08.12.2024 - Feuer und Regen


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OneShot von ErniesRubberducky

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In einer stürmischen Nacht kam er das erste Mal in meine leere Bar. Seine Hose und Schuhe – sie waren alles, was er an seinem Körper trug – waren vom Regen völlig durchnässt. Doch er ließ sich nichts davon anmerken. Es war, als wäre es ihm nicht wichtig. Aufmerksam beobachtete ich den Neuankömmling, während ich das Bierglas in meinen Händen weiterhin auf Hochglanz polierte. Ich versuchte, mir meine Neugierde nicht anmerken zu lassen und nach außen hin ganz ruhig zu wirken. Doch in mir brodelte es.

Natürlich hatte ich den Mann mit der roten Kette und dem orangefarbenen Hut sofort erkannt. Sein Fahndungsplakat hing in jeder Kneipe im Umkreis und darüber hinaus. Doch ich war verruchten Besuch bereits gewohnt. Nicht selten verirrten sich die einen oder anderen Piraten in meine Bar, die direkt am Hafen von Mocktown lag. Immerhin kamen sie hier ohne große Umwege an Bier. Und das war es auch, was den Kommandanten der zweiten Division von Whitebeard in meine Bar verschlagen hatte.

»Ein Bier«, bestellte Puma D. Ace ohne große Umschweife bei mir. Ich nickte kurz zum Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte und wandte mich zur Zapfanlage um. Den Bierkrug, den ich gerade poliert hatte, verwendete ich einfach gleich wieder. In meinem Rücken konnte ich Ace's Blick spüren, wie er meine Rundungen genau ins Auge fasste und sie sich einzuprägen schien. Doch ich ignorierte das Verlangen, mich einfach umzudrehen und ihm eine sarkastische Frage danach zu stellen, ob er auch mal anfassen wolle, oder ob es einfach beim Starren bleiben würde. Stattdessen drehte ich mich mit einem aufgesetzten Lächeln zu ihm um und stellte ihm das bestellte Bier einfach vor die Nase.

Ace erwiderte das Lächeln zwar – es war ein freundliches, ehrliches Lächeln, das keine Spur von Lüsternheit trug, doch davon ließ ich mich nicht täuschen – äußerte sich jedoch nicht weiter. Nachdenklich nahm er einen großen Schluck davon und dankte mir anschließend. Ich wandte mich ab und machte mich erneut daran, das von meiner Küchenhilfe gespülte Geschirr zu polieren.

»Ist ja heute wenig los«, kommentierte er nach einer ganzen Weile und riss mich damit aus meinen eigenen Gedanken. Blinzelnd drehte ich mich zu ihm um und warf ihm einen misstrauischen Blick zu, bevor ich nickte.

»Du kommst doch gerade von draußen«, antwortete ich. »Bei dem Sauwetter ist es wirklich nicht verwunderlich, dass sich niemand auf die Straße traut.« Passend dazu verdrehte ich meine Augen und wollte mich gerade wieder abwenden, als Ace's Stimme erneut erklang. Er lachte leise.

»Dabei ist es hier doch recht gemütlich«, summte er leise und hielt meinen Blickkontakt aufrecht. In seinen Augen konnte ich, trotz allen Argwohns, keine bösen Absichten erkennen. Er wirkte ehrlich und ganz anders, als ihn die anderen Piraten beschrieben hatten, deren Gespräche ich in der Vergangenheit belauscht hatte. Dieser Mann, der seinen Hut auf dem Tresen neben sich abgelegt hatte, wirkte nicht wie ein Monster. Er war charismatisch und sympathisch.

Im Grunde war er das, wonach sich jede Frau sehnte. Das bemerkte ich im weiteren Verlauf unseres Gesprächs. Hier und da ließ er Komplimente einfließen. Und auch, wenn ich es vorher niemals für möglich gehalten hatte, ließ ich mich auf seine Avancen ein. Alles am Umgang mit ihm wirkte so unkompliziert, so leicht, dass ich mich in Sicherheit zu wiegen begann. Eigentlich war er ein recht umgänglicher Typ, den ich gern in mein Herz lassen wollte. Er war zwar ein Pirat, aber nicht alle Piraten konnten auch schlecht sein – wenn man von Raubzügen, Morden und Brandstiftung absah. Letzteres traf definitiv auf Ace zu, wenn man seine Teufelskraft miteinbezog.

»Wo übernachtest du heute?«, fragte ich ihn irgendwann ganz beiläufig, während ich gegen zwei Uhr morgens die Vorbereitungen für die Schließung meiner Bar traf. In der Zwischenzeit hatte sich niemand sonst hierher verirrt, weswegen Ace mich den ganzen Abend lang unterhalten hatte. Es dauerte etwas, bis er mir antwortete. Ich hatte erst die Befürchtung, dass Ace mich gar nicht gehört hatte, oder dass er einfach eingeschlafen war. Doch bevor ich mich zu ihm umdrehen konnte, ertönte seine Stimme.

»Wie ist dein Name?«

Ich antwortete über meine Schulter: »Ame.«

»Ame, hm? Hast du zufällig ein Zimmer für mich, das ich heute Nacht nutzen könnte, Ame?«

»Nein, leider nicht«, antwortete ich. Ich spürte, wie ein schiefes Lächeln an meinen Mundwinkeln zupfte, als ich seinen Blick erwiderte. Schmunzelnd registrierte ich, wie er seine Augen rasch nach oben, direkt auf meine Augen richtete. Dieser Schelm hatte mir eiskalt auf den Hintern gestarrt. Doch Ace gab sich gar keine Mühe, das irgendwie zu kaschieren. Grinsend zuckte er mit den Schultern, als ich ihn in einer Mischung aus Amüsement und Tadel ansah. »Ich habe auch nur ein Einzelbett in meinem Zimmer stehen.«

»Wir könnten es uns teilen«, grinste der Pirat und beobachtete meine Reaktion genau. Wieder zuckten seine Schultern unschuldig in die Höhe.

»Oooooh nein«, antwortete ich und schüttelte lachend den Kopf. »Nichts da. Du kannst es dir, wenn du nirgendwo anders hinkannst, in einer Ecke hier im Gastraum gemütlich machen. Aber in meinem Bett hast du nichts zu suchen, werte Feuerfaust.«

»Du kennst mich?« Ehrliches Erstaunen lag in seiner Stimme.

»Natürlich kenne ich dich. Wer kennt dich denn nicht?« Als Antwort auf meine Frage schenkte er mir ein schiefes Grinsen.

»Stimmt wohl«, gab er zur Antwort und seufzte. Suchend schaute er sich im Gastraum um, schaute mir nach, als ich hinter der Bar hervorkam, um die Stühle auf die Tische zu stellen. Ich hörte, wie sich sein Barhocker mit einem Kratzen über den Boden bewegte, kurz darauf ertönten Schritte. Kommentarlos kam er mir zur Hilfe, was meine Arbeit beschleunigte.
»Wenn du noch Hilfe brauchst ...«

»Du kannst mir beim Boden wischen helfen«, rief ich über meine Schulter, während ich die letzten Stühle hochstellte. »Der Wischmop ist hinter der Bar.« Ace's schwere Schritte erklangen erneut. Verblüfft nahm ich wahr, wie er nach dem Mop und dem Eimer griff. Tatsächlich füllte er den Eimer mit Wasser und nach kurzem Suchen fand er auch gleich die Schmierseife, die ich für gewöhnlich selbst dafür verwendete. Ich lehnte mich mit der Hüfte gegen einen der Tische und beobachtete ihn dabei, wie er alles vorbereitete, als hätte er es schon hunderte Male gemacht. Wahrscheinlich stimmte das auch noch.

Ace war so in sein Tun vertieft, dass er gar nicht zu bemerken schien, dass ich ihn beobachtete. Abgelenkt wurde ich von dem Spiel seiner Muskeln, die auch schwierige Arbeiten so mühelos aussehen ließen. Als er schließlich seine Augen in den Raum richtete, begegneten sich unsere Blicke. Für einen Moment hielten wir stummen Blickkontakt, bis er mich anlächelte.

»Ich denke, dass ich das hinbekomme«, sagte er freundlich und lächelte mich weiterhin an. »Du siehst müde aus. Leg dich hin.« Ich blinzelte verdutzt und als ich widersprechen wollte, unterbrach er mich. »Ich meine es ernst. Leg dich ruhig hin.« Als ich ihn noch immer wortlos anschaute, bildete sich ein Grinsen auf seinen Lippen. »Ich beklaue dich schon nicht«, beschwichtigte er mich.

Langsam setzte ich mich in Bewegung. Ace hielt noch immer inne und beobachtete meine Bewegungen. Dicht vor ihm kam ich zum Stehen. »Ich habe nie befürchtet, dass du mich beklaust«, gestand ich. »Es ist nur, dass noch nie ein Gast diese Arbeit für mich übernommen hat. Ich bin einfach verwundert, verstehst du?«

Ace nickte langsam. »Die meisten Gäste haben einfach keinen Anstand, nicht wahr?«, sagte er und grinste mich frech an. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, musste sogar kichern. Dabei bemerkte ich gar nicht, wie der Pirat seine Hand hob, sie unter mein Kinn legte und es damit ein Stückchen anhob. Ein flüchtiger Kuss folgte, bevor er mich sanft anlächelte.

Perplex blinzelte ich ihn an. Meinen Mund öffnete und schloss ich, wie es sonst nur ein Fisch tun würde. Ich fragte mich ernsthaft, was die Feuerfaust damit bezwecken wollte. Ob er sich über mich lustig machen wollte? Doch Ace machte sich nicht über mich lustig, wie ich es bereits gewohnt war. Er betrachtete mich voller Neugierde und nach wie vor mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Ich schwieg eine ganze Weile, bevor ich schließlich wieder sprechen konnte.

»M-Morgen Frühstück?«, war die einzige geistreiche Erwiderung, die mir in diesem Moment einfiel. Und Ace nickte mit noch immer demselben sanften Lächeln, das mir Farbe ins Gesicht trieb.

»Gern ...«

Dieser Mann und der Kuss, den er mir geschenkt hatte, ließen mich die ganze Nacht noch meinen Kopf zerbrechen.

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Feuer und Regen

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