählte von drei runter. Ich schloss mich der Mehrheit an und zeigte auf Jin – welcher fest entschlossen auf den Jüngsten der Jungsgruppe deutete.

»Jin, was sagst du zu deiner Verteidigung?«

Die Augen des Ältesten verengten sich und er schaute einmal in die Runde. »Ich koche nie wieder für euch.«

Erschrocken zuckte ich zusammen, als Yoongi aufsprang. So motiviert bei einem Gemeinschaftsspiel? Ich bin positiv überrascht von dir, Min Yoongi.

»Ihr dürft Jin nicht töten! Wer kocht dann für uns? Namjoon, der nicht mal weiß, wie man ein Messer hebt? Jungkook, der unseren Mund zukleistern würde? Ich, der nicht mal die Motivation dazu aufbringt? Wir wären geliefert! Also überdenkt das nochmal. Außerdem haben wir nicht genug Geld, um uns immer etwas zu bestellen.«

Überwältigt von den vielen Wörtern, die aus Yoongis Mund strömten bekam ich fast nicht mit, wie die letztendliche Entscheidung lautete; Jin starb.
Die Predigt des Blonden hatte nichts gebracht.

Die beiden Ältesten fluchten Schimpfwörter und pfefferten sich auf ihre Plätze. Jin zu den Toten und Yoongi auf seinen „Moderator-Thron" – so wie er ihn getauft hatte.

Es war Freitagabend und wir trafen uns alle bei mir Zuhause. Meine Eltern waren nicht da, da sie nach Busan gefahren sind, um meine Großeltern zu besuchen.

Eigentlich trafen wir uns nur, weil wir dachten, dass wir noch eine Nachricht von -S bekommen würden – so wie er es letzten Dienstag noch groß an gepreist hatte.

Doch er hatte sich noch nicht gemeldet. Daher hatte ich die grandiose Idee, eine Runde „Werwolf" zu spielen. Aus einer Runde wurden es drei und aus Freunden wurden Feinde – besonders bei Jungkook und Jin.

Wir spielten noch eine Zeitlang weiter, bis Jimin schließlich den Sieg für das Team der Werwölfe einheizte. Jade und Jimin warfen sich auf mich drauf und feierten mit mir unseren Sieg. Die Anderen war zwar nicht so glücklich darüber, aber das war uns recht egal.

»Das ist nicht fair! Jungkook, du hast alles zerstört!«, begann Jin auf Jungkook rumzuhacken.

»Er verdächtigt mich immer in diesem Spiel! Egal was ich mache; „Er frägt so viel. Ich verdächtige ihn!", „Er redet nichts. Ich verdächtige ihn!", „Er atmet. Ich verdächtige ihn!"«, äffte Jin den Jüngeren nach.

Jungkook nahm dies jedoch nicht wirklich ernst, da er lachend seine niedlichen Zähne zeigte.

»Tut man sowas seinem Hyung an?!«, regte sich Jin weiter auf und verschwand in meine Küche. Belustigt saßen wir alle einfach nur da und räumten die Karten zurück in ihre Verpackung.

»Wenn Jin Hyung „Werwölfe" spielt, ist er ein anderer Mensch«, begann Jimin leise zu erzählen, damit ihn der Besagte nicht hören konnte. Er legte sogar seinen Zeigefinger auf den Mund und schielte immer wieder zur Küche hin.

»Er ist sogar mal so sehr ausgerastet, dass er gesagt hatte – ich zitiere, auch wenn ich solche Wörter nicht sagen möchte: „Diese Inzest gezüchtete Arschgeburt von Hexe", oder auch: „Ich brenn den Laden nieder, wenn mich dieser drecks Jäger noch einmal mit ins Verderben reißt"«, imitierte Jimin den Ältesten ernst, doch zeigte sogleich wieder sein tausend Dollar Lächeln.

Überrascht blickte ich erst ihn und dann die Tür zur Küche an, in der Jin sich immer noch aufhielt.

Das hatte ich dem Ältesten gar nicht zugetraut. Doch die Vorstellung Jin zu sehen, wie er wild mit seiner Hand gestikulierte und vor lauter Redefluss fast erstickt, fand ich amüsant.

»Bei Merlins Bart! Ich habe eine Nachricht bekommen!« Jade zog unsere Aufmerksamkeit auf sich und drehte ihr Handy zu uns.

»Von -S?« Sie nickte auf Taehyungs Frage hin schnell mit ihrem Kopf und begann über ihr ganzes Gesicht zu grinsen.

»Warum grinst du so, als hättest du im Lotto gewonnen? Das ist doch nichts Gutes, eine Nachricht von ihm zu bekommen.« Verständnislos gesellte sich Jin wieder zu uns.

»Die ganze Zeit hat Yuna die Nachrichten bekommen. Ich freu mich einfach, dass ich auch von Bedeutung bin«, meinte sie und grinste immer noch weiter. Belustigt von ihrer Denkweise schüttelte ich meinen Kopf und forderte sie auf, die Nachricht vorzulesen.
»Es steht nicht viel drin, nur eine Adresse und Datum«, begann sie dann doch zu schmollen, da sie anscheinend unzufrieden mit der Länge der Nachricht war.

Jungkook gab die Adresse gleich im Internet ein und zog seine Stirn in Falten. »Das ist ein Hotel.«

Aufmerksam schellte mein Blick zu ihm hoch. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Egal was -S wieder vor hatte, es konnte nicht gut ausgehen. Vielleicht amüsant, aber nicht gut.

»Warte, wie heißt das Hotel?« Jin schaute uns durch seine dunklen Augen an und starrte danach wie gebannt auf Jungkook.

»Gongpo Hotel... denke ich. Die Homepage sieht nicht gerade professionell aus.«

Der Älteste verdrehte seine Augen genervt. »Das ist voll die Bruchbude. Namjoon - du weißt doch noch – als wir uns mal verfahren hatten und dann dort gelandet sind?«

Der Gefragte legte nachdenklich seine Stirn in Falten ehe er seine Nase rümpfte und nickte. »Das war doch da, wo wir fürs Toiletten gehen Geld bezahlen mussten?«

Jin stimmte dem schnell zu und wendete sich wieder zu uns. »Wenn -S möchte, dass wir dort übernachten, nehmt viel Kleingeld mit.«

»Oder ihr müsst in die supertolle, bestimmt täglich geputzte, Schwimmanlage pinkeln«, fügte Namjoon mit viel Sarkasmus hinzu und schüttelte sich kurz vor Ekel.

»Wir haben Uni, dass weiß dieser Typ hoffentlich schon.«

»Deswegen haben wir die Nachricht bestimmt erst heute, vor dem Wochenende bekommen«, meinte ich auf Nuris bedenken und erhielt ein zustimmendes Nicken.

»Wartet mal. Sagtest du nicht, es sei eine Bruchbude?«, fragte Hoseok und schaute Namjoon durch große Augen an.

Dieser bestätigte es.

»Und es heißt Gongpo?«

Wieder nickte Namjoon.

»Na ganz toll.«

W Ö R T E R: 1154

A/N:
[Gongpo (Hangul: 공포) = Horror, Angst]

Ich hoffe, ihr werdet die kommenden Kapitel genauso amüsant finden, wie ich haha

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