☂ ᶤᶜʰ ᵃᵏᶻᵉᵖᵗᶤᵉʳᵉ ᵐᵉᶤᶰᵉ ʷᵃʰʳʰᵉᶤᵗ
☂ taehyung
Es waren nun paar Tage vergangen, wo ich die Zeit hatte, das Geschehene in meinen Alltag zu integrieren. Während den Stunden, die dabei vergangen, realisierte ich schnell, dass ich selber psychisch nicht okay war. Anders wusste ich es nicht zu beschreiben, aber an irgendetwas litt ich auch. Aufjedenfall keine bipolare Störung oder andere psychotischen Erkrankungen, aber etwas, was mich affektiv betraf.
Nachdem Hyunjin und Ich beim Kiosk unseres Vertrauens einen Halt machten, um uns paar Getränke zu holen, machten wir es uns am Deich in unserer Wohngegend gemütlich und unterhielten uns über das Ganze, was aktuell bei mir geschah. Letztendlich konnte ich meine Belastung nicht zurückhalten, oder besser gesagt, vor ihm nach all den Jahren Freundschaft nicht verstecken.
,,Was hast du vor, falls sie gehen wird?",fragte der Blondhaarige mich direkt, ohne mich dabei anzuschauen. Er kannte meine Mutter sehr gut. Beide Eltern von mir kannte er sehr gut. Doch vorallem meine Mutter, da er damals fast täglich bei uns zuhause war.
Hyunjin war schon immer sehr direkt gewesen, weshalb ich dies eigentlich schon gewohnt war. Aber bei seiner Frage musste ich erstmal schlucken, bevor ich eine Antwort geben konnte. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Antwort parat, aufgrunddessen ich für Minuten still neben ihm saß und selber in die Ferne starrte.
Ich war mein ganzes Leben lang ein Mensch gewesen, der immer eine Antwort auf jede Frage und Satz parat hatte. Man konnte mich schon als selbstbewusst oder auch schlagfertig bezeichnen, doch auch diese Eigenschaften ließen bei mir nach, je älter ich wurde. Manchmal fragte ich mich, wie weit ich mich noch verändern werden würde.
,,Keine Ahnung. Leben. Eine andere Wahl habe ich ja nicht. Man wird ihr nicht mehr helfen können und bestimmt nur auf den Moment warten, wo sie sich selber umbringt. So stelle ich mir die ,,Profipläne" der Psychiater vor.",gab ich frustriert von mir, weil ich mir ehrlich gesagt nicht anders zu helfen wusste. Beanstrengt strich ich mir meine trockenen Locken zurück, die mir aber zeitgleich wieder vor das Auge fielen.
,,Ich glaube eher, dass man ihr weiterhin mit allen Methoden versuchen wird zu helfen. Man kombiniert die eine Methode mit der anderen, bis man eine Verbesserung sehen kann. So stelle ich mir das realistisch vor.",antwortete Hyunjin ruhig und passte sich somit der abendlichen Stimmung an, die uns umgab. Zwischen all den Bäumen und Büschen, die den Deich umrandeten und den kleinen Enten, die ihren Weg wieder auf das Wasser fanden.
Er legte sich entspannt hin, hielt die Arme unter seinem Kopf und schloss die Augen. Am Deich wurden riesige Stufen zum Sitzen gebaut, die diesen Ort hier schöner für Touristen aussehen ließ. Aber auch für alle Bewohner hier war dies ein Ort, an dem man nach einem stressigen Arbeitstag zurückkehren konnte.
,,Bliebst du noch lange in der Psychiatrie?",fragte er mich daraufhin interessiert, während ich mir meine hellbraune Strickjacke auszog. Ich trug gerne Strickjacken, wahrscheinlich weil ich selber sehr gerne strickte. Auch meine Jacken, Cardigans oder Socken strickte ich mir immer selber. Das Stricken erlernte ich schnell mit meiner Mutter. Gemeinsam mit eine der Stationspflegerinnen der Psychiatrie lernten wir im Zimmer stricken, was meiner Mutter sehr gut beim Entspannen und Erholen von Panikattacken half.
,,Ich war bestimmt noch bis 2 Uhr morgens dort. Mich hat ein Patient am Weinen erwischt, woraufhin ich mich mit ihm unterhielt. Und auch wenn der Junge selber so zerbrechlich und zerfallen von seinen Erkrankungen aussah, schien er mir sehr weise oder wenigstens sehr intelligent.",erzählte ich gedanklich abgelenkt, als mir die Bilder von dem Jungen wieder vor das Auge erschienen.
Er hatte klare schwarze Augen, eine auffällig weiße Haut und den Infusionsständer würde ich nun auch mit ihm assoziieren. Für mich war er schon ein gewisser Anblick, der mich erschaudern ließ. Wahrscheinlich weil er für mich bildlich die Vorstellung vom typisch stationären psychiatrischen Patient verkörperte. Wie er aus dem Nichts plötzlich vor mir stand, den Infusionsständer festhielt und mich seelenruhig anblickte.
So, als hätte ihn echt noch nichts im Leben getroffen.
Als ich ihn näher betrachtete, sobald er neben mir saß, erkannte ich die Narben, die er von diesem Leben doch mit sich trug. Der leichte Haarausfall, die aufgerissene Haut am Hals durch den Nährstoffmangel oder die Wunden der Selbstverletzung an seinen Armen, derweil er mir die Wasserflasche hinhielt.
Obwohl wir eine ganz normale, eher oberflächliche Konversation führten, merkte ich schnell, wie geschickt er doch im Gespräch war. Etwas, was man selten bei Traumapatienten sah.
Posttraumatische Belastungsstörung, Major Depressionen und soziale Angststörung. Genau, diese drei schweren Diagnosen nannte er völlig selbstverständlich. Er war anscheinend einer der Menschen, die ihr Schicksal akzeptierten, so, wie es war.
,,Gruselig. Wenn mich jemand um ca. 2 Uhr nachts aufeinmal ansprechen würde, hätte ich schon erstmal Panik bekommen.",gab Hyunjin letztlich schmunzelnd von sich, während er sich wieder aufsetzte und mir gegen die Schulter boxte.
Ich grinste ihn kopfschüttelnd an, derweil ich einen leichten Schimmer von Verständnis und Mitgefühl für meine Situation in seinen Augen wieder erkannte.
Und dafür war ich dankbar.
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