12


Ich sitze auf der Terrasse von Irinas Wohnung. Vielleicht ist das keine gute Entscheidung, da ich ja in Gefahr bin, doch ich nehme diese Situation noch nicht ganz ernst. Ich meine... Werwölfe! Hallo? Okay, Vampire gibt es auch.

Unter mir erstreckt sich irgendeine russische Stadt. Ich hab mir den Namen nicht gemerkt, auch wenn Irina ihn mir mal sagte. Geografie ist nicht so meins.
Ich sehe jedes der kleinen Lichter in den anderen Häusern. Sogar die der Häuser, die 200 Meter von mir entfernt sind. Meine Augen sind verammr gut und sehen verdammt scharf. Ein Vorteil, wenn man Vampir ist, auch wenn man Dinge sehen kann, die man lieber nicht sehen möchte.
,,Hast du Angst?", ertönt eine lauernde Stimme hinter mir. Obwohl diese Person sich mir unbemerkt genähert hat, bekomme ich keine Angst. Denn ich weiß, dass es nur Kate ist. ,,Nein", meine ich mit klarer Stimme, ,,Warum auch? Ich habe keinen Grund dazu." Ich höre Kate hinter mir belustigt schnauben. ,,Denkst du, wir beschützen dich?", will sie nun wissen. Ich frage mich, was ihr Ziel damit ist. Ein Glück ist sie nicht im der Lage meine Gedanken zu lesen. ,,Ich denke, du wirst mich sicherlich nicht beschützen. Da bin ich mir sogar ziemlich sicher. Ich denke aber, dass Irina Acht auf mich geben wird", sage ich. Nun beginnt Kate doch zu lachen. Ich finde nichts Lustiges am dieser Situation. ,,Leider hast du Recht. Irina wird dich beschützen. Aber glaub mir, wenn sie wegen dir drauf geht, wirst du nicht lange mehr auf dieser Erde wandeln. Du magst ein Ur- Vampir sein, aber ich bin trotzdem stärker als du", meint sie nun mit einem drohenden Unterton. ,,Daran zweifle ich auch gar nicht", erwidere ich, ,,Aber warum wird Irina mich beschützen? Was findet sie an mir?" Kate scheint diese Frage nicht zu gefallen, da sie genervt stöhnt. Einige Sekunden vergehen, bis sie sich neben mir gegen das Geländer lehnt.  ,,Sie mag dich. So weit ich weiß, kannte sie bereits deinen Vater, aber nur flüchtig." Mehr kommt da nicht. Habe ich auch nicht erwartet. ,,Und du magst sie, hab ich recht?" Kate senkt ihren Kopf. Die langen braunen Haare fallen ihr dabei ins Gesicht und verdecken es komplett. ,,Das stimmt. Ich mag sie nicht nur", sagt sie und sieht dann in den sternenbedeckten Himmel, ,,Ich liebe sie."
Ich antworte nicht auf ihr Geständnis. Ich habe nichts dagegen, überhaupt nicht. Aber es macht den Anschein, als würde Irina ihre Gefühle nicht erwidern. ,,Sie jedoch nicht", bestätigt sie meine Vermutung, ,,Auch wenn das mein größter Wunsch ist." Danach entfernt sie sich von mir und geht in die Wohnung.
Ich seufze.>> Das wird noch Stress geben<<, denke ich.

Irgendwann wird es kälter draußen. Ich friere nicht, aber ich wäre doch lieber in einer warmen Umgebung. Aus diesem Grund gehe ich wieder hinein und suche nach Irina.
Ich finde sie in dem Schlafzimmer, in dem ich heute erwacht bin. Ich finde sie am Fenster auf. Mal wieder sieht sie hinaus und beobachtet irgendwas. ,,Irina?", versuche ich die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. ,,Ja?", meint sie, doch ihr Blick ist mich immer nach draußen gerichtet." ,,Was ist da draußen so spannend?" Nun dreht sie sich doch zu mir. ,,Nichts besonderes. Alles in bester Ordnung." ,,Wölfe", ertönt nun auch Kate's Stimme. Sofort sieht Irina mit rot funkelnden Augen in meine Richtung, allerdings sieht sie mich nicht an. Irina fährt sich mit der Hand durch ihre roten bis zur Brust reichenden Haare. ,,Wie dem auch sei. Kate verlass den Raum", befielt sie nun ganz plötzlich. Verwundert drehe ich mich zu Kate um, der Irinas Entscheidung gar nicht gefällt. ,,Warum, was soll der Scheiß?" ,,Sofort."

Irina bittet mich auf das Bett, auf das ich mich auch sofort gemeinsam mit ihr setze. In dem Raum ist es dunkel, doch ich kann sie perfekt sehen. Ihre Augen sehen in meine und haben mich fest fixiert. ,,Wie fühlst du dich, Meg?" Diese Frage klingt menschlicher, als ich gedacht habe. ,,Wieso willst du das wissen?" Sie antwortet mir nicht. ,,Machst du die Sorgen? Die brauchst du nicht, mir geht's gut." ,,Ich keine nicht körperlich. Das weiß ich auch selbst. Ich meine deine Psyche, Meg."
Das habe ich nicht erwartet und ehrlich gesagt kenne ich die Antwort auf ihre Frage nicht. Denn darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Aber wenn ich wirklich in mich hineinhorchen würde, wäre die Antwort: ~schlecht~. Ein Mensch hätte den Aufenthalt in der Regierungseinrichtung wahrscheinlich gar nicht ausgehalten. Ich war auch kurz davor, es nicht mehr auszuhalten.
Eine einzelne Träne läuft über meine Wange hinab. Eine, von vielen, die ich in der letzten Zeit verdrückt habe. ,,Sowas geht auhx nicht spurlos an einem Vampir vorbei", sagt sie mit einfühlsamer Stimme. Sie breitet die Arme einladend aus und ich lasse mich gegen sie fallen.

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