Die leise Wolke
Eine schmale, weiße
Eine sanfte, leise
Wolke weht im Blauen hin.
Senke deinen Blick und fühle
Selig sie mit weißer Kühle
Dir durch blaue Träume ziehn.
~Hermann Hesse~
Um 21 Uhr brachte ich Chris wieder zurück. Währenddessen versuchte Chris mich davon zu überzeugen, doch noch mit rein zu kommen. Anscheinend wollte er sich den neugierigen Fragen seiner Vermieterin nicht allein stellen.
Ich wollte mich der Frau ehrlicherweise auch nicht stellen. Ich hatte nämlich das Gefühl, dass das weder für Chris noch für mich gut enden würde. Außerdem würde ich Paula am nächsten Mittwoch von diesem Abend erzählen müssen, dass hatte ich ihr versprochen.
Tatsächlich konnte ich mich schlussendlich mit dem Versprechen, am Sonntag zum Mittagessen zu kommen, rausreden. Mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedete ich Chris und blickte ihm hinterher.
Erst als die Haustür hinter ihm zufiel startete ich den Wagen und fuhr, leise summend, nachhause. Noch während ich mein Auto abschloss verflog meine gute Laune. Der Gedanke, jetzt in das stille Haus zurückzukehren, gefiel mir überhaupt nicht.
Und dennoch schloss ich die Tür auf und trat ein. Ohne das Licht anzumachen zog ich Mantel und Schuhe aus und lief die Treppe hoch. Ganz oben angekommen putzte ich Zähne und schlüpfte in meinen Schlafanzug.
Dann erst schaltete ich Licht ein und warf einen kurzen Blick auf meine Uhr. 21:43 Uhr. Seufzend ließ ich mich in mein Bett fallen und griff nach dem Buch, welches ich im Moment las.
Keine Minute später geisterte ich durch das Haus und suchte nach meinem Notizbuch. Dabei stolperte ich beinah über einen Schuh, den ich zuvor nicht an seinen eigentlichen Platz gestellt hatte. Schließlich fand ich es in einer Tasche meines Mantels.
Nicht mehr ganz so miserabel gestimmt wie zuvor machte ich mich erst einmal daran, aufzuräumen. Dann erst kehrte ich in mein Schlafzimmer zurück und begann die Idee, die mir während meines Treffens mit Chris gekommen war, aufzuschreiben.
Am nächsten Tag stand ein Treffen mit Sofia und meinem Verleger, Herr Arnold, in meinem Terminplan. Dementsprechend fand ich mich um 11 Uhr morgens vor dem großen Bürokomplex wieder, in dem die Büros des Verlags lagen.
Momentan wartete ich vor der gläsernen Eingangstür auf Sofia, da ich vereinbart hatte, mich mit ihr hier zu treffen. Währenddessen las ich mir meine Emails durch und sah nach, ob mir vielleicht jemand eine Textnachricht geschrieben hatte.
Das laute klacken von High Heels riss mich schließlich aus meinen Gedanken und ich hob dem Kopf, um die braunhaarige Frau vor mir mit einem Lächeln zu begrüßen.
„Hallo Sofia", murmelte ich, während sie mich mit den, für sie typischen, angedeuteten Wangenküsschen und einer Umarmung begrüßte.
„Ich hatte schon Sorge, dass du nicht mehr kommst."
Sie erwiderte meine Aussage mit einem seufzen und verdrehte die dunkelblauen Augen.
„So ein Idiot hat mir den Parkplatz geklaut und danach habe ich erstmal keine Parkmöglichkeit gefunden."
Dann strich sie den Rock ihres dunkelroten Kostüms zurecht und strich eine Locke hinter ihr Ohr.
„Lass uns reingehen, Herr Arnolds regt sich sonst wieder so auf. Wir wollen ja nicht, dass der alte Mann vor Aufregung an einem Herzinfarkt stirbt."
Kopfschüttelnd folgte ich meiner Agentin. Herr Arnolds war 39 Jahre alt, doch für Sofia, die 32 Jahre zählte, war er schon immer ein alter Mann gewesen. Am Anfang dachte ich, sie könne das Alter von Menschen nicht richtig einschätzen. Mittlerweile wusste ich das es ihre Art war, ihre Zuneigung zu zeigen.
Mir selbst warf sie regelmäßig vor, dass ich alt aussah. Zu Beginn hatte es mich gestört, aber mittlerweile hörte ich ihr kaum noch zu.
Als wir mit dem Aufzug im siebten Stockwerk ankamen rückte Sofia ihre Jacke zurecht, dann trat sie heraus und stöckelte zielsicher auf den jungen Mann hinter dem Tresen zu.
„Hallo Max, wir sind wegen dem Termin bei dem alten Knacker hier."
Der Junge rückte seine Brille zurück und versuchte, sein Lachen zu unterdrücken. Das passierte jedes mal, wenn wir hier hin eingeladen wurden.
„Natürlich, er erwartet sie schon in seinem Büro."
Ohne ein Wort des Dankes rauschte Sofia davon – wie jedes mal – und ließ mich zurück.
„Danke, Max."
Er nickte lächelnd.
„Gern."
Dann folgte ich Sofia, die bereits die Tür zu Georg Arnolds Büro aufstieß. Mit schnellen Schritten schlüpfte auch ich in den Raum und schloss die Tür leise hinter mir. Wann immer Sofia und ich unterwegs waren, war sie diejenige, die laut Aufmerksamkeit auf sich zog und ich derjenige, der leise hinter ihr aufräumte.
„Frau Williams, Herr Dumort, es freut mich, dass sie in mein bescheidenes Büro gefunden haben."
Herr Arnolds war nur freundlich, wenn er etwas von mir wollte. Es war wohl überflüssig zu sagen, dass ich seine Ideen selten gut fand oder mich bereit erklärte, daran teilzunehmen.
„Es ist mir ebenfalls eine Freude", erklärte Sofia mit ihrem breitesten Lächeln und schüttelte die Hand, die ihr entgegengestreckt wurde.
Dann setzte sie sich auf einen der Sessel, die vor Herr Arnolds Schreibtisch standen. Auch ich begrüßte den Mann und setzte mich, nachdem ich von ihm aufgefordert wurde. Im Gegensatz zu meiner Agentin hatte ich nämlich Manieren.
„Sie wissen ja mittlerweile, dass ihr Besuch hier nur eine kurze Formsache ist. Nichtsdestotrotz muss ich wieder einmal sagen, was ich zuvor schon viermal erklärt habe."
Ich nickte, auch wenn das überflüssig war, da er einfach fortfuhr.
„Wir haben gestern das Veröffentlichungsdatum, den 28. Februar, bekannt gegeben, Montag werden wir mir dem Druck der ersten Auflage anfangen. Freitag wird dann eine Leseprobe veröffentlicht."
Nach einer kurzen Pause lächelte er in meine Richtung.
„Die ersten Termine für die Vorlesungen sind, wie besprochen, der 27. Januar und der zehnte Februar. Ich werde ihnen die Termine und die verschiedenen Orte später in einer Email mitteilen."
Ergeben seufzte ich. Ich las nicht gerne aus meinem Buch vor, da die Zuhörer oft die Angewohnheit hatten, mich über alles mögliche auszuquetschen. Die anwesenden Reporter versuchten immer, intime Geheimnisse von mir zu erfahren oder einen Spoiler aus mir heraus zu kitzeln.
„War es das dann mit dem Treffen?", fragte Sofia, immer noch breit lächelnd.
Ich erwartete, dass wir nun entlassen würden, doch Herr Arnolds schüttelte den Kopf.
„Ich soll Ihnen beiden eine Einladung für morgen aussprechen. Mein Frau würde sich freuen Sie kennen zu lernen. Sie ist ein großer Fan ihrer Werke, Herr Dumort."
Neben mir nickte Sofia begeistert.
„Es wäre uns eine Freude, sie zu besuchen."
Genervt schüttelte ich den Kopf. Sofia ging immer davon aus, dass ich mit ihr übereinstimmte und sprach dementsprechend immer für mich.
„Es würde mich freuen, aber ich bin für morgen leider schon eingeladen worden."
Das Gesicht meiner Agentin sah unglaublich komisch aus während sie mich musterte.
„Seit wann nimmst du Einladungen an?"
Ich schenkte ihr einen weiteren, genervten Blick.
„Seit ich eingeladen werde."
„Und warum stand das nicht in deinem Terminplan?", wollte sie dann weiterhin wissen.
„Er hat mich erst gestern Abend eingeladen und ich hatte noch nicht die Zeit, das einzutragen." Außerdem wusste ich nicht einmal, für welche genaue Uhrzeit ich eingeladen worden war.
„Achso, ich verstehe."
Der Blick, mit dem sie mich bedachte, sprach Bände.
„Du verstehst es nicht."
„Natürlich", antwortete sie mit einem zwinkern.
Mit so etwas hätte ich rechnen müssen. Seit ich ihr vor ein paar Monaten erzählt hatte, dass ich schwul war, interpretierte sie immer zu viel in Aussagen hinein, die mit männlichen Wesen zusammenhingen. Frauen, wirklich.
2222
Neues Kapitel, neues Glück.
Bei mir fallen morgen die ersten beiden Stunden Mathe aus, darum kann ich länger schlafen. Juhu!
Und ich muss dringend nach einem Praktikumsplatz suchen, da das schon in 5 Monaten anfängt😵
Over and out, _Amnesia_Malum_
Ps: Ich habe keine Ahnung von Verlagen, falls da also irgendetwas falsch ist, dann tut es mir leid.
24.01. 19
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