Sofort fanden seine Augen die leeren Kisten, in denen sich reihenweise Rumflaschen befinden sollten. Nun ertastete er jedoch bloß ein kleines Schwert auf Silber, welches kaum größer als ein Käfer war und an meinem Armband baumelte. 

"Huch?" Sich das Armband vor die Augen haltend betrachtete Jack es genauer. "Unmöglich", mit diesem Wort klappte sein Unterkiefer unkontrolliert nach unten. "Jenny", murmelte er dann auf eine verblüffend ähnliche Weise, wie der Unbekannte es eben bei Elizabeth getan hatte. 

"Captain?", vernahm ich eine weitere Stimme erschreckend nah bei mir. Und schon rauschte Gibbs an meinem Versteck vorbei, ohne mich zu entdecken. 

"Gibbs?", kam es hektisch von Jack zurück, der mein Armband etwas ungelenk in seiner Hosentasche verschwinden ließ. 

"Hast du ihn gefunden?"

"Nein, kein Commodore. Schade ist es allerdings um den guten Rum", seufzte Jack und steckte seinen Kopf zum einzigen Bullauge in diesem Raum hinaus. "Fischfutter", murmelte er den Wellen des Meeres entgegen, um seinen Kopf dann wieder zurück ins Innere des Schiffen zu ziehen. Doch er war zu langsam. Vorher hatte eine größere Welle gegen den Rumpf des Schiffes geschlagen und Wasser war bis zum Bullauge, aus der gerade Jacks Kopf schaute, hinaufgespritzt. Mit klatschnassem Kopf und einem verkniffenem Gesichtsausdruck, der einer zusammengeballten Faust ähnelte, sah er Gibbs an, der sich genauso wie ich nur krampfhaft ein Lachen verkneifen konnte bei Jacks Anblick geduscht mit Meereswasser. Angewidert spuckte er einen Schwall Meerwasser aus. "Schmeckt nicht, kein Rumersatz."

"Dafür hast du deinen Kopf aus dem Bullauge gestreckt? Um zu testen, ob Meerwasser Rum ersetzen könnte?", fragte Gibbs ungläubig und belustigt zugleich. 

"Ai", damit wand Jack sich ab, machte sie auf den Weg zurück aufs Deck, blieb dabei jedoch unmittelbar neben meinem Versteck stehen. Ich hörte wie er seine perlenbesetzten Haare beiseite schob und vermutlich die restlichen umschlang, um das Salzwasser aus ihnen wringen zu können. Tropfenweise sammelte sich das Wasser auf den Planken und begann, je mehr es wurde, zu mir zu fließen. Mit beiden Händen auf meinen Mund und meine Nase gepresst versuchte ich krampfhaft nicht laut loszulachen. Die paar Sekunden, die er benötigte, um wenigstens das Gröbste aus seinen Haaren tropfen zu lassen, zogen sich quälend lang. Unterdessen hatte ich kurzzeitig das Gefühl, mich selbst zu ersticken, sollte Jack auch nur noch einen Moment länger neben mir stehen. Endlich dann konnte ich erleichtert aufatmen, als Gibbs seinem Captain hinauf gefolgt war. 

Sobald die beiden auf Deck angekommen waren und ich ihre schweren Schritte auf den Planken über mir hören konnte, mischte sich Gibbs Stimme dazwischen: 

"Ich sagte doch; eine Frau an Bord bringt nur Unglück!" Wenn er nur wüsste, dass gleich zwei Frauen an Bord waren, und nicht nur eine, wie er dachte...