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Ich bin dafür, dass wir den Kristall zerstören“, murmele ich, worauf mich jeder anblickt.

Xenia schüttelt den Kopf. „Das ist das Problem, Roseline. Ich bezweifle, dass wir das können.“

James’ Blick ist starr auf die dunkle Holzplatte des Küchentischs gerichtet, als wäre er in seinen Gedanken gefangen. „Wenn er wirklich dunkle Magie enthält, dann wurde er nicht geschaffen, um einfach zerbrochen zu werden“, murmelt er schließlich.

„Dann gibt es keinen Weg?“ frage ich frustriert.

Xenia seufzt und lehnt sich zurück. „Vielleicht schon, aber nicht hier und nicht jetzt. Wir wissen nicht genug darüber. Und wenn wir vorschnell handeln, könnten wir etwas freisetzen, das wir nicht kontrollieren können.“

Einen Moment lang sagt niemand etwas. Nur das Ticken der alten Wanduhr durchbricht die Stille.

Schließlich bricht James das Schweigen. „Dann lassen wir ihn ruhen. Für jetzt.“

Ich sehe ihn überrascht an. „Du willst ihn einfach behalten?“

„Nur so lange, bis wir jemanden finden, der uns helfen kann“, sagt er mit ernster Miene. „Einen Magier, einen Gelehrten irgendjemanden, der mehr über so etwas weiß. Aber bis dahin rühren wir ihn nicht an.“

Mein Blick wandert zu dem alten Buch, das immer noch offen auf dem Tisch liegt. Die Seiten sind vergilbt, die Tinte verblasst, aber einige Absätze hatten wir vorhin schon gelesen. Hier stand alles, was wir über den Kristall wissen mussten  seine Macht und die Gefahr, die von ihm ausgeht.

Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf.

„Warte mal…“, murmle ich. „Wenn in dem Buch so viel über den Kristall steht, dann vielleicht auch darüber, wie man ihn zerstören kann?“

Xenia blinzelt und schaut wieder auf das Buch. Sie fährt mit den Fingern über die Schrift, blättert eine Seite weiter und dann hält sie plötzlich inne.

Sie starrt wortlos auf die Seite. Oder besser gesagt, auf das, was davon übrig ist.

Mir zieht sich der Magen zusammen.

„Jemand hat sie entfernt…“, flüstert Xenia, ihre Stimme kaum hörbar. „Genau die Seite, auf der wahrscheinlich stand, wie man den Kristall zerstören oder loswerden kann.“

„Das kann kein Zufall sein“, murmelt James, seine Miene verfinstert sich.

Ich seufze genervt und fahre mir mit der Hand durch die Haare. „Das kann doch nicht wahr sein!“

„Beruhige dich, mi amor“, flüstert James sanft und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schließe kurz die Augen, lasse den Moment auf mich wirken, bevor ich leise seufze.

„Lasst uns das Thema erstmal ruhen lassen“, spricht James bestimmt, sein Tonfall duldet keine Widerrede. „In zwei Tagen treffen wir uns wieder hier. Mit einem klaren Kopf können wir vielleicht eine bessere Lösung finden.“

Ich lasse meinen Blick über das Buch schweifen. James hat recht. Wir brauchen Zeit.

Xenia atmet tief durch und steht auf. Sie streicht sich über ihr langes, Silbernes Haar, das in sanften Locken über ihre Schultern fällt. Ihr schlanker, aber kräftiger Körper wirkt angespannt, ihre blassen Finger krallen sich kurz in den Stoff ihrer Kleidung, als würde sie mit sich ringen.

„Dann sehen wir uns in zwei Tagen“, sagt sie schließlich mit einem leisen Seufzen. Sie greift nach ihrer schwarzen Umhängetasche und wirft uns einen letzten Blick zu, ihre eisblauen Augen wirken nachdenklich.

Ohne ein weiteres Wort dreht sie sich um und verlässt die Küche. Die Tür fällt leise ins Schloss.

Ich starre ihr nach, ein mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus. James’ Hand findet meine und drückt sie sanft.

„Wir finden eine Lösung“, murmelt er, aber seine Stimme klingt nicht so überzeugt, wie sie es sollte.

„Ich hoffe es“, flüstere ich.

Er hebt eine Hand und streicht mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Fingerspitzen sind kühl, aber die Berührung bringt mein Herz trotzdem zum Stolpern.

„Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, mi amor“, sagt er leise, seine Stimme ein dunkles Versprechen.

Bevor ich etwas erwidern kann, zieht er mich sanft in seine Arme. Sein Griff ist fester als der eines Menschen, aber nicht unangenehm. Ich lehne meinen Kopf gegen seine Brust.

Für einen Moment existieren nur wir beide. Keine dunkle Magie. Kein Kristall. Keine Angst. Nur seine Arme, die mich halten, als wäre ich das Wertvollste auf der Welt.

Dann spüre ich, wie er sich leicht nach vorne beugt, sein Atem streift meine Haut, genau an meinem Hals.

„Egal, was passiert“, flüstert er dicht an meinem Ohr, „du bist nicht allein.“

Seine Lippen berühren meinen Hals nicht als Biss, sondern als sanfter Kuss. Eine Gänsehaut breitet sich über meinen Körper aus, mein Atem stockt für einen Moment. Es ist eine Berührung, die sowohl ein Versprechen als auch eine Warnung ist.

Ich schließe die Augen, lasse mich für einen Moment einfach fallen.

Seine Lippen auf meiner Haut, sein Flüstern in meinem Ohr ein Versprechen, eine Warnung. Ich gehöre ihm, so sehr wie er mir gehört. Doch ob unsere Liebe unser Heil oder unser Untergang sein wird, bleibt ein Geheimnis, das nur die Zeit enthüllen kann.

Ich habe stundenlang zwischen Zweifeln hin- und hergerungen, ob ich es wirklich posten soll. Am Ende entschied ich mich, es doch zu tun. Ich hoffe, es gefällt euch. Für Verbesserungsvorschläge oder Ideen bin ich jederzeit offen, genauso wie für konstruktive Kritik.❤️

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