𝕬𝖈𝖍𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑

Zu meinem Erstaunen blieb die Crew seltsam ruhig. Hatten sie denn nicht alle letzte Nacht einen Geist gesehen? Erst gegen Nachmittag versammelten sich alle auf dem Deck und kamen mit zögerlichen Schritten auf den Captain zu. 

Mittlerweile hatte ich das Deckschrubben beendet und hatte mich in einer Ecke versteckt, von der man nahezu jeden Winkel des Schiffes beobachten konnte, aber selbst nicht auffiel. So hatte ich eine sehr gute Sicht auf den fragenden Blick von Jack, dessen Crew plötzlich auffällig verunsichert vor ihm stand. 

"Es klingt vielleicht seltsam, aber wir haben es alle gesehen. Heute Nacht, als wir alle geschlafen haben, haben wir den gleichen Traum gehabt oder sind sogar kurz wach gewesen. Da sind wir uns nicht sicher, aber wir haben es alle gesehen", begann einer der Piraten etwas stockend. Es schien ihm und den anderen sichtlich schwer zu fallen, zugeben zu müssen, einen Geist gesehen zu haben. 

"Komm zum Punkt", forderte Jack ungeduldig und mit einer auffordernden Handbewegung. 

"Ai, also-", begann wieder der gleiche, wurde jedoch von einem anderen Crewmitglied unterbrochen: "Wir haben einen Geist gesehen. Er war da, wirklich." 

Sofort herrschte Stille. Den Piraten war es sichtlich unangenehm, an einen Geist zu glauben, während Jack sie mit offenem Mund völlig baff anstarrte. 

"Was für ein Geist?", flüsterte er mehr, als dass er es fragte. 

"Wie, was für 'n Geist?", hackte Gibbs Augen rollend nach. "Ein Geist halt." 

"Er hat gesungen wie ein Engel und trug ein schneeweißes Kleid. Wie eine Frau mit langen, schwarzen Haaren, geisterte sie herum", beschrieb mich ein anderer, der, wie ich mich erinnerte, seine Augen für kurze Zeit geöffnet hatte. 

"Warum sagt ihr das denn nicht gleich?", platzte es aus Jack heraus, der augenblicklich Gibbs das Steuerrad in die Hand drückte, den Kompass gleich mit, und mit schnellen Schritten unter Deck verschwand. Sein rotes Kopftuch war noch nicht ganz im Inneren des Schiffes verschwunden, da hörte ich ihn schon rufen: "Ich weiß, dass du hier bist, also komm raus!" 

Seine Schritte führten ihn in den nun leeren Vorratsraum, wo er weiter zu rufen begann: "Zeig dich! Frau mit Totenkopfarmband, komm raus! Gut, wenn du nicht willst. Ich kann auch einfach das Armband an die Fische verfüttern, so wie du es mit dem schönen Rum gemacht hast", stellte er mir ein wirklich unfaires Ultimatum und brachte mich mit dieser Forderung ganz schön in Bedrängnis. 

"Was wird das denn hier?", vernahm ich unerwartet eine zweite Stimme, bevor ich mir etwas überlegen konnte, um Jack aufzuhalten. Jener schreckte auf und drehte sich zu dem seltsamen Typ von letztens um, der gerade zu ihm in den Vorratsraum trat. Gleichzeitig ließ er mein Armband in einer seiner Taschen verschwinden. 

"Geisterbeschwichtigung", antwortete er, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. 

"Viel Vergnügen", verabschiedete der andere sich mit einem geringschätzigen Blick auf Jack, den er doch locker für verrückt halten musste. 

"Danke", erwiderte Jack und schob ihn kurzerhand aus dem Raum hinaus. 

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