𝐕𝐈.
Natürlich musste Ophelia recht behalten, denn obwohl Chester am Abend zuvor mehr oder weniger zu viel getrunken hatte und Ophelia sich deshalb sicher war, dass er einen ordentlichen Kater haben musste, schleifte er sie bereits früh morgens gemeinsam mit dem Quidditchteam erst zum Frühstück und dann zum Feld.
Der Morgen war hell und klar, die Luft noch frisch und der Tau auf dem Gras glänzte im Licht der Sonne.
Perfekte Umstände für ein Quidditchspiel.
Ophelia hatte den beliebten Zauberer-Sport immer gemocht, auch wenn sie es nie wirklich viel selbst gespielt hatte.
In ihrer Kindheit hatte sie einige Zeit mit ihren Geschwistern im großen Garten des Graves-Anwesens gespielt. Doch dann war ihre Höhenangst immer schlimmer geworden.
Auf einer einige Meter hohen Tribüne zu stehen war also nicht gerade ihre Traumbeschäftigung für einen entspannten Sonntag.
Aber seit Heather spielte, hatte sie, unter anderem dank Chester, kein einziges der Spiele mehr verpasst.
Was tat man nicht alles für seine Freunde?
Denn nun stand sie hier, eben auf dieser hohen Tribüne, um ihrem besten Freund dabei zuzusehen, wie er seiner großen Liebe hinterher gaffte, ihre beste Freundin anzufeuern... und vielleicht auch, um einen gewissen braunhaarigen Gryffindor mit karamell farbenen Augen und einem furchtbar süßen Lächeln zu sehen.
Und tatsächlich traf einige Minuten später ein verlegen lächelnder Remus Lupin an der Seite Peter Pettigrews ein.
,,Guten Morgen." Der Gryffindor räusperte sich.
Erfreut sah das blonde Mädchen zu den beiden Neuankömmlingen auf und machte ihnen dann bereitwillig auf den Tribünen Platz, während Chester ihnen nur einen finsteren Blick zu warf und seine Aufmerksamkeit dann wieder dem noch leeren Feld zu wandte.
Ophelia lächelte entschuldigend. ,,Unser lieber Chester hat es gestern ein wenig mit dem Feuerwhisky übertrieben..." Sie warf ihrem besten Freund einen belustigten Blick zu, was diesem allerdings nur ein beleidigtes Grummeln entlockte.
Remus nickte verstehend, lächelte dann mitleidig. ,,Da wünsche ich ihm heute Abend viel Spaß."
Irritiert hob Ophelia die Augenbrauen.
,,Egal ob wir heute verlieren oder gewinnen... James und Sirius werden eine Party veranstalten." Peter zuckte grinsend mit den Schultern.
In diesem Moment ertönte ohrenbetäubender Jubel auf den inzwischen rappelvollen Rängen.
Die Quidditchmannschaften der Häuser Gryffindor und Slytherin hatten das Feld betreten und Madame Hooch setzte ihre Pfeife an die Lippen, um das Spiel mit ihrem üblichen Pfiff beginnen zu lassen.
Wie immer ließ Ophelia nur der bloße Anblick der hoch in der Luft schwebenden Spieler und Spielerinnen erschaudern. Die Vorstellung, hoch über dem Boden zu fliegen, ohne festen Untergrund und mit nichts, als einem hölzernen Besen als Sicherheit, brachte ihre eingeweide dazu sich schmerzhaft zusammen zu ziehen und krampfhaft krallte sie sich an dem Geländer vor ihr fest.
Sie schloss die Augen, bis sich schließlich eine beruhigende Hand um ihre verkrampften Finger legte. Ophelia sah dankbar zu ihrem besten Freund auf, der sich trotz seiner mäßig guten Laune um sie zu sorgen schien.
Chester löste ihre Finger vorsichtig von dem Geländer, nahm ihre Hand und drückte sie dann beruhigend.
Ophelia lächlte bei der Geste ihres besten Freundes und hob ihren Blick wieder, um sich zugegeben noch immer etwas unsicher umzusehen.
Sie sah zu Remus und ertappte ihn dabei, wie sein Blick einen Moment zu lang auf ihren mit Chesters verschränkten Fingern hängen blieb.
Vermutlich hielt er sie für schwach...
Ophelia hatte ihre Höhenangst immer verflucht.
Sie mochte es nicht, anderen ihre Schwächen zu offenbaren.
Sie wollte, dass ihre Mitmenschen sie für eine starke Person hielten.
Jemanden, der mutig war und sich nicht von ein paar albernen Metern einschüchtern ließ.
Doch sobald Remus bemerkte, dass die blonde Gryffindor ihn dabei erwischt hatte, wie er stirnrunzelnd auf ihre Hand in Chesters starrte, wandte er seine Aufmerksamkeit eilig wieder dem Spiel vor sich zu und schließlich tat Ophelia es ihm gleich.
Das Spiel lief gut.
Bereits in den ersten zwanzig Minuten schoss Gryffindor drei Tore, zwei davon James Potter.
So arrogant der bebrillte Gryffindor auch sein konnte, auf dem Besen war er ein Naturtalent, soviel musste man ihm lassen.
Doch auch die Slytherin-Mannschaft legte sich mächtig ins Zeug.
Einmal hätte ihr Sucher, Regulus Black, beinahe den Schnatz gefangen und nur ein von seinem Bruder in letzter Sekunde geschmetterter Klatscher bewahrte Gryffindor vor einer frühzeitigen Niederlage gegen die grün-silber gekleideten Schlangen.
Erst nach über einer Stunde, einigen Fauls beider Seiten -Ophelia war sich sicher, dass an den meisten die Slytherins Schuld trugen- und weiteren Toren, schlossen sich schließlich endlich Heathers Finger um den winzigen goldenen Schnatz und das Spiel endete unter lautem Jubel der rot-goldenen Menge.
Bereits bei Madame Hoochs Schlusspfiff war Chester aufgesprungen und hatte Ophelia durch die Gryffindors gezogen, offenbar auf dem Weg zum Team der Gryffindors, welches inzwischen ebenfalls jubelnd auf dem Feld gelandet war.
Lächelnd beobachtete sie ihren besten Freund dabei, wie er sich geradezu voll Vorfreude einen Weg zum Team bahnte, den Blick immerzu auf eine gewisse dunkelhaarige Gryffindor gerichtet.
Immer wieder wurde Heather euphorisch auf die Schulter geklopft, was die Sucherin stolz grinsen ließ.
Chester erreichte sie als erstes und zog sie zugegeben etwas zögerlich in eine Umarmung, die die beiden allerdings relativ schnell wieder lösten.
Die unangenehme Stimmung zwischen ihnen war kaum zu übersehen, gerade da Chester sich in letzter Zeit so sehr von Heather distanziert hatte und eilig schlang auch Ophelia die Arme um ihre beste Freundin, um die unschöne Spannung zu durchbrechen. ,,Du warst super, Heath.", rief sie ihrer Freundin durch die Lautstärke des Teams und der Menge zu.
Plötzlich schlang sich ein weiteres Paar Arme um Heather. ,,Ja, ein sagenhafter Fang, Babe..." Sirius Black trat neben seine Freundin.
Ophelia verdrehte die Augen, bei dem Blick, den Heather ihrem Freund zuwarf.
Aber sie konnte sich nicht beschweren...
Genau das war doch ihr Plan gewesen, richtig? Heather glücklich machen... mit Sirius Black?
Besorgt sah sie sich nach ihrem besten Freund um. Chester stand mit zusammengepressten Lippen neben ihr und beobachtete starr das Paar vor ihm.
Sie wollte ihn gerade kurz zur Seite nehmen -warum tat er es sich das immer an und beobachtete die beiden?- , da trat ein breit grinsender James Potter zu ihnen.
,,Graves!" Er legte überschwänglich einen Arm auf ihre Schulter. ,,Ich hoffe ihr habt uns schön angefeuert und bewundert!"
Sie lachte auf. ,,Natürlich habe ich das. Wir alle sind nur gekommen um dich zu bewundern!" Die Gryffindor schüttelte den verschwitzten Arm auf ihrer Schulter ab.
,,Aber, aber, höre ich da etwa Sarkasmus in deiner Stimme, Graves?" Gespielt enttäuscht schüttelte der Gryffindor mit dem wild in alle Richtungen anstehenden Haar den Kopf.
Unschuldig lächelnd blickte die blonde Gryffindor zu ihm auf. ,,Das würde mir nicht im Traum einfallen, Potter! Ich meine, sieh dich an!" Sie ließ ihren spöttischen Blick über ihn wandern, was ihr einen empörten Blick und einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter einbrachte.
,,Stimmt es, dass ihr nachher wieder feiert?", fuhr sie dann an den dunkelhaarigen Jäger gewandt fort, was diesen vorfreudig grinsen ließ.
,,Natürlich, so ein bisschen Spaß nach unserem glorreichen Sieg haben wir uns doch wohl verdient." Sein Grinsen vertiefte sich. ,,Wobei Tatze ganz offensichtlich jetzt schon eine Menge Spaß zu haben scheint..."
Und tatsächlich, als auch Ophelia sich wieder zu dem Black umdrehte, hatte dieser ihre beste Freundin gerade in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt.
Die beiden küssten sich haltlos, ließen dabei nichts anbrennen und einen Augenblick lang, sah Ophelia dem Paar nur leicht belustigt dabei zu, wie es sich gegenseitig zu verschlingen schien.
Dann aber sah sie sich besorgt nach Chester um.
Ihm gefiel dieser Anblick sicher weniger, als den johlenden Gryffindors um sie herum.
Aber ihr bester Freund war bereits in der Menge verschwunden.
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Ophelia holte Chester auf halbem Weg zurück zum Schloss ein.
Missmutig stapfte der Gryffindor über das Gelände, den Blick auf den Boden gerichtet.
,,Ich hab mir doch nicht ausgesucht, sie so zu mögen!", begann er schließlich, nachdem sie einige Minuten nur schweigend nebeneinander hergelaufen waren.
Ophelia blieb stumm, doch Chester schien ohnehin keine Antwort zu erwarten.
,,Was habe ich denn getan, um das zu verdienen? Warum muss ich mir das jeden verdammten Tag mit ansehen?" Er schnaubte frustriert und eine Welle von Mitleid durchflutete Ophelia beim Anblick ihres besten Freundes.
,,Und warum in Merlins Namen musste sie ausgerechnet auf diesen hirnamputierten Schönling reinfallen?"
Schuldbewusst senkte Ophelia den Blick, immerhin war nicht ganz unbeteiligt an Heathers Glück mit Sirius Black. ,,Sie wäre jedenfalls nicht die erste..."
Chester schnaubte und ließ ein verzweifeltes Lachen vernehmen. ,,Was soll ich denn noch machen, Ophelia?"
Genannte legte einen Arm um ihren niedergeschlagenen Freund. ,,Es gibt drei Möglichkeit..."
Chester sah sie verwirrt an, doch die Blonde fuhr einfach fort. ,,Erstens, du reißt dich zusammen und sagst es Heath. Ewig wird das mit ihr und Black ohnehin nicht mehr halten... ihr wärt ein süßes Paar, das kann sogar ich nicht leugnen..." Chester schnaubte, aber Ophelia ließ sich nicht abbringen.
,,Zweitens, du sagst es ihr nicht und starrst für immer und ewig deiner traurigen, nicht erwiderten Jugendliebe hinterher... oder drittens, du kommst nach vier langen Jahren des Anschmachtens über sie hinweg und siehst dich nach etwas neuem um..."
Frustriert legte Chester den Kopf in den Nacken. ,,Wenn das so einfach wäre!"
,,Was denn? Es gibt durchaus gutaussehende Mädchen auf Hogwarts! Ich meine, sieh mich an." Sie zwinkerte ihrem besten Freund zu. ,,Und auch einige Jungs können sich wirklich sehen lassen...", fügte Ophelia dann beiläufig hinzu, was Chester dazu brachte, erprupt stehen zu bleiben und seine beste Freundin mit weit aufgerissenen Augen anzustarren. ,,Woher...?"
Ophelias Grinsen vertiefte sich. ,,Sagen wir, Ches, ich hatte meine Vermutungen... Aber dank deiner Reaktion haben sie sich nun bestätigt."
Resigniert seufzend setzte Chester sich wieder in Bewegung. ,,Wie hast du es... herausgefunden?"
Erneut lachte Ophelia. ,,Glaubst du wirklich, ich hätte nicht bemerkt, wie du Juliens bestem Freund letztes Jahr pausenlos auf den Arsch gestarrt hast? Peter Davies, nicht wahr?" Sie zwinkerte ihrem besten Freund vielsagend zu, was dieser mit einem erneuten resignierten Seufzer erwiderte.
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,,Hey..."
Ophelia hob den Blick aus ihrem halbvollen Butterbierglas.
Chester zuliebe hatte sie sich heute genauso wie er auf der Party eher zurück gehalten, weshalb sie nun auch etwas teilnahmslos mit ihm am Rand des Gemeinschaftsraumes stand und nur stillschweigend das bunte Treiben der Gryffindors beobachtete.
Jetzt aber schob sich das vom Feiern und vermutlich auch vom Alkohol leicht erhitzte Gesicht Marlene McKinnons ihn ihr Blickfeld.
,,Hey.", erwiderte Ophelia erfreut den Gruß der anderen Blonden vor ihr.
Marlene stellte sich neben sie, den Blick auf Ophelia gerichtet.
Ophelia hatte immer mehr oder weniger über Heather Kontakt zu der Gruppe aus Lily, Marlene und Alice gehabt. Aber wenn, dann war ihr Marlene von den dreien immer am sympathischsten gewesen.
Sie hatte Temperament und einen starken aber trotzdem unglaublich angenehmen Charakter.
Auch wenn Ophelia im letzten Monat festgestellt hatte, dass Marlene sich plötzlich anders verhielt.
Und doch war sie jetzt hergekommen.
Die Gryffindor neben Ophelia sah kurz etwas unsicher zu Chester, dann wandte sie ihren Blick wieder der Graves zu. ,,Ich wollte dich etwas fragen, Ophelia..." Sie begann mit dem Glas in ihrer Hand zu spielen und Ophelia versuchte anhand ihrer Mimik zu erahnen was gleich folgen würde.
,,Lily hat gesagt, ich soll es jetzt endlich tun... Und ich meine... warum eigentlich nicht?", fuhr Marlene schließlich fort.
Ophelia zuckte mit den Schultern. ,,Immer raus damit."
Sie sah wie Marlene schluckte und offenbar ihren Mut für die folgenden Worte zusammennahm. ,,Würdest du nächstes Wochenende mit mir nach Hogsmeade gehen?", platzte es schließlich aus Ophelias Gegenüber heraus. ,,...also, als Date?", fügte sie dann noch schnell hinzu.
Im ersten Moment war Ophelia überrascht.
Nicht im negativen Sinne.
Sie hatte gewusst, dass Marlene eher an Mädchen interessiert war und auch dazu stand.
Aber wer hatte denn damit rechnen können, dass sie...
Ophelia hatte eigentlich nie wirklich darüber nachgedacht. Was wäre denn, wenn sie jetzt einfach zusagen würde?
Das wäre doch... Nicht schlimm. Vielleicht war es denn einen Versuch wert?
Immerhin, Marlene war wirklich nett und es wäre ihr gegenüber ohnehin nicht fair, einfach abzusagen ohne einen richtigen Grund dafür zu haben-
Ophelias Gedankenströhme wurden von einem sanften Stoß Chesters in ihre Seite unterbrochen. Sie hob den Kopf und sah, wie Chester ihr einen auffordernden Blick zuwarf.
Also lächelte sie Marlene an. ,,Du hast Recht... warum eigentlich nicht?"
Sie sah zu wie Marlenes Augen zu glühen begannen und sie sich dann mit einer gehauchten Verabschiedung von den beiden abwandte, um wieder zu ihren Freundinnen auf die provisorische Tanzfläche zurück zu kehren.
Ophelias Blick folgte ihr durch die Menge, verlor sich und schweifte dann weiter über die noch immer euphorisch jubelnden Gryffindors.
Wie durch Zufall blieb er dabei auf einem ganz bestimmten Jungen mit braunen Haaren und karamell farbenen Augen hängen...
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Tut mir leid, dass ich euch so lange hab warten lassen <3
Bin grad ziemlich im Stress und so...
Ich freue mich über eure Kommentare und Votes, also seid fleißig (:
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