21
Ich sitze hier immer noch gefesselt am Heizkörper. Wie viel Zeit vergangen ist, habe ich keine Ahnung. Es können mehrere Minuten, aber auch Stunden vergangen sein. Mein Zeitgefühl wird immer weniger... Das Einzige, was sich hier befindet, ist eine Säule inmitten des Raumes, zertrümmerte Möbelstücke und ein Fenster, dessen Glas kaputt ist. Leider befindet sich vor dem Fenster ein Gitter, wie im Knast. Sonst hätte ich längst versucht zu fliehen, aber alle Fluchtmöglichkeiten sind bis jetzt aussichtslos.
Ich seufze verzweifelt und lehne mit geschlossenen Augen meinen Kopf an den Heizkörper. Als mein Kopf die kalten Rillen des Heizkörpers berührt, zucke ich kurz zusammen. Aber ich beruhige mich in der gleichen Sekunde auch wieder.
Es ist so still hier... das einzige Geräusch, das den Raum füllt, ist mein gleichmäßiges Atmen und mein schneller Herzschlag: Poch, poch, poch... und immer so weiter. Ich muss hier irgendwie rauskommen, sonst drehe ich noch durch.
Eine Frage stelle ich mir jedoch die ganze Zeit: Wie konnte das passieren? Ich habe eine Mutter, die mich hasst, mein halbes Leben war eine Lüge, der Rest meiner Familie hasst mich genauso. Ich hatte nicht einmal eine tolle Kindheit, und jetzt wurde ich sogar noch entführt und gefesselt. Womit habe ich das verdient? Das einzig Gute, das ich habe, sind zwei tolle Freunde und einen tollen Freund, der mich liebt. Ich vermisse ihn und ich vermisse meine Freunde...
Weiß er eigentlich mittlerweile, dass ich hier bin? Macht er sich überhaupt Sorgen um mich? Die einzige Hoffnung, an der ich mich klammere, ist, dass James mich hier rausholen wird. Ich hoffe es zumindest... Nein, pfui, Roseline, hör auf, mit solchen Gedanken zu spielen. Nein, ich sollte wirklich aufhören, Trübsal zu blasen und aufhören, über meine Vergangenheit nachzudenken. So werde ich niemals weit kommen, genau! Ich halte mich an das Positive fest: Ich habe zwei wunderbare Freunde und einen tollen Freund, die mich hier bestimmt bald rausholen werden, sobald sie wissen, wo ich bin. Ich muss mich an diesen schönen Gedanken einfach nur klammern, und dann werden die Tage hier bestimmt erträglicher, bis ich einen Plan habe oder man mich hier rausholt.
„Na, kleine Prinzessin, hast du Hunger oder Durst?" Kommt ein grinsender Jackson durch die Tür spaziert. Er stellt mir ein Tablett mit belegten Brötchen und eine kleine Flasche Wasser dahin. Naja, besser als gar nichts... Ich ignoriere ihn und warte, bis er endlich den Raum verlässt. Als er endlich gegangen ist, fasse ich langsam das Essen an und beiße vorsichtig hinein. Als ich merke, dass nichts passiert, nehme ich immer größere Bissen und esse schließlich das Brötchen auf. Danach greife ich mit zittrigen Händen nach der Flasche und trinke einen großen Schluck Wasser. Das tut gut.
„Ach, bevor ich das vergesse, süße ich, stelle dir ein paar meiner Freunde vor die Tür, die auf dich aufpassen. Ich muss noch einmal weg. Bau keinen Scheiß, denn sonst passiert etwas Schlimmeres wie beim letzten Mal", platzt Jackson nochmal herein. Ich sehe ihn nur kalt an. „Interessiert mich nicht. Nun verpiss dich", gebe ich angepisst von mir. Er verzieht das Gesicht zu einer Grimasse und kommt innerhalb einer Sekunde zu mir geeilt.
Er umfasst mit seinen dreckigen Patschehänden mein Kinn und dreht meinen Kopf gewaltsam zu seinem Gesicht, sodass ich gezwungen bin, in seine Augen zu schauen. Ich versuche, meinen Kopf wegzureißen. Doch er drückt fester zu. Der Schmerz in meinem Kiefer wird unerträglich, und ich bin mir sicher, dass es einen blauen Fleck geben wird. Also höre ich auf, mich zu wehren. Verdammte Vampirkraft!
,„Hör zu, sei mal etwas dankbarer. Ich habe dir etwas zu essen gegeben und was zu trinken. Also pass auf, was deinen Mund mir gegenüber verlässt, sonst wirst du es bereuen. Beim nächsten Mal wird es keine Verwarnung mehr geben, wie gerade“, knurrt er mich an und verlässt abrupt den Raum. Verdammtes Arschloch, ich soll dankbar sein? Lächerlich! Er hat mich entführt und erwartet Dankbarkeit oder Respekt? Dass ich nicht lache. Ich würde ihn so gerne in sein dummes Gesicht schlagen. Wenn ich mich doch nur irgendwie losreißen könnte. Ich rüttel an meinen Fesseln und versuche, sie irgendwie aufzubekommen, was jedoch kläglich scheitert. „Verdammte Scheiße!“ schreie ich verzweifelt durch den Raum.
Schließlich sacke ich mit gesenktem Kopf in mich zusammen. Ich spüre, wie die Tränen meine Wangen entlanglaufen und auf meine Hände tropfen. Es werden immer mehr, bis ich schließlich heulend zusammenbreche. Bitte..Bitte.. findet mich ganz schnell und holt mich hier endlich raus...
Wie findet ihr bis jetzt das Buch? Lasst doch gerne ein Feedback, hilfreiche Kritik oder Verbesserungsvorschläge da.^^
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