06.12.2024 - Photos of Love




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Os by: NoyomikoWrites

Künstlerin vom Bild: Aurabirds (Urheberrechte liegen bei ihr sowie dass sie die Erlaubnis zu posten erteilt hat) - mehr Bilder von ihr auf Twitter und Instagram

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Keigos letzte Yen klimperten in der vorderen Tasche seines Wintermantels. Sie erinnerten ihn daran, dass er dringend irgendeine Inspiration finden musste, bevor sein Geld vollends zur Neige ging. Mit etwas Glück würde er es bis zum Ende des Dezembers schaffen – das waren noch fast dreißig Tage. Er konnte nur hoffen, dass er ein paar Motive fand, die sich gut genug verkauften, damit er sich wenigstens bis zum Monatsende über Wasser halten konnte.

Es war ein kalter Wintermorgen, an dem Keigo ziellos durch die Straßen Tokios schlenderte, seine Spiegelreflexkamera baumelte an einem Gurt an seiner Seite. Er hatte seine nackten Hände tief in den Manteltaschen vergraben, um sie vor den eisigen Winden zu schützen, seine Nase schützte er in den Tiefen seines roten Schals. Überall um ihn herum waren Weihnachtsdekorationen zu sehen für ein Fest, das hierzulande nur von Paaren und Verliebten gefeiert wurde.

Es war eine Weile her, seit Keigo das letzte Mal von jemandem eingeladen worden war, diesen ausländischen Feiertag zu feiern – vor fünf oder sechs Jahren vielleicht von seinem ehemaligen Geliebten. Er erinnerte sich daran, dass es ein recht gemütlicher Feiertag gewesen war, mit etwas unglaublich Leckerem, das sein Ex gekocht hatte. Aber die Zeiten hatten sich in den folgenden Wochen oder Monaten geändert, und irgendwann waren sie übereingekommen, dass sie einfach nicht füreinander gemacht waren.

Bis heute würde Keigo niemals zugeben, dass er jemanden in seinem Leben brauchte. Niemanden, außer seiner besten Freundin. Er war auch ganz glücklich allein, aber ... Als er all die Paare sah, die Händchen hielten und sich eng aneinanderschmiegten, schmerzte sein Herz doch ein kleines bisschen. Er wünschte sich, dass auch ihn jemand so festhielt.

Aber er war nicht der Typ, der sich das Anderen gegenüber eingestehen konnte – das konnte er nicht einmal vor sich selbst zugeben. Wenn ihn jemand fragte, sagte er immer: »Mir geht's gut.« Auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Doch er wollte seine Probleme nicht zu denen der anderen machen. Und an dieser Antwort hielt er leidenschaftlich fest. Selbst wenn andere ihm nicht glaubten, stellten sie nie weitere Fragen. Ob das daran lag, dass sie ihm tatsächlich glaubten oder ob es ihnen egal war, darüber machte sich Keigo keine Gedanken.

Doch er konnte nicht leugnen, dass ein doppeltes Einkommen beruhigender war als ein einzelnes im Zentrum Tokios, einer der teuersten Städte der Welt. Warum also zog er nicht einfach in eine günstigere Gegend der Stadt? Nun, es war so, dass er auf eine zentrumsnahe Wohnung angewiesen war, selbst wenn sie ihn ein Vermögen kostete. Warum er nicht einfach nach einem Mitbewohner suchte? Das hatte er tatsächlich fast drei Jahre lang versucht, bevor er es aufgegeben hatte. Allein zu leben, war ohnehin einfacher, vor allem in einer Einzimmerwohnung, in der er selbst kaum Platz hatte.

Auch wenn er sich manchmal ein wenig einsam fühlte, konnte er nicht leugnen, dass er die Weihnachtszeit liebte. Er liebte die schönen Dekorationen, die von den Ladenbesitzern aufgestellt wurden, und die Musik, die die kalte Luft etwas weniger feindselig erscheinen ließ. Doch nicht nur die bunten Dekorationen, sondern auch die Musik und die einzigartigen Gerüche – Zimt, Nelken oder Tannenzweige – ließen ihn sich fühlen, als wäre er wieder fünf Jahre alt und auf dem Weg quer durch die Stadt. Zusammen mit seiner Mutter, die ihm keine wirkliche Beachtung schenkte.

Manchmal vermisste er sie, auch wenn es nur für seinen eigenen ungesunden Trost war. Aber mit seinen gescheiterten Beziehungen zu beiden Elternteilen hatte er sich schon lange abgefunden. Jetzt schloss er einfach die Augen, nahm all die Gerüche und Geräusche auf und lächelte still in sich hinein.

Zu seiner Erleichterung war auch seine Freundin Rumi Single. Was lag also näher, als diesen Feiertag gemeinsam zu feiern – obwohl sie nicht auf diese Weise aneinander interessiert waren? Nicht, dass sie es nicht versucht hätten – es hatte einfach nicht funktioniert zwischen ihnen. Das Leben als beste Freunde war viel einfacher, ohne Streit und ohne das Risiko, dass ihre Freundschaft daran zerbrach.

Rumi hatte ihm vor ein paar Abenden erzählt, dass sie ein wundervolles Weihnachtsessen mit ihrem Ex geplant hatte und sie wollte nicht, dass all die Vorbereitungen umsonst waren. Sie hatte bereits die Partydekorationen bestellt, die Geschenke und etwas zu essen, als er sie ohne wirklichen Grund verlassen hatte.

Diese treulose Tomate hatte versucht, Rumi den Grund für das Ende ihrer Beziehung zu erklären, aber weder sie noch Keigo hatten so wirklich verstanden, was ihn letztendlich dazu gebracht hatte, Schluss zu machen. Sie schienen so verliebt gewesen zu sein – sogar Rumi, die er all die Jahre, in denen sie sich kannten, nie so glücklich gesehen hatte. Als sie ihm am Telefon davon erzählt hatte, hatte Keigo erwartet, dass sie zusammenbrechen würde. Doch stattdessen hatte sie Keigo zu sich eingeladen. Keigo wäre nicht er selbst, wenn er seiner besten Freundin diesen Gefallen ausgeschlagen hätte.

Er, als professioneller Fotograf, würde alles für seine beste Freundin tun, einschließlich der besten Aufnahmen für die sozialen Medien, damit Rumis Ex seine Entscheidung bereute. Und wenn er zurückgekrochen kam, würde er sie unterstützen, ihm nicht nachzugeben und ihn nicht zurückzunehmen. Zumindest, wenn es das war, was sie wollte. Obwohl Keigo eigentlich nicht der Typ war, der Rachepläne schmiedete oder unterstützte, hatte er ihren Ex aus irgendeinem Grund von Anfang an nicht gemocht, und ein Teil von ihm war wirklich froh, dass es endlich vorbei war. Aber er würde das Rumi niemals sagen, selbst wenn sie ihn anflehte, ehrlich zu ihr zu sein.

In Gedanken versunken, bog er von einer Straße in die nächste. Er lief durch die überfüllten Straßen und von Zeit zu Zeit stieß er mit jemandem zusammen. Ein leise gemurmeltes »Entschuldigung« folgte an denjenigen, den er angerempelt hatte. Nicht, dass die anderen sich bei ihm entschuldigten, aber er tat es einfach. Nach einiger Zeit blendete er sogar die Düfte und die Musik aus, während seine Gedanken wild umherschwirrten.

Er merkte nicht, wohin ihn seine Füße trugen, bis etwas Grünliches seine Aufmerksamkeit erregte. Er blinzelte ein paar Mal und schaute sich um. Er stand direkt vor einem Parkeingang.

Merkwürdig.

Er zog sein gebrechliches Smartphone heraus und öffnete die Karten-App. Es dauerte ein wenig, bis sich die App öffnete und ihm seinen Standort anzeigte, aber sie funktionierte zumindest noch. Blinzelnd bemerkte er, wie weit er gekommen war. Er hatte frühmorgens am anderen Ende des Viertels seine Tour begonnen, und nun war er in der Nähe seiner Wohnung angekommen.

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es fast Mittag war. Ein weiterer Blick auf das Schild ließ ihn innehalten. Er war noch nie in diesem Park gewesen, noch war ihm dieser Park zuvor aufgefallen. Doch wenn er Glück hatte, konnte er hier neue Inspiration finden, die ihm den erhofften Geldregen brachte – auch wenn es gerade genug war, um den Rest des Monats über die Runden zu kommen.

Neugierig setzte er sich in Bewegung. Er steuerte direkt auf den starken, kunstvoll geschmiedeten Metallzaun zu, der den Park umgab. Ein weiterer Blick bestätigte ihm, dass die Eingangstore sogar noch kunstvoller gestaltet waren. Für Keigo war es etwas, das er nur selten sah, obwohl es sein Beruf war, Dinge wie diese zu für andere Menschen festzuhalten. Für diejenigen, die ebenso blind durch die Gegend liefen, wie er selbst den ganzen Tag lang. Wie konnte es sein, dass er dieses Kunstwerk bisher übersehen hatte? Dieser Park war direkt um die Ecke seiner winzigen Wohnung, mitten im Herzen von Taito, Tokio. Wie zum Teufel hatte er so etwas Schönes direkt in seiner Nachbarschaft übersehen?

Er nahm jedes Detail der Geländer in sich auf und machte mehrere Aufnahmen mit seiner Kamera, die wahrscheinlich das teuerste Objekt in seinem Besitz war. Alles an dem Metallzaun war außergewöhnlich schön, selbst die rostigen Stellen. Er hatte schon immer ein Auge für Dinge mit Makel gehabt, und dies war keine Ausnahme. Er hatte die Fähigkeit, die Schönheit selbst in zerbrochenen Dingen zu sehen, und genau diese Aufnahmen brachten ihm oft den größten Erfolg. Doch leider, so sehr dieser Zaun auch das Highlight seines bisherigen Tages war, war es nicht ganz das, wonach er suchte.

Als er durch den Eingang trat, stockte ihm der Atem. Seine Augen weiteten sich, seine Lippen öffneten sich leicht und ein leises, ehrfürchtiges Geräusch entfuhr ihm. Obwohl die Bäume kahl und düster waren, war der Park von atemberaubender Schönheit. Der Schnee lag fast unberührt auf dem Boden, nur ein paar Spuren von Vögeln, Hasen oder anderen Tieren waren zu sehen. Die einzelnen Bereiche des Parks waren wunderschön angeordnet. Keigo hatte das Gefühl, dass die Seele des Parks ihn einlud, noch etwas länger zu verweilen und die Szenerie zu genießen. Während er die Wege des Parks entlang schritt, machte er eine Aufnahme nach der anderen, nahm Impression um Impression auf seiner Speicherkarte auf. Vielleicht sucht ein Gartenmagazin gerade nach passenden Winterbildern, dachte er sich. Diese Bilder sind zu schön, um sie für mich zu behalten.

Oh, wie gerne wäre er länger geblieben. Doch er konnte fast spüren, wie sein Geldbeutel knurrte – oder war es sein Magen? ... Japp. Es war definitiv sein Magen. Er berührte seinen Bauch und schaute sich verlegen um, aber er war vollkommen allein in dieser riesigen Grünanlage. Zumindest dachte er das, bis eine Bewegung um seine Beine seine Aufmerksamkeit erregte. Überrascht schaute er nach unten und entdeckte eine Katze mit kurzem Fell, so weiß wie frisch gefallener Schnee. Schnurrend schmiegte sie sich an seine Beine, sah zu ihm auf und forderte ihn mit einem leisen Miauen auf, sie zu streicheln.

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, und er kniete sich nieder. »Hallo, Schönheit«, lachte er leise und hielt der Katze seine Hand hin. Der weiße Fellball nahm das Angebot schnurrend an. »Du bist zwar nicht das, wonach ich gesucht habe, aber du bist fast noch besser«, sagte er, während sie sich an seine Hand schmiegte, sich auf seine Füße legte und leise miaute. Es war eine ganze Weile her, seit er eine so zutrauliche Katze getroffen hatte. Vielleicht genoss er das hier ein wenig zu sehr. »Darf ich deine Schönheit mit meiner Kamera festhalten?«

Als wollte sie antworten, gab sie ein weiteres kleines Schnurren von sich und betrachtete ihn mit ihren tiefblauen Augen. Keigo lächelte sie breit an. »Ich nehme das als ein ›Ja‹...« Er hob seine Kamera leicht an, öffnete die Abdeckung über der Linse und drehte den Ring um das Objektiv, bevor er den Auslöser drückte.

Einmal.

Die Katze bewegte sich nicht. Sie war still wie eine Statue, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre.

Zweimal.

Sie änderte sogar ihre Position und nahm eine andere Pose für ihn ein.

Dreimal.

»Gute Arbeit, Kleine«, lachte er und streichelte sie wieder.

Zufrieden betrachtete er die drei Aufnahmen, die er gerade gemacht hatte, bevor er die schneeweiße Katze weiter streichelte. »Danke«, sagte er sanft, als die Katze sich erhob und ihre Glieder streckte. Sie schenkte ihm ein weiteres leises Miauen, bevor sie sich umdrehte und davon schlich. Keigo stand ebenfalls auf und schaute der Katze nach. »Sie ist wirklich wunderschön«, murmelte er. »Ich frage mich, wem sie gehört.« Eine so zutrauliche Katze lebte sicherlich nicht allein in der Wildnis, die er scherzhaft ›Dschungel von Tokio‹ nannte. Sie wirkte zu gepflegt, um allein auf den Straßen zu leben.

Geistesabwesend betrachtete er die Fotos, die er gerade gemacht hatte. Nicht nur die Aufnahmen der Katze, sondern auch die Bilder des Parks. Er musste zugeben, dass alle Bilder – egal aus welchem Winkel oder aus welcher Perspektive er sie geschossen hatte – wirklich schön waren. »Woran das wohl liegt...«, murmelte er vor sich hin. Es war fast unmöglich, dass alle Aufnahmen so perfekt waren. Doch hier stand er und bewunderte die allzu perfekten Fotos, die er gerade gemacht hatte.

Kopfschüttelnd ließ er die Kamera sinken. Seine Augen scannten die Umgebung auf der Suche nach einem neuen Motiv, mit dem er möglicherweise noch ein Foto schießen konnte, das ihm sein nächstes Einkommen für den laufenden und vielleicht auch den kommenden Monat sichern würde. Seine Kamera hob er wieder, bereit, alles einzufangen, was ihm ins Auge fiel. Doch mitten im Schwung hielt er inne.

Mitten auf dem Weg stand eine Person. Ein Mann, um genau zu sein. Ein schöner Mann. Seltsam. Ich habe ihn nicht kommen sehen. Keigo blickte nach links, dann nach rechts. Er fragte sich, ob der Mann schon die ganze Zeit dort gewesen war. Nein, das war unmöglich.

Als sein Blick zu dem Mann zurückkehrte, realisierte er, wie wunderschön er wirklich war, obwohl er nur seinen Rücken und einen Teil seines Profils sehen konnte. Keigo stockte der Atem, als er das gesamte Erscheinungsbild auf sich wirken ließ. Er war schlank gebaut, sein kurzes, schneeweißes Haar wurde vom kalten Wind zerzaust und glänzte im Licht der untergehenden Sonne. Seine Haut war blass wie Elfenbein und sein Unterkiefer war mit Narben überzogen. Doch die Narben taten seiner Schönheit keinen Abbruch. Und seine Augen... Sie waren von einem leuchtenden, strahlend blauen Farbton. Selbst aus der Entfernung konnte Keigo das deutlich erkennen.

Der Fremde blickte auf den schneebedeckten Boden hinunter, wo sich die Katze nun an seine Beine schmiegte und zu ihm aufblickte, genau wie sie es zuvor bei Keigo getan hatte. Keigo ertappte sich dabei, wie er das Duo in einer Art Ehrfurcht beobachtete, dabei jede der Bewegungen des Mannes in seinem Kopf festhielt, als dieser sich schließlich hinunter beugte, um das weiche, weiße Fell der Katze zu streicheln und dabei liebevoll lächelte.

Er war verheerend schön. Ein einziger Blick von ihm hätte genügt, und Keigo wäre sofort auf seine Knie gegangen.

Keigo spürte, wie er rot anlief, während er den Fremden ansah, der kaum mehr als einen Hoodie, eine Jeans und ein Paar Turnschuhe trug, während Keigo selbst den wärmsten Wintermantel trug, den er in den Tiefen seines Schranks finden konnte. Er hoffte, dass der Mann sein gerötetes Gesicht nicht bemerkte, wünschte sich aber zugleich, dass der Fremde ihm wenigstens einen kurzen Blick zuwarf, damit er einen Vorwand hatte, zu ihm zu gehen und mit ihm zu sprechen.

Friert er denn gar nicht?, fragte er sich und unterdrückte den Drang, den Abstand zwischen ihnen zu verkürzen und ihm seinen eigenen Mantel anzubieten. Was für Keigo selbst fatal gewesen wäre, denn er fror hier draußen wirklich sehr. Aus den Klamotten des Mannes schloss er, dass er wohl in der Nähe wohnte. Aber wie um alles in der Welt hatten sie sich bisher nie getroffen? Vielleicht war er erst kürzlich hierhergezogen? Doch was noch viel wichtiger war: Sollte Keigo sich bemerkbar machen?

Während er sich immer wieder selbst diese Fragen stellte, beobachtete er, wie der Fremde mit dem wunderschönen weißen, vom Wind zerzausten Haar in die Hocke ging, die Katze lächelnd hochhob und mit ihr sprach. Schließlich richtete er sich auf, drehte sich um und verließ den Park durch den gegenüberliegenden Ausgang, die weiße Katze schnurrte vergnügt in seinen Armen.

Keigo hatte völlig vergessen, ein Foto von dem Mann mit der Katze in seinen Armen zu machen. Viel zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken und der schieren Schönheit des Fremden beschäftigt gewesen. Er ertappte sich dabei, wie er sich wünschte, dass er anstelle der Katze gewesen wäre. Frustriert ließ er seine Kamera an seiner Seite sinken.

Verdammt.

Wie groß waren die Chancen, ihn jemals wiederzusehen?



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Photo of Love

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