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Roseline

Es ist Abend und ich gehe orientierungslos mit meiner Weinflasche durch die Straßen spazieren und versuche, meinen Schädel frei zu bekommen. Dieser beschissene Streit mit meiner Mama setzt mir ordentlich zu.

Dieser Satz, den sie mir an den Kopf geworfen hat, mit so einer Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme, dass es schon schmerzt, hallt mir immer wieder durch meinen Kopf: „Kein Wunder, dass dich jeder abschiebt. So wie du bist, will dich keiner."

Vielleicht hat sie ja recht. Ich weiß es nicht. Ich habe ja gerade nicht mal eine Ahnung, wo mein Kopf steht und wo nicht. Ich seufze und nehme wieder einen kräftigen Schluck von meiner Flasche. Ich merke nun auch langsam, wie der Wein seine Wirkung zeigt. Ich bin bin zwar nicht betrunken aber ich bin leicht angetrunken. Ah, da vorne ist ein toller Ort zum Chillen.

Ein Meer, etwas abgelegen von der beschissenen Welt. Hier habe ich meine Ruhe. Endlich kann ich den Abend sowie den Streit mit meiner Mama vergessen. Ich nehme mein Handy in die Hand, mache irgendein Lied aus meiner Musik-Playlist an, lege es danach in den warmen Sand und fange kräftig an, an meiner Weinflasche zu nippen. Ich hoffe, dadurch vergesse ich alles heute Abend. Das Verhältnis zu meiner Mama ist nicht das beste; es ist keine klischeehafte Mutter-Tochter-Beziehung, wie man es eigentlich erwartet.

Nein, leider nicht. Ich wünschte, es wäre anders... Sie hat irgendetwas gegen mich. Nie ist es gut genug, immer habe ich an allem Schuld. Ich habe vorher in einem Kinderheim gewohnt und bin mit Neunzehn zu ihr gezogen. Sie versprach mir, mich zu unterstützen und mir zu helfen, um aus meinem Loch herauszukommen, aber stattdessen muss ich Geld dafür bezahlen, dass ich laut ihrer Aussage eine Familie habe, die mich liebt. Aber egal, wie viel ich ihr je zahlen würde, hat sie trotz alledem etwas gegen mich.

Ich seufze stehe auf und beobachte das Meer.

Jedes Mal, wenn ich am Meer bin, spüre ich einen inneren Frieden. Das Rauschen der Wellen und die Luft hier am Meer sind einfach sehr beruhigend und lassen mich für einen Moment all meine Sorgen und Probleme vergessen. Ich laufe Richtung Wasser und nehme größere Züge von meiner Flasche.

Bis mir auf einmal die Flasche aus der Hand gerissen wird und ich festgehalten werde.

„Was machst du denn da?" ertönt schon eine tiefe Stimme neben mir. Ich drehe mich zu dem Verursacher, der mich festhält, zur Seite. Dabei ertönt auch schon wieder seine tiefe Stimme, die mich aus meinen Gedanken reißt: „Willst du dich umbringen oder was?!"

Ich schaue ihn einfach nur verdutzt an und versuche, an meine verdammte Weinflasche ranzukommen. „Hey, was soll das? Gib mir meine Flasche wieder. Nein, will ich nicht, und selbst wenn, geht dich das nichts an. Du kennst mich ja auch gar nicht!"

Sage ich empört zu ihn und tippe dabei mit meinen Finger in seine muskulöse Brust. Ich halte inne, als er meine Hand festhält, und schaue hoch in sein Gesicht.

Dabei bemerke ich, wie sich seine Augen verdunkelt haben. „Nein, ich kenne dich nicht, Süße, da hast du recht. Aber das können wir ganz schnell ändern", knurrt er mir entgegen und wirft meine Weinflasche weg.

Ich schaue ihn nun fassungslos an. Was sollte das gerade? Ruhe in Frieden, mein geliebter Wein. Trauere ich gedanklich kurz hinterher.

Ich reiße mich von ihm los und funkel ihn böse an. „Ich habe einen guten Grund zu trinken, was soll das, Mann!" werde ich nun lauter, während sich die Verzweiflung in mir breitmacht.

„Was ist denn los, oder passiert, dass du deine Sorgen in Alkohol ertränken musst?" Sagt der Gutaussehende fremde.
Soll ich ihm das wirklich sagen? Ich meine, danach sehen wir uns sowieso nie wieder. No risk, no fun, oder?

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