☂ ˢᵉᶤᵗ ˡᵃᶰᵍᵉᵐ ᵈᵃᶜʰᵗᵉ ᶰᶤᵉᵐᵃᶰᵈ ᵐᵉʰʳ ᵃᶰ ᵐᶤᶜʰ
☂ taehyung
,,Hm... Lassen Sie mich nachschauen. Wir hatten auch noch nie einen Besucher, der den Patientennamen nicht kannte, diesen er besuchen wollte.",kam es fragend von der Pflegerin an der Rezeption. Sie musterte mich unsicher, obwohl ich öfters hier wegen meiner Mutter war. Aber ich konnte verstehen, dass meine Frage sie zum Zweifeln brachte.
Schließlich wollte ich erstens einen Traumapatienten besuchen, und zweitens kannte ich den Namen von ihm nicht.
Ja, genau. Nachdem die Besucherzeit von meiner Mutter und mir vorbei war, wollte ich mein Glück versuchen und den fremden Jungen besuchen. Ich hatte in dem Sinne keinen spezifischen Grund, aber irgendwas in mir, wünschte ihn zu sehen. Naja, ich hatte ihm auch ein kleines Geschenk vorbei gebracht, nachdem ich von seiner Bücherliebe erfuhr.
Friedrich Nietzsche war sein Lieblingsphilosoph. Ich beschäftigte mich ebenso viel mit Nietzsches Werken, weshalb das ganz gut passte. Dadurch konnte ich aber auch bereits so einiges von dem Jungen erfahren. Der Lieblingsphilosoph einer Person ermöglichte den Menschen einen Einblick in die Weltanschauungen und Meinungen von dieser.
,,Ich darf Ihnen leider nicht den Namen des Patienten preis geben. Aber auch besuchen, können Sie ihn leider nicht, wie ich gerade sehe. Gestern wurde eine Fixierung hier dokumentiert. Mehr darf ich auch nicht öffentlich über seinen Zustand geben. Wenn Sie aber wollen, kann ich dem Patienten von Ihrem Besuch Bescheid geben und sagen, dass Sie heute hier waren."
Schnell verstand ich, über wen meine Mutter im Zimmer sprach, als sie mir von der Fixierung heute Nacht erzählte. Mir wurde ziemlich dunkel im Magen, bei dem Gedanken, dass es er war, der in der Nacht anscheinend sehr gelitten hatte.
,,Das wäre ganz lieb, danke Ihnen. Schönen Tag noch!",gab ich ruhig von mir, bevor ich die Rezeption verließ und ins Wartezimmer spazierte, um mir dort meinen Mantel zu holen. Zeitlos versank ich dabei in meinen Gedanken und seufzte etwas auf. Das Leben in diesem Gebäude war wirklich ein ganz anderes. Es war hart, und es war oftmals sehr dramatisch.
Für einen Moment blieb ich am Kleiderregal des Wartezimmers stehen, bevor ich mir meinen dunkelbraunen Mantel runter holte. Natürlich durfte ich den Jungen nicht besuchen, wenn er sich heute Nacht erst wieder in einem extremen Zustand befand. Aber der Fakt, dass er auf der Traumastation war, war neu für mich.
Schließlich hatte er mir mehrere Diagnosen genannt, somit schien seine Traumafolgestörung im Vordergrund zu stehen.
Während ich mir die schwarzen Knöpfe des Mantels zu machte und mir den Stoffgürtel entspannt um die Taille wickelte, spazierte ich aus dem Wartezimmer heraus und lief die große Eingangshalle nun entlang. Dabei strich ich mir mein dunkles Haar zurück und biss mir die trockene Haut an meiner Oberlippe an.
,,Herr Kim!!",ertönte eine Stimme, noch bevor ich das Gebäude verlassen konnte. Da die Eingangshalle nur aus mir, den KollegInnen und einer weiteren Familie bestand, musste wohl ich damit gemeint sein. Dementsprechend drehte ich mich fragend um, bis ich direkt in ein verunsichertes Gesicht von der Ferne hinein schauen konnte.
Er war es. Der fremde Junge. Haben sie ihn hier her kommen lassen oder war er unerlaubt aus seinem Zimmer gekommen? Für einen Moment blieb ich stehen, um ihn ruhig anschauen zu können. Mehr von ihm sehen zu können. Mehr über seinen aktuellen Zustand erkennen zu können.
Da stand er nämlich wieder mit seinem Infusionsständer in der Hand, wobei der Schlauch, der an seinem Handrücken endete, hin und her am Schaukeln war. Wahrscheinlich rannte er hier her, oder er beeilte sich, um mich noch rechtzeitig erwischen zu können.
Wieder trug er das blaue Shirt und dieses Mal auch die blaue, lockere Hose, die ihn kränklicher aussehen ließ. Sein Haar lag ihm zersaust auf der Stirn und hing ihm ebenso vor seinen Augen. Ich konnte bis hier her erkennen, dass er leichte Wellen hatte, die ihn verspielter aussehen ließen.
Langsam ging ich nun auf ihn zu, ohne meinen Blick von ihm zu nehmen, bis ich dann endlich vor ihm stand und in seine Augen hinein blicken konnte. Ich sah, wie vorsichtig und verlegen er mich musterte. Seine pechschwarzen Augen sahen wie die Schokolinsen auf den Keksen aus, die ich gerne aß.
,,Du kannst mich auch ,,Hyung" rufen. Schließlich bin ich nur ein Jahr älter als du und siezen tun wir uns auch nicht.",sagte ich entspannt und genoss es ziemlich, wie er mir ruhig in die Augen blickte und mir somit die Chance gab, sein ganzes Gesicht zu studieren. Er hatte ein schmales Gesicht, dennoch ziemlich definiert. Vorallem seine Wangenknochen stachen durch seine schlanke Statue heraus. Ebenso seine rosigen Lippen und das kleine Muttermal unter diesen.
,,Okay.",entkam es dem Jüngeren leise, dessen Name ich eigentlich noch nicht wusste. Bevor ich noch weiter reden konnte, sagte er wieder:,,Du wolltest mich besuchen kommen. Warum?"
,,Ich wollte dich sehen.",antwortete ich ehrlich, während ich meine Hände in die Taschen meines Mantels legte und mir sein Gesicht weiterhin unter die Lupe nahm. Augenringe zierten seine blasse Haut, genauso wie zwei blaue Flecke seinen Hals zierten. Ob er sich gestern bei seiner Panikattacke verletzt hatte?
,,Warum würdest du mich sehen wollen? Ich bin ein wildfremder Patient in einer Psychiatrie.",entkam es ihm nachdenklich, wobei er seinen Kopf letztlich wieder senkte und ich ihm nur noch auf das Haar schauen konnte. Dort erkannte ich schnell, dass seine Kopfhaut aufgelöst war und diese wohl geblutet hatte.
Sein Anblick war zugegeben doch sehr emotional. Ich hatte den Drang, ihn in meinen Armen zu nehmen und ihm zu sagen, dass er es dadurch schaffen würde. Egal, was er gerade durch machte.
,,Die Psychiatrie definiert dich als Menschen nicht. Den Status magst du vielleicht in diesem Leben haben, aber ich sehe dich trotzallem als den warmherzigen Jungen, den ich nun mehrmals treffen durfte.",erklärte ich ihm sanft, ohne irgendeinen Druck in meiner Stimme zu vertreten. Ruhig sprach ich zu ihm, blickte ihn neugierig aber dennoch respektvoll an und genoss seine Anwesenheit.
Er hob schnell seinen Kopf, blickte mich fast schon überrascht über meine Worte an und verschwand wieder in seinen Gedanken, ohne etwas von sich zu geben.
,,Ich habe dir etwas mitgebracht. Du meintest, Nietzsche sei dein Lieblingsphilosoph. Und ich dachte, dies könnte dir gefallen.",nahm ich das Gespräch langsam wieder auf und hielt ihm die kleine, schwarze Box hin, worin sich ein Lesezeichen aus altem Hartholz drinne befand. Darauf war eins der bekanntesten Zitaten von Nietzsche verfasst.
,,Die Tanzenden wurden für verrückt gehalten, von denjenigen, die die Musik nicht hören konnten."
Es war in kursiver Schrift in das Lesezeichen hinein gebrannt und gab diesem einen historischen Touch. Das Holz war dunkel, gleichzeitig schmal geschliffen und sah wie ein Originalstück aus den 1900er aus.
,,Ich dachte, du würdest dich darüber vielleicht freuen.",sprach ich leise und beobachtete ihn dabei, wie er etwas rosa auf den Wangen wurde. Plötzlich nahm seine Mimik an Unsicherheit wieder an, sodass ich ihn doch etwas besorgter anschaute.
Schnell fand ich auch heraus, wieso.
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