*:❅・゚↬ 𝐈 .

ooh, you make me live
whenever this world is cruel to me
I got you to help me forgive
ooh, you make me live now, honey
ooh, you make me live

─ LIX .

𝐋eise schniefend blickte ich auf meine ineinander verschränkten Hände und versuchte, nicht endgültig in Tränen auszubrechen. Menschen konnten so boshaft und verletzend sein, vor allem Schüler. Gleichaltrige, welche ihr Ego durch Gemeinheiten zu anderen pushten, ihren Frust an Unschuldigen und Hilflosen ausließen. An jemandem wie mir. Aber so war das schon immer gewesen, ich schien das perfekte Opfer für solche Leute zu sein.

Still, unscheinbar und die typische graue Maus. Und dennoch hatte ich nicht das Glück, einfach ignoriert und übersehen zu werden, nein. Dazu war ich dann wohl doch nicht unscheinbar genug, zu meinem Leidwesen. Es war zwar nicht so, dass sie mir körperlichen Schaden zufügten, eigentlich sollte ich darüber froh sein. Aber ihre Worte schmerzten dennoch wie ein Schlag in die Magengrube. Und im Gegensatz zu einem blauen Fleck verschwanden sie nicht nach ein paar Tagen, nein.

So sehr ich auch wollte, ich konnte einfach nicht vergessen, was sie mir unüberlegt und gehässig an den Kopf warfen. Doch ich versuchte es zu verdrängen, es waren nur noch ein paar Jahre. Ein paar Jahre, dann wäre all das vorbei und ich würde diese Menschen nie wieder begegnen müssen.

Trotzig wischte ich mir übers Gesicht, mit gesenktem Kopf saß ich seit geraumer Zeit auf dem ungemütlichen Lattenzaun des Schulhofes, welcher diesen vom Lehrerparkplatz abgrenzte. Eigentlich war es schon seit Jahren, bevor ich auf diese Schule gekommen war, verboten, sich auf diesen zu setzen. Denn das Holz war morsch, der Zaun konnte jederzeit zusammenbrechen und man konnte ungünstig fallen und sich verletzen. Schulregeln...

Doch heute kümmerte ich mich nicht darum oder dass ich bereits den Anfang der nächsten Unterrichtsstunde verpasst hatte und auch um die Folgen dafür scherte ich mich nicht, nicht jetzt.

Langsam lief eine einzelne, heiße Träne an meiner vor Kälte geröteten Wange hinunter und fiel schließlich nach einigen Sekunden auf meine Finger, welche leicht zitterten. Mit verschwommener Sicht musterte ich den kleinen, farblosen Tropfen, der nun an der Spitze meines Zeigefingers hing. Schlussendlich fiel er in den schmutzig grauweißen Schnee unterhalb meiner angewinkelten Füße, welche ich auf der untersten Latte abgestützt hatte.

Gedankenversunken wie ich war bemerkte ich vorerst nicht, wie sich mir jemand näherte, obwohl die dünne Schneeschicht unter seinen schweren Stiefeln knirschte, sich mit großen Schritten näherte und schließlich vor mir stehenblieb, ohne etwas zu sagen. Auch ohne meinen Kopf zu heben und aufzusehen, wusste ich, wer mich hier draußen, mitten um Unterricht, aufgesucht hatte.

Wie er bemerkt hatte, dass es mir gerade nicht gut ging und dass ich mich ausgerechnet hier befand, darüber machte ich mir keine Gedanken. Vielleicht war das einfach ein Teil unserer "Soulmateverbindung", wie er gerne sagte, wenn es zu solchen Situationen kam. Oder er hatte mich aus dem Fenster seines Klassenzimmers über den Schulhof laufen sehen, das konnte auch sein.

Ich spürte den besorgten Blick von
Changbin auf mir, dem Jungen, mit welchen ich bereits seit unserer Kindheit innig befreundet war und somit auch meinen besten Freund nennen konnte. Stumm wischte er mir mit dem Ärmel seiner Jacke die noch feuchte Tränenspur von der Wange und ließ schließlich seine warme und verglichen mit meinem Gesicht große Hand dort ruhen.

Wehrlos gab ich mich seiner beinahe schon zärtlichen Berührung hin und genoß diese mit geschlossenen Augen, schmiegte mich seiner Hand entgegen, wie eine Katze, welche hinter dem Ohr gekrault wurde. Wir wussten beide, dass ich das jetzt brauchte.

Ich war froh, dass er nicht sogleich die friedliche und gleichzeitig ebenso trügerische Ruhe störte, welche sich wie die winzig kleinen, kristallförmigen Schneeflocken auf das graue Pflaster des Innenhofes gelegt hatte, in weniger als einer Stunde wieder unsanft von dem Geschrei und Getrampel der anderen Schüler unsanft durchbrochen wurde.

Es schneite bereits seit Tagen, doch immer wieder ließ die Sonne, welche den Schnee zum glitzern brachte, diesen wieder schmelzen und in der Nacht kam neuer hinzu. Mittlerweile lag dieser bereits zentimeterdick und an manchen Stellen sogar gefroren auf dem einstmals grünen und nun farblosen Gras, welches ungepflegt um den Zaun wucherte.

Nach einigen Minuten des Stillschweigens, in welchem dennoch weißer Rauch vor unseren Mündern hing, wenn wir ein und wieder ausatmeten, seufzte Binnie leise auf. Er nahm meine zusammengeballten Hände und rieb mit seinen über diese, wieder fiel mir auf, wie klein meine Finger doch waren. Sie waren eiskalt und fühlten sich nicht mehr an wie ein Teil meines Körpers, er umfasste sie mit den seinen.

"Sie haben dich wieder geärgert, nicht wahr?", schnaubte er verärgert und verstärkte dabei den Druck um meine Hände. Doch ich wollte ihm nicht wirklich eine Antwort geben, wollte nicht, dass er hörte, wie meine Stimme brach. Also nickte ich nur wortlos, was ihn bekümmert den Kopf schütteln ließ.

"Felix, was die denken, muss dich nicht interessieren. Du hast doch mich, Lix und Binnie, Binnie und Lix. So war das doch schon immer und das soll auch so bleiben. Du brauchst niemand anderen als mich, okay?"

Für Außenstehende mochte es sich wohl besitzergreifend anhören, was er da von sich gab, doch er hatte schlichtweg recht. Es waren immer nur wir beide gewesen, im Kindergarten, der Vor- wie auch in der Grundschule. Und das hatte nie jemanden von uns gestört, warum auch. Wir wussten, dass wir einander hatten und das reichte.

Aber es kam, wie es kommen musste und die Zeiten änderten sich. Binnie und ich gingen noch nie gemeinsam in eine Klasse, da er älter als ich war, doch das war nicht das Problem. Wir trafen uns einfach nachdem Unterricht, am Wochenende und in den Pausen. Nein, was mich störte, war, dass er auch noch andere Freunde außer mich hatte.

Jemand wie Changbin fand schnell Freunde, er war freundlich, lieb, zuvorkommend und sah gut aus. Vor allem letzteres ließ ihn vor allem bei den Mädchen gut ankommen, auch wenn er sich zu meinem Glück aus diesen nichts machte. Noch eine Person, welcher mir Zeit mit meinem besten Freund nahm, konnte mir gestohlen bleiben.

Ich wusste, dass ich mir nicht soviel Gedanken darüber machen sollte, es war selbstverständlich und vollkommen normal, mehrere Freunde zu haben und nicht immer nur zu zweit abzuhängen, doch gerade in den letzten Jahren erwischte ich mich immer wieder dabei, dass es mich traurig stimmte, wenn er etwas mit anderen unternahm oder über Witze lachte, welche nicht von mir kamen.

Der Gedanke daran heiterte mich nicht auf, weshalb ich versuchte, meine Aufmerksamkeit wieder zu meinem besten Freund zu lenken und einfach jetzt die Zeit auszunutzen, die wir hatten.

Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln verzogen, als mir etwas einfiel und somit setzte ich meine Idee um. Ohne Vorwarnung sprang ich von dem wackelnden Zaun auf und fiel somit direkt auf Changbin, welcher unvorbereitet strauchelte und uns beide zu Boden riss.

Glücklicherweise war dieser von einer Schicht Schnee bedeckt und ohnehin war ich auf ihm gelandet, was zu mindestens mir den Aufprall weicher gemacht hatte. Kurz schnipste mir Binnie gegen die Stirn und jammerte, doch dann brachen wir beide in Gelächter aus.

Doch anstatt mich wieder aufstehen und auch ihm aufhelfen zu lassen, schlang Binnie seinen Arm um mich und zog mich zu sich, sodass ich, ohne mich zu beschweren, meinen Kopf auf seiner Brust ablegte. Vielleicht konnte ich seinen Herzschlag auch durch die dicke Winterjacke wahrnehmen, welche er trug.

Gut, es konnte auch sein, dass ich nur meinen eigenen anhörte, aber dennoch war das Geräusch entspannend... Es gab mir ein Gefühl der Sicherheit, welches ich nicht mehr missen konnte und insgeheim war ich mir sicher, dass ich es sein Puls war, welchen ich hörte.

Zufrieden seufzte ich auf, als er begann, mir langsam durchs Haar zu streichen. Auch meine Tränen waren versiegt, das stechende und unangenehme Gefühl, welches mich so traurig gemacht hatte, verschwand nach und nach und ich merkte, dass es mir allein durch seine Anwesenheit wieder besser ging.

Ich war wirklich dankbar, einen Freund wie ihn zu haben. Einen Freund, der immer für mich da war, wenn ich ihn brauchte und mir die Aufmerksamkeit und Zuneigung gab, welche ich auch ihm schenkte.

Und während wir wohl beide unsere Gedanken schweifen und den Schnee auf uns fallen ließen, unbewusst nach der Hand des anderen gegriffen hatten, bemerkte ich nicht, dass Changbins Herz nicht mehr so ruhig schlug, wie ich es vorhin wahrnehmen geglaubt hatte.


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*:❅・゚↬ 𝐚𝐮𝐭𝐡𝐨𝐫'𝐬 𝐧𝐨𝐭𝐞 .

I hope y'all enjoy this story !!

.  𝖑𝖔𝖛𝖊 𝖞'𝖆𝖑𝖑  ˎˊ-

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