dreizehn
Taehyung fühlte sich fiebrig und müde. Er war ziemlich froh als seine Schicht im Club rum war und er nachhause gehen konnte. Kurz zog der Gedanke durch seinen Kopf sich noch an die Straße zu stellen um noch ein bisschen mehr Geld zu verdienen, aber er schob diesen Gedanken bloß mit einem unwohlen Gefühl im Bauch weg. Es war schon etwas her, dass er sich das letzte Mal prostituiert hatte. Er hatte jetzt mehr Arbeitszeiten im Club, gab mittlerweile sogar Privatsessions in den kleinen, orientalisch angehauchten Hinterräumen im Club. Der Körperkontakt missfiel ihm auch dort, aber die Kunden durften ihn nicht anfassen. Und das machte die ganze Sache besser.
Taehyung war klar, dass er so nicht weitermachen konnte. Das Geld, was er so verdiente, würde nicht reichen. Er müsste sich bald wieder prostituieren, Fremde in seinen Körper eindringen und ihn schamlos benutzen lassen, aber er brachte es einfach nicht über sich. Er konnte das nicht mehr. Der Gedanke daran trieb ihm Tränen in die Augen, manchmal wünschte er sich zu seiner Mutter unter die Erde. Taehyung schlug sich jedes Mal fest auf die Wange, wenn dieser Gedanke wieder durch seinen Kopf waberte. Er hatte es bis hierhin geschafft, da würde er ganz sicher nicht jetzt aufgeben.
Aber die Krankheit zerrte stark an seinen Kräften. Sein Fieber war hoch, sein Hals tat weh - eigentlich sein ganzer Körper - und er fühlte sich schwindlig und leer. Taehyungs davor schon ziemlich schmaler Körper wurde immer knochiger, die Haut blass, die Haare glanzlos, die Wangen eingefallen.
Er schleppte sich nurnoch herum, hatte keine Zeit sich richtig auszukurieren, sonst würde er bald auf der Straße sitzen.
Sein Körper zitterte leicht, als er den Club durch die Hintertür verließ. Nachdenklich biss er auf seiner Unterlippe herum, bemerkte die Person, die im Schatten einer Hauswand stand, überhaupt nicht.
Jungkook erschreckte sich extrem, als er Taehyung aus der Tür heraus staksen sah. Seine Augen waren gerötet, er sah unheimlich schlecht aus, seine Beine nicht breiter als Jungkooks Oberarme.
Jungkooks Herz setzte für einen Moment aus, bevor es doppelt so schnell wie vorher gegen seinen Brustkorb hämmerte. Taehyung sah mehr tot als lebendig aus.
Taehyungs große Augen weiteten sich, als er Jungkook entdeckte. Ein Mundwinkel begann leicht zu zucken, hilflos blieb er auf der Stelle stehen, wartete bis der Jüngere sich ihm langsam näherte, schließlich direkt vor ihm stehen blieb. Heftig blinzelte er die Tränen davon, senkte den Blick und drückte die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen.
Aus dem Augenwinkel sah er wie Jungkook eine Tüte, die er zuvor in den Händen hielt, vorsichtig auf dem Boden abstellte und langsam noch näher an ihn heran trat. Taehyung wich nicht zurück.
Jungkook wollte Taehyung nicht bedrängen, er wollte aber auch nicht nichts tun. Er führte seine Handlungen langsam aus, ließ Taehyung jederzeit die Möglichkeit zurück zu weichen und ihm zu entgehen.
Sachte legte er schließlich einen Finger an Taehyungs Kinn, hob seinen Kopf an und blickte in die traurig wässrigen Hundeaugen, die sich in seine bohrten.
Jungkook strich mit seinen Daumen die Tränen von Taehyungs Wangen, nahm sein Gesicht behutsam in seine Hände.
Langsam beugte er sich vor, presste einen unschuldigen Kuss auf die fahle Wange, bevor er Taehyung fest in seine Arme schloss.
Das war der Moment in dem der Damm brach, Taehyung klammerte seine Finger fest in Jungkooks Mantel, schluchzte hemmungslos in dessen Halsbeuge. Beruhigend strich Jungkook über die deutlich hervorstehende Wirbelsäule des Älteren, ein ausgeprägtes Bedürfnis Taehyung zu beschützen floss durch seine Adern. Er wollte Taehyung in seinen Armen halten und ihn nie wieder los lassen. Seine Arme schlangen sich fest um den dünnen Körper, seine Finger strichen besänftigend über das spröde Haar.
Es dauerte einige Minuten, bis Taehyungs Schluchzer abebbten und er sich immerhin ein bisschen beruhigen konnte. Ein starkes Zittern fuhr immer noch durch seinen Körper, aber das konnte auch die Kälte sein.
Jungkooks Wärme an seinem kalten Körper fühlte sich mehr als nur gut an. Er fröstelte richtig auf, als der Jüngere ihn irgendwann los ließ, vermisste dieses Gefühl sofort. Vielleicht weil Jungkook das Letzte in seinem Leben war, was ihm so wirklich Halt gab. Auch wenn Taehyung das natürlich nie zugeben würde.
Dicker Stoff legte sich plötzlich um seine Schultern, Jungkook umfasste Taehyungs Handgelenke sanft mit seinen Fingern und führte seine Arme behutsam durch die Ärmel seines Wintermantels.
Taehyung verfolgte die Bewegungen mit großen Kulleraugen, gab keinen Laut von sich. Auch als Jungkook seine Hände plötzlich unter seine Oberschenkel legte und ihn hochhob blieb er still, klammerte seine Arme und Beine um Jungkooks standfesten Körper und vergrub den Kopf in dessen Halsbeuge.
Jungkook roch so gut.
Immer wieder striff seine Nase gegen die weiche Haut, er atmete seinen Geruch ein und nahm die Wärme auf, die der Jüngere ausstrahlte.
Taehyung war in diesem Moment alles egal. Ihm war egal, ob sie jemand so sehen würde, ihm war egal, was andere Leute denken würden. Er fühlte sich sicher, das war alles, was zählte.
Aus dem Augenwinkel konnte er beobachten, wie Jungkook die kleine Plastiktüte, die er die ganze Zeit schon mit herum schleppte, einem Bettler gab, welcher am Straßenrand kauerte.
"Was machst du?", flüsterte Taehyung gegen Jungkooks Hals, er war sich nicht sicher, ob dieser ihn überhaupt gehört hatte.
"Das war eigentlich für dich. Ich hab dir was zu essen gekauft. Aber...ich lass dich so nicht allein. Ist mir egal was du sagst.
Ich kann es nicht ertragen, wenn du mir weg stirbst. "
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