01.12.2024 - Der böse Elf



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Os von ZuuleBranie

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Das war das erste Jahr, indem ich die Vorweihnachtszeit ohne meine Eltern verbringen würde. Ich bin dieses Jahr im September in ein Studentenwohnheim gezogen, um an meiner Traum Universität zu studieren. Ich studierte Literatur, aber was ich später arbeiten wollte, wusste ich noch nicht. Was ich jedoch wusste war, dass ich mich für den perfekten Studiengang entschieden habe. Da die Universität aber zu weit von meinem Zuhause weg war, musste ich mir einen neuen Wohnort suchen.

Es war Anfang Dezember und ich habe beschlossen, das Studentenwohnheim ein bisschen festlich zu dekorieren. Ein paar der anderen Studenten wollten mir später am Tag dabei helfen. Ich ging die Treppe herunter zum Keller. Dort wurden anscheinend Weihnachtsdekorationen aufbewahrt und ich wollte sie schonmal holen. Als ich die Tür zum Keller öffnete, schlug mir die Kälte ins Gesicht. Es wurde hier unten offensichtlich nicht beheizt. Ich zog den Reißverschluss von meinem Sweatshirt zu, ehe ich meine Arme vor meiner Brust verschränkte. Ich schaute mich im alten Raum um. Obwohl es erst gegen 16 Uhr war, lag der Raum in fast vollkommener Dunkelheit. An den Seiten standen Unmengen an Kartons und alte Krempel, wie zum Beispiel Fahrräder, die nie benutzt wurden oder ein altes Keyboard. Die Decke war niedrig, weswegen sich ein Spinnweben in meinen Haaren verfing, als ich durch den Raum ging. „Ist das eklig...", murmelte ich mit angewidertem Gesichtsausdruck vor mich hin, als ich panisch versuchte, dass Spinnweben aus meinen Haaren zu entfernen. Ich trat unter eine Hängelampe und zog an dem Zugschalter, um das Licht anzumachen. Der Raum wurde nun von einem warmen, gedämpften Licht beleuchtet. Ich fing an die Kartons zu durchsuchen. Die meisten waren beschriftet, aber die Beschreibung passte manchmal nicht zum Inhalt der Box.

Als ich einen kleinen braunen Karton öffnete, sah ich etwas bekanntes. Ganz oben lag ein Buch über Legenden und Mythen. Ich kannte das Buch von zuhause. Meine Mutter hat mir früher daraus vorgelesen. Ich war als Kind schon mit etlichen Legenden über alles mögliche besessen. Vielleicht war das komisch, aber es war ein Teil meiner Kindheit. Ich nahm das Buch in die Hand und blätterte gedankenverloren darin um. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Ich konnte mich genau erinnern, dass ich jeden Abend zu meinen Eltern ins Zimmer kam, mich zu ihnen ins Bett legte und meine Mutter bat, mir eine Geschichte vorzulesen. Meine Mutter suchte sich dann irgendein Kapitel aus dem Buch heraus und las es mir geduldig vor. Dabei strich mir mein Vater oft durch die Haare bis ich einschlief. Dann brachten sie mich zurück in mein Zimmer. Eine Welle von Nostalgie überkam mich als ich daran dachte. Es war eine wirklich schöne Zeit.

Als ich die Seiten des Buches überflog, stach mir ein Bild ins Gesicht. Auf dem Bild war eine rote Tür zu sehen. Ich konnte mich noch perfekt an die Legende erinnern. Das war die einzige Legende in dem Buch, bei der ich nicht einschlafen konnte. Sie jagte mir früher schreckliche Angst ein. Ich strich mit meinen Fingern über die Seite, so als würde ich versuchen, mich in mein jüngeres ich hineinzuversetzen.

In der Legende ging es um ein Wesen, welches immer zur Winterzeit erschien. Es wurde als „böser Elf" bezeichnet. Die Legende besagt, dass ein Wesen zu deinem Haus kommt und an deine Tür klopft. Es bittet dich die Tür zu öffnen und es hereinzulassen. Das Wesen klingt sehr traurig und schwach. Es versucht Mitleid erwecken. Du sollst es jedoch nicht hereinlassen. Denn es will nur in dein Haus gelangen, damit es dich die ganze Jahreszeit plagen kann. Es wird dich in deinen Träumen heimsuchen und dir in deinem Zuhause Angst machen. Manchmal greift es Menschen auch an. Sobald der Frühling beginnt, wird es verschwinden. Und im nächsten Winter wird es sein Glück bei jemand anderem versuchen. „Hüte dich vor dem Klopfen", hat meine Mutter immer gesagt. Ich bin mir sicher, sie wollte mir nur Angst machen, damit ich keine Fremden ins Haus lassen würde. Und das hat auch sehr gut geklappt. Ich betrachtete die Abbildung mit der roten Tür. Ein Schauer lief mir den Rücken herunter. Auch als Erwachsener fand ich die Geschichte unheimlich.

Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte kurz zusammen und schaute vom Buch auf. Ich legte des Buch vorsichtig in den Karton zurück und schaute mich im Raum um. Habe ich mir das nur eingebildet? Da ertönte es wieder. Ein leises, ruhiges Klopfen. Ich bewegte mich zur Tür, durch die ich in den Keller gekommen bin. Warum würde jemand klopfen? Die Tür war nicht abgeschlossen. Die Person könnte einfach die Tür öffnen und reinkommen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Mein erster Instinkt wäre gewesen, genervt zu sagen, dass die Tür doch offen sei. Aber irgendwas hielt mich davon ab. Ich hielt einen gewissen Sicherheitsabstand zur Tür. Es klopfte wieder. „Lass mich bitte herein... Es ist hier so kalt, so kalt, so kalt...", bat die Person mit einer gebrechlichen Stimme. Es fiel mir schwer die Stimme einem Geschlecht zuzuordnen, sie hörte sich wie eine Mischung aus Frau und Mann an. Ich konnte es nicht besser beschreiben. Plötzlich fröstelte es mich und ich fing an zu zittern. Ich bekam wirklich schreckliche Angst. Die Person hörte sich nicht wie einer der anderen Studenten aus diesem Gebäude an. Ich kannte die Stimme nicht. Wie konnte aber ein Fremder in das Wohnhaus gelangen? Man brauchte einen Schlüssel um hereinzukommen. Ich hatte zu sehr Angst um etwas zu sagen. Ich beschloss, dass es besser war zu schweigen. Vielleicht würde wer auch immer vor der Tür stand wieder gehen. „Bitte, mach die Tür auf... Ich erfriere hier", bettelte die Stimme weiter. Sie fing an zu schluchzen und zu wimmern. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht ein wenig schlecht fühlte. Die Person hörte sich wirklich verzweifelt und hilflos an.

Aber ich konnte nicht anders, als an die Legende aus dem Buch zu denken. Ich glaubte an nichts paranormales, aber das war gerade ein so großer Zufall. Ich konnte es nicht ignorieren. Ich würde die Person jedenfalls nicht hereinlassen, das war mir klar. Ich schlich mich leise von der Tür weg und gab mein bestes, keine Geräusche zu verursachen. Ich musste die Tür irgendwie verbarrikadieren. Die Tür war nicht abgeschlossen und ich hatte einfach zu sehr Angst. Den Schlüssel für die Tür hatte ich nicht, deswegen musste ich etwas schweres finden, was ich vor die Tür legen würde. Ich schaute mich im Keller um. Hinter mir hörte ich, wie das weinen und die Hilferufe nur noch lauter wurden. „Ich bitte dich! So lass mich doch herein..", hörte ich die Person sagen. Mein Herz klopfte von Sekunde zu Sekunde schneller. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Ich versuchte meine Atmung zu kontrollieren, während ich nach etwas nützlichem suchte. Ich durchsuchte die Kartons und fand einen, in dem ein alter Röhrenfernseher war. Ich hatte seit meiner Kindheit keinen so dicken Fernseher mehr gesehen und so gut wie niemand benutze die Dinger heutzutage noch. Aber ich schätzte, dass sich einer der Studenten wohl nicht davon trennen konnte. Es war mir ehrlich gesagt auch egal, warum der Fernseher jetzt hier. Ich war dankbar dafür, dass ich ihn als Barrikade nutzen konnte. Ich versuchte den Karton zu heben und merkte, wie schwer er eigentlich war.

Ich versuchte ihn zur Tür zu tragen aber ich musste ihn auf den Boden legen. Erschöpft seufzte ich und atmete schwer. „Antworte bitte, ich weiß, dass du da bist...", sagte die Stimme, hörte sich aber nun etwas verärgert an. Das machte mir deutlich mehr Angst. Ich atmete einmal tief durch und hob den Fernseher mit beiden Händen hoch und trug ihn schnell zur Tür, bevor ich ihn davor fallen ließ. Der Fernseher machte ein lautes Geräusch, als er den Boden berührte. Das Klopften wurde jetzt immer stärker und die Stimme war nicht mehr traurig wie davor. Mein Herz klopfte, aber ich fühlte mich sicherer mit der Barrikade. Ich schob noch ein paar Kartons vor den Fernseher, während die Person hinter der Tür aufgebracht schrie: „Mach sofort die Tür auf, du Miststück!"

Ich presste meine Lippen zusammen und setzte mich in die hinterste Ecke des Kellers. Ich schaute furchterfüllt zur Tür. Die Person hämmerte so stark gegen die Tür, dass ich befürchtete sie würde gleich aufspringen. Ich umarmte meinen Oberkörper, während ich zitternd dasaß. Meine Brust hob und senkte sich im Sekundentakt. Es hämmerte immer noch gegen Tür und die Schreie wurden nur noch lauter. „Lass es aufhören", bettelte ich im Stillen, meine Augen noch auf den Eingang fixiert.
So plötzlich wie es angefangen hatte, hörte es auch auf. Das Klopfen war nicht mehr zu hören. Keine Schreie oder sonstiges. Nur Stille. Das einzige was zu hören war, war mein eigener Atem. Ich blieb einfach auf dem Boden sitzen. Was wenn die Person noch vor der Tür stand und mich herauslocken wollte? Ich war zu paranoid um nachzusehen. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und wartete einfach. Ich saß bestimmt 15 Minuten auf dem Boden, bevor ich mich nicht traute, aufzustehen. Ich schaute mich um Raum um und begann allmählich mich zu beruhigen. Ich hob das Buch über Legenden aus seinem Karton auf und betrachtete es in meinen Händen. Ich weiß es war ein dummer Gedanke und ich glaubte auch an nichts übernatürliches, aber war da draußen der böse Elf? Oder war das nur ein erschreckender Zufall? Ich konnte es wirklich nicht beantworten. Ich war skeptisch und die Person vor der Tür verhielt sich anders, als es im Buch beschrieben war. Aber wer weiß. Trotzdem war das Erlebnis furchterregend. Ich legte das Buch zurück in den Karton, begrub es aber dieses Mal unter den anderen Büchern darin. Ich wartete noch weitere 15 Minuten und nach ungefähr einer halben Stunde schob ich den Fernseher und die Boxen von der Tür weg. Ich kniete mich auf den Boden und spähte unter der Tür durch, um sicherzugehen, dass niemand draußen war.

Und tatsächlich konnte ich auch keine Schuhe sehen. Ich öffnete vorsichtig die Tür und scannte den Raum vor dem Keller ab. Niemand war da. Ich seufzte erleichtert und eilte die Kellertreppe hoch. Im Flur war das Licht an und einer der Studenten lief gerade auf mich zu. „Hey! Können wir dann später mit dem dekorieren beginnen?", fragte er mich freundlich. Ich lächelte schwach. „Ich hab leider keine Deko im Keller gefunden", sagte ich schließlich und ging einfach weiter. Heute hatte ich keine Motivation mehr dafür.



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Der böse Elf

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