fünf

Taehyung presste seine Lippen fest zusammen, versuchte das unbändige Zittern zu unterdrücken. So langsam wurde es um sie herum immer heller. Hier waren in kleinen Abständen Laternen aufgestellt, erhellten die Straße fast so als wäre es Tag.

Seine Füße taten unglaublich weh, die Highheels schnitten ihm bei jedem Schritt in die Haut. Irgendwann blieb er stehen und zog sie schlicht und einfach aus, schenkte Jungkook einen kühlen Blick, als dieser ebenfalls stehen blieb um nach Taehyung zu sehen, und lief schließlich schnippisch an ihm vorbei.

Der kalte Untergrund kroch ihm durch die Fußsohlen in den Körper. Er würde bestimmt krank werden. Schluckend verschränkte er die Arme vor dem Körper, zog Jungkooks Jacke enger um seinen zitternden Leib.

Jungkook hatte währenddessen wieder aufgeholt, blickte Taehyung verstohlen von der Seite an. Die kühlen Gesichtszüge hatten ihn unwiderruflich in ihren Bann gezogen. Seitdem er Taehyung das erste Mal gesehen hatte, hatte sich eine unglaubliche Faszination für den Älteren in ihm breit gemacht, sich durch seinen gesamten Körper gefressen.

Taehyung torkelte wie ein junger Storch, veranlasste den Jüngeren stützend einen Arm um ihn zu legen. Sofort zischte er auf, beschimpfte Jungkook wie eine Furie, bis dieser ihn wieder los ließ. In seiner Aufregung übersah er eine kleine Erhöhung auf dem Boden und fiel. Seine Knie schrappten über das unerbittliche Gestein.

Taehyungs Lippen verließen keinen Ton, wie leblos blieb er auf dem Bürgersteig hocken. Starke Arme legten sich an seinen Rücken und Kniekehlen. Mit Leichtigkeit wurde er aufgehoben und an einen warmen Körper gepresst.

"Lass mich sofort runter!", knurrte er, zappelte heftig. Blut bahnte sich langsam aber sicher den Weg aus seinen Wunden. Jungkook kümmerte sich garnicht um das Gezeter, verstärkte seinen Griff.

"Damit du nochmal umkippst? Vergiss es. Und jetzt halt endlich still!" Jungkooks Stimme war schneidend, ließ keine Gegenargumentation zu.

Langsam klappte Taehyungs Mund zu. Zum ersten Mal fühlte er sich dem Jüngeren, dem Kind, unterlegen.

Taehyung fühlte sich anderen Menschen nicht gerne unterlegen. Er ließ es nicht zu. Auch wenn er seinen Körper verkaufte, fühlte er sich immer überlegen. Weil er etwas hatte, was die anderen wollten. Sie waren von ihm abhängig.

Kraftlos sank sein Kopf gegen Jungkooks harte Brust, er ließ es zu. Vielleicht aber auch nur, weil er tatsächlich seit knapp zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte und nicht wusste, was passieren würde, wenn er sich ernsthaft gegen den Jüngeren auflehnen würde.

Irgendwann kamen sie an einer großen Villa an, Taehyung hielt die Augen geschlossen, während er durch den Vorgarten getragen wurde. Jungkook schloss ungelenk die Tür auf, trat ein und ließ sie mit einem leisen Schlag zufallen.

Wohlige Wärme hüllte Taehyung ein, seine eiskalten Füße begannen zu bitzeln. Er vermochte immernoch nicht die Augen zu öffnen, er wollte es nicht sehen.

Jungkook bewegte sich wieder, er trug Taehyung in Richtung einer gigantischen Wendeltreppe, die zu Jungkooks Zimmer und einem anliegenden Bad führte.

Eine Stimme hielt sie allerdings auf.
"Master Jeon!"

Der ruckartige Stopp ließ Taehyung die Augen öffnen, sein Blick fiel auf eine gestriegelte Dame in ihren Vierzigern, welche Taehyung abfällig musterte.

"Master Jeon, ich denke nicht, dass ihre Eltern-"

"Sie sollen nicht denken, sondern ihre Arbeit machen. Lassen Sie oben ein Bad ein. Danke, Amanda."

Die Bedienstete presste die Lippen zu einer dünnen Linie, ließ ihren Blick nochmal offen abschätzig über Taehyung gleiten, bevor sie eine Verbeugung andeutete und verschwand.



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