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Leicht genervt erhebt sie sich und läuft im Zimmer wild umher. ,,Meg... Du hast keine Ahnung, was sie mit euch vorhaben", lacht sie. ,,Vampire sind Monster", sage ich nun mit erstaunlich klarer Stimme und vollkommen überzeugt.
Es kostet so viel Überwindung diese 3 Worte auszusprechen. Ich habe nie dieses Wort genutzt. Dabei klingt es doch eigentlich ganz ansprechend. Doch das ist es nicht. Vampire sind alles andere als gut. In der Dunkelheit lauern sie den Menschen auf, greifen im passenden Moment an und säugen ihrer Beute sämtliches Blut heraus.
,,In der Tat, die Vampire sind keine harmlose Spezies. Allerdings sind die Menschen es auch nicht harmlos. In diesem Fall sind sie sogar die größeren Monster." Ich muss fast lachen, aber eigentlich ist mir gar nicht danach. Ich habe seit Jahren nicht mehr gelacht. ,,Die Leute, die hier arbeiten, haben nicht das Gleiche vor wie die Regierung es ursprünglich vorhatte. Die Regierung möchte, dass Vampire nicht existieren. Doch diese Monster namens Menschen, die hier arbeiten, haben genau das Gegenteil vor", sagt sie und zeigt Richtung Tür, als würden alle Verantwortlichen hinter dieser besagten Tür stehen. Sie bleibt direkt vor mir stehen. ,,Du wirst schon bald gezwungen dich mit einer anderen Person fortzupflanzen", sagt sie. Ihre Augen beginnen rot funkelnd aufzuleuchten. ,,Vampire können keine Nachkommen zeugen", blocke ich ab. ,,Dafür gibt es diesen durchgedrehten Professor, Meg!", massiert sie sich fassungslos die Schläfen.
Sie setzt sich wieder vor mich in den Sessel und sieht mich wieder an. ,,Er hat mehr an dir herumexperimentiert, als du denkst", flüstert sie leise, jedoch kann ich es ganz deutlich hören.
Je länger sie mit mir spricht, desto glaubwürdiger erscheint sie und ihr Auftreten mir. Alles was sie sagt, macht wirklich einen Sinn. Und je länger ich ihrer Stimme zuhöre, desto mehr schenke ich ihr meinen Glauben. ,,Ich will euch nur befreien! Das ist nicht in Ordnung was Sie hier machen. Das ist Vampir- Zucht!" Betroffen sehe ich wieder auf meine nackten Füße, die immer noch mit den roten Striemen beschmückt sind. ,,Sie foltern dich, Meg. Das hast du nicht verdient. Du bist vollkommem abgemagert! Hast du dich mal angesehen?", schreit sie fast, doch am Ende des Satzes wird sie wieder leiser, da sie sicherlich nicht die Aufmerksamkeit auf uns richten möchte.
Damit hat sie meinen wunden Punkt getroffen. Je mehr sie mir erzählt, desto mehr wünsche ich mir die Freiheit und die Welt da draußen zurück.
Tränen laufen nun über meine Wangen hinab, die ich nicht zu verstecken versuche.
Irina sieht mich nicht einfach nur an. Sie kommt auf mich zu und... umarmt mich. Ich habe keine Ahnung wie ich bei solch einer Reaktion reagieren soll. Deshalb entscheide ich mich einfach, nichts zu machen und alles raus zu lassen. Kein schreien, keine Beleidigungen gegen mich gerichtet, nichts. Sie ist einfach da und mehr nicht. Doch genau das ist es, was ich brauche und was mir so lange verwährt war.
Ich glaube dieser sonderbaren Vampirin und ich bin der festen Überzeugung, dass sie mir nichts antun möchte.
Langsam lehne ich mich in dem Sessel zurück und stöhne dabei leicht genervt auf. ,,Ist nicht so als würde ich dir nicht glauben, aber... Sorry, das ist mir zu viel." Ich greife an mein Nasenbein. ,,Das kann ich mir gut vorstellen, Meg." Ihre Hand tippst mir zwei mal tröstend auf die Schulter.
Meine Blicke wandern auf meinen Schoß. Bereits jetzt bin ich mir sicher, dass ich ein wenig Zeit benötigen werde, diese Situation zu verarbeiten. In meinem Kopf versuche ich, das Gesagte von Irina noch einmal zusammenzufassen.
Es gibt also mehr von meiner Spezies, den Vampiren.
Diese Einrichtung hier hat nichts Gutes mit mir vor.
Und Irina möchte uns allen helfen.
Sie will mich retten.
Zeit vergeht.
Wir sitzen eine ganze Weile uns einfach nur gegenüber. Dabei wird kein Wort gesprochen. Ich bin in Gedanken verloren und fühle mich dabei stark beobachtet.
Ich muss an die vergangenem Zeiten denken. An die Zeit, als meine Fähigkeiten meines Vampir - Daseins immer stärker wurden und ich langsam checkte, dass ich gar nicht menschlich bin. Ich weiß, dass meine Mutter ein Mensch war,und dass mein Vater war der Vampir war. Das erzählte er mir kurz bevor ich komplett ausgerastet bin. Er hat sich das Leben genommen. Und ich habe das Leben meiner menschlichen Freundin und meines menschlichen Bruders genommen.
,,Meg...", holt mich plötzlich Irinas Stimme aus meinen Gedanken, ,,Gewisse Sachen sollte man einfach in der Vergangenheit lassen. Klar, deine Taten bereust du und das ist verständlich, aber das Schicksal ist nun mal so wie es ist. Du kannst nichts ändern, ich kann es nicht, niemand kann es. Das Einzige was du tun kannst, ist, dass du ihr Leben für sie lebst." Ich sage nichts darauf.
Nach über einer Stunde werde ich wieder von den Wachmännern abgeholt. Anfangs wollte ich gar nicht weg von ihr. Für mich fühlt sich das wie eine Erfrischung des alltäglich grauen Lebens an. Es nimmt mir Lasten ab, die Jahre lang auf meinen Schultern gelegen haben. Sie hat mir das Gefühl gegeben, dass ich vielleicht doch nicht hier her gehöre und vielleicht doch nicht so ein schlechtes Wesen bin, wie ich immer dachte.
Zwar kann ich diese Tatsache noch nicht ganz glauben, aber das wird langsam. Es gibt mehr von meiner Spezies, viel mehr, und sie alle hier haben wahrscheinlich das Gleiche wie ich durchgemacht.
Ich werde zum Professor gebracht.
Da ich nun weiß, was sie ungefähr mit mir vorhaben, bekomme ich doch ein wenig Angst vor der ganzen Sache. Was bitte hat er schon alles an mir experimentiert? Wenn es wirklich sein Ziel ist, dass die Vampire ihre Population vergrößern durch diese Einrichtung, dann will ich so schnell wie möglich wegg von hier. Dieser Professor macht Dinge möglich, die eigentlich unmöglich sind.
Als ich an seinen Untersuchungstisch geschnallt bin, versuche ich mich zu wehren, doch ich scheitere. Diese Schnallen könnte ich wahrscheinlich problemlos entfernen- wenn es nur eine wäre. Doch im Gegensatz zu den anderen Malen bekomme ich an jeden Arm, an jedes Bein 4 Schnallen, die mich an den Tisch fesseln. Die bekomme ich nicht durch. Ich muss kurz grinsen, als ich bemerke, dass ich die letzten Male mich hätte los reißen können. Aber das kann ich wohl nicht mehr ändern.
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