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„Dann lass uns woanders hingehen, wo wir uns hinsetzen können", sage ich zu ihm. Er nickt und nimmt mich an die Hand. Wir gehen etwas abseits vom Meer und setzen uns in den Sand.
„Weißt du, meine Mama und ich haben nicht das beste Verhältnis zueinander, und wir streiten öfter, eigentlich fast jeden Tag. Sie hat heute etwas zu mir gesagt, was mich sehr verletzt hat. Und dann wurde mir das alles zu viel, ich wusste nicht weiter und wollte es einfach vergessen."
Fange ich an zu erzählen und schaue dabei auf meine Finger oder zum Meer. „Ich wollte mir nicht das Leben nehmen, ich wollte mich einfach einmal frei fühlen."
,,Und jedes Mal, wenn ich am Meer bin, spüre ich einen inneren Frieden. Das Rauschen der Wellen und die Luft hier am Meer sind einfach sehr beruhigend und lassen mich für einen Moment all meine Sorgen und Probleme vergessen. Das hat mich dazu bewegt, näher ans Wasser zu laufen, um es zu genießen. Auch wenn es dabei mit einer Flasche Alkohol in der Hand für dich danach aussah, als würde ich mich umbringen wollen, war das jedoch nicht mein Ziel."
Jetzt habe ich es losgeworden. Und ich fühle mich schon etwas besser. Ich merke auf einmal einen kleinen Druck an meiner Hand, ich schaue runter und bemerke, dass wir immer noch Händchen halten. Ich nehme meine Hand langsam aus seiner und lege lächelnd den Kopf in den Nacken. Es ist schön, jemanden zu haben, der mir zuhört.
„Ich heiße Roseline", stelle ich mich vor und schaue lächelnd zu ihm hoch.
„Ich heiße James", lächelt er mir ebenfalls entgegen, und verdammt, dieses Lächeln ist wunderschön.
„Ich verstehe dich. Ich habe zu meinem Papa auch keinen guten Draht. Wir haben mittlerweile seit einem Jahr keinen Kontakt mehr", sagt er zu mir. „Das tut mir echt leid", ist das Einzige, was ich dazu sage, weil ich keine Ahnung habe, wie ich darauf reagieren soll. Wir genießen noch beide gemeinsam das Rauschen der Wellen.
Bis ich nun doch mal einen Blick auf mein Handy werfe, wie viel Uhr es ist. Verdammt, es sind schon zwei Stunden vergangen... Es hat sich gerade mal wie fünf Minuten angefühlt.
„Ich glaube, es wäre besser, wenn ich wieder nach Hause gehe. Es ist schon spät geworden, und danke, dass du mir zugehört hast. Komm gut nach Hause und pass gut auf dich auf."
Ich verabschiede mich lächelnd von James. Und bevor er noch etwas sagen kann, mache ich mich auch schon auf den Weg nach Hause.
Zum Glück wohne ich alleine. Sonst hätte ich mir von meiner Mama etwas anhören müssen. Ich hatte nämlich vor ein paar Tagen eine Wohnung gefunden und bin eigentlich gestern schon dort eingezogen. Aber ich wollte meiner Mama heute davon erzählen. Naja, ging ja nicht, weil es ja in Streit ausarten musste. Egal, Das Leben Geht Weiter.
„Warte kurz!" höre ich James auf einmal hinter mir rufen. Warte, James? Ich drehe mich um und er bleibt vor mir stehen. „Ich begleite dich", sagt er zu mir.
„Musst du nicht, ich wohne doch nicht weit von hier." Ist ja süß von ihm, aber ich wohne ja direkt ums Eck. „Keine Widerrede, ich begleite dich.", sagt er mit fester Stimme, die keine Widersprüche gelten lässt. Okay, dann begleitet er mich halt. Ich seufze, nicke und laufe weiter.
„Sag mal, wie alt bist du eigentlich, Rose?" Rose? Ist das jetzt mein neuer Spitzname? Süß, ich muss bei diesen Spitznamen schon ein wenig schmunzeln. „Ich bin Zwanzig, und wie alt bist du?" Er schmunzelt kurz, ehe er antwortet: „Ich bin vierundZwanzig."
Während wir stillschweigend nebeneinander herlaufen, beobachte ich unauffällig sein Seitenprofil, und ich muss echt sagen, er ist heiß. Er sieht aus wie ein Zeitschriftenmodell, haha. Seine braunen Haare fallen ihm leicht ins Gesicht, und er hat wunderschöne karamellbraune Augen. Oh, da sind wir auch schon angekommen. Ich höre auf, ihn zu mustern, bevor es doch noch auffällig wird, und laufe langsam zur Tür und drehe mich zu ihm um.
„Danke für das Begleiten, ich hoffe, ich habe dir keinen Umweg gemacht", sage ich zu ihm und umarme ihn kurz. Er umarmt mich direkt zurück, schlingt seine Arme um meine Hüfte und drückt mich leicht zu sich. Ich löse mich langsam wieder von ihm und schaue schüchtern geradeaus. Keine Ahnung, woher der Impuls zum Umarmen kam.
„Nein, gar nicht. Ich wohne hier gleich in der Nähe. Ich gehe dann mal nach Hause. Einen schönen Abend noch, und vielleicht sieht man sich wieder", sagt er grinsend. zu mir." Und macht sich auf den Weg nach Hause. Ich schließe die Tür auf und gehe schnell hinein. Dann gehe ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Dort angekommen lasse ich mich aufs Bett fallen.
Verdammt, das war ein langer Abend. Wieso habe ich ihn umarmt? Was habe ich mir dabei gedacht? Mann, ich kenne ihn doch kaum...
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