𝕾𝖎𝖊𝖇𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑

Ein Schlag in mein Gesicht riss mich unsanft und nicht zuletzt schmerzhaft aus einem tiefen Schlaf. Meine Augen klappten schlagartig auf. Genauso schnell saß ich kerzengerade auf den Planken, die immer noch als mein Bett dienten. Stöhnend rieb ich mir meine linke Schläfe und sah mich nach dem Angreifer um. 

Zu meinem Erstaunen war der einzige, den ich im matten Licht der vom Deck durchscheinenden Sonne ausmachen konnte, mein treuer Begleiter, die Rumflasche. Durch das etwas heftigere Schaukeln des Schiffes rollte sie auf den Planken hin und her. Sie hatte gestern doch noch neben mir gestanden, als ich eingeschlafen war. 

Zuerst dachte ich, jemand hätte mich wachgemacht und sei geflohen, die Flasche dabei umschmeißend, bis mir auffiel, dass die Flasche wahrscheinlicher eher durch den Seegang umgekippt und auf meinem Gesicht gelandet war. Stöhnend, nun wegen meiner eigenen Dummheit, schüttelte ich meinen Kopf und sammelte die Flasche wieder ein, die mich so liebenswürdig geweckt hatte. 

Hoffentlich würde sie nicht noch einmal die Rolle des Weckers einnehmen müssen, denn bald müssten wir eigentlich am Ziel unserer Reise sein - wenn nicht etwas dazwischenkommen würde. 

Eigentlich hätte ich Jack gerne gefragt, wie weit wir es noch hatten, bis zur Isla de Muerta, aber ich verkniff mir meine Ungeduld. Immerhin hätte ich mich ihm sonst zeigen müssen und das wollte ich lieber noch etwas hinauszögern. Bei dem Gedanken an meinen Plan, huschte ein Lächeln über meine trockenen Lippen. Oh, sie waren wirklich unangenehm trocken genauso wie mein Hals. Ich konnte kaum schlucken. So nahm ich einen eigentlich viel zu frühen Schluck aus der Rumflasche in der Hoffnung den Alkohol auf nüchternen Magen vertragen zu können. Ach ja, Hunger hatte ich ja auch. Vielleicht sollte ich meinen Plan etwas beschleunigen. Entschlossen machte ich mich unauffällig in der Kleidung eines der Piraten, die ich ihm geklaut hatte, auf den Weg aufs Deck, wo ich mit in einem fremden Hut versteckten Haaren das Deck zu schrubben begann, wie es schon zwei weitere Crewmitglieder taten. 

Mein Blick wanderte ab und zu hinüber zu Jack, der wie immer mit der Meeresluft in den Haaren am Steuerrad stand. Eine Hand am Holz, die andere hielt den Kompass. Nicht nur die mit Perlen versehenen Haare wehten im Wind, auch die zwei kleinen Zöpfe an seinem Bart wurden mal mehr mal weniger gegen seinen Hals gedrückt. Seinen Hut hatte Jack abgenommen. Er fürchtete wohl, ihn im starken Wind zu verlieren. Genauso wie auch ich es tat. Immer wieder griff ich mir nervös an die Krempe. 

"Ey, Schalfmütze, weiterarbeiten!" Ungestüm klopfte mir jemand mit tiefer Stimme gegen meinen Rücken. Hatte ich Jack wirklich so eingefroren angestarrt? Sofort wand ich mich wieder dem dreckigen Deck zu und schrubbte weiter, nur ein möglichst tiefes Grummeln von mir gebend, was einem "Ai" gleichkam. 

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