Leb die Leben, leb sie alle

Leb die Leben, leb sie alle,
halt die Träume auseinander
sieh, ich steige, sieh, ich falle,
bin ein andrer, bin kein andrer.

~Paul Celan~

„Also, nach was genau suchst du?"

Trotz der Kälte hatten wir uns eine Bank im Außengelände des Shoppingcenters gesucht, um in Ruhe unsere Getränke zu trinken. Während ich meine Finger an dem warmen Becher wärmte beobachtete ich Chris kritisch. Der hatte sich nämlich einen Lebkuchen-Frappuccino geholt und trank in aller Ruhe von dem eiskalten Getränk.

„Keine Ahnung, eine Maschine, die Kaffee macht, schätze ich mal. Bekommst du keinen Gehirnfrost von deinem Frappuccino?"

Chis schüttelte mit einem Lächeln den Kopf.

„Solange ich nicht zu viel auf einmal trinke ist das viel besser als Kaffee. Außerdem schmeckt der nach Lebkuchen, also kann ich aufgrund der weihnachtlichen Aura nicht frieren. "

Chris nahm einen demonstrativen Schluck von seinem Frappuccino, dann sah er mich mit zusammengezogen Augenbrauen an.

„Du weißt nicht, was für eine Maschine du willst? Ziehst du solche mit Pads, einem Mahlwerk oder vielleicht einer Thermoskanne vor?"

Ich zuckte wieder mit den Achsel.

„Meine Alte hat mit Kaffeepulver funktioniert. Ich schätze also, dass ich so eine möchte. Aber Thermoskanne klingt gut."

Chris nickte, dann nahm er einen weiteren Schluck von seinem Frappuccino, der sich nur äußerst langsam leerte. Ich hatte es geschafft mein Getränk in den letzten Minuten gänzlich zu leeren. Vielleicht sollte ich meinen Kaffeeverbrauch einschränken.

„Warum kennst du dich eigentlich mit Kaffeemaschinen so gut aus?", fragte ich dann um die Stille, die aufgekommen war, zu durchbrechen.

„Ich habe im letzten Semester mal in einem Küchenartikel-Geschäft gearbeitet."

Ich nickte. Das war eine sehr plausible Erklärung.

„Darf ich fragen, was du studierst?", fragte ich dann weiter.

Dabei beobachtete ich vorsichtig Chris Gesichtsausdruck. Ich wusste nicht, was ich ihn fragen konnte und was nicht, also versucht abzulesen, ob es in Ordnung war, welche Fragen ich stellte.

Zu meiner Erleichterung nickte Chris und lächelte schon wieder.

„Du kannst gerne Fragen. Ich studiere Sport und Sprachwissenschaften. Und was machst du beruflich?"

Chris hatte auf meine Frage geantwortet, also sollte ich ihm wohl auch seine beantworten.

„Ich bin Autor."

Er trank wieder etwas von seinem eiskalten Gebräu.

„Cool. Ich würde ja fragen, wie deine Bücher heißen, aber ich werde mit dem Namen wahrscheinlich nichts anfangen können."

Während er das zugab rieb er sich mit einer Hand über den Nacken. Die Tatsache, dass ihm das tatsächlich unangenehm war, ließ mich lachen.

„Kein Problem."
Dann, als Chris' Gesichtsausdruck wieder wie gewohnt und nicht mehr schuldbewusst war, nickte ich in Richtung seines Getränks.
„Beeil dich, mir wird kalt."

Mit einem Nicken kam Chris meinem Wunsch nach. Gerade als die letzten Reste des Frappuccinos verschwunden waren zuckte er zusammen und presste beide Handballen an seine Stirn.

„Verdammt. Gehirnfrost."
Ich musste wieder lachen.
„Ich sehe, die weihnachtliche Aura wirkt wirklich Wunder."
Chris verzog das Gesicht, dann stand er auf.
„Das ist nicht lustig", vielleicht hätte ich aufgehört zu lachen, hätte Chris nicht selbst lächeln müssen.

Immer noch grinsend folgte ich dann seinem Beispiel. Auf dem Weg zurück in das Einkaufszentrum warfen wir dann die Einwegbecher weg. Sobald wir die warme, immer noch weihnachtlich geschmückte, Einkaufshölle betraten seufzte Chris erleichtert.

„Falls es dich interessiert: Mein Gehirn stirbt nicht mehr ab."
Ich knöpfte meinen Mantel ein weiteres mal auf und nickte.
„Gut zu wissen."

Daraufhin folgte ich Chris durch das Gewirr aus Menschen, die alle dabei waren, nicht gewollte Weihnachtsgeschenke zurückzubringen. Schließlich endeten wir in einem hoffnungslos überfüllten Saturn.

Chris ließ seinen Blick geschäftig über die Maschinen wenden, dann drehte er sich zu mir.

„Wie viel willst du eigentlich ausgeben?"

„Keine Ahnung. Ich schätze, dass ich die nehme, die du für die Beste erklärst."

Misstrauisch beäugte Chris mich.

„Wenn ich sagen würde, dass du eine Maschine für 3.000€ kaufen sollst, würdest du das dann machen?"

Ich verzog das Gesicht.

„Eine Kaffeemaschine ist mir keine 3.000€ wert. Alles bis 200€ würde ich aber nehmen, denke ich."

Chris' Gesichtsausdruck hatte sich immer noch nicht geändert.

„Du musst ein bekannterer Autor sein als ich dachte."

Darauf antwortete ich ihm nicht. Ich würde mein Einkommen bestimmt nicht mit ihm diskutieren. Ich sagte schon meinen Eltern kaum, was ich tatsächlich verdiente.

„Du solltest die hier nehmen", entschied Chris dann.

Da ich bisher etwas Abstand gehalten hatte kam ich neugierig etwas näher und betrachtete die schwarz-silberne Maschine.

„Du hast eine Thermoskanne, kannst bei dem Timer eine Uhrzeit für den Brühstart einstellen und sie ist leicht zu bedienen und sauber zu machen."

„Okay."

Die Entscheidung war getroffen, jetzt mussten wir nur noch einen unbeschädigten Karton finden und uns hinter den anderen Irren, die so kurz nach Weihnachten wieder in der Stadt waren, anstellen.

Eine knappe halbe Stunde später standen wir vor dem Fachmarkt.

„Danke für die Hilfe. Ich glaube, dass ich sonst immer noch da drin wäre. Oder ich hätte mir von einem Mitarbeiter eine viel zu teure Maschine, mit der ich am Ende unzufrieden gewesen wäre, aufschwatzen lassen."

Chris nickte und lächelte ein weiteres mal.

„Es freut mich, dass ich dir helfen konnte. Hoffentlich kannst du auch tatsächlich etwas damit anfangen."

„Das hoffe ich auch", murmelte ich und erwiderte sein Lächeln.

„Falls es einen Weg gibt, wie ich mich bei dir revanchieren kann, dann würde ich mich freuen, wenn du es mich wissen lässt."

Chris nickte, dann wurde sein Blick nachdenklich.

„Mir fällt jetzt nichts ein..."

Sein Gesichtsausdruck hellte sich aus und er streckte seine Hand aus.

„Gib mir dein Handy."

Überrascht sah ich ihn ein paar Sekunden an, dann zog ich mein Handy aus der Hosentasche, entsperrte es und überreichte es ihm. Chris tippte kurz darauf herum, dann reichte er es mir.

„Meine Nummer. Wenn du zuhause bist musst mir nur eine Nachricht schicken, dann kann ich mich bei dir melden, falls mir noch etwas einfällt."

Ich nickte.

„Okay, dann machen wir das so. Ich schätze mal, dass ich langsam nach Hause fahren sollte."

Während auch Chris sich verabschiedete musste ich gegen einen unerwarteten Anflug von Enttäuschung kämpfen. Es hatte Spaß gemacht, mit Chris den Tag zu verbringen.

„Du solltest öfter lachen und weniger die Stirn runzeln."

Aus meinen Gedanken gerissen – ich sollte wirklich zuhören – blickte ich zu Chris, der mir zuzwinkerte und dann in der Menschenmenge verschwand. Es dauerte eine kleine Weile, bis ich mich davon erholt hatte, dann eilte ich mit roten Ohren davon.

Eigentlich hatte ich noch etwas essen wollen, aber meine Motivation schien plötzlich wieder da zu sein. Bevor sie verschwand sollte ich wohl nach Hause und ein paar Kapitel verfassen. 

1111

Ich bin so motiviert, dass ich schon zwei weitere Kapitel geschrieben habe und das, dann siebte Kapitel, ist auch schon relativ weit. Ich kann euch aber jetzt schon sagen, dass ich, sobald die Schule wieder anfängt, nicht so häufig posten kann.

Und, weil meine Schwester will, dass ich irgendetwas wegen ihr schreibe, möchte ich euch gerne ihre Geschichte empfehlen. Schaut einfach man bei xD_Dreamer_xD vorbei. Sie hasst es, wenn Leute ihre Geschichte lesen, weil sie sich gezwungen fühlt, dann weiter zu schreiben. Wenn ihr mir also einen Gefallen tun wollt, nur zu.

Over and Out, _Amnesia_Malum_

3/1/19

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