☂ ʷüʳᵈᵉ ᶤᶜʰ ᵉˢ ʷᶤᵉᵈᵉʳ ᵗᵘᶰ?
☂ jungkook
Nachdem ich den unerwarteten Schock etwas auf mich einsacken lassen habe, blickte ich Jiyeon wieder klarer an und stellte fest:,,Du wusstest das die ganze Zeit." Schließlich kannte Jiyeon mich seit meiner Aufnahme, genauso wie ich sie auch. Näher lernte ich sie durch ihr mütterliches Verhalten mir gegenüber in unseren Pausen kennen. Seit dem Tag, wo ich ihr dabei half ihre Panikattacke unter Kontrolle zu kriegen, fühlte ich mich ihr verbunden, und wir hielten den Kontakt trotz unterschiedlicher Station.
,,Ja, natürlich. Ich hatte Hoffnung, ihr beide würdet euch näher kommen, und du hättest somit die Chance eine neue, erste schöne Bindung aufzubauen. Ich habe mir gewünscht, dass ihr beide durch die Präsenz des jeweiligen Anderen lernt, wie viel Schönes es auf der Welt gibt. Taehyung mag zwar nicht wie wir beide in der Psychiatrie sitzen, aber er hat selber starke depressive Episoden, an denen er leidet.",erzählte sie mir ihre Hintergedanken offen, wobei sie mir langsam wieder ein sanftes Lächeln schenkte und sich ihre Augen mit Tränen füllten.
,,Er hatte es auch nie einfach. Als Kind seinen Vater, der damals sein Held und Anker war, zu verlieren. Dann hat die Mutter eine bipolare Störung und kann nicht mehr für ihn da sein. Die Jugend verbrachte er genau wie du, alleine. Vieles, was andere mit Familie und Freunden machten, wie z.B. seinen Schulabschluss, musste er alleine machen. Genauso musste er seine Hürden und Probleme alleine bewältigen." Sie atmete tief durch und lehnte sich ebenso an die Wand, ohne den Blick von mir zu nehmen.
Still hörte ich ihr zu, während ich versuchte, die ganzen neuen Informationen zu verarbeiten. Was mir nicht richtig saß, war die Realisation, dass Taehyung eben kein Fremder war, den ich gerade kennenlernte, sondern jemand aus meiner Vergangenheit. Jemand, der mich damals wirklich nicht mochte. Und ich gestand ihm vor paar Wochen, dass ich in meinen eigenen Mobber verliebt war.
Das Leben meinte es wirklich nicht gut mit mir.
Ohne es richtig zu merken, errötete ich etwas und strich mir mit beiden zittrigen Händen über das Gesicht, welches meine Erschöpfung deutlich zierte. Dies deutete ich Jiyeon ebenso mit meinen Blicken an, woraufhin sie erstmal ruhig blieb und mir Zeit gab alles aufzunehmen und einzuordnen.
Er war groß geworden, war heute bereits 20 Jahre alt. Wenn man ihn heute ansehen würde, würde man denken, er sei der nette Buchjunge von nebenan. Niemals hätte ich erwartet, dass er damals so drauf war, wie er nun mal drauf war. Arrogant, egozentrisch, gierig nach Aufmerksamkeit. Ich durfte aber auch nicht vergessen, dass bereits fünf Jahre vergangen waren und unter welchen Umständen Taehyung sich diese Eigenschaften damals aneignete.
Kurz gefasst, waren wir alle irgendwo gequälte Seelen, die versuchten einen Platz auf dieser Welt für sich zu finden oder schlichtweg mit den überwältigenden und unrealistischen Anforderungen dieses Lebens klarzukommen. Man hätte Taehyung somit bestimmt auf eine akutpsychiatrische Station für paar Wochen schicken können, wenn sein Zustand so war, wie Jiyeon es gerade beschrieb.
Unfassbar komisch dann zu sehen, wie dieser sich im Alter von 20 Jahren selbstständig gemacht hatte und von außen her wirkend ein normales Leben führte. Ohne abhängig von einer stationären Behandlung zu sein, schaffte er es doch sein Leben zu gestalten. Ob ich dies auch eines Tages von mir behaupten werden kann?
,,Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß gar nicht, wo ich mich wieder hinein geritten habe. Am liebsten hätte ich, wenn das ganze in den letzten Monaten nicht geschehen wäre und ich mein tristes Alltagsleben wieder hätte.",gab ich offensichtlich mental gestresst von mir, wobei ich leise aufseufzte, um den Frust irgendwie ablassen zu können.
,,Was soll ich denn jetzt machen?"
,,Möchtest du den Kontakt zu ihm weiterhin pflegen? Ihn doch näher kennenlernen? Es kommt darauf an, wie nahe du ihn an dich ran lassen möchtest. Du kannst ihm sagen, dass du keinen Kontakt haben willst, wenn dir das alles zu viel wird. Wenn ich dir aber einen Tipp geben darf, empfehle ich dir, ihm eine Chance zu geben. Er ist wirklich nicht der 15-Jährige von damals, sondern ein erwachsener Mann.",erklärte mir Jiyeon ihre Ansicht, womit sie mir schonmal sehr half. Dankbar nickte ich etwas, weil ich gerade tatsächlich einen kleinen Stupser in die richtige Richtung brauchte.
,,Du hast Recht. Ich nehme mir in den nächsten Tagen die Zeit, über alles erstmal zu reflektieren und dann mache ich den nächsten Schritt. Alles nacheinander, kein Grund mich emotional aufzuwühlen.",sprach ich deutlicher, als ich mich wieder aufsetzte und tief durchatmete, wodurch die Luft endlich wieder besser in meine Lungen gelang.
,,Du machst das wunderbar, Jungkook.",gab Jiyeon leise von sich, während sie mich wie so oft mütterlich anlächelte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber nicht gewusst, dass viel mehr in ihren Worten steckte.
Denn sie sah in mir einen Menschen, der wieder lernte, eigenständig zu leben und glücklich zu sein. Einen Menschen, der ein wunderbares Leben mit seiner Entwicklung leben würde. Und ich war dankbar für ihr festes Glauben an mich...
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Mal schauen, wie das nächste Aufeinandertreffen der Beiden sein wird... :) Habt ihr auch diese eine Person, die fest an euch glaubt und euch motiviert, das Leben zu gestalten?
-Eleja ♡
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