Direkt mein erster Stich in Jacks Richtung traf ihn. Das Messer rutschte zwar ein wenig an seinem linken Arm vorbei, da er instinktiv zurückgezuckt war, und dennoch hatte ich ihn leicht touchiert. Überrascht sah Jack dem blutigen Messer hinterher, welches ich zu mir zog, um erneut zustechen zu können. Danach blieb sein Blick an mir hängen, wie ich bedrohlich über ihm stand. Er hing mit dem Rücken zur Reling, die ihn nur noch aufrecht hielt und somit hatte er deutlich an Größe verloren, sodass ich nun auf ihn hinab sehen konnte. Triumphierend deutete ich mit dem Messer auf sein rechtes Auge.

"Irgendwelche letzten Worte, Sparrow, bevor ich dein rechtes Auge in zwei teile?", fragte ich mit dem Anflug eines Grinsens auf dem Gesicht.

"Gibbs!", meinte Jack auffordernd in die Richtung seines Maates. Suchte er wirklich jetzt schon Hilfe und wusste sich nicht mehr zu helfen?

"Hilflos, jetzt schon", sprach ich meinen Gedanken aus. Ich bemerkte, wie die Piraten in meinem Rücken hin- und hergerissen waren, was sie tun sollten. Schließlich schien wenigstens Gibbs eine Position einzunehmen. Ich sah seine Hand nach meiner greifen wollen und richtete kurzerhand das Messer in seine Richtung. Seine Reaktionszeit war etwas zu lang. Seine Hand stoppte nicht früh genug und berührte noch die Spitze des Messers. Mit einem leisen Schmerzenslaut zog er seine Hand zurück.

"Geistmädchen, es hat keinen Sinn, lass ihn gehen und verhandelt erneut", forderte er stattdessen. Mich jedoch belustigte sein Vorschlag nur. Geistmädchen, tze.

"Das Geistmädchen hat bereits verhandelt und wird nicht von seinen Forderungen ablassen", entgegnete ich, während das Messer zurück vor Jacks Auge wanderte. Nun sah er wieder von oben auf mich herab, hatte wohl den Moment genutzt, um sich wenigstens aufzurichten.

"Gut, Geistmädchen", lenkte Jack ein. "Wenn du mich besiegst, kriegst du, was wir ursprünglich verhandelt haben. Solltest du jedoch verlieren, gelten meine Forderungen und deine gehen zusammen mit dem Rum schwimmen, kapiert?"

"Gut, Sparrow", willigte ich milde lächelnd ein. Er würde sowieso nicht gegen mich gewinnen. Das hatte er schließlich auch beim letzten Mal nicht geschafft.

"Captain, es heißt Captain Jack Sparrow", berichtigte er mich mit etwas lauterer Stimme, während seine Hand vorschnellte und nach meiner schnappte, die sich um den Griff des Messers geschlossen hatte. Geschickt bog er meinen Daumen nach außen, sodass ich gezwungen war, das Messer loszulassen.

"Interessiert mich nicht", erwiderte ich frech und fing das Messer mit meiner linken Hand auf, womit Jack allen Anschein nach nicht gerechnet hatte, denn wieder sah ich in sein verwundert dreinblickendes Gesicht. Diesmal war ich schneller gewesen und würde es auch bei meiner nächsten Bewegung sein, obwohl Jack wohl vermutet hatte, dass ich nun erneut nach ihm ausholen würde und schon ein Stück von mir abgerückt war. Die Reling kam mir zugute. Mit einem kräftigen Schubs meinerseits beugte ich ihn darüber und hielt ihm das Messer drohend an seinen Hals, bereit jeden Moment seine Halsschlagader zu durchtrennen.

Ich hörte schwere Stiefel einen großen Schritt zu mir hin machen. Jack schien auch zu bemerken, dass sich einer der Piraten näherte und hielt ihn auf:
"Nicht, es soll ein fairer Kampf sein!" Wohl etwas widerwillig trat der Pirat wieder zurück.

"Und auf einmal ist der Kodex wieder heilig, ai?", fragte ich an Jack gewandt.

"Nein, nur brauche ich keine Hilfe, Liebes", flüsterte er nah bei meinem Ohr, nachdem er mich näher zu sich gezogen hatte. Jetzt musste ich schon fast aufpassen, nicht aus Versehen im falschen Moment seinen Hals mit dem Messer zu verletzten. Kurz war ich überfordert, was Jack natürlich gnadenlos ausnutzte. Da er an sich stärker war als ich, schaffte er es, uns so zu drehen, dass ich plötzlich über die Reling gebeugt dahing. Vor Schreck entglitt mir das Messer. Ein paar Sekunden später hörte ich es mit einem Platschen im Wasser aufschlagen.