☂ ᵉʳᶤᶰᶰᵉʳˢᵗ ᵈᵘ ᵈᶤᶜʰ ˢᵒˡᵃᶰᵍˢᵃᵐ ʷᶤᵉᵈᵉʳ ᵃᶰ ᵐᶤᶜʰ?

☂ taehyung

Heute hatten wir wieder viel zutun in der Bücherei.

Naja, was hieß hier ,,wir"?

Die Bücherei leitete ich schon alleine, aber Hyunjin war heute da, um mir bei der neuen Arbeit auszuhelfen. Er selber machte aktuell eine Ausbildung zum Mechaniker, gerne hätte ich ihn aber auch bei mir eingestellt. Heute konnte er mir aber bereits mit seinem erworbenen Wissen viel weiter helfen, denn wir versuchten eine riesige Lichterkette an einer Wandseite aufzuhängen.

Es war eine Lichterkette mit braunen, gelben und roten Laubblätter als Anhänger. Auf dieser Weise wollten wir den Herbst in der Bücherei willkommen heißen. Das handwerkliche Geschick hatte Hyunjin, der gerade auf der Leiter saß und darüber grübelte, wie er das Kabel schön versteckten konnte. Schließlich sollten meine KundInnen einen nahezu perfekten Blickfang bekommen!

,,Ich komme immernoch nicht drauf klar, dass du diesen Jungen ernsthaft Besuch wolltest, Taehyung!",ertönte seine konzentrierte Stimme durch den Laden, während ich weitere Kisten voller Deko und neuer Ware in den Raum abstellte. Wir hatten noch nicht auf gehabt, weshalb es nur er und ich hier waren.

,,Wieso das denn, du Kek?",fragte ich ihn schnaubend und stämmte meine Hände an die Hüfte, um ihm deutlich zu machen, dass ich eine Antwort verlangte. Er hingegen war am Kleben, Schrauben und Basteln und zur Wand stehend, sodass ich mich letztlich grinsend einfach abwandte.

,,Alter, einen Traumapatienten?? Und dann jemanden, den du gar nicht kennst. Du meintest doch, dass selbst die Frau an der Rezeption sagte, dass dieser Typ kein Besuch haben durfte.",entkam es ihm sichtlich amüsiert von meiner Aktion, woraus ich aber gleichzeitig dennoch einen besorgten Ton heraushören konnte.

,,Das hätte ich ja nicht wissen kö--"
,,Doch, Tae! Das hättest du wissen können, weil er ein Patient auf einer psychiatrischen Station ist. Da kannst du nicht einfach nach Lust und Laune hinein und heraus spazieren. Was wäre passiert, wenn dieser Junge dich verletzt hätte? Du weiß, was man uns als Besucher über Traumapatienten immer wieder erzählt.",ratterte Hyunjin wie eine aufgebrachte Ahjumma runter.

Zwar sah ich ihn gerade nicht, aber ich konnte bereits hören, wie er mit seinem Werkzeug in der Hand herum fuchtelte.

,,Ja, Ja. Dass man mit Traumapatienten immer vorsichtiger sein muss, weil diese unvorhersehbare Symptomausbrüche haben können. Ich weiß das doch. Aber wie ruhig er dann vor mir stand und mich mit seinen danach fragenden Blicke, weshalb ich bloß hier sei, aber auch warmen Augen anblickte... Keine Ahnung. Dann kam noch das dazu, was meine Mutter über ihn erzählte. Das mit seinem Ruf als ,,stillen Engel". Ich bin interessiert an seine Geschichte, Hyunjin. Ich bin an ihm interessiert.",versuchte ich ihm meine Gefühle und Gedanken doch etwas hilflos zu erklären und stellte abgelenkt die Bücher weiter ins Regal hinein.

,,Es bleibt mir wohl immer ein Rätsel, wie du damals als Jugendlicher bloß nichts mit psychisch erkrankten Menschen zutun haben wolltest und heute plötzlich an einen interessiert bist. Ich glaube, du weißt nicht, was du dir da eigentlich zutraust. Vorallem wenn du jetzt weitere Annäherungsversuche vor hast.",gab er seufzend von sich und stieg von der Leiter runter, als er fertig mit der Arbeit oben war.

Hastig joggte er zu mir rüber und half mir dabei, die Deko an die Regale und Ausstellungstischen anzubringen sowie weitere Bücher an ihren passenden Ort aufzustellen. Dabei konnte er es nicht unterlassen, mir einen auf den Hinterkopf zu klatschen und dabei ,,Idiot." zu murmeln.

Ich wusste, worauf er hinaus wollte mit seinen Worten. Schließlich war ich selber psychisch nicht ganz okay, doch psychologisch diagnostiziert, wurde ich noch nie. Nicht dass ich das irgendwie vor hatte, aber es war auffällig, dass ich an vergangene Ereignisse litt, die mich oftmals in der Gegenwart einholten oder an monatelangen Depressionen, die unerklärlich auftauchten.

Zwar ermutigte er mich immer, neue Kontakte mit Menschen einzugehen, aber dass ich mir direkt jemanden aus einer psychiatrischen Station aussuchte, hätte er wohl nicht gedacht.

,,Er ist hübsch.",gab ich nach einer Weile der Stille und des Arbeitens ehrlich von mir, woraufhin Hyunjin abrupt in seinem Tun stehen blieb und mir einen ,,Sag Mal, möchtest du mich eigentlich verarschen?" - Blick schenkte. Ich konnte nicht anders, als zu lachen bei der komischen Grimasse, die er zog und warf ihn als Konter mit meiner Strickjacke ab.

,,Ich muss diesen Jungen mal sehen. So, wie du ihn beschreibst, erscheint er mir wie zwei Personen in einem Körper. Einmal diese Krankheiten, die er alle hat, sowie seine Äußerlichkeiten, die diese kennzeichneten. Gleichzeitig dann aber auch der so weise und intelligent wirkende Junge, den du mir aufeinmal als ,,hübsch" beschreibst.",zickte er nun selber wie ein hilfloser Vater mit seinem bescheuerten Sohn herum.

Als die Uhr 11 schlug, öffnete ich die Türe zur heutigen Öffnung der Bücherei. Die Kartons, Leiter und Werkzeuge brachte Hyunjin hastig in den Hinterraum, wodurch unser Gespräch erstmal unterbrochen wurde. Wie auch täglich warteten bereits die ersten KundInnen vor der Tür, die uns alle lieb begrüßten, sobald sie den Laden betraten. Dankbar über mein Glück als Besitzer dieses Hauses schaute ich den Leuten hinterher und gab Hyunjin grinsend einen Handschlag.

Wir beide standen nun an der Kasse und tranken einen Schluck des Kaffees, den ich uns am frühen Morgen kaufte. Zwar war dieser schon abgekühlt, aber nach Ende der harten Arbeit, die wir in den letzten Stunden leisteten, schmeckte dieser unfassbar gut.

,,Hyunjin..."
,,Ja, du Dummkopf? Sag nichts Falsches, sonst haue ich dir wieder eine rein!"
,,Er ist hier."
,,Wer?"
,,Na, er. Der Junge, von dem wir gerade sprachen.",entkam es mir leise, flüsternd, als ich ihn etwas anschubste, damit er in die Richtung schaute, wo dieser Junge stand.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top