23 - WANDA MAXIMOFF | SCARLET WITCH

WANDA, WENN ...
... sie dir von ihren Fähigkeiten erzählt.

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"Hast du noch Lust heute Abend irgendwohin zu gehen, oder sollen wir ganz in Ruhe einen Mädelsabend hier machen?", fragst du deine beste Freundin Wanda, die sich gerade neben dich auf die weiche Couch hat fallenlassen.

"Ich bin für hier bleiben.", lässt dich die Rothaarige wissen und streckt sich, "Hab einen anstrengenden Tag hinter mir."

Den letzten Teil murmelt sie leise. Besorgt drehst du deinen Kopf zur Seite und siehst, dass sie ihre Augen bereits geschlossen hat.

"Also gut, aber wir verlagern das Ganze hier in mein Zimmer. Du schläfst ja jede Minute ein.", stellst du fest und springst auf.

Wanda war in letzter Zeit immer öfter schon halb am Schlafen, wenn sie von der Arbeit kam. Dunkle Augenringe zierten ihr Gesicht und auch ihr Concealer konnte sie nicht mehr abdecken, so intensiv waren sie schon teilweise. Neulich waren dir auch einige blaue Flecken aufgefallen, die über ihren Körper verteilt waren. Als du sie jedoch darauf angesprochen hattest, meinte sie nur, sie sei Zuhause die Treppe runtergefallen.

Richtig abgekauft hast du ihr die Geschichte nicht, aber weiter nachbohren wolltest du auch nicht.

In deinem Schlafzimmer angekommen, stellst du dich vor den Schrank, der bis oben mit DVDs gefüllt ist, während Wanda sich in die weichen Kissen fallen lässt.

"Irgendwelche Vorschläge?", fragst du den Rotschopf. "Irgendwas ruhiges, ohne viel Drama und wenn möglich ohne Superheldengedöns.", nuschelt sie.

"Harry Potter?"

"In welchem Universum ist Harry Potter ruhig und ohne viel Drama?", lacht Wanda, "Aber wenn du den Film gern schauen möchtest, ist das auch in Ordnung. Ich werd eh nicht viel mitbekommen."

Ein leises Gähnen entkommt ihr und du musst grinsen.

"Also gut, Harry Potter und der Gefangene von Askaban.", lässt du sie wissen und legst die DVD ein.

Mit einem erschöpften Seufzen lässt du dich ebenfalls in die weichen Kissen fallen und kuschelst dich in deine Decke. Der Vorspann läuft und Tante Magda fliegt aus dem Haus der Dursleys.

Wanda neben dir atmete langsam und tief. Ein Blick in ihrer Richtung verrät dir, dass sie bereits eingeschlafen ist.

Harry fährt mit dem Fahrenden Ritter, kommt im Tropfenden Kessel an und langsam merkst auch du wie müde du eigentlich bist. Die gleichmäßigen Atemgeräusche Wandas' machen das Ganze nicht wirklich besser.

Vom Film bekommst du nur noch die Hälfte mit und driftest langsam auch ab.

***

Ein lautes Poltern lässt dich zusammenzucken und kerzengerade in deinem Bett aufsetzen. Zuerst meinst du das Geräusch wäre vom Film gekommen, denn Harry und Hermine waren gerade mit dem Zeitumkehrer zurückgereist um Seidenschnabel und Sirius Black das Leben zu retten, allerdings polterte es erneut und es kam eindeutig aus dem Wohnzimmer.

Panisch wirfst du einen Blick auf die andere Seite des Bettes, aber Wanda ist nicht da.

"Verdammt.", murmelst du und rappelst dich auf.

Leise versuchst du dir einzureden, im Wohnzimmer nur Wanda zu finden, die dort im schlimmsten Fall schlafwandelt und an den Wohnzimmertisch gelaufen ist, verlässt du auf Zehenspitzen tipsend dein Zimmer.

"Wanda?", flüsterst du leise.

Keine Antwort.

"Wanda?", fragst du noch einmal, jetzt etwas lauter.

Wieder keine Antwort, stattdessen nur wieder ein lautes Poltern.

"Verdammt.", fluchst du erneut und siehst dich nach etwas um, dass im schlimmsten Fall als Waffe dienen könnte.

Ein großer Regenschirm fällt dir ins Auge. Besser als nichts, denkst du dir, schnappst ihn dir und bringst ihn vor dir in Position.

Mit kleinen, vorsichtigen Schritten arbeitest du dich langsam vorwärts, bis du plötzlich innehältst, da du Stimmen hörst.

"Was willst du hier?", hörst du jemanden zischen.

Wanda. Warte, Wanda?

Ein tiefes, raues Lachen erklingt.

"Du weißt genau, was ich hier will. Entweder du übergibst sie mir jetzt, oder ich muss dir das Licht auspusten.", erklärt eine tiefe rauchige Stimme und dir stellen sich alle Nackenhaare auf. Die Stimme kommt dir bekannt vor, aber du weißt nicht wo du sie schon einmal gehört hast.

"Nur über meine Leiche.", stellt Wanda klar, woraufhin nur wieder diese dreckige Lach erklingt.

"Na gut, du wolltest es nicht anders, Mädchen."

Du hörst, wie jemand eine Waffe lädt und schlagartig bist du aus deiner Schockstarre befreit. Der Typ, der mit Wanda in deinem Wohnzimmer steht, war kurz davor, deine beste Freundin umzubringen. In deiner Wohnung.

So schnell du kannst, rennst du die letzten Meter zur Tür.

Bei dem Anblick der sich dir bietet, stockst du jedoch. In dem Zimmer sieht es aus, als hätte ein Tornado gewütet und mitten in dem Chaos steht ein breitgebauter Typ mit Vollbart. Seine Waffe hat er geradewegs auf die Rothaarige gerichtet und genau in diesem Moment drückt er ab.

"Nein!", rufst du und möchtest nach vorne stürmen, um Wanda aus der Schusslinie zu bringen, aber die roten Funken, die aus ihren Fingern kommen, halten dich zurück.

Die Kugel, die eigentlich sie treffen sollte, bleibt mitten in der Luft stehen. Sie ist umgegeben von der roten Energie, die aus Wandas Fingern zu kommen scheint. Die Kugel ändert ihre Richtung und landet direkt in der Brust des Typen. Dieser reißt verwundert seine Augen auf und drückt sich mit beiden Händen an die Stelle, an der die Kugel in seinen Körper eingedrungen ist.

Immernoch einen ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht sinkt er auf die Knie, um dann seinen letzten Atemzug zu machen und leblos auf dem Boden zu liegen.

Mit ebenfalls weit aufgerissenen Augen siehst du zwischen dem mittlerweile toten Mann und Wanda hin und her.

Was war das, was da aus ihren Fingern gekommen ist? Ist der Typ wirklich tot? Träumst du vielleich doch nur alles?

"Y/N.", beginnt Wanda und kommt langsam auf dich zu.

"Wa-Was ist hier los?", fragst du leise und gehst einige Schritte rückwärts. Die ganze Situation ist dir nicht wirklich geheuer.

"Ich kann dir alles erklären, aber bitte bleib ruhig.", meint die Rothaarige, hält ihre Hände abwehrend vor sich und kommt noch näher auf dich zu.

Du schüttelst nur deinen Kopf und gehst weiter rückwärts, bis du mit deinem Rücken an der Wand landest.

"Was genau war das, was aus deinen Fingern gekommen ist? Und warum hat die- die Kugel-", du stockst. Das hört sich alles so surreal an.

"Warum die Kugel ihre Richtung geändert hat?", fragt dich Wanda jetzt.

Du nickst nur, behältst die Rothaarige aber aufmerksam im Auge.

"Eigentlich wollte ich dir das so schnell noch nicht erzählen.", seufzt sie und wirft dir einen besorgten Blick zu, "Aber jetzt bleibt mir wohl nichts anders übrig."

Sie zeigt auf die Stühle in der Küche: "Wollen wir uns setzen?"

Du schüttelst langsam deinen Kopf, was Wanda seufzen lässt. Sie macht Anstalten, auf dich zu zugehen, aber hebst abwehrend deine Hände: "Bleib weg von mir."

Ein verletzter Ausdruck huscht über das Gesicht deiner besten Freundin. Aber ist sie das überhaupt noch? Kennst du die Person überhaupt die vor dir steht und dich entschuldigend ansieht?

"Y/N, bitte-", fängt Wanda an.

"Was bist du?", fragst du und verschränkst deine Arme vor der Brust, jedoch aufmerksam. Wer weiß, wozu Wanda im Stande ist.

Ein trauriges Lächeln stiehlt sich auf Wandas Lippen: "Ich bin ein Mensch genau wie du, allerdings habe ich gewisse - nun ja - Fähigkeiten."

"Ja, das habe ich gesehen.", murmelst du.

"Sagt dir der Name Hydra etwas?", fragt sie dich.

"Nein."

"Hydra war eine Geheimorganisation der Nazis während des zweiten Weltkriegs und darüber hinaus. Als meine Eltern im Krieg getötet wurden, meldeten mein Zwillingsbruder Pietro und ich uns freiwillig für deren Experimente - was hatten wir auch schon noch zu verlieren."

Über Wandas Augen legte sich ein dunkler Schatten, als sie ihren Bruder erwähnte.

"Bei diesen Experimenten bekamen wir besondere Kräfte. Ich kann seitdem Gegenstände allein mit meinen Gedanken bewegen und in die Köpfe anderer eindringen und die Realität verändern."

"Ha- Hast du das jemals auch bei mir gemacht?", fragst du vorsichtig.

"Um himmelswillen, nein! Das würde mir nie einfallen.", erwiderte Wanda postwendend und macht einen Schritt auf dich zu. Du allerdings streckst deine Arme abwehrend aus.

"Du warst also Teil einer Geheimorganisation der Nazis? Oder bist es sogar immer noch?"

"Nein, ich bin schon lange kein Teil mehr von Hydra. Die Avengers haben mich in ihre Reihen aufgenommen und ich lerne mit meinen Kräften richtig umzugehen und sie anzuwenden."

"Was wollte der- der Mann dann hier. Hier bei mir?"

Bei dem Gedanken an den toten Mann, merkst du wie dir dein Abendessen langsam die Speiseröhre nach oben wandert.

Erneut seufzt Wanda.

"Okay, bitte flipp jetzt nicht aus. Du bist die bis vor Kurzem noch verschwunden geglaubte Tochter von Phil Coulsen, der lange Teil der Agents of Shields war. Bevor er von Loki- Er ist tot und der Typ ist von Hydra. Sie wollen dich, um nun ja, um ein Druckmittel zu haben. Gegen Shield und gegen die Avengers - vor allem mich und Steve Rogers alias Captain America."

Deine Kinnlade fällt nach unten. Du hast deine Eltern nie kennengelernt. Dein Leben ist geprägt von Waisenhäusern und Pflegefamilien. Jetzt zu hören, dass dein leiblicher Vater, nach dem du dich so lange gesehnt hast tot ist, ist wie ein Schlag ins Gesicht.

Dass dann auch noch eine Geheimorganisation der Nazis hinter dir her ist, die dich als Druckmittel gegen eine Gruppe strumpfhosentragender Superhelden benutzen möchte, ist die Spitze des Eisbergs.

"Ich werd dich ins Quartier mitnehmen, hier ist es nicht mehr sicher für dich. Du wirst genügend Zeit bekommen, das alles in Ruhe zu verarbeiten. Das verspreche ich dir."

Du sinkst langsam zu Boden, überfordert mit der ganzen Situation. Warme Tränen laufen über deine Wangen. Nicht in der Lage dich zu bewegen, lässt du zu, dass Wanda dich in eine tröstende Umarmung schließt und atmest ihren vertraute Geruch tief ein.

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