𝟎𝟒 | 𝐬𝐞𝐭 𝐛𝐚𝐜𝐤
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ERSCHÖPFT SCHMISS OLIVIA ihre Tasche in die Ecke ihres kleinen Studentenzimmers, ging daraufhin weiter auf ihr Bett zu und legte sich in dieses.
Erst jetzt begann sie so langsam zu realisieren, was vorhin in dem Hörsaal geschehen war. Seine Berührung.. das war mehr als nur eine einfache Umarmung. Wie Mr. Hiddleston seine Arme um Olivia legte, durch ihr schwarzes Haar strich, ihr das Gefühl gab, sie nicht mehr loslassen zu wollen.. als würde er ihre Nähe genießen.
Bildete sie sich das alles nur ein oder zeigte er wirklich Interesse an ihr? Nein.. nein das war unmöglich. Er wollte nur nett sein, sie trösten.. mehr nicht. Wahrscheinlich tat er das ebenfalls bei etlichen anderen Studentinnen.
Olivia musste einfach nur wieder etwas Distanz zu ihm gewinnen, bevor sich ihre Gefühle ihm gegenüber noch verstärken würden. Ob das jetzt, wenn sie regelmäßig seinen Kurs besuchte so einfach wäre, würde dich zeigen. Aber sie musste sich selbst davon abhalten, sich noch in ihn zu verlieben. Auch wenn er vielleicht charmant und wirklich gutaussehend war, kannte sie den Professor doch eigentlich überhaupt nicht.
Der Tag war lang gewesen, die Sonnenstrahlen der Abenddämmerung schienen die ihr Fenster, erwärmten etwas ihr Gesicht. Der morgige Tag würde nicht weniger stressig werden, deshalb zog sich die junge Frau ihre Decke über den Kopf und versuchte etwas zu schlafen.
Doch gerade als sie begann sich etwas runterzufahren, hörte sie ein lautes Klopfen an ihrer Tür. Stöhnend rollte sie mit den Augen und schmiss die Decke wieder von sich herunter. Während Olivia langsam durch ihr Zimmer ging, begann das Klopfen zu einem Hämmern zu werden, immer penetranter und lauter wurde es.
,,Jahaaa, ich komme doch schon", rief die Schwarzhaarige, als sie gerade die Tür öffnete. Eigentlich hätte sie einen ihrer Mitbewohner erwartet, der sich aufgrund der letzten Nacht, in der sie Mal wieder etwas zu laut Musik gehört hatte, beschweren wollte. Doch mit der Person, die sie gerade vor sich sah, hatte sie eindeutig nicht gerechnet.
,,Charlie..", sprach sie verwundert, spürte direkt wie ihr Puls anstieg. Die beiden waren etwa zwei Jahre zusammen gewesen, jedoch hatte sie nicht gedacht ihn hier in Cambridge anzutreffen, sondern höchstens in ihrer Heimatstadt Canterbury.
,,W-Was machst du hier?", fragte sie ihn, versuchte dabei den Spalt der offenen Tür unauffällig zu verkleinern. Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Mannes. ,,Ich studiere hier Naturwissenschaften, hatte ich das nicht erzählt?", antwortete er ihr, so als wäre es selbstverständlich, doch das hatte er ganz sicher nicht erwähnt.
Einer der Gründe, warum sie überhaupt hier studieren wollte war, dass sie dadurch weit genug von ihm entfernt leben würde. Es konnte kein Zufall sein, dass er an der gleichen Universität wie sie studierte, wahrscheinlich sogar im gleichen Studentenwohnheim wohnte. Woher konnte er überhaupt wissen, dass sie hier lebte?
Charlie bemerkte anscheinend, dass es seiner Exfreundin die Sprache verschlagen hatte. ,,Naja.. ich bin eigentlich nur hier damit wir.. damit wir uns vielleicht noch einmal aussprechen können..", begann er zu sprechen, doch Olivia unterbrach ihn direkt.
,,Charlie, ich denke wir haben schon genug gesagt. Also bitte geh jetzt einfach wieder und besuch mich bitte auch nicht mehr", sagte die junge Frau, wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, doch im letzten Moment steckte er seinen Fuß dazwischen. Seine Miene hatte sich schnell geändert, bedrohlich sah er zu ihr, obwohl er sichtlich damit kämpfte ruhig zu bleiben.
,,Bitte.. lass uns doch nur reden.. bitte..", flehte er sie an, versuchte parallel die Tür zu öffnen, doch Olivia wehrte sich dagegen. Panik steig in ihr auf, als sie bemerkte, dass er immer aggressiver wurde.
,,Charlie, lass mich in Ruhe", schrie sie, schaffte es seinen Fuß aus der Schwelle zu treten und schloss die Tür mit einem lauten Knall vor sich. Ihr Herz schlug rasend, als sie ihn im Flur schreien hörte. ,,Ich liebe dich! Bitte Olivia, mach die Tür auf!", rief er, schlug noch einige Male gegen die Tür, doch als er merkte, dass sie nicht mehr auf ihn reagierte, schien er zu gehen.
Olivia ließ sich auf den Boden sinken, verdeckte ihr Gesicht mit ihren Händen, erstickte somit ihre Tränen. Sie fühlte sich in diesem Moment wieder zurückversetzt in die Zeit mit ihm, die wohl schlimmste in ihrem Leben. Die junge Frau hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können.
Was, wenn er wiederkommt? Ihr vor dem Wohnheim auflauern würde? Sie wusste zu was Charlie in der Lage sein konnte.. das hatte sie selbst spüren müssen.
Mit zitternden Händen griff sie nach ihrem Smartphone und tippte die Nummer ihrer besten Freundin ein. Das Klingeln, bis sie endlich abnahm, fühlte sich endlos an. ,,Ja, was ist?", fragte sie Grace, allein ihre Stimme zu hören, schien sie schon wieder etwas zu beruhigen.
,,E-Er war hier", sprach Olivia, versuchte langsam wieder vom Boden aufzustehen. Die Frau am anderen Ende der Leitung verstand nicht wirklich wen sie damit meinen könnte. ,,Wer, dein heißer Professor?", fragte sie amüsiert. Olivia schüttelte mit dem Kopf, versicherte sich, ob sie auch wirklich die Tür abgeschlossen hatte.
,,N-Nein.. Charlie war hier..", flüsterte sie, so als hätte sie Angst, dass er noch immer im Flur stand und sie hören könnte. Grace konnte nicht glauben, was Olivia ihr da gerade erzählte. Aber da sie ihre beste Freundin schon lang nicht mehr so aufgelöst gehört hatte, glaubte sie ihr direkt. So etwas konnte nur Charlie mit ihr anrichten.
,,Was zur Hölle macht er in Cambridge?!", fragte sie die junge Frau aufgebracht. ,,E-Er studiert hier angeblich..", antworte Olivia ihr, schaffte es endlich die Tür zu verlassen und setzte sich zurück auf ihr Bett. Für Grace machte das Alles kein Sinn. ,,Das ist doch totaler Schwachsinn, er hat doch die letzten Jahre im Laden seines Vaters gearbeitet, zu dem ist er viel zu dumm für die Cambridge. Er muss dir gefolgt sein..", schlussfolgerte sie, ließ Olivia dadurch in nur noch mehr Panik ausbrechen.
,,Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe Angst, dass es so Enden wird wie damals..", sprach sie ihre Sorge aus. Sie hatte wirklich gedacht, dass sie ihn durch den Umzug endlich loswerden würde.. wie naiv sie doch war.
,,Dazu wird es aber nicht kommen, weil du dich von diesem Arschloch nicht noch einmal verletzen lassen wirst, okay? Sonst fahre ich persönlich zu euch und verprügel ihn", Grace brachte ihre Freundin durch diese Aussage etwas zum Schmunzeln, auch wenn diese ganze Situation ziemlich ernst war. Olivia wollte auf keinen Fall, dass er sich ihr noch einmal nähern würde. Aber wie sollte sie das nur schaffen? Immerhin kannte sie hier in Cambridge noch niemanden der sie beschützen könnte.
,,Olivia?", hörte sie plötzlich von ihren Telefon. ,,Ja, was ist?", antwortete sie ihrer Freundin, spürte langsam, wie das Adrenalin ihren Körper verließ, die Müdigkeit sie wieder einholte.
,,Wirst du damit zurechtkommen? Ich weiß wie sehr du damals gelitten hast, ich will nicht, dass es sich wiederholt..", sagte sie aufrichtig. Grace hatte wirklich Angst um die junge Frau, besonders jetzt, da sie nicht mehr bei ihr war. Olivia hingegen schaffte es kaum noch ihre Augen aufzuhalten, wollte aber ihre Freundin, bevor sie noch einschlafen würde, wenigstens ein wenig beruhigen.
,,Ja.. ich bekomme das schon hin. Mach dir keine Sorgen um mich. Wenn etwas passiert, melde ich mich wieder bei dir..", versprach die Schwarzhaarige, konnte ihr Gähnen nun nicht mehr verstecken. ,,Okay.. ruh dich erstmal aus, wir reden die Woche nochmal", antwortete ihr Grace, bevor sie sich verabschiedeten und auflegten.
Olivia schaffte es noch ihr Smartphone neben sich zu legen, bevor sie die Augen ganz schloss und in binnen weniger Sekunden einschlief. Hoffentlich war das gerade das Erste und Letzte treffen mit Charlie, auch wenn sich die junge Frau kaum vorstellen könnte, dass er sie so einfach in Ruhe lassen würde..
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Nervös sah Mr. Hiddleston auf seine Armbanduhr, beobachtete die Tür und hoffte, dass sie noch kommen würde. Es waren noch fünf Minuten, sie hatte also noch etwas Zeit.
Verdammt, was tat er hier gerade eigentlich? Tom bot einen Kurs an, der ihm seine kostbare Freizeit raubte und das nur um eine Chance zu haben, um sie Wiedersehen zu können. Eine Studentin, die ihm bisher kaum Signale gesendet hatte. Warum nur war er dann so verrückt nach ihr? Warum schlug sein Herz bei dem Gedanken schneller, dass er sie vielleicht gleich wieder vor sich sitzen haben würde.. wenn sie denn auch wirklich sein Angebot angenommen hatte.
,,Hallo?", fragte Olivia vorsichtig in den Raum, als sie ihren Kopf durch die Tür steckte. ,,Ach Ms. Hudson, kommen sie doch hinein", sprach ihr Professor freudestrahlend, versuchte seine Nervosität so gut es ging zu verbergen.
Niemand außer ihm befand sich in dem kleinen Seminarraum. War sie etwa zu früh? Nein, das konnte nicht sein, es war fast 17 Uhr, sie wäre beinahe sogar zu spät gekommen. Olivia betrat den Raum, schloss die Tür wieder hinter sich und setzte sich gleich in die erste Reihe.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass niemand mehr kommen würde. So ganz wusste sie nicht, wie sie das finden sollte. Auf der einen Seite war es schön, mit ihm endlich allein zu sein, auf der anderen Seite war es doch irgendwie ziemlich unangenehm. Sie genoss seine Gesellschaft.. wollte diese sogar gern öfter, aber doch ließ es sie jedes Mal nervös werden.
Tief atmete sie durch, hoffte im Inneren, dass noch jemand in letzter Sekunde kommen würde, doch die Tür blieb geschlossen. Toms Enttäuschung hielt sich dagegen in Grenzen, denn er hatte es ja auch nicht mehr geschafft, Studierende von seinem Kurs zu erzählen.. vielleicht hatte er es aber auch absichtlich nicht getan.
,,Okay.. dann wollen wir mal anfangen..", begann er zu ihr zu sprechen. Eigentlich hatte sich der Professor die zu behandelnden Themen schon im Vorraus überlegt, aber seine Gedanken waren in diesem Moment ganz woanders.
Die Anziehung ihr gegenüber schien bei jedem Treffen stärker zu werden. Wenn er seine Gefühle jetzt nicht langsam abstellen würde, könnte sie seine Unsicherheit noch bemerken. Olivia beobachtete ihn die ganze Zeit, wartete darauf, dass er beginnen würde. Mr. Hiddleston räusperte sich, nahm dann ein Buch von seinem Tisch, lehnte sich gegen diesen und schlug es auf.
,,O-Okay.. also.. wie wäre es mit MacBeth? Was wissen sie darüber?", fragte er die Studentin, die nicht lang darüber nachdenken musste.
,,MacBeth ist eine düstere Tragödie von Shakespeare, in der es um Mord, Macht, Hexen, Geister und Wahnsinn geht. Der schottische Feldherr MacBeth ermordet den König Duncan, getrieben durch Ehrgeiz und Machtgier. Diese Tat wurde ihm eingeflößt von den Hexen, die ihm den Thron prophezeien und..", begann sie zu erzählen, doch plötzlich fiel er ihr ins Wort.
,,Okay, sie scheinen ja einiges darüber zu wissen.. vielleicht ist ein anderes Werk, dass sie noch nicht so gut kennen besser geeignet für unsere Stunde..", sagte er lachend, suchte ein weiteres Buch aus seiner Tasche heraus, doch hielt inne, als Olivia plötzlich wieder zu ihm sprach.
,,Mr. Hiddleston, wann haben sie eigentlich bemerkt, dass sie hier an der Universität Literatur unterrichten wollen?", fragte sie interessiert. Auch wenn vielleicht gerade nicht die Zeit dafür war, brannte diese Frage schon lang in ihrem Kopf.
Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. Tom ließ von seiner Tasche ab, nahm sich einen Stuhl, zog ihn zu dem Tisch der jungen Frau und setzte sich zu ihr. Ihre Frage hatte ihn überrascht, jedoch war er nicht davon abgeneigt ihr etwas von sich zu erzählen.
Insgeheim hoffte er sogar, heute vielleicht sogar noch etwas mehr von ihr zu erfahren..
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