035
In dem Versteck der Yiga's fühlte ich mich so unwohl, dass ich am liebsten sofort wieder davon gelaufen wäre. Die Stimmung war duster, obwohl die anderen Yiga uns nichts taten. Sie standen nur da und wichen unseren Schritten aus. Dabei fühlte ich mich von all den bemalten Augen der Masken beobachtet.
Revali blieb im sicheren Abstand hinter mir, und behielt mit Adleraugen alles im Blick.
Koga ging voran und setzte sich auf dem Boden. Links und rechts flackerten jeweils zwei Kerzen, dessen Schatten unheimliche Gestalten an den Wänden malten.
"Setz dich."
Sagte er und zeigte mit der Hand auf dem Platz vor ihn. Ich schluckte und setzte mich wie er im Schneidersitz vor ihn hin.
"Und ihr wisst wirklich wie man das kontrolliert, ja?"
Fragte ich noch einmal nach. Mein Blick wanderte weiter, an all die anderen Yiga vorbei, und blieb an Supah hängen. Ich schluckte. Den hatte ich zuvor gar nicht bemerkt. Er schien wohl so etwas wie der Leibwächter von Koga zu sein.
"Hey, hey höre ich da etwa misstrauen? Keine Sorge du bist bei mir in sicheren Händen!"
Säuselte er jetzt. Am liebsten hätte ich ihn gesagt das ich überall sicherer wäre als bei ihn. Aber ich unterdrückte es, und fokussierte mich eher darauf Supah auszublenden.
"Okay, bist du bereit?"
Fragte Koga mich jetzt. Ich nickte.
"Nein bist du nicht, dass sehe ich bis hier hin."
Antwortete er mir plötzlich.
Ich starrte ihn an, und öffnete schon den Mund um etwas zu sagen, doch wusste nicht was.
"Ich glaube ich weiß woran es liegt..."
Redete er jetzt weiter und sah sich um.
"Ihr da, verschwindet! Sucht euch eine Beschäftigung!"
Er legte die Hände auf die Knie und drehte sich zu Supah.
"Du erst recht. Du machst das Yiga Mädchen nervös."
Ich mochte es nicht das er mich als Yiga Mädchen betitelte, aber war froh darüber das er Supah raus schickte.
Die Yiga's verschwanden sofort, und auch Supah ging nach einiger Zeit des zögern.
Sofort entspannte ich mich und ließ die Schultern hängen.
"Na geht doch..."
Ich zuckte innerlich zusammen, da er genau wusste wie ich mich fühlte.
Mann, war dieser Typ undurchschaubar!
"Okay, wir können los legen..."
Sagte ich jetzt und sah ihn an.
"Okay, gib mir deine Hände..."
Er streckte seine dabei aus.
Ich ergriff sie, und spürte das kühle Metall seiner Ringe auf meiner Haut. Auch das Material seines Anzugs fühlte sich seltsam an.
"Rück etwas näher- nicht so schüchtern!"
Ich hätte am liebsten die Augen verdreht, aber tat das was er sagte. Wenn ich wollte das diese Visionen aufhörten, sollte ich lieber tun was er sagt.
Ich rückte also so nahe an ihn heran, dass sich unsere Knie berührten.
"Okay, pass auf. Du schließt deine Augen und machst das was ich dir sage, kapiert? Sobald du an irgendetwas anderes denkst, können wir noch einmal von vorne anfangen."
Mahnte er mich.
"Ganz wie ihr meint..."
Antwortete ich.
"Dann ist ja gut. Schließe die Augen und konzentrier dich auf meine Berührung..."
Ich schloss die Augen, und wartete darauf das etwas passierte.
Plötzlich löste sich seine linke Hand, und legte sich auf meinem Kopf. Ich erschauderte unter seiner Berührung. Plötzlich fühlte ich mich wie ein kleines Kind, dass man für etwas lobte.
Ich sagte nichts, und versuchte ale anderen Gedanken auszublenden, und mich nur darauf zu konzentrieren wie seine Hand auf meinen Kopf ruhte.
Doch das stellte sich schwieriger heraus als gedacht, denn meine Gedanken drifteten so leicht ab, dass ich mir selbst eine Ohrfeige gegeben hätte, wäre dies hier nicht so wichtig.
Ich versuchte es anschließend mit meiner Atmung, und hörte zu wie ich leise die Luft ein und aus atmete, und wie sich seine Hand auf meinem Kopf mit bewegte- wann immer ich aus oder einatmete.
Es schien zu funktionieren, denn jetzt sagte Koga auch etwas.
"Gut, stell dir vor du stehst draußen auf einer Wiese. Du gehst weiter und weiter, bis du an einer Tür ankommst..."
Er redete auf mich ein, während ich mir eine Grasfläche so genau wie möglich vorstellte. Ich stellte mir vor wie ich durch das Gras stapfte, und eine weiße Tür in der Ferne erblickte.
"...wenn du bei der Tür angekommen bist, bleibst du stehen und klopfst drei mal. Erst dann tretest du hinein."
Sagte er. Ich hörte seine Stimme mittlerweile nur noch im Hintergrund. Ich tat was er sagte, und lief zu der Tür. Ich konnte es vor mir sehen, das Holz, und der glänzende Türknauf.
Gleichzeitig merkte ich in der Realität, wie Koga seine Hände von mir löste und sie stattdessen auf meine Schultern legte.
Ich klopfte gedanklich an der Tür, und trat dann ein.
"Du siehst einen Brunnen inmitten der Wiese. Das Wasser fließt durch ein Loch im Brunnen auf die Wiese. Finde etwas womit du das Loch stopfen kannst..."
Sagte Koga jetzt.
"Wie soll ich denn etwas finden womit ich das Loch stopfen kann? Hier ist weit und breit nichts!"
Fragte ich.
"Such danach. Das Wasser sind die Visionen. Das Loch im Brunnen ist der Punkt an dem die Visionen in deinem Kopf gelangen. Du musst die Kraft in deinem Kopf einsperren, und einen Weg finden das Loch nur dann zu öffnen wann du es willst."
Hörte ich Koga's Stimme, während ich weiter ging. Die Sicht schien desto weiter ich sah, immer unklarer zu werden. Ich suchte im Gras nach etwas was in das Loch passen könnte, doch natürlich war hier nichts außer Gras.
"Du denkst zu kompliziert..."
Hörte ich Koga in meinen Kopf.
"Was meint ihr damit? Ich versuche ja etwas zu finden, aber hier gibt es nichts außer Gras und den Brunnen!"
Sagte ich jetzt, und merkte wie die Zweifel in mir anstiegen. Die Umgebung schien zu verschwimmen, und ich sah mich hektisch um.
In diesen Moment konnte ich auch spüren wie Koga mich an sich heran zog, und plötzlich seinen Kopf an meinen legte. Ich spürte für den Bruchteil einer Sekunde seine kühle Maske, bis ich wieder in meiner Illusion gefangen war.
"Deine Gedanken sind so wirr wie das Wasser. Du weißt nicht wohin damit, und deswegen lässt du sie einfach auf dich zukommen, bis sie dich irgendwann ertrinken lassen..."
Sagte er.
Ich ließ die Schultern hängen, und sah auf der Erde. Er hatte recht. Ich ließ mich oft von meinen Gedanken besiegen, und vergesse dabei die Wirklichkeit.
"Und was soll ich tun damit dies nicht so ist?"
Fragte ich jetzt.
"Denk nicht kompliziert. Nimm dir etwas von dem du denkst es könnte helfen. Eine Gedankenstützte. Immer wenn du wieder zu viel nachdenkst nimmst du diese Stütze und stopfst das Loch damit zu..."
Ich sah mich um, und ging zu dem Brunnen. Das Wasser floss in ein kleines Loch, fast unscheinbar. Es brauchte nur eine Kleinigkeit um es zu stopfen. Ich ließ meinen Blick durch das Gras schweifen, bis mir etwas einfiel. Ich bückte mich und rupfte einen Grashalm ab. Ich konnte die kühle die davon ausging spüren, und knickte ihn einmal. Ich versuchte ihn in das Loch zu stopfen, da es das einzige war was ich finden konnte.
Seltsamerweise passte der Grashalm, und guckte aus dem Brunnen heraus.
Sofort ging ich einen Schritt zurück, um zu kontrollieren ob das Wasser immer noch floss. Zu meiner Verwunderung konnte ich kein Wasser mehr tropfen sehen.
Ich lächelte.
"Hab ich es geschafft?"
Fragte ich ungläubig.
"Ja, hast du. Jetzt präge dir das Bild genau ein, und denk daran wie du deine Gedanken versiegelst wenn du sie frei lässt. Geh zurück durch die Tür, dreh dich aber nicht um. Geh aus der Tür und zieh sie hinter dir zu."
Sagte Koga. Ich gehorchte und sah den Brunnen ein letztes mal an, bevor ich mich umdrehte und zurück ging. Durch die Tür hindurch, zog ich sie hinter mir zu, ohne nach hinten zu schauen.
"Jetzt wach auf..."
Ich hörte neben meinen Ohr ein schnipsen, und war wieder zurück in der Realität.
Verwirrt sah ich mich um, und wusste für ein paar Sekunden nicht wo ich war- bis ich Koga sah.
"Guten Tag, na wieder da?"
Fragte er und zog zurück. Als er meine Schultern los ließ, wankte ich kurz umher.
Ich drehte mich um, und entdeckte Revali, er jetzt mit großen Augen hinter mir stand.
"Hat... hat es funktioniert?"
Fragte ich Koga jetzt.
"Natürlich hat es das! Du hast es geschafft das Loch zu stopfen. So lange du es nicht öffnest, wirst du keine Visionen mehr sehen können."
Erklärte er.
Ich lächelte, und atmete durch.
"Danke..."
"Kein Problem."
"Nein wirklich. Ich hätte nicht gedacht das ihr... nett sein könnt."
Ich lächelte ihn an.
Er stütze seine Hände auf seine Knie.
"Wenn ich schon den netten Spielen muss, dann schon richtig."
Ich musste nur grinsen. Denn innerlich war er bestimmt ein lieber Kerl, zeigte es nur ungern. Vielleicht weil er vor seinen Untertanen Macht beweisen will, oder er denkt das nett sein eine Schwäche wäre.
"Vielleicht ist nett sein, ja gar nicht so schlecht. Zur Abwechslung."
Sagte ich und stand auf.
Er lachte nur kurz auf.
"Na wenigstens konnte ich einer Yiga helfen die diese seltene Gabe besitzt."
Ich sah ihn nur an und zog eine Braue hoch.
"Es war mir eine Ehre. Wirklich."
Er hob die Hand wie es mein Vater zuletzt getan hat. Ich tat ihm gleich, und verschränkte die Finger mit seinen.
Sichtlich verwundert darüber das ich diesen Handschlag kannte, sah Koga mich an.
"Dann muss ich wohl zugeben, dass ich falsch über euch gedacht habe. Ihr seit gar nicht so schlimm wie jeder sagt. Die meisten jedenfalls."
Er legte den Kopf schief, als ich meine Hand wieder zurück zog und ihn einen letzten Blick zuwarf, bevor ich mit Revali wieder ging. Hinaus aus dem Vertsteck und zurück nach Hause.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top