𝟎𝟓 | 𝐜𝐥𝐚𝐫𝐢𝐟𝐲
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,,WISSEN SIE, eigentlich wollte ich Schauspieler werden, habe sogar als zweiten Schwerpunkt Theater studiert. Auch wenn es mir sehr gefallen hat auf der Bühne zu stehen, blieben die großen Erfolge leider aus. Da ich aber von irgendetwas leben musste, entschied ich mich für die sichere Variante. Auch wenn die Arbeit als Professor nicht meine erste Wahl war, bereue ich es keine Sekunde zu unterrichten", antwortete Mr. Hiddleston ihr ehrlich.
Olivia staunte nicht schlecht darüber, doch überrascht war sie weniger. Ihr Professor hatte schon in seinen Vorlesungen gezeigt, wie gut er schauspielern konnte.
,,Wie ist es bei Ihnen? Warum haben sie sich dazu entschieden Literatur zu studieren?", fragte er die junge Frau, sah dabei tief in ihre Augen. Das Lächeln, welches gerade noch ihre Lippen umspielte, verschwand allmählich.
Sofort dachte sie wieder an Charlie, wie sie gehofft hatte, dass hier alles besser werden würde, er jetzt aber plötzlich doch wieder vor ihrer Tür gestanden hatte. Olivia konnte sich selbst noch nicht eingestehen, wie viel Angst sie davor hatte, dass er nun wusste wo sie wohnte, dass er ihr sogar etwas antun könnte. Sie versuchte die Gedanken an ihn wieder zu verdrängen, sich nichts von ihrer Sorge anmerken zu lassen. Was Olivia jedoch nicht wusste war, dass Tom schon längst gesehen hatte, dass sie seine Frage etwas aus der Bahn geworfen hatte.
,,I-Ich habe mich schon immer sehr für Literatur interessiert, habe Gedichte und Texte verfasst, endlos viele Bücher gelesen und gelegentlich Theaterstücke besucht. Ich hatte mich schon früh dazu entschieden, irgendwann selbst Autorin zu werden und deshalb entschied ich mich von Canterbury hier her nach Cambridge zu ziehen", antwortete sie ihm, schien langsam den Gedanken an Charlie wieder verdrängt zu haben.
,,Warum sind sie denn ausgerechnet hier her gezogen und haben nicht in ihrer Heimatstadt studiert?", fragte sie ihr Professor interessiert. Noch immer saß er ihr Gegenüber, blickte in ihr zierliches Gesicht. Olivia schluckte schwer bei dieser Frage. Sie konnte ihm ja schlecht erzählen, dass sie vor ihrem Exfreund geflüchtet war.
,,I-Ich brauchte einfach einen Tapetenwechsel, wissen sie? In einer anderen Stadt leben, neue Leute kennenlernen.. das war mein Grund", antwortete sie ihm nervös, löste den Blick von ihm und sah angespannt auf ihren Schreibblock herunter. Natürlich war es nicht gelogen, nur eben nicht die ganze Wahrheit.
Tom schien immer mehr das Gefühl zu bekommen, dass ihr das Gespräch unangenehm wurde. War es ihr doch zu privat? War er mit seine Fragen zu weit gegangen? Nein, deshalb sollte er sich keine Gedanken machen, immerhin war doch sie diejenige, die zuerst etwas über ihnen wissen wollte.
Es musste etwas anderes sein, aber eigentlich konnte er sich schon denken, dass sie es ihm nicht erzählen würde. Ein Versuch war es trotzdem wert.
,,Ist bei Ihnen alles in Ordnung?", fragte er Olivia, die von seiner Frage überrascht schien. Er hatte also direkt bemerkt, dass sie mit den Gedanken ganz woanders war. Die Schwarzhaarige zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, schüttelte mit dem Kopf. ,,J-Ja natürlich, es geht mir gut", log sie, um ihren Professor zu beruhigen.
Doch dieser hatte noch immer ein komischen Gefühl. Irgendwas schien die junge Studentin zu beschäftigen und das nicht wenig. Auch wenn es nicht in seiner Verantwortung stand, wollte er ihr helfen, irgendwie. ,,Ist es wirklich nichts? Vielleicht kann ich ihnen ja helfen?", bot er sich an, doch die junge Frau wies ihn ein zweites Mal zurück.
Auch wenn sie wirklich das Verlangen hatte ihm davon zu erzählen, wenigstens irgendjemanden, konnte sie es einfach nicht. Mr. Hiddleston dachte wahrscheinlich, dass es etwas mit ihrer Uni zutun hatte und nicht mit ihrem Ex Freund. Dabei würde er ihr einfach keine Hilfe sein..
Tom schien nun zu verstehen, dass Olivia wirklich nicht darüber reden wollte. Er nickte verständnisvoll, wollte gerade das Thema zu etwas weniger unangenehmen wechseln, doch sah plötzlich zu der jungen Frau, als diese gerade von ihrem Stuhl aufstand.
,,I-Ich würde kurz auf die Toilette, wenn das in Ordnung ist", sagte Olivia und bevor ihr Professor etwas sagen konnte, war sie schon aus dem Raum verschwunden.
Seufzend lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. Was machte er hier eigentlich? Wollte er jetzt die Zeit nur dazu nutzen, damit sie etwas über sich erzählen konnte? Damit er sie besser kennenlernen würde? Tom musste, wenn sie wiederkommen würde, wirklich mit dem Lernstoff beginnen, sonst würde sie noch misstrauisch werden.
Doch nach etwa fünf Minuten, in denen er auf sie wartete, wurde er langsam nervös. Hatte er sie vielleicht doch zu sehr bedrängt? Verdammt.. er hätte es einfach gut sein lassen, sie machte doch offensichtlich den Eindruck, nicht darüber reden zu wollen.
Tom hatte schon damit abgeschlossen, dass Olivia nicht mehr wiederkommen würde, als er plötzlich einen lauten Knall aus dem Flur hörte. Ohne darüber nachzudenken, stand er auf und lief aus dem Raum heraus. Mit pochendem Herzen blickte er sich um und erkannte tatsächlich ein paar Meter den Flur entlang zwei Personen zusammen bei den Spinnten stehen.
Zuerst dachte er sich nichts dabei, wollte gerade wieder zurück in seinen Seminarraum, als er noch ein letztes Mal zu ihnen sah. Erst jetzt erkannte er, dass es sich bei einen von ihnen um seine Studentin handelte. Es hätte ihm eigentlich egal sein sollen, aber immerhin hatten sie ja noch Unterricht. Deshalb entschied er sich dazu zu ihnen zu gehen.
Schon einige Meter bevor er sie erreicht hatte, schien der junge Mann auf ihn aufmerksam geworden zu sein, schob Olivia hinter sich, so, dass Tom ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Auch wenn ihm diese ganze Situation komisch vorkam, versuchte er freundlich zu bleiben. Vielleicht gab es dafür ja eine plausible Erklärung.
,,Wie kann ich ihnen helfen?", fragte ihn der junge Mann, bevor er überhaupt zur Sprache kommen konnte. Der Dunkelhaarige hatte ein freundliches, doch irgendwie gezwungenes Lächeln aufgesetzt. Noch immer versuchte Tom den Blick der jungen Studentin zu erhaschen, doch diese sah nur stumm auf den Boden.
,,Ich möchte sie beide ja ungern stören, aber Ms. Hudson sollte jetzt wieder zurück in ihren Unterricht", antwortete der Professor ihm, sah wie sein Lächeln langsam verschwand. ,,Entschuldigen sie, es dauert auch nicht mehr lang", sprach der Mann, drückte dabei Olivias Hand, die er die ganze Zeit über hielt nun fester, bis es ihr schmerzte.
So langsam bekam Tom ein ungutes Gefühl. Besonders in dem Moment, als die Schwarzhaarige endlich zu ihm sah. Ein kalter Schauer durchfuhr seinen Körper, als er in ihre Augen blickte. Sie hatte eindeutig Angst und er hätte schwören können, dass sie ihm sagen wollte, dass er sie aus dieser Situation holen musste.
,,Unsere Zeit ist begrenzt, also wäre es sehr freundlich von ihnen, sie jetzt gehen zu lassen", sprach er, noch immer mit seinem britischen Charme, doch mittlerweile fordernder. Charlie sah kurz zwischen den beiden Hin und Her, bevor er endlich ihre Hand los ließ. ,,Wir sprechen uns später", flüsterte er ihr zu, bevor er sie endlich verließ.
Ohne etwas zu ihrem Professor sagen zu können, bat er sie ihr zu folgen. Doch anstatt mit ihr zurück zum Unterrichtsraum zu gehen, ging er weiter den Flur entlang, zu einer Tür, einige Räume entfernt. Olivia wusste nicht genau was er vorhatte, begleitete ihn jedoch wortlos in den kleinen Raum, der scheinbar sein Büro sein musste. Zumindest verrieten ihr das die vielen Bücher, die überall im Raum verteilt waren.
Während er sie aufforderte sich auf eine kleine Ledercouch zu setzen, ging er durch den Raum, strich sich durch sein blondes Haar. Er wusste nicht genau wie er anfangen sollte, ohne ihr zu nahe zu treten.
,,Ist er der Grund, warum es ihnen nicht gut geht?" fragte er vorsichtig, auch wenn er spürte, dass er wirklich Sorge um die Studentin hatte. Er hoffte einfach, dass sie ihm die Wahrheit erzählen würde, vielleicht hatte er die Situation gerade auch nur falsch eingeschätzt.
Doch all seine Alarmglocken schlugen an, als die junge Frau vor ihn plötzlich ihre Hände vor ihr Gesicht hielt und begann zu Schluchzen. Es war so, als würde all die Angst, als die Anspannung der letzten Tage aus ihr herauskommen. Sie hatte keine andere Wahl mehr, sie musste es ihm erzählen. Auch wenn sie nicht hochsehen konnte, bemerkte sie, dass sich der Mann zu ihr gesetzt hatte. Er sagte nichts, wartete nur darauf, dass sie bereit dazu war.
,,E-Er musste gewusst haben, dass ich noch in der Uni war.. E-Er hat auf mich gewartet", murmelte sie. Die Anspannung in ihrem Professor wuchs immer mehr. ,,Wer war er, was wollte er von ihnen?", fragte er sie, hoffte, dass die junge Frau sich ihm endlich öffnen würde.
,,Das gerade war Charlie.. mein Exfreund. Ich bin nach Cambridge gezogen, weil ich gehofft hatte ihn dadurch nie Wiedersehen zu müssen, doch er ist wieder hier, ist mir gefolgt und.. i-ich weiß nicht was er tun wird, jetzt wo er weiß wo ich bin", sprach sie, konnte durch ihr Schluchzen kaum noch reden.
Erst als Tom behutsam begann ihren Rücken zu streicheln, schien sie sich etwas zu beruhigen. Da Olivia keinen Anschein machte, dass es ihr zu viel war, zögerte Tom mit seiner Berührung nicht.
,,Was ist zwischen ihnen geschehen, dass sie Angst vor ihm haben?", fragte er sie, spürte seine Nervosität bei dem Gedanken, was ihr passiert sein musste. Olivia atmeten durch, versuchte ihre Worte zu sortieren.
,,Am Anfang unserer Beziehung war alles perfekt. Er war liebenswürdig, zuvorkommend und konnte mir alle Wünsche von den Lippen lesen. Aber nach dem wir fast zwei Jahre zusammen waren, veränderte er sich schlagartig. Er wurde eifersüchtig, verbot mir sogar mich mit Freunden zu treffen. Die schlimmste Zeit in meinem Leben begann als er.. als er anfing mich zu schlagen. Nach den ersten Malen versprach er mir noch, dass er es nie wieder tun würde, doch das war alles nur eine Lüge. Es wiederholte sich beinahe täglich, bis ich mich endlich meiner besten Freundin öffnen konnte.
Sie riet mir dazu ihn anzuzeigen, aber ich konnte es einfach nicht. Ich entscheid mich aber letztendlich dafür mich von ihm zu trennen und zu fliehen, begann hier zu studieren und nicht in Canterbury. Ich dachte wirklich, ich wäre ihn endlich los, aber letzte Woche stand er plötzlich vor meiner Tür und jetzt das hier..", erzählte sie ihm, doch wurde plötzlich von Mr. Hiddleston unterbrochen.
Auch wenn er die ganze Zeit über versuchte ruhig zu bleiben, platzte es aus ihm heraus. Er war selbst überrascht von sich, wie wütend er wurde. Dieser Typ hatte es wirklich gewagt sie zu verletzen? Hätte er das schon früher gewusst, wäre er sicher nicht so freundlich zu ihm gewesen.
,,Was war das für ein lauter Knall? Hat er dich schon wieder verletzt Oliva?", fragte er sie, war so aufgebracht, dass er ganz vergaß, dass er sie zuvor noch nie beim Vornamen genannt hatte.
Endlich sah die junge Frau auf, direkt in seine blauen Augen. ,,N-Nein.. nachdem ich den Raum verlassen hatte, kam er schon auf mich zu, zog mich ein paar Meter weg. Als ich ihm nochmal erklärte, dass er mich in Ruhe lassen soll, schlug er gegen den Spint hinter mir.. das war wohl der Knall", versuchte sie den Moment zu erklären.
Noch immer blickten die Beiden sich tief in die Augen, während Tom darüber nachdachte, was er nun zu ihr sagen sollte. "Du bedeutest mir etwas, deshalb will ich dir helfen? Auch wenn du meine Studentin bist und ich dein Professor, habe ich Gefühle für dich entwickelt?" Das konnte er nicht, vor allem nicht jetzt in diesem Moment.
,,Wenn du jemanden brauchst, der.. der dich beschützt dann..", begann er zu sprechen, wusste dabei nicht ganz worauf er hinaus wollte. Olivia unterbrach ihn jedoch direkt, konnte dabei ihre Augen noch immer nicht von ihm lassen. ,,Es ist schon in Ordnung.. I-Ich werde auch diesmal irgendwie damit fertig.. ich..", doch sie stoppte, als ihr Professor plötzlich eine der schwarzen Haarsträhnen hinter ihr Ohr strich. Eine Gänsehaut umhüllte ihren Körper, ließ sie schwer atmen.
,,Dieser Typ wird es nicht noch einmal wagen dich zu verletzen..", flüsterte Tom sanft, schaffte es nicht mehr, sich zurückzuhalten. Es war vielleicht nicht der passendste Moment, doch er konnte ihrer Schönheit einfach nicht mehr wiederstehen.
Olivias Herz schlug rasend, als sie spürte, wie er seine Hand auf ihrem Kinn platzierte, es etwas anhob, damit sie ihm noch einmal direkt in die Augen schauen musste. Die Lücke zwischen ihnen schloss er schnell, presste seine Lippen auf ihre. Es fühlte sich für Olivia so an, als würde durch diese überraschende Berührung ein Feuerwerk in ihr explodieren.
Wenn das was sie gerade taten doch eigentlich falsch war, warum fühlte es sich dann so unglaublich gut an?
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Schreibt mir doch gern wie ihr die Geschichte so findet. :)
lea <3
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