·wife and wifi·

Hochkonzentriert hockte ich am Macbook des Chefs. Wie ich da dran gekommen bin, zumal er in seinem Büro steht? Vincent. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.
Grummelnd hackte ich auf der Tastatur herum und zerbrach mir mein Gehirn wegen zwei einfachen, dämlichen Fragen. Wie, verdammt nochmal, würde sich der Kopf einer hochgefährlichen, wahrheitsdealenden Organisation bitte auf ebay-Kleinanzeigen nennen? Und wie viel war ihm seine Möchtegern-Stripperin aka Ehefrau aka Miss Esel wert? Mein Blick wanderte durchs Büro. Auch hier sah ich nichts Hilfreiches, was mir diese Fragen hätte beantworten können. Vielleicht sollte ich es einfach lassen und... Nein, kleiner Scherz. Als ob ich die Scheiße wegen zwei verschissenen kleinen Fragen, die ich nicht beantwortet bekomme, lassen würde. Schulterzuckend fing ich an einen Namen einzutippen. Nach mehrmaligem Durchlesen grinste ich. Böööses Sam.
Durch die Kleinanzeigen scrollend dachte ich weiter nach. Amelia war ihm noch nie viel wert gewesen, also konnte man Miss Esel schön günstig anbieten. Sollten hier mal Sklavenhändler durchscrollen werden sie sich über das Schnäppchen ihres Lebens freuen. Freudig rieb ich mir die Hände, bevor ich mit dem Cursor auf das kleine Feld, wo man selbst Sachen anbieten konnte klickte. Name des Angebotes... Hm, Amelia vermute ich mal. Da sich das aber nicht verlockend genug anhört tippte ich grinsend 'Meine Frau' ein. Beschreibung. Zickig und Aussehen wie ein Esel? Ne. Billige... 'Frau' zum durchnehmen und Hausarbeiten erledigen? Auch nicht. Murmelnd tippte ich die passendste der Beschreibungen in meinem Kopf ein. "Billige... Extravagante... Hausfrau... Für Sklavenarbeiten... Pornografie... Und ähnliches. Kann gut meckern. Eine Tüte Haribo insklusive, sollte sich das für Sie nicht verlockend genug anhören." Ich lachte leise während ich hinter die Beschreibung noch einen zwinkernden Smiley setzte. Und jetzt... Der Preis. Gute Frage. 10$ Verhandelsbasis klingt doch gut. Fröhlich setzte ich das Angebot online und verzog mich ohne jegliche Zwischenfälle und ohne die Seite geschlossen, geschweige denn mich abgemeldet zu haben, in Richtung Speisesaal. Von weitem konnte ich schon das schmierige Gelächter meines Bosses hören. Den Grund dafür würde ich dann auch gleich herausfinden.
Stirnrunzelnd stieß ich die Tür zum Speisesaal auf und traute meinen Augen kaum. "V-Vince?" Ich bekam kaum einen Ton heraus. Ein grinsender Knirps hockt an einem der Tische gegenüber von meinem Boss, der lachend zu mir rüber schaute. Vincent strampelte mit den Beinchen um vom Stuhl herunterzukommen und tippelte auf mich zu. Breit grinsend hielt er mir einen Butterkeks entgegen. "Schau mal Sam, der Terminator hat mir einen Keks gegeben!" "Der... was?" Verwirrt blickte ich zu meinem Boss, der jetzt vor Lachen kaum noch Luft bekam. Wenigstens mochte er Vince und ich bekam keinen Ärger.
Nach gut vier Minuten prustete er nur noch und kam langsam wieder zu Atem. "W-weißt du Sam?" Er kicherte immer noch. "Er... Er erinnert mich unglaublich an dich als ich dich damals mitgenommen habe." Fröhlich glucksend strich er sein schwarzes Hemd glatt. Ich jedoch sah ihm ausdrucks- und gefühlslos in die stahlgrauen Augen. "Boss, die Regeln." Der Vollpfosten kam gar nicht mehr aus seiner Euphorie heraus. Immer noch leicht kichernd öffnete er seinen Mund um weitere Scheiße herauskommen zu lassen. "Ja, ja mein Junge, du hast Recht... Der Kleine hat doch tatsächlich gemeint, ich sehe aus wie der Terminator. Sehe ich wirklich so aus Samuel, so schlimm?" Wieder fing er an laut zu lachen, während ich Vincent mit seinem Keks nur leicht angepisst und mit ernster Miene mit mir Richtung Ausgang zog. "Er sollte jetzt etwas schlafen. Nicht dass er genauso Probleme mit der Schlaflosigkeit bekommen und umkippen wird wie ich damals.", bemerkte ich mit einem scharfen Unterton, der deutlich machte, dass ich gerade nicht besonders spaßig drauf war. "Komm Vince.", knurrte ich leise. Alles, was man nun sonst hören konnte, war Stille. Und es tat mir nicht leid.

Ein ohrenbetäubender Schrei weckte mich aus meinem Nickerchen, das ich auf dem Sofa im Aufenthaltsraum gehalten hatte. "Du gottverdammtes Arschloch!" Sofort saß ich kerzengerade auf dem Sofa, während sich ein verdammt hinterhältiges Grinsen auf mein Gesicht schlich. "Ich bring dich um!" Durch die Glastür hindurch konnte ich noch gerade so erkennen wie ein schwarzhaariges Botox-Biest fuchsteufelswild auf ihren Highheels in Richtung des Zweitbüros meines Chefs stöckelte... Mit seinem Macbook im Arm. Ich konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen, so wütend wie die Gute aussah. Als sie hinter der nächsten Ecke verschwunden war sprang ich auf und lief ihr hinterher. Noch bevor ich bei ihr angekommen war sah ich wie die Tür zum Büro gruselig langsam aufschwang. Das nächste was passierte war vorhersehbar: Meinem ahnunglosem Cheffchen wurde mehrfach mit der flachen Hand klatschend ins Gesicht geschlagen. Also zuschlagen konnte sie ja.
"Was fällt dir eigentlich ein? HM?" Die Frau oder besser gesagt Furie meines Chefs schmiss das Macbook auf den Tisch und klappte es so auf, dass er alles bestens sehen konnte. Stirnrunzelnd musterte er den Bildschirm. "Was zum...?" Völlig verwirrt und nervös schaute er dann zu ihr hoch. "Schatz, bitte, i-ich war das nicht, versprochen, ich li-" Bumm, kaputt. Arme Macbook. Wieso musste sie es denn auch an die Wand schmeißen, was konnte er denn sooo Schreckliches getan haben? Weiterhin grinsend lauschte ich hinter einer weiteren Ecke versteckt. "Nein, natürlich warst du das nicht... Du missgebürtiges Schwein nennst dich auch noch 'Nuttenboss'!", konnte man sie kreischen hören. Ich konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen. "Was?! Nein, ich habe diese Seite noch nie benutzt geschweige denn gesehen, glaub mir!", winselte ihr Mann. Sie schnaubte. "Aber die Anzeige warst du, oder was? Ich lasse mich scheiden, und zwar sobald wie möglich!" Mit einem ultradramatischem Hüftschwung und theatralisch wehenden Haaren verließ das Büro, und das nicht ohne die Tür zuzuknallen. Keine zehn Sekunden später stürmte auch schon Jim um die Ecke um nachzusehen, was den Krach verursacht hatte. "Sam? Was war hier los?" Verwirrt sah er sich um. Ich grinste. "Das, mein lieber Jimmy-Boy, war der Klang meines Sieges." Es dauerte einige Sekunden bis er reagieren konnte. "Was hast du gemacht?", fragte er mich kopschüttelnd. Von meiner Seite aus kam nur ein Schulterzucken. "Den Amelia-Esel verjagt, ihre Ehe sabortiert, mein Leben gerettet, die Welt nicht untergehen lassen, was auch immer. Du musst mir nicht danken, du musst mich nur Held nennen." Ich war mir nicht ganz sicher was sein Gesichtsausdruck jetzt bedeuten sollte. Bekam er keine Luft, war er maßlos begeistert oder war er einfach nur entsetzt? Leise seufzte ich. "Komm Jim, ist schon okay, ich weiß ich bin toll, also lass uns jetzt erstmal darauf anstoßen." Aus meiner Tasche zog ich den Schlüssel für den Getränke- beziehungsweise Alkohol-Automaten im Flur, den ich schon vor zwei oder drei Jahren einem der Angestellten hier geklaut hatte, und schloss damit den Automaten auf. Mit einer Wodkaflasche in der Hand und einem Arm um Jim begann ich meinen Weg zurück zum Aufenthaltsraum, natürlich nicht ohne noch einen Blick durchs Schlüsselloch des Büros zu werfen, wo Klein-Boss wie paralysiert auf seinem Schreibtischstuhl hockte. Braver Junge.

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