Zukünftiges

Als alles vorbei war
Krieg und Frieden
Mann und Frau
Form und Inhalt

Als die Sonne auf-
und untergegangen war
samt Mond und Stern und
den Musikalien des Himmels
und der Erde

Setzten wir uns
und warteten
auf das
was kommt.

~Elisabeth Borchers~

Sry das ich dir in den letzten Tagen nicht
geschrieben habe, hatte einiges zutun

Allein diese Nachricht ließ mich an einem Sonntagmorgen aufatmen. In den letzten Tagen hatte ich begonnen, mir immer mehr Sorgen zu machen.

In den nächsten Tagen werde ich wohl
auch nicht so viel schreiben, bin da
gerade sehr beschäftigt

Ein wenig verwirrt runzelte ich die Stirn. Beschäftigt? Seufzend biss ich in mein Frühstückstoast. Dann schrieb ich meine Antwort.

Klar, kein Problem.

Okay, vielleicht war das etwas knapp. Aber was sollte ich sonst schreiben? Das ich vor Sorge kaum schlafen konnte, das ich immer wieder überlegt hatte, bei ihm vorbeizufahren, das mich der Gedanke, dass er mich eventuell versetzt haben könnte, ziemlich verletzt hatte? Wohl kaum.

Obwohl, vielleicht war es besonders die kurz gehaltene Antwort, die all das und doch nichts ausdrückte. Beinah wie ein unvollendeter Satz oder das leise Murmeln einer Antwort, die so gar nicht zu dem Gesichtsausdruck einer Person passte.

Sicher alles ok bei dir?

Ich seufzte schwer und legte das Toast weg, um stattdessen einen Schluck aus meiner Kaffeetasse zu nehmen. Es war wohl letzteres. Nächstes mal sollte ich meine Gelassenheit wohl mit etwas mehr Mühe ausdrücken. Wie ironisch.

Ja, klar. Warum auch nicht?

Noch während ich die Nachricht abschickte bereute ich sie. Das war wirklich die dümmste Antwort, die ich hätte geben können. Das klang beinah wie eine Steilvorlage für einen sinnlosen Streit.

kA

Ich sollte später wirklich Internetslang recherchieren.

Lust heute Abend einen Film
bei mir zu schauen?

Überrascht runzelte ich die Stirn. Dann schüttelte ich den Kopf. Langsam kam ich nicht mehr hinterher. Wenn er sich mit mir treffen konnte, warum konnte er mir dann nicht einmal eine kurze Nachricht schicken?

Ich denke schon. Wann soll
ich vorbei kommen?

Trotz meiner Bedenken schickte ich die Nachricht schnell ab. Ich war schließlich kein Masochist, der sich selbst gerne quälte. Ich würde einfach heute Abend herausfinden, was los war. Denn das etwas nicht in Ordnung war, das war für mich zweifelsfrei klar.

So gegen 20:00 Uhr?

Das dürfte passen.

Klar, soll ich was mitbringen?

Höflichkeit ging vor. Das hatte ich schon früh gelernt.

Wein?
Das gute Annchen hat
deinen nämlich schon getrunken
Ganz schön frech, findest du
nicht?

Ich schmunzelte. Meiner Weinsammlung würde es wohl nicht wehtun, wenn ich sie um ein oder zwei Fläschchen erleichterte.

Klar, kann ich machen. Aber bist
du sicher, dass Anne den Wein
getrunken hat?

Die Antwort kam beinah sofort.

Ich wüsste nicht wer sonst
Warum?

Nur so.

°

Als ich meinen Wagen dieses mal vor dem kleinen Haus parkte zögerte ich nicht lang mit aussteigen. Ich war seltsam angespannt und verspürte den Wunsch, möglichst schnell meine Antworten zu bekommen.

Dabei wusste ich, dass Chris mir nicht einfach so erzählen würde, was los war. Und direkt nachzuhaken kam mir wie ein viel zu abrupter Einstieg in seine Privatsphäre vor. Schließlich ging es mich eigentlich nicht an, was Chris in seiner Freizeit tat. Für ihn war ich wahrscheinlich einfach bloß ein weiterer Freund.

Dieses mal öffnete mir Anne die Tür, nachdem ich geklingelt hatte. Sie lächelte freundlich und bat mich hinein. Während ich meine Schuhe auszog beäugte sie die Weinflasche in meiner Hand.

„Du wirst aber nicht fahren, wenn du Wein getrunken hast, oder?"
Beruhigend schüttelte ich den Kopf.
„Nein, natürlich nicht. Ich werde mich an Wasser halten."

Sie nickte.

„Dann ist ja gut. Aber falls du doch etwas trinken solltest kannst du auch gerne hier übernachten. Sag mir einfach Bescheid, dann kann ich dir die Couch herrichten."

„Dankeschön, das ist sehr freundlich."
Lächelnd wandte ich mich der Treppe zu, nur um dann noch einmal zu Anne zu schauen.

„Wo ist eigentlich Chris' Reich?"
„Die erste Tür auf der linken Seite, direkt neben der Treppe. Sie steht wahrscheinlich auf."
„Okay, danke."

Ich begann, die Holztreppe hoch zulaufen. Als ich die Hälfte erreicht hatte, rief Anne mich noch einmal zurück.
„Ach, Elias. Sei heute vorsichtig mit Chris, der arme Junge ist in letzter Zeit sehr durch den Wind."

Mit einem weiteren Nicken bewältigte ich den Rest der Stufen, dann öffnete ich die Tür, die in das obere Geschoss führte. Die Tür zu meiner linken stand tatsächlich offen und Licht fiel in den sonst dunklen Flur.

Mit leisen Schritte näherte ich mich und warf einen vorsichtigen Blick in das Zimmer. Das Licht rührte von einer kleinen Lampe, die auf einem ebenso kleinen Tisch neben dem Bett auf der linken Seite des Zimmers stand.

Unter dem Fenster, welches mir direkt gegenüber lag, stand ein wirklich unordentlicher Schreibtisch. Auf der rechten Seite des Raums standen dann noch ein Kleiderschrank und ein mit CDs überladenes Regal.

Chris lag auf dem Bett, den Blick auf seinen Laptop gerichtet. Er wirkte wieder einmal hochkonzentriert, als gäbe es nur diese eine Sache, die er sich gerade ansah, und sonst nichts. Um ihn nicht zu erschrecken klopfte ich gegen den Türrahmen und räusperte mich leise.

Dennoch schoss sein Kopf herum und er starrte mich mit großen Augen an.
„Ist es schon so spät?"
Belustigt grinste ich.

„Ja, 20 Uhr."
Chris seufzte, dann drehte er sich seinem Laptop zu.
„Komm rein."

Er schloss das Fenster der Seite, die er sich soeben angesehen hatte, dann setzte er sich auf und klopfte neben sich auf das ungemachte Bett.
„Setz dich doch. Die Unordnung tut mir leid, ich wollte eigentlich noch aufräumen bevor du kommst. Aber irgendwie habe ich wohl die Zeit vergessen."

Ich ließ mich neben ihm auf das Bett fallen.
„Kein Problem."

Dann hielt ich die Weinflasche in die Höhe. Chris schenkte mir ein triumphales Grinsen, dann nahm er mir die Flasche ab. Er stand auf und holte zwei Weingläser aus dem Berg auf seinem Schreibtisch. Überraschend geübt öffnete er die Flasche, dann schenkte er uns ein.

Mit einem Lächeln hielt er mir dann ein Glas hin.
„Auf einen lustigen Abend."
Schien so als müsse ich Anne doch später noch um die Couch bitten.

°°°°

Kennt ihr das, ihr wacht an einem Montagmorgen auf und euer erster Gedanke lautet: Seifenblasen sind eine richtig tolle Metapher für die Menschheit und unsere Gesellschaft?

Naja, genug von meiner Durchgeknalltheit. Weiß jemand zufälligerweise, was man so an einem sechzehnten Geburtstag machen kann, wenn man selbst und die eigenen Freunde unkreativ sind? (Frage für eine Freundin, was ich nicht spaßig meine, ich bin schließlich schon sooo altttt)

Over and Out, _Amnesia_Malum_  

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