mit einem jahr ein kind
mit einem jahr ein kind,
mit zweien jahr ein jüngling,
mit dreien jahr ein mann,
mit vier jahr wohlgetan.
mit fünfen geht es auch noch an,
mit sechsen rückt das alter an.
mit sieben jahr ein greis,
mit acht jahr schneeweiß,
mit neun jahr leuchtet das morgenrot,
mit zehen jahr, ja grüß dich gott!
~h.c. artmann~
Ich richtete meinen Blick auf Chris, dann nickte ich in seine Richtung. Er erwiderte meinen Blick, dann seufzte er.
„Ich suche nach meinem Vater, Alonso Martin. Eine meiner Tanten meinte, dass ich ihn in Spanien finden könnten."
Jorge blieb ruhig und das Lächeln auf seinem Gesicht schien für ein paar Sekunden zu verrutschen.
„Alonso Martin? Sicher?", fragte er dann nach.
Die Sorge in seiner Stimme veranlasste mich dazu, mich etwas vorzubeugen. Wenn Jorge negative Emotionen zuließ, dann musste man auf der Hut sein.
„Ja, ganz sicher", antwortete Chris mit gerunzelter Stirn, dann warf er mir einen überraschend unsicheren Blick zu. Ich versuchte mich an einem beruhigenden Lächeln, doch schnell glitt meine Aufmerksamkeit zu Jorge, auf dessen Gesicht nun eine ernste, beinah beunruhigte, Miene das Lächeln ersetzt hatte.
„Ich möchte dir einen Tipp geben, chico. Dieser Mann ist, selbst wenn er dein padre ist, ist gefährlich. Ihr beide solltet verschwinden, bevor er von eurer Suche hört, sonst wird die Sache nicht schön enden."
Er hatte sich, während er leise gesprochen hatte, zu uns vorgebeugt und ließ seinen Blick zwischen uns hin und her gleiten.
„Glaubt mir, ihr zwei seit zu joven, um zu sterben."
Ich seufzte und fuhr mit einer Hand durch meine Haare. Super, der Vater des Typen, für den ich mich interessierte, war ein gefährlicher Kerl. Ein Kerl, dessen Männer uns bereits bemerkt hatten.
„Glaub mir, ich wollte eigentlich nie ernsthaften Kontakt zu meinem Vater. Seit ein paar Wochen haben wir aber... Probleme mit seinen Leuten. Wir wissen nicht, wie wir das anders stoppen können."
Mein spanischer Freund lehnte sich zurück und warf die Hände in die Luft.
„Und du denkst, dass du dich nach deinem Vater erkundigen kannst, da rein marschierst, ihm sagst, er solle aufhören und ihr beide könnt danach einfach so weiterleben?"
Jetzt richtete er seinen Blick auf mich.
„Das ist tonto, Elias. Von dir hätte ich etwas besseres erwartet. Dios, warum unterstützt du dieses Humbug?"
Ich schloss kurz die Augen, dann schüttelte ich den Kopf.
„Ich weiß, das ist noch lange kein Plan. Ich lasse mir etwas besseres einfallen, verlass dich drauf. Aber ich konnte Chris ja nicht allein darein laufen lassen."
Jorge starrte mich eindringlich an, als würde er nach etwas suchen. Schließlich seufzte er und ließ sich noch etwas tiefer nach hinten sinken.
„Versprich mir, dass du dir wirklich was gutes einfallen lässt, amigo. Das hier ist keines deiner libros, du kannst das Ende nicht so beeinflussen, wie du willst. Wenn dir nichts besseres als dieser Unsinn einfällt, dann hoffe ich, dass ihr dos ganz schnell verschwindet und so tut, als ob das hier nie passiert wäre. Vale?"
Ich nickte, dann stieß ich Chris an, der eindeutig nicht glücklich aussah. Er sah mich wieder für ein paar Sekunden an, dann verdrehte er die Augen, nickte aber schließlich.
„Versprochen."
Jorge nickte, mehr zu sich selbst als zu uns, dann beugte er sich wieder etwas vor.
„Also, was ich über Alonso Martin weiß ist, dass er hier in Spanien geboren wurde. Seine Familie war eher arm, dennoch konnte er mit ihrer Hilfe an einer Uni in Deutschland studieren.
Über seine Zeit dort wissen wir kaum etwas, aber ich schätze, dass das der Zeitraum war, in dem er und deine Mutter dich bekommen haben.
Jedenfalls kam er vor etwa 15 años zurück und wurde ein Mitglied in einer üblen Straßenbande. Dort hat er sich hochgearbeitet und hat diese grupo recht groß gemacht. Jetzt kennt man sie als „las torturas", die Folterer. Ein recht plumper Name, wenn man mich fragt, aber ich schätze, dass er seinen Zweck erfüllt.
Falls ihr mehr wissen möchtet, müsste ich noch etwas genauer graben. Aber das dürfte kein Problem sein."
„Es wäre toll, wenn du dich etwas mehr damit beschäftigen könntest."
Er nickte, dann hievte er sich in die Höhe. Ich folgte seinem Beispiel, Chris direkt neben mir.
„Danke für deine Hilfe, Jorge", sagte ich dann.
Er zog mich wortlos in eine weitere Umarmung.
„Gerne doch, amigo. Vergiss nicht, tu nichts dummes oder unüberlegtes. Ich möchte dein cara noch oft sehen."
Er löste sich, dann zog er überraschenderweise auch Chris in eine Umarmung. Als er los ließ, schüttelte er noch einmal den Kopf.
„Hasta pronto, amigos."
Wir verabschiedeten uns ebenfalls. Dann traten wir wieder hinaus auf die überfüllten Gehwege. Chris neben mir war wieder ungewohnt ruhig und ich stupste ihn schließlich mit meinem Ellbogen an.
„Hey, alles in Ordnung?"
Er hob den Blick von dem Bürgersteig und sah mich für ein paar Sekunden an, dann nickte er.
„Ja, ich habe nur nachgedacht. Die Sache mit meinem Vater scheint größer zu sein, als erwartet."
„Mmh", brummte ich bloß als Antwort. Was sollte ich auch sonst sagen?
Die Stimmung blieb weiterhin gedrückt. Es war unangenehm, da ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte, um den besorgten Ausdruck von seiner Miene verschwinden zu lassen. Es gefiel mir um einiges besser, wenn er lächelte. Oder zumindest, wenn er nicht aussah, als hätte er einen Welpen angefahren.
Schlussendlich fiel mein Blick auf ein großes Plakat.
„Was hältst du von Kunst?"
Chris hob verwirrt den Blick, dann zuckte er mit den Achseln.
„Keine Ahnung. Es sind halt Farben auf Leinwänden."
Ich grinste, dann stieß ich ihn an.
„Kunst ist nicht nur Farbe. Kunst kann viel mehr sein. Wie wäre es, mit einem kleinen Ausflug in ein Museum?"
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Drei Stunden später rannte Chris beinah aus den großen Türen hinaus. Tatsächlich hielt er erst an, als wir bereits die große Treppe vor dem Museum heruntergestiegen waren.
„Wenn ich mir noch einen Vortrag über die spanische Moderne anhören muss, dann kann man mich in die nächste Klapse bringen", seufzte er dann.
Ich grinste bloß. Es war ja nicht meine Schuld, dass der Führer unserer Gruppe sehr leidenschaftlich gewesen war. Und es hatte mich nicht im geringsten gestört. Die Ausstellungen waren großartig gewesen, besonders die, die sich mit dem Bürgerkrieg beschäftigt hatten.
„Was schaust du so blöd?", wollte er dann wissen und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
Ich schüttelte den Kopf.
„Lass uns zurück zum Hotel gehen."
Abrupt blieb Chris stehen und griff nach meinem Handgelenk. Dann starrte er mich an, als hätte ich ihm gerade erzählt, dass Geister tatsächlich existierten.
„Hast du noch alle Tassen im Schrank? Du schleppst mich in ein Museum vollen Sachen, die uninteressanter nicht sein könnten, und dann lässt du mich verhungern?"
Ich erwiderte seinen Blick, dann schüttelte ich den Kopf.
„Wie viel Geld soll ich denn noch für dich ausgeben?"
Er zog die Stirn kraus, als würde er tatsächlich nachdenken, dann zuckte er mit den Schultern. Ich drehte mich bloß herum und zog Chris hinter mir her.
„Wenn du die Frage nicht beantworten kannst, dann kann ich dir leider nicht helfen."
Dann stolperte ich, da Chris Gewicht, dass ich zuvor noch gezogen hatte, plötzlich verschwand. Ich sah mich schon der Länge nach auf dem Boden liegen, da umarmte mich plötzlich jemand von hinten. Chris drückte sich unangenehm dicht an mich, sein Kinn auf meiner Schulter.
„Komm schon, ich habe Hunger. Bitte."
Eigentlich plante ich, mit einem autoritären „Nein" zu antworten, doch irgendwie sagte ich stattdessen „Was willst du denn essen?"
„Ich habe da dieses interessante Restaurant am Weg hier hin gesehen. Es wird dir gefallen."
Er löste sich von mir, dann griff er wieder nach meinem Handgelenk und zog mich hinter sich her. Dabei erzählte er von noch mehr Läden, die er auf dem Weg zum Museum gesehen hatte.
Ich hörte nicht richtig hin, sondern schimpfte bloß in Gedanken über mich selbst. Ich sollte Chris nicht immer nachgeben, besonders, da er sich so schamlos von mir durchfüttern ließ. Aber gleichzeitig wusste ich, dass ich seine gesamten Pläne durcheinander gebracht hatte.
Außerdem war er bloß ein Student. Aus meiner eigenen Zeit an der Uni wusste ich, dass man da nicht unbedingt mit Geld um sich werfen konnte. Und ich hatte mittlerweile mehr als genug.
Dennoch plante ich, Chris die kalte Schulter zu zeigen. Am nächsten Morgen würden wir garantiert kein völlig überteuertes Café besuchen. Das Frühstücksbuffet unseres Hotels würde Chris genügen. Außerdem würde ich ihn nach der Recherche in ein weiteres Museum zwingen, ob er nun wollte oder nicht.
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Ich weiß nicht, ob ich vor Scham im Boden versinken soll, weil ich seit zwei Monaten nicht mehr geupdatet habe, oder ob ich mir gratulieren soll, weil ich immerhin ein Kapitel geschrieben habe. Ich mache nicht wieder den Fehler, etwas zu versprechen. Das ging ja die letzten Male gründlich schief. Außerdem fängt die elfte Klasse an.
Ladies and Gentlemen, ich schiebe hier eindeutig Panik. Aber was soll's.
War schon einmal jemand in Madrid und in einem der Museen dort? Ich würde da gerne einmal hinreisen.
Over and Out, _Amnesia_Malum_
29/08/2019
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