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𝓐𝓷𝓭 𝓽𝓱𝓮𝔂 𝓭𝓸𝓷'𝓽 𝓴𝓷𝓸𝔀 𝓱𝓸𝔀 𝓶𝓾𝓬𝓱 𝔂𝓸𝓾 𝓱𝓾𝓻𝓽 𝓪𝓵𝓽𝓱𝓸𝓾𝓰𝓱 𝓽𝓱𝓮𝔂 𝓼𝓮𝓮 𝓲𝓽 𝓻𝓲𝓰𝓱𝓽 𝓲𝓷 𝓯𝓻𝓸𝓷𝓽 𝓸𝓯 𝓽𝓱𝓮𝓶
"In zehn Minuten bist du dran." Herr Jung lächelte Jimin zu, der nervös schluckte und im Kopf zum x-ten Mal die einstudierte Choreographie durchging.
Stylisten wuselten um ihn herum und zupften sein Haar zurecht, frischten ein letztes Mal sein Make-up auf und überprüften, ob die Kleidung auch richtig saß.
Schwer lastete der Druck auf Jimins Schultern. Denn er wusste, dass das hier ein sehr anerkanntes Ballettteam war, welches auftrat und auch der Preis für die Zuschauer sehr hoch war. Dementsprechend waren die Erwartungen sehr hoch. Das hier waren Leute, die Geld hatten. Sozusagen Leute der ersten Klasse. Keine Durchschnittsbürger.
Er hatte ein Ticket für Yoongi ergattern können, doch es war schwierig gewesen, obwohl er ja selber auftrat. Zum Glück hatte Herr Jung Kontakte, die Jimin dann das Ticket für Yoongi verschafft hatten.
Aber das hier war Yoongis Song. Dementsprechend war es doch sein gutes Recht die Aufführung dazu anzusehen.
Ballett war anspruchsvoll. Hoffentlich würde die Wirkung der Schmerztabletten anhalten damit Jimin es schaffen konnte seinen Körper mit so wenig Schmerzaufwand wie möglich in die richtigen Positionen und Figuren zu zwingen.
"Komm. Am besten du gehst schon mal neben die Bühne, damit gleich alles schnell geht." Der Junge zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und nickte seinem Tanzlehrer zu. "Sie haben recht." Die Stylisten ließen von ihm ab und er folgte Herrn Jung aus dem Raum. Der Boden fühlte sich angenehm kühl unter seinen bloßen Füßen an.
Jimin trug eine weiße Stoffhose und ein glänzendes Seidenhemd, ebenfalls in weiß. Seine Haare hatte man für den Auftritt lila getönt. Nach zwei Haarwäschen würde die Farbe wieder ausgewaschen sein.
Immerhin waren die Anziehsachen bequem und auch, dass er barfuß tanzen durfte, war ihm nur recht. So konnte er sich sicher sein, dass sein Schuhwerk ihm keine Probleme bereiten würde. Denn mit bloßen Füßen fand man deutlich besser Halt auf dem glatten, schwarzen Plastikboden der Bühne, als mit schwarzen Lackschuhen, die eine viel zu flache und steife Sohle besaßen, oder so.
Sie waren bei der Bühne angelangt und Jimin linste durch den Vorhang. Gerade beendete die Gruppe von Tänzern auf der Bühne ihren Auftritt. Höflicher Applaus, so, wie man es bei einem vornehmen Publikum erwartete, ertönte.
Dem Jungen war schwindelig. Kurz musste er nach Luft ringen, der Druck drohte ihn zu überwältigen. "Ganz ruhig. Du weißt, dass das Lampenfieber gleich vorbei sein wird." Herr Jung griff nach Jimins schmaler Schulter. "Du schaffst das. Du bist wirklich spitze und die Chance, dass du auch nur einen Fehler machen wirst, ist eigentlich gar nicht vorhanden, so, wie ich dich kenne." Die Worte halfen nicht wirklich, doch Jimin zwang sich trotzdem zu einem kurzen Lächeln und einem knappen "Danke."
Die Schweinwerfer erloschen, die Tänzer tauschten ihre Plätze. Die Ballettgruppe verließ die Bühne und Jimin betrat sie. Er begab sich in die Startposition und versuchte sein rasendes Herz einigermaßen unter Kontrolle zu kriegen.
Hilfesuchend schweifte sein Blick über die Zuschauer. Und dann sah er Yoongi. Und Yoongi schaute zurück, die Lippen des Älteren formten ein sanftes Lächeln. "Du schaffst das", sagten seine Augen.
Und auf einmal fühlte sich Jimin ganz ruhig. Sicher. Wie immer, wenn Yoongi da war. Ja, er würde es schaffen. Schließlich hatte er so hart dafür trainiert. Er durfte es nicht vermasseln. Und er konnte es auch nicht. Denn er war Perfektionist und das Wort "Fehler" durfte in seinem Vokabular nicht einmal existieren!
Die Scheinwerfer wurden wieder eingeschaltet und blendeten Jimin mit ihrem gleißenden Licht. Doch das machte nichts. Denn er konnte die Choreographie auch blind.
Kurz blinzelte er. Dann setzte die Musik ein und er begann sich zu bewegen.
Gebannt lagen die Augen der Zuschauer auf dem Tänzer, der scheinbar mühelos die ganzen komplizierten Schrittabfolgen absolvierte und seinen Körper in die unmöglichsten Stellungen brachte. Das Lied passte so gut zu Jimin. Dieser Ausdruck von purer Emotion, von purem Schmerz, der sich in jeder Faser seines Körpers widerspiegelte. Er war wirklich ein schwarzer Schwan.
Die Dunkelheit seiner Seele, all der Schmerz, man konnte sie so deutlich spüren, obwohl seine Kleidung strahlend weiß war und sein Aussehen nichts davon verriet, was in ihm vorging.
Und auch Yoongis Blick klebte an dem Jungen fest, ließ ihn keine Sekunde lang los.
Kein Wunder, dass er Jimin bewusstlos aufgefunden hatte, als er den Tanzraum betreten hatte. Diese Choreographie... sie war für viele Leute unmöglich. Sie war unmenschlich. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie das überhaupt möglich war, dass Jimin seinen Körper so bewegen konnte. Als wäre er ein übernatürliches Wesen!
Und trotzdem... trotzdem war Jimin so wunderschön anzusehen. Vielleicht war der Tänzer so fesseln, weil der pure Schmerz einem selber durch die Brust schoss, wenn man ihn anblickte. Dass ein einziger Tanz so etwas auslösen konnte...
Das Lied kam zum Ende. Der Tänzer gab alles, nutzte jede einzelne Energiereserve in seinem Körper... und noch mehr. Denn die Grenzen, die sein Körper ihm setzte, konnten Jimin nicht zurückhalten.
Er sprang hoch, ignorierte den stechenden Schmerz, der jede einzelne Faser seines Körpers durchzog und ließ sich dann zu Boden sinken. Keuchend verharrte er in der Endposition. Salzige Tropfen liefen ihm über das Gesicht und er konnte nicht sagen, ob es Schweiß war, oder Tränen. Denn ihm tat alles weh. Alles tat ihm so unglaublich weh.
Die Welt drehte sich vor Jimins Augen. Und dann erlosch das gleißende Licht der Scheinwerfer. Die Zuschauer applaudierten und der Tänzer genoss dankbar die Dunkelheit, denn die blendenden Scheinwerfer hatten ihm die ganze Zeit unangenehm in die Augen gestochen.
Er rappelte sich auf und verließ die Bühne. Und niemand, niemand außer Yoongi sah, wie unsicher Jimin die Füße aufsetzte, dass sein Gang leicht schwankend war und seine Augen vor Schmerz verdunkelt waren. Der Musikstudent stand auf, verließ seinen Platz. Der Rest der Aufführung war uninteressant. Er musste zu Jimin.
"Jimin." Der Lilahaarige, der sich in seinem kleinen Backstageraum an die Wand gelehnt hatte, die Augen geschlossen, drehte sich zu Yoongi. Und dann stolperte er hastig auf seinen festen Freund zu, flog in dessen Arme und überließ es dem Älteren ihn aufrecht zu halten. "Wie war ich?", flüsterte er, seine großen, braunen Augen blickten Yoongi erwartungsvoll an.
Der Schwarzhaarige schenkte ihm ein trauriges, aber liebevolles Lächeln. "Perfekt, Jiminie. Du warst perfekt."
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