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𝓝𝓸𝔀 𝓘 𝓴𝓷𝓸𝔀 𝔀𝓱𝓪𝓽 𝓭𝓻𝓸𝔀𝓷𝓲𝓷𝓰 𝓯𝓮𝓮𝓵𝓼 𝓵𝓲𝓴𝓮
Eine Woche verging. Eine Woche in der Jimin sich immer noch keine Pause gönnte. Am Freitagabend um neun schloss Yoongi sein Musikstudio ab und machte sich auf den Weg zu der Tanzschule, wo Jimin tanzte.
Wie gewöhnlich waren die Räume bereits leer und alles, außer ein Raum lag im Dunkeln.
Musik drang aus dem Raum und Yoongi wusste, dass Jimin dort gerade entweder alles gab, um seinen Körper an seine Grenzen zu bringen, oder erschöpft auf dem Boden lag, kaum in der Lage sich zu rühren. Tief atmete der Schwarzhaarige aus und betrat den Raum.
Bewusstlos lag der Jüngere auf dem Boden, Schweiß perlte ihm über die blasse Haut und seine Augen waren geschlossen.
"Jimin!", hauchte Yoongi und hastete über das Parkett an die Seite des Tänzers. Etwas war anders. Er konnte nicht genau sagen, was es war. Doch dann traf es ihn. Jimin atmete nicht. "Shit", fluchte der Schwarzhaarige. Tränen schossen ihm in die Augen und er begann den Tänzer zu rütteln. "Jimin!" Doch er bekam keine Reaktion. "Jimin!", schluchzte er erneut.
Er beugte sich vor, legte sein Ohr auf die Brust des Blonden. Kein Herzschlag. Nichts. "Nein... n-nein", wimmerte Yoongi. "Hey... hey... wach auf! Du darfst mich doch nicht einfach so alleine lassen, hörst du? D-das darfst du nicht!"
Er begann eine Herzdruckmassage auf Jimin auszuüben und beatmete ihn parallel. "Komm schon- bitte", schniefte er. Doch es half nichts.
Mit fahrigen Fingern fummelte er sein Handy aus der Tasche und scannte gleichzeitig den Raum nach einem Defibrillator ab. Er fand einen. Stolpernd stürmte er zu dem Gerät und gab parallel den Notruf ein. Im Vorbeilaufen schaltete er die Musik aus, damit er den Rettungsdienst besser verstehen können würde.
Mit fahrigen Bewegungen öffnete er die Verpackung des Defibrillators. Eine Männerstimme meldete sich am anderen Ende der Leitung.
"Hallo, die Feuerwehr hier, was können wir für Sie tun?" Yoongi klemmte sich das Telefon unter das Ohr und fummelte die Elektroden aus dem Kasten. "Mein Freund- er atmet nicht", keuchte er. "Und der Herzschlag ist auch weg und ich weiß verdammt noch mal nicht, wie man diesen Defibrillator benutzt", er schluchzte auf. "Bitte helfen Sie mir!"
"Ganz ruhig bleiben! Wir schicken Ihnen ein Rettungskommando, bitte sagen Sie mir, wo Sie sich befinden und, wie Sie heißen!" "Min Yoongi! Im Tanzstudio Jung direkt am Han-River. Bitte! Helfen Sie mir! Sagen Sie mir, wie ich das Ding benutzen soll!"
"Ist gut! Der Rettungsdienst ist unterwegs... Haben Sie den Defibrillator bereits ausgepackt?" Endlich hatte Yoongi die Elektroden entheddert. "J-ja." "Dann kleben Sie jetzt die Elektroden auf die Brust der bewusstlosen Person. Beatmung und Herzrhythmusmassage haben Sie bereits versucht?" "Ja, habe ich!" Yoongi schob mit zitternden Händen Jimins Oberteil hoch und brachte die Elektroden so, wie angeordnet an.
"Sie kleben!" "Sehr gut! Schalten Sie nun das Gerät ein, da ist ein Schalter an der linken Seite zu finden! Wissen Sie, wie lange die betroffene Person schon bewusstlos ist?"
Der Schwarzhaarige schaltete das Gerät ein. "Keine A-Ahnung", wimmerte er. "Ich wollte ihn abholen, weil er eine starke Tendenz hat sich beim Tanzen viel zu sehr zu überfordern und ich ihn zu einer Pause zwingen wollte... und dann lag er hier."
"Die Einsatzkräfte sind nun vor Ort. Bleiben Sie bitte dran, bis Sie sie zu der bewusstlosen Person gebracht haben."
Yoongi stand auf. Er trat auf den Flur und sah durch die gläserne Eingangstür das Blaulicht. Sanitäter eilten herein und er wies sie hektisch zu dem richtigen Raum. "Sie sind jetzt bei meinem Freund", keuchte er in das Mobiltelefon. "Okay, vielen Dank! Eine Frage habe ich noch: wie heißt die betroffene Person und Ihr Verhältnis ist vermutlich freundschaftlich?" "Er heißt Park Jimin und ist mein fester Freund." Mit diesen Worten legte Yoongi auf und ließ sich weinend zu Boden gleiten.
Ein Sanitäter kam zu ihm und legte ihm eine Decke um die Schulter. "Sie haben alles richtig gemacht, okay? Machen Sie sich keine Vorwürfe oder so", sagte der Mann ernst.
Verweint blickte Yoongi zu ihm hoch. "Danke", schniefte er.
Zehn Minuten saß er da, während hektisches Treiben herrschte. Widerholte Versuche Jimin zu reanimieren. Der Musikstudent fühlte sich wie taub. Seine ganze Welt geriet gerade aus den Fugen. Warum hatte er nicht eher gehandelt? Warum hatte er sich nicht besser um Jimin gekümmert? Warum hatte er einfach daneben gestanden und tatenlos zugesehen, wie sich der Jüngere immer mehr zerstörte?
Derselbe Mann, wie zuvor trat auf ihn zu, das Gesicht mitleidig verzogen. "Wir können nichts mehr für ihn tun, es tut mir leid."
Und das war der Moment, wo Yoongi endgültig zusammenbrach. Er begann zu schreien, die Tränen schossen ihm aus den Augen und tropften in Bächen seine Wangen herunter. Er fühlte sich als würde er ersticken. Schmerz. So viel Schmerz. Unendlich viel davon...
Es fühlte sich an, als würde er darin ertrinken. Hatte sich Jimin so gefühlt? War das Jimins Definition von Schmerz? Eines Nachts hatte ihm der Tänzer das gestanden, wie sich sein Schmerz anfühlte. Als würde er fallen und alles um ihn herum war dunkel. Ein bodenloser Fall in die Tiefe und so schnell, dass der Aufprall mit keiner Chance zu überleben war.
Oder wie das Ertrinken eben. So viele Wassermassen um ihn herum und Jimin war so tief gesunken, dass kein Licht mehr von der Oberfläche zu ihm drang und er nicht einmal mehr wusste, wo oben und wo unten war. So hatte es der Jüngere beschrieben.
Und jetzt, jetzt verstand Yoongi zum ersten Mal, wie sich das anfühlte. So intensiv, so schmerzhaft, dass es ihm den Atem raubte.
Park Jimin. Sein fester Freund, seine große Liebe, der Mensch, der die Definition von perfekt war, hatte diese Welt verlassen.
Yoongi spürte, wie sich zwei Arme um ihn schlangen. Es war der Sanitäter. "Shhh", sagte der Mann. "Ich weiß, dass es weh tut. Glauben Sie mir, das weiß ich. Aber irgendwann wird sich diese Wunde wieder schließen. Mit der Zeit, das verspreche ich."
"Nein", sagte Yoongi und wand sich aus der Umarmung. Er wollte sie nicht. Er wollte den Trost nicht. Er wollte die Ratschläge eines Fremden nicht. "Sie haben keine Ahnung, glauben Sie mir." Das Einzige, was Yoongi wollte war, dass das alles hier nur ein schlimmer Traum war. Dass er gleich aufwachen würde, mit Jimin in seinen Armen. Und dann... dann würde er es besser machen. Er würde dafür sorgen, dass alles wieder gut wurde.
Doch es war kein Traum. Es war die gnadenlose, harte Realität.
𝒟ℯℯ𝓅ℯ𝓇, 𝓎ℯ𝒶𝒽 ℐ 𝓉𝒽𝒾𝓃𝓀 ℐ'𝓂 ℊℴ𝒾𝓃' 𝒹ℯℯ𝓅ℯ𝓇
ℐ 𝓀ℯℯ𝓅 𝓁ℴ𝓈𝒾𝓃ℊ 𝒻ℴ𝒸𝓊𝓈
𝒫𝓁ℯ𝒶𝓈ℯ 𝒻𝓇ℯℯ 𝓂ℯ
ℒℯ𝓉 𝓂𝓎 ℴ𝓌𝓃 𝒻ℯℯ𝓉 𝒸𝒶𝓇𝓇𝓎 𝓂ℯ
ℬ𝓊𝓉 𝒻𝒶𝓇 𝓌𝒾𝓉𝒽𝒾𝓃
ℐ𝓃 𝓉𝒽ℯ 𝒹ℯℯ𝓅ℯ𝓈𝓉 𝒹ℯ𝓅𝓉𝒽𝓈,
ℐ 𝓈𝒶𝓌 𝓂𝓎𝓈ℯ𝓁𝒻
𝘉𝘛𝘚 - 𝘉𝘭𝘢𝘤𝘬 𝘚𝘸𝘢𝘯
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