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Ich sehe mich mit einem unwissenden Blick um, zumindest so wie es mir möglich ist, und erkenne den Professor, der an einem anderen Tisch irgendwas herumwerkelt. Ich sehe auch den anderen Typen, der ab und zu mal dabei ist. Ich habe keine Ahnung was er vor hat. Zwar habe ich Angst, aber keine Panik. Sonst immer hat er mich auch nie so zugerichtet, dass ich hätte 'sterben' können.
Ich hole tief Luft, was mir aber auch nicht sonderlich hilft. Ich muss ja nicht atmen, doch manchmal hat es eine beruhigende Wirkung auf meinen Körper. Jetzt jedoch nicht.
Der Professor kommt langsam näher. Auf seinen Lippen liegt ein boshaftes Grinsen, was ich nicht ganz deuten kann. Er bleibt direkt vor mir stehen und in seiner Hand hält er eine Kanüle. Mir wird aus irgendeinem Grund sofort klar, dass heute alles anders ist. Heute hat er etwas anderes vor- etwas, was mir sicherlich Schäden zufügen wird.
Er plaziert die Kanüle in meiner Ader im Arm und hängt einen Beutel an deren Ende. Er.. nimmt mir Blut ab. >>Was soll der Scheiß?<<, denke ich skeptisch.

Ich warte lange ab.
Zu lange.
Ich hätte mich bereits am Anfang wehren müssen, doch da wusste ich noch nicht, was geschehen würde.
Dieser durchgeknallte Professor nimmt mir so viel Blut ab, dass ich schon bald kaum Kraft habe. Ich kann mich kaum noch bewegen, doch ich bin bei vollen Bewusstsein. Dennoch dreht sich alles vor meinen Augen.
Ich frage mich erneut, was das werden soll, doch Nachdenken wird langsam ein wenig schwieriger. Plötzlich verdrehe ich unkontrolliert die Augen. Ich rechne bereits damit unmächtig zu werden, doch das lasse ich nicht zu. Mit aller Kraft versuche ich wach zu bleiben und ihn nicht machen zu lassen was er will. Ich bin nicht ein Versuchsobjekt!
Nach wenigen Sekunden bemerkt der Typ meinen Kampf mit dem Wachbleiben.  ,,Professor! Schauen Sie!" Der Professor dreht sich um und sieht mich genervt an. Als er näher kommt, wird meine Angst ein wenig größer. Mein Brustkorb verengt sich immer mehr. Ich bemerke sofort, dass ich eine Panikattacke bekomme. Das ist nicht das erste Mal, dass ich dieses Gefühl spüren musste.
,,Jetzt hör doch mal auf! Du hast keine Chance", grinst er. Seine Finger greifen zu einer weiteren Kanüle, die er in meinem anderen Arm versenkt. Mir wird einige Male schwarz vor Augen, doch ich kämpfe mich immer wieder zurück. ,,Keine Angst. Ich lasse dich nicht sterben", meint er nur. Im dem Moment wird mir klar, was er ungefähr vorhaben könnte. Im Grunde hatte Irina mir es schon gesagt. Ich bekomme noch mehr Panik. Mein Körper ist doch keine Gebärmaschine! >>Ich muss hier weg<<, erkenne ich endlich.
Immer mehr Blut strömt aus meinem Körper hinaus. Wenn er weiter so macht, komme ich nicht unbeschadet davon. Mir ist bereits klar, dass er mich nicht töten wird, doch wenn er weiter so macht, kann genau das passieren.
Ich frage mich, was los mit mir ist. Nie hätte ich gewollt, dass ich 'weiterlebe', doch nun will ich genau das. Ich möchte hier nicht zur Verbreitung der Vampire dienen. Das ist nicht meine Aufgabe auf dieser Welt!

Keine Ahnung wie viel Zeit vergeht. Es können nur Minuten, aber auch Stunden sein. Mir jedenfalls erscheint es unendlich. Mein Körper wird immer schlapper und in meinen Armen herrscht ein Taubheitsgefühl. >>Irina... Hilfe<<, denke ich.
In dem Moment schießen sich meine Augen und alles wird schwarz. Wehren bringt nichts mehr, ich habe jegliche Kontrolle verloren.

Noch in der gleichen Sekunde gibt es einen lauten Knall, der mich in das Hier und Jetzt zurückholt. Ich höre ein Schreien, was von dem Typen stammen muss. Dann höre ich den Professor brüllen. Er schreit jemanden an und dann höre ich ein weiteres dumpfesGeräusch als würde ein Körper zu Boden fallen. Ich kenne dieses Geräusch mehr als gut.
Danach ist Ruhe.
Doch dann erscheint Irina gemeinsam mit einer weiteren Person vor meinen Augen. Mein Kopf kann kaum noch denken. Irina entfernt die Kanülen aus meinen Armen und bindet etwas darum, dass nicht noch mehr Blut meinen Körper verlässt.
Ich habe keine Ahnung was hier abgeht, doch ich bin erfreut, dass Irina mir zur Hilfe gekommen ist. Dabei weiß ich nicht mal, ob sie mir wirklich helfen will. Ich kenne ihr Ziel nicht, doch in diesem Moment ist mir sogar das egal.
Mir wird wieder schwarz vor Augen, aber ich lasse die Ohnmacht nicht zu. Irina greift nach meinen Armen, um mich von der Liege zu ziehen. Sie ist leicht gestresst, das merkt man ganz deutlich. Meine Wenigkeit versucht wenigstens etwas klar zu denken, aber ich bekomme es kaum hin.
Als Nächtes geht der Alarm los. Rotes Licht beginnt zu blinken und ein schriller Ton jagt durch die Korridore. ,,Sie haben uns bemerkt", murrt Irina genervt und völlig unbeeindruckt. Als würde ich nichts wiegen, hebt sie mich auf ihre Arme. Dabei verzieht sie nicht mal eine Miene, als würde ihr das nichts ausmachen. Gut, mittlerweile wiege ich auch nicht mehr sehr viel. Man merkt aber trotzdem, dass sie stark ist. Sie ist sogar verdammt stark.
Ein Wunder, dass die Mitarbeiter hier nicht bemerkt haben, dass sie ebenfalls ein Vampir ist.
Die andere Frau steht teilnahmslos neben uns. ,,Irina, los! Wir können hier nicht ewig bleiben! Denk dran, dass die uns trotzdem außer Gefecht setzen können." Irina nickt bloß und gemeinsam mit mir begeben die beiden sich auf die steril weißen Korridore. Ich höre sofort Männer schreien, was ich den Wachmännern zuordne. Ein Blick zu ihnen bestätigt meine Vermutung. Nun sind wir ihnen ausgeliefert. ,,Du bist dran, Kate", beginnt Irina nun siegessicher zu grinsen. ,,Mit Vergnügen." In Blitzesschnelle rast die junge Frau auf die Wachmänner zu. Mein Gehirn kann im Moment nicht aufnehmen, was genau sie macht. Mir geht das alles ein wenig zu schnell. Irgendwann liegen die Wachmänner dann bewegungslos auf dem Boden.
Die Dunkelheit rollt wieder an. Mir wird schwarz für Augen, als wäre dies ein Druck, der mich niederreißt und mir sämtliche Kraft raubt. Alles dreht sich und ich versuche meinen Kopf zu beruhigen, in dem ich ihn gegen Irina Oberkörper lehne, was jedoch nicht viel bringt.
Denn danach bin ich weg.

Es ist Ruhe.
Kein einziges Geräusch dringt in meine Ohren. Der süßliche Duft von Rosen dringt in meine Nase. Es ist lange her, als ich diesen herrlichen Duft vernehmen durfte.
Es ist warm.
Mir ist warm.
Zwar bin ich wach, doch ich lasse meine Lider geschlossen.
Tausende Gedanken schwirren mir durch den Kopf und sie wollen einfach kein Ende nehmen. >>Was ist passiert? Wo bin ich? Haben Sie uns aufgehalten?<< Dieser Ort, an dem ich bin, lässt keine negativen Gefühle zu. Ich fühle mich sicher, auch wenn ich nicht weiß, wo ich bin.
Nach wenigen Sekunden vernehme ich Stimmen. Panik kriecht für einen Moment in mir hoch, doch dann bemerke ich, dass es Irinas Stimme ist. ,,Ich denke, Meg wird sich schnell erholen", sagt sie mit leicht besorgten Ton. ,,Man merkt, dass du trotzdem besorgt bist", lacht diese andere Frau und dabei versucht sie so leise wie möglich zu sein. Wahrscheinlich wollen sie mich nicht wecken.
Nun öffne ich doch meine Augen, da die beiden sicher bemerkt hätten, dass ich bereits wach bin.
Mein Körper fühlt sich nicht mehr sehr schwach an. Im Gegenteil. Es fühlt sich irgendwie so an, als hätte ich einfach sehr lange geschlafen und viel Energie getankt, als hätte man mir gar kein Blut abgenommen.

Mit viel Kraft versuche ich mich aufzustetzen. Dabei sehe ich das Bett, in dem man mich gelegt hat. Ich erblicke auch Irina und diese.. wie hieß sie noch mal... Kate! Als Irina mich sieht, bildet sich sofort ein Lächeln auf ihren Lippen. ,,Schön, du bist wach", meint sie und kommt mit langsamen Schritten auf mich zu.

Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich in ihrer Gegenwart sicher.

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