·what r u talking about?·
Kurz nachdem Gina das Zimmer verlassen hatte bewegte auch ich meinen Hintern mal vom Sofa weg und verzog mich unter die Dusche.
Es war entspannend ohne den Verband, der sich sonst um meinen Kopf spannte. Während das kalte Wasser auf mich einprasselte gingen mir noch einmal die Nachrichten durch den Kopf. Sie hatten eine Erinnerung in mir erweckt, aber ich wusste noch nicht ganz was das sollte. Immer wieder ging mir durch den Kopf, was auf diesem verlassenem Gelände geschehen war. Ich hatte Chuck innerhalb von Sekunden weggeschickt, den Kleinen hinter mich geschoben, wir wurden festgenommen... Irgendwo war in dieser Erinnerung eine Lücke. Eine verdammt wichtige, wenn ich mich auf mein Gefühl verlassen konnte.
Mit sauberem Sweatshirt, einer Jogginghose und frischem Verband setzte ich mich zurück auf die Couch und schaltete den Fernseher wieder an. Meine noch nassen Haare hinterließen zwar Pfützen auf dem frisch geputzten Boden, aber da es meine Wohnung war konnte ich mit gutem Gewissen darauf scheißen. Ich seppte durch die Programme um eins zu finden, dass gerade erst anfangen würde die aktuellen Nachrichten zu zeigen. Nicht mal zwei Minuten später wurde ich auch fündig. Wieder wurde ich groß eingeblendet: Gesuchter Verbrecher, Samuel Finch, genaueres Unbekannt, bla bla bla. Aber auch bei genauerem Hinsehen fand ich nicht das, wonach ich suchte. Ratlos glotzte ich das Betonrohr im Hintergrund der Aufnahme an.
Ich... Glotzte das Betonrohr im Hintergrund der Aufnahme an.
Das Betonrohr.
Fuck, war ich dumm.
Ich hatte vergessen die Tasche, die der Kleine uns vollgepackt hatte, abzuholen. Und da nun offiziell nach dieser Tasche oder vielmehr nach dem Geld gefahndet wurde, musste sie jemand von dort weggenommen haben. Also, einerseits war das ja indirekt, wenn man es nicht allzu genau nimmt, eine wirklich gute Tat von mir, die bestimmt irgendeinem Penner das Leben beträchtlich erleichtert hatte, aber wenn es doch etwas genauer nehmen würde war ich kein guter Mensch und die Tasche meine. Ich wollte dieses Geld zurück haben, ich wollte mir puren Luxus leisten können und eventuell wollte ich auch den Ferrari meines Boss' umlackieren lassen, aber irgendein gottvedammter Mensch hatte mir diese Möglichkeit samt meiner Tasche genommen.
Wenn eins fest stand, dann, dass ein Samuel so etwas nicht mit sich machen lässt.
Und wenn noch etwas fest stand, dann, dass ich relativ am Arsch war, da ich meinen Boss nach einer Genehmigung, die Tasche zu suchen fragen müsste, der mir diese nicht unbeding erteilen würde. Vor allem nicht nach seinem... kleinen Ehestreit, nach dem er bisher nicht mehr mit guter Laune gesichtet wurde.
Aber hey, einen Versuch ist es doch immer wert, oder nicht?
Nach 20 Minuten Fußweg erreichte ich das Hauptgebäude der Kops. Ich bestätigte den Code und wurde im Inneren des Gebäudes auch schon direkt lachend begrüßt. "Ey Alter, du bist in den Nachrichten!", brüllte einer der Idioten, mit dem ich noch nie gesprochen hatte, der sich aber trotzdem für einen Bekannten von mir hielt. Lustiger Kerl eigentlich, musste schon drei Mal vor einer Spezialeinheit abhauen, zweimal wegen Droggenschmuggels, einmal weil er mit mir durch Fingerabdrücke auf einer meiner Waffen, die ich verloren hatte und die vorher von ihm gereinigt wurde, in Verbindung gebracht wurde. Er wurde nicht informiert und war gerade im Urlaub in New York gewesen. Muss wohl 'ne unangenehme Überraschung gewesen sein. Nicht meine Schuld.
Einige klopften mir im Vorbeigehen auf die Schulter, andere glotzten nur dumm. Ohne ein Wort durchquerte ich die Eingangshalle, warf Jerry noch schnell zwei meiner Messer hin, die wieder geschliffen werden mussten und verschwand in einem der vielen Gänge. Wir hatten knapp 16 Uhr, also müsste er sich in seinem Büro aufhalten. Zielstrebig ging ich auf die Tür zu seinem kleinen Bunker, Rückzugsort, oder auch Arbeitsplatz, zu. Einige Meter vorher blieb ich jedoch stehen, denn aus irgendeinem Grund stand die Türe einen Spalt offen, was sie sonst nie tat, weder wenn er im Büro war, noch wenn er es nicht war. Skeptisch schaute ich zur Überwachungskamera hoch, die ich nach meinem Streich eigentlich wieder angeschaltet hatte, aber aus vermutlich dem selben mir unbekannten Grund war auch diese aus. Innerlich fluchend ging ich leise näher an die Tür heran, wenn er überfallen wurde konnte ich ihn schlecht nach der Genehmigung für meine Suche fragen. Mehr oder weniger erleichtert konnte ich jedoch nach einigen Schritten die geliebte Stimme meines Boss' vernehmen. Das einzige, was mich jetzt noch davon zurückhielt, war meine Neugier, denn ich hörte ebenfalls die Stimme von Jim.
"...das hättest du mir früher melden müssen! Wenn er schon jemand auf uns angesetzt hat, könnte das die ganze Sache unnötig gefährden. Bei jedem Versuch Kontakt aufzunehmen, bei jedem noch so kleinem Hinweis unserer Informanten hast du mir das zu melden, ist das klar?" Man könnte sagen mein Boss klang angepisst. "Boss, ich habe es doch selbst erst eben erfahren, Gina hat es mir gesagt und die weiß es von ihren Informanten." Wow, seit wann hatte Jim Kontakt zu meiner Ex? Gut, sie arbeiten zusammen, aber trotzdem. Ich wusste nichts davon. Ein bisschen angepisst machte mich das schon... Aber auch nur so ein bisschen.
"Wie dem auch sei, wenn er sich meldet bin ich der Erste, der es erfährt, egal von wem." Schritte wurden laut und ich verschwand so leise wie möglich in den nächstbesten Raum. Nur Sekunden später hörte ich auch schon ein lautes, gespielt fröhliches "Dann bis die Tage mal!" von Jim, dieses Mal vom Flur aus. Ich wartete bis er weg war, dann öffnete ich die Tür und kehrte zum Büro zurück. Wie gewohnt klopfte ich an der jetzt geschlossenen Tür an und trat anschließend ohne Aufforderung ein. "Hallöchen Boss, ich-" "Samuel, dich wollte ich gerade rufen!" Er grinste eins seiner hässlichen, falschen, übertriebenen Grinsen, was nichts Gutes bedeuten konnte. "Ich möchte, dass du..."
Na super.
Ein neuer Auftrag.
Das war definitiv nichts Gutes.
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