𝐈𝐈𝐈.

Es war nicht so, dass Ophelia die Rumtreiber nicht leiden konnte oder gar hasste.

Natürlich, sie waren teilweise sehr nervig und hatten Ophelia schon mehrfach erfolgreich zur Weißglut getrieben. Und ja, Black und Potter waren arrogante Arschlöcher.

Aber sie sahen auch gut aus, waren lustig und konnten einen auf höchst amüsante Weise zum Lachen bringen.

Nein, Ophelia hatte nicht wirklich etwas gegen die Rumtreiber.

Eine andere Sache war es allerdings, wenn man in der Großen Halle neben ihnen am Tisch sitzen musste und das Frühstück mit ihnen verbrachte.

Wobei Ophelia der Gerechtigkeit halber zugeben musste, dass eigentlich nur zwei Personen an diesem Tisch diesen ungewöhnlichen Start in den Samstag wirklich befürworteten.

Seit sie sich vor knapp einer Woche erst getrennt und dann wieder erfolgreich zusammengeschlossen hatten, waren Heather und Black nahezu unzertrennlich.

Sie gingen zusammen zum Unterricht, verbrachten die Nachmittage miteinander und aßen gemeinsam.

Darunter zu leiden hatten Chester und Ophelia, genauso wie der Rest der Rumtreiber.
Potter, der das ganze zu Anfang wohl noch amüsant gefunden hatte, Pettigrew, der inzwischen eher gelangweilt das Geschehen beobachtete und natürlich Lupin...

Er schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, Ophelia mit seinen Blicken ein schlechtes Gewissen einzureden. Wenn er nicht gerade skeptisch zu dem frisch verliebten Paar starrte oder gedankenverloren in seinen Kaffee sah, durchbohrte er Ophelia mit Blicken.

Zu Anfang war ihr das noch auf die Nerven gegangen, aber nach einiger Zeit hatte sie bemerkt, dass Lupin knallrot anlief, sobald sie ihn beim Starren erwischte und seinen Blick erwiderte.

Und inzwischen machte sie sich einen Spaß daraus, immer wieder überraschend in seine Richtung zu blicken, nur um Lupin erröten zu sehen.

Chester neben ihr jedoch, war von der ständigen Anwesenheit der Rumtreiber und insbesondere Sirius Blacks mehr als genervt.

Das war Ophelia bereits durch den stummen Blickeaustausch klar geworden.
Was nicht besonders schwer war, denn Chesters Blick war schon den ganzen Morgen grimmig auf die Tischplatte vor ihm gerichtet.

Aber Ophelia konnte es ihrem besten Freund nicht verdenken.
Seit der dritten Klasse stand er nun schon auf Heather, doch sie schien das nie wirklich zu bemerken.

Wobei Chester zugegeben auch eher sparsam mit seinen Andeutungen umging.
Drei Jahre lang versuchte Ophelia inzwischen, ihn dazu zu überreden, es Heather zu sagen.
Doch Chester McClair war nun einmal ein unsicherer Mensch.

Er war immer schon zurückhaltend gewesen.
Und Ophelia war bisher wohl noch immer die einzige, die ganz zu dem Gryffindor durchgedrungen war.
Aber es hatte sich gelohnt.

Denn sobald Ophelia Chester einmal aus seinem Loch der Minderwertigkeit gezerrt hatte, blühte er auf und wurde zum besten Freund, den sie sich nur hätte wünschen konnte.

All die Komplexe und Unsicherheiten waren vermutlich bereits aus Chesters Kindheit.
Was allerdings dramatischer klang, als es tatsächlich war.

Er stammte aus der nettesten Familie reinblütiger Zauberer, die man sich vorstellen konnte. Das einzige Problem war wohl Chesters Zwillingsbruder...

Jordan McClair war der Kapitän der Hufflepuffmannschafft, hervorragend in der Schule und der Traum vieler Mädchenherzen.
Er war eine dieser über charismatischen Personen, die sobald sie den Raum betraten alle für sich einnahmen und von sich überzeugten.

Schon als Kind hatte Jordan seinen Bruder immer mit seinen Leistungen überboten und häufig die volle Aufmerksamkeit ihrer Eltern eingenommen.
Chester dagegen war oft hinter seinem Bruder vergessen worden.

Ophelia wusste, dass die Eltern ihres besten Freundes keine schlechten Menschen waren.
Im Gegenteil, sie waren wirklich nett und unglaublich herzlich.
Und doch tat es Ophelia jedes Mal leid, wenn sie mit ansehen musste, wie auch Mr. und Mrs. McClair dem Charme ihres Sohnes erlagen und darüber Chester vergaßen.

Alles, was Ophelia also blieb um ihrem besten Freund zu helfen, war bei ihm zu sein.

Also war sie es schließlich, die das Geturtel ihrer besten Freundin unterbrach und sich laut räusperte.
,,Was haben wir denn an diesem reizenden Samstag vor?"

Potter schnaubte belustigt. ,,Es ist Hogsmeadewochenende, was erwartest du? Zonkos! Die Drei Besen!"
Ophelia verdrehte die Augen. ,,Mit wir hatte ich eigentlich Ches, Heath und mich gemeint. Was ihr macht ist mir ehrlich gesagt relativ egal!"

Potter zog skeptisch die Brauen zusammen. ,,Du glaubst dich nicht im Ernst, dass wir die beiden dazu bringen können, sich voneinander zu trennen?" Vielsagend sah er zu Heather, die wieder begonnen hatte, seinem besten Freund die Zunge in den Hals zu stecken.

Ihre Beziehung mit Sirius Black war eines der Dinge, die Ophelia an ihrer besten Freundin wirklich nicht nachvollziehen konnte.

Neben ihr schnaubte Chester auf. ,,Wir werden trotzdem sicher nicht mit euch unseren Tag in Hogsmeade verbringen."
Gerade wollte Potter zu einer sicherlich sehr schlagfertigen Erwiderung ansetzen, da schloss sich sein Mund plötzlich unerwartet wieder und er starrte leicht dümmlich auf einen Punkt hinter Ophelia.

Lupin, der es ebenfalls zu sehen schien, schlug sich frustriert mit der Hand gegen die Stirn.
Noch während Ophelia sich neugierig umdrehte, um zu sehen, wer für diese Reaktionen verantwortlich war, hörte sie bereits Potter rufen. ,,Hey, Evans!"

Und tatsächlich, als die blonde Gryffindor sich schließlich vollkommen umgedreht hatte, stand Lily Evans gemeinsam mit ihren Freundinnen Marlene McKinnon und Alice Fortescue vor ihnen.

Offenbar wenig erfreut über die Begrüßung Potters, überging Lily diese einfach und wandte sich mangels kommunikationsbereiter Heahter an Ophelia.

Die drei Mädchen aus Gryffindor waren eigentlich mehr mit Heather als mit Ophelia und Chester befreundet, doch verstanden auch sie sich gut miteinander.

,,Hey, Ophelia, morgen Chester.", begann Lily mit ihrer üblichen freundlichen Art, wobei sie ihren Blick allerdings skeptisch über die Rumtreiber wandern ließ. Kurz erhellte sich der Blick der Rothaarigen und beiläufig winkte sie auch Lupin zur Begrüßung zu. ,,Oh, und hey Remus!"

Kurz sah Ophelia verständnislos zwischen den beiden hin und her, dann nahm Lily wieder ihre volle Aufmerksamkeit in Anspruch. ,,Da heute Hogsmeadewochenende ist, dachten wir," seltsamerweise wanderte Lilys Blick an dieser Stelle zu Marlene, die sich bereits gemeinsam mit Alice neben Chester niedergelassen hatte und sich nun bei Lilys Worten an ihrem Kaffee verschluckte.

Während Chester Marlene noch hilfsbereit den Rücken tätschelte, fuhr die rothaarige Gryffindor unbeirrt fort. ,,Wir dachten, dass wir ja zusammen nach Hogsmeade gehen könnten... Du weißt schon, gemeinsam ein Butterbier trinken gehen oder dem Honigtopf mal wieder einen Besuch abstatten..." Fragend sah sie erst zu Ophelia, dann zu Chester und schließlich zu Heather, die allerdings immernoch keine Anstalten machte, sich aktiv am Gespräch zu beteiligen.

Kurz tauschte Ophelia einen Blick mit Chester, der nur zustimmend nickte. ,,Klar, warum nicht. Solange wir Heath von diesem Troll loseisen können..."

Auch sie sah skeptisch zu dem knutschenden Paar, das sich gerade mit einem unangenehm schmatzenden Geräusch voneinander löste. ,,Hey, Graves! Das habe ich gehört!", empörte Black sich umgehend.

Zum wiederholten Male verdrehte Ophelia die Augen. ,,Schön zu wissen, dass immerhin deine Ohren noch zu funktionieren scheinen!"
,,Was heißt hier 'immerhin'?"
,,Dein Hirn zum Beispiel hat schon vor langer Zeit den Geist aufgegeben..."

Bevor Black noch etwas erwidern konnte, ergriff Heather das Wort. ,,Wir würden sehr gerne mit euch nach Hogsmeade gehen, Lils." Entschuldigend sah sie zu Lily. ,,Aber ich hab Sirius versprochen, den Tag mit ihm zu verbringen..."

Ophelia öffnete breits den Mund um sich zu beschweren, da unterbrach Potter sie. ,,Ach das ist doch überhaupt kein Problem! Wir werden einfach alle zusammen nach Hogsmeade gehen... Wie eine große glückliche Familie, nicht war Evans?"

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,,Was haben wir verbrochen, dass du uns sowas antust, Heath?!" Verzweifelt sah Chester zu den Rumtreibern, die an einem Tisch in den Drei Besen saßen und laut über irgendeinen dämlichen Witz lachten.

Heather, Chester und Ophelia hatten sich dazu bereit erklärt, am Tresen Butterbier für alle zu besorgen und während die vier Jungen den Spaß ihres Lebens zu haben schienen, hielt sich die Begeisterung der drei anderen Gryffindor-Mädchen, die ebenfalls mit am Tisch saßen, eher in Grenzen.

Heather seufzte. ,,Ach kommt schon ihr beiden, sie können wirklich lustig sein... Versucht bitte nett zu sein, okay?"
Ophelia schnaubte. ,,Du klingst, wie eine Mutter, die versucht ihre Kinder davon abzuhalten sich wie kleine Rotzlöffel zu benehmen..."
,,Ja! Weil ihr euch sonst wie kleine Rotzlöffel benehmt!"

,,Ich dachte du magst Kinder, Orph!?", warf Chester grinsend ein.
,,Natürlich mag ich Kinder! Ich hab nie etwas anderes behauptet!", empörte Ophelia sich.
,,Du bezeichnest sie als Rotzlöffel!", meinte Chester vielsagend, während er die Getränke auf dem Tisch abstellte und sich dann ebenfalls auf einen der Stühle fallen ließ.

,,Wen nennt Graves Rotzlöffel?", hakte Black scheinbar interessiert nach.
Lily verdrehte die Augen. ,,Wenn man euch so beobachtet, muss man sich diese Frage nicht stellen!"

,,Rotzlöffel mit wunderschönem Haar!", wandte Black schulterzuckend ein, was Lupin in sein Butterbier prusten ließ.
Black stieß seinem besten Freund den Ellenbogen in die Seite. ,,Wag es nicht, mir zu widersprechen, Moony! Meine Haare sind perfekt!"
,,Sicher!"

Ophelia schmunzelte in ihr Butterbier, während sie das Geschehen am Tisch beobachtete.
Gemeinsam mit Heather hatte auch sie sich bereits neben Marlene niedergelassen, die heute ungewöhnlich ruhig war und Ophelia mit einem undeutbaren Blick musterte.

,,Wie ist es mit dir, Ophelia? Du wirst doch bald volljährig, richtig?", fragend sah Lily zu Ophelia, welche nur nickte. ,,Und? Schon irgendwas geplant?"

Ophelia zuckte mit den Schultern. ,,Nein, ich hab ehrlich gesagt noch keine Ahnung..."
,,Moment, du wirst volljährig?", warf Black überrascht ein, was Potter schnauben ließ. ,,Ja, Tatze, stell dir vor, es gibt auch Leute, die älter sind als du... Nur weil keiner von uns..."
,,So hab ich das doch garnicht gemeint! Ich dachte bloß, ich würde mich noch daran erinnern, wann..." Black stockte und es entstand kurz eine ungewöhnliche Stille.

Dann durchbrach Lily sich räuspernd das Schweigen. ,,Wie dem auch sei... Ich weiß nie, was ich dir schenken soll, Ophelia... wenn man bedenkt, dass deine Eltern-" Eilig brach die rothaarige Gryffindor ab, als sie Chesters warnenden Blick auffing.

Die Erinnerung an ihre Eltern und ihren Geburtstag versetze Ophelia einen Stich.
Sie wusste, dass es kindisch und undankbar war, aber jedes Jahr, wenn das übliche teure Geschenk ihrer Eltern wie immer ohne einen einzigen Gruß oder Glückwunsch eintraf, wünschte Ophelia sich, dass ihre Eltern sie endlich lieben würden... Dass sie sie endlich wirklich wahrnehmen würden...

Aber Anthony und Lauren Graves hielten nicht besonders viel von ihrer jüngsten Tochter.
Die beiden waren erfolgreiche und berühmte Auroren und hatten bereits sehr früh unglaublich hohe Ansprüche an ihre Kinder.

Diese gingen damit sehr verschieden um.
Adrian, Ophelias sieben Jahre älterer Bruder, war schon immer darauf besessen gewesen, ihre Eltern stolz zu machen... koste es, was es wolle.

Dies hatte ihn nur leider Stück für Stück von seinen Schwestern entfernt und ihn inzwischen ebenfalls zu einem Auror werden lassen.
Nur selten gab es noch die Momente, die nur den drei Graves-Kindern gehörte.

Hanna dagegen hatte sich von klein auf gegen die Forderungen und Ansprüche ihrer Eltern gesträubt.
Sie war nur ein Jahr älter als Ophelia und momentan in ihrem letzten Jahr auf Hogwarts.

Doch sie war bereits volljährig und hatte damals die Chance ergriffen und war mit ihrem Freund Harper in eine eigene Wohnung gezogen um ihren Eltern zu entgehen.

Hanna hasste ihre Eltern wirklich. Schon in frühester Kindheit hatte sie sich gegen sie gewährt und alles getan, um sie von der Meinung der Graves zu distanzieren.

Und dann war da natürlich noch Ophelia selbst.

Auch sie konnte ihre Eltern nicht leiden und hatte damals, als Hanna ihr angeboten hatte sie mit zu sich zu nehmen, ernsthaft darüber nachgedacht.

Doch im letzten Moment hatte sie sich doch dagegen entschieden, was ihr einen furchtbaren Streit mit ihrer Schwester und die Gleichgültigkeit ihrer Eltern eingebracht hatte.

Letztere hatten schon längst ihre Hoffnung in Ophelia aufgegeben und straften sie seither mit einer gleichgültigen Toleranz.

Und so hatte auch Ophelia die Hoffnung in ihre Familie aufgegeben.

༺▪︎𖠇▪︎༻

Sorry, dass dieses Kapitel wieder so nichtssagend geworden ist und kaum was passiert...
Ich brauch immer ein bisschen, um in den Plot reinzukommen xD

Hoffe es gefällt euch trotzdem und wenn ja, würde ich mich sehr über ein kleines Sternchen eurerseits freuen <33

Und kann sein, dass jetzt erstmal ca 2 Wochen nichts mehr kommt, hab vermutlich kein Internet...

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