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Vollkommen erschöpft erreichte ich den Höllenraum - das Klassenzimmer. Mit gesenktem Kopf zwang ich mich zu meinem Platz, doch jemand meinte meinen Plan zu durch kreuzen. Meine Laune ist heute miserabel und gerade jetzt sollte man mich nicht ansprechen, außer die Person möchte ihren Kopf das neues Deko Stück in meinem Zimmer sein. Widerwillig hob ich meinen Kopf und schaute zu der noch lebenden Person. 

Taehyung. 

Was will er schon wieder? Merkt er meine miese Laune nicht? Merkt er nicht, dass ich gerade nicht zu sprechen bin? Ich baute mich vor ihm auf und schaute ihn mit meinem bösten Blick, den ich besaß, an. Er lachte nur. Wieso lacht er? Hat er keine Angst vor mir? Er ist mir wirklich ein Rätsel. Er lachte mich scheinbar gerade aus und verspürte keinerlei Angst. Der Ältere merkte auch nicht die Kälte, die sich um uns ausgebreitet hat. "Wieso guckst du denn so? Ich hab keine Angst vor dir." Sein Lachen nahm kein Ende. Wenn er so weiter macht, dann war das sein letztes Lachen. "Du brauchst dich hier nicht aufzubauen. Wir wissen alle, dass du der kleinere von uns bist." Langsam vergeht ihm sein Lachen und sein Ausdruck wird wieder ernster. "Ich weiß nicht wer du wirklich bist Jungkook. Ich weiß nicht wieso du dich so beängstigend gibst. Aber ich werde es heraus finden. Ich werde heraus finden, wer du wirklich bist." Mit dieser Ansage, die mich zugegebener Maßen etwas beunruhigt, setzte er sich auf seinen Platz und ließ mich somit meinen eigentlichen Plan ausführen. Er will also wissen, wer ich bin. Wer hinter dieser Maske steckt. Was es mit dem "Lee" auf sich hat. Was in meiner Vergangenheit passiert ist. Wieso meine Eltern mich nie besuchen kommen. Er will also wissen, dass ich ein Vampir mit noch mehr Geheimnissen bin. Taehyung meint es ernst, das hat man an seinem herausfordernden Gesichtsausdruck erkennen können. Im ganzen hieße das, dass ich nun noch besser aufpassen muss. Ich kann nicht mehr einfach das Gebäude verlassen, ohne der festen Meinung zu sein, dass es niemand bemerken wird, denn Taehyung wird es ganz sicher bemerken. Jackson, dieser Trottel, wird auch nicht mehr durchs Fenster in mein Zimmer gelangen können und dazu muss ich mich schnellst möglich an Menschen Essen gewöhnen. 

Jedoch, wenn ich an den Tag vor einer Woche denke. Das Zeug schmeckt einfach grauenvoll. Ich kann mich nicht daran gewöhnen. Aber das versteht ja keiner. Schon der Hinweis, dass ich von dem Brot bewusstlos wurde, sagt alles. Genervt atmete ich hörbar aus. Was der Lehrer an der Tafel zu erzählen hat, hörte ich schon lange nicht mehr zu. Ich weiß das sowieso alles. Ich hab mehr Wissen über die Welt, als diese möchtegern Lehrer in ihrem ganzen Leben ansammeln werden.

Mein Blick fiel wie von allein auf Taehyung. Er schrieb fleißig den Blödsinn mit, was der Typ an der Tafel erklärt. Seine langen dünnen Finger, die den Stift fest umschlingen und mit leisen Geräuschen über das Blatt wandert. Ein Mensch zu sein, muss anstrengend sein. Die Zeit rennt an einem förmlich vorbei. Man muss in Rekordzeit seine Träume erfüllen, jedoch steht ein harter und langer Weg bis dort hin bevor. Dein halbes Leben verbringst du mit Lernen an der Schule und später beim Arbeiten um Geld zu verdienen. Viel Zeit bleibt einen dann nicht mehr. Als Vampir hast du es angenehmer. Du kannst dir alles so einteilen, dass du in deinen tausenden Lebenszeiten deine Träume und Wünsche wahr werden lassen kannst. Man hat bessere Chancen, die Träume zu erfüllen. Man hat so unendlich viel Zeit. Ich würde sogar behaupten, dass man es als Vampir schöner hat. 

Durch meinen ziemlichen sinnlosen Gedanken, merkte ich nicht, wie es klingelte. Erst als ein altbekannter junger Mann vor mir stand, erwachte ich aus meinen langweiligen Gedanken. "Du. Ich. Zusammen gehen in die Pause. Jetzt." Ich brauchte kurz etwas um seinen, mehr oder weniger, guten Satzbau zu verstehen. Ohne etwas zu erwidern stand ich auf und folgte ihm. Das kann was werden. Vielleicht wird die Zeit auch ganz lustig.

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