6. ϾФЛТΛϾТ
[Levi]
Wie erstarrt blickte mich Frau Fujioka an. Erwin und ich tauschten wie immer nur kurz einen Blick aus und ich stieg zu ihnen in den Fahrstuhl. Eigentlich war ich viel zu abgespannt, um mich in ein Gespräch mit Erwin verwickeln zu lassen. Doch ich wusste schon im Vorfeld, was er fragen wollte: »Nein, ich habe Jäger heute nicht den ganzen Tag eingespannt«, brummte ich beiläufig und lehnte mich mit verschränkten Armen an das Spiegelglas des Fahrstuhls. »Ich habe ihn schon früher nach Hause geschickt.«
Das hatte auch seinen Grund. Er klebte an mir wie eine Klette. Der Junge würde etliche Überstunden schieben, wenn ich es ihm sagen würde.
Erwin räusperte sich kurz. »Wäre schön gewesen, wenn du mit mir Absprache gehalten hättest, Levi.«
Ich zuckte gelangweilt mit den Schultern. »Ist doch jetzt eh egal. Und was wird das hier? Spielst du jetzt den Bodyguard für dieses Mädel?«, merkte ich bissig an und bedachte Fujioka mit einem Seitenblick.
Sofort zuckte sie zurück und senkte eingeschüchtert den Blick. Ich konnte mir sehr gut vorstellen was jetzt in ihr vorging. Wenn man die Situation unserer ersten Begegnung bedachte. Ich hoffte nur für sie, dass sie sich bei niemandem verplappert hatte. Erwin musste nun wirklich nicht wissen, was ich außerhalb der Firma trieb! Aber anhand ihrer Reaktion konnte ich einschätzen, dass sie wohl nichts verraten hatte. Ihr Benehmen mir gegenüber war schon fast ängstlich. War mir nur recht. Umso weniger musste ich mich mit einer lästigen Person herumschlagen!
»Wenn du es so sehen möchtest«, lachte Erwin und führte unser Gespräch damit fort. »Vielleicht beschütze ich Frau Fujioka ja vor Leuten wie dir«, grinste Erwin mit Unterton.
Ich wiederum fand das gar nicht so amüsant. Fujioka anscheinend auch nicht. Ihr Ausdruck schien inzwischen noch nervöser, als Erwin etwas näher zu ihr trat, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Ich reagierte nur mit einem kehligen Brummen darauf und sah hinauf zu der Stockwerkanzeige des Fahrstuhls.
Sobald sich Erwin von uns entfernte, hatte ich mit Fujioka noch etwas zu klären …
[Kana]
Nicht nur Herr Smiths plötzliches näher rücken, sondern auch seine dazugehörige Ansage, beunruhigte mich umso mehr. Ich konnte förmlich spüren, wie mich Herr Ackermans Blick durchbohrte.
Was fand Eren nur an dem?!
Seine Ausstrahlung, seine Haltung, alles wirkte vollkommen desinteressiert und von oben herab. Wollte er so etwa seine fehlende Körpergröße kompensieren?!
Ich konnte zwar nicht sagen, wie er seine Aufgaben in der Firma erfüllte, aber angesichts dessen, wie ich ihn kennengelernt hatte, konnte er doch kein guter Mensch sein! Ich war mir sicher Herr Smith wusste nichts von seinem Doppelleben.
Nach wenigen Minuten, des eisigen Schweigens, öffnete sich endlich die Fahrstuhltür und ich schob mich zügig nach draußen. Ohne es mir anmerken zu lassen, atmete ich tief durch und drehte mich kurz vor der Eingangstür zu den beiden um. Sie unterhielten sich gerade, aber ich konnte nicht verstehen worum es ging.
Mit einem Lächeln wandte sich Herr Smith als erster zu mir und kam in meine Richtung. »Es ist schon reichlich spät. Wie weit ist ihre Bahnstation von hier entfernt, Frau Fujioka?«, fragte er, nachdem wir drei das Gebäude verlassen hatten.
Etwas nervös blickte ich mich um, ehe ich ein höfliches Lächeln aufsetzte. »Sie … sie ist nicht weit entfernt. Machen Sie sich keine Sorgen. Aber dennoch, danke schön«, presste ich hervor und wollte schon fast gehen, als Herr Ackerman seine Hand auf meine Schulter legte.
»Mach dir keine Sorgen, Erwin. Ich werde sie zur Haltestelle begleiten«, gab er mit Unterton an.
Herr Smith hob eine seiner buschigen Brauen. »Du? Woher kommt der Sinneswandel?«, hakte er skeptisch nach. »Etwa von unserem Gespräch von gerade eben?«
Herr Ackerman lächelte finster. Doch nur ich schien dies zu bemerken. Mein Körper stand förmlich unter Spannung und ich betete dafür, dass Herr Smith dem nicht zustimmen würde. Ich wollte einfach nur nach Hause!
Smith sah eine Weile nachdenklich drein, bis er Herr Ackerman vielsagend anlächelte. »Du kannst nächste Woche anfangen, ein zuvorkommender Mensch zu sein, Levi. Heute werde ich Frau Fujioka zur Haltestelle begleiten«, merkte der Blonde frech grinsend an und schob sich zwischen mich und Herr Ackerman. Wiedereinmal wich ich etwas zurück, damit Herr Smith mich nicht berührte.
Was Herr Ackerman bereits jetzt zum dritten Mal getan hatte …
Für einen kurzen Augenblick konnte ich genau erkennen, wie der Schwarzhaarige Herr Smith finster anfunkelte, ehe er die Augen schloss und uns den Rücken zuwandte.
»Tcch! Tu, was du nicht lassen kannst«, zischte Herr Ackerman kühl und hob nur die Hand zur Verabschiedung. Dann ging er den Bürgersteig entlang. Sofort entkrampfte sich mein Körper etwas. Und ich war heilfroh, dass Herr Smith dem Vorschlag nicht zugestimmt hatte.
»Ich bin etwas überrascht, dass er mal auf meine Worte hört«, murmelte Herr Smith, während wir zu meiner Haltestelle gingen. »Vielleicht hat er doch selbst gemerkt, dass sein Benehmen, heute Mittag, Ihnen gegenüber unangebracht war.«
Nachdenklich schob ich die Brauen zusammen bei Smiths Worten. Das glaubte ich eher weniger. Sein finsteres Grinsen ließ etwas anderes vermuten. Hatte ich mich vielleicht geirrt und mein Fluch zeigte bei Herr Ackerman doch Wirkung? Nur kam Herr Smith dazwischen?
Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Meine Theorie, dass Herr Ackerman auch schwul sei, begann immer mehr zu bröckeln.
Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte, dass wir schon an der Haltestelle angekommen waren. Überrascht blickte ich auf, als wenig später auch schon meine Bahn anfuhr.
»Kommen Sie gut nach Hause, Frau Fujioka«, lächelte Herr Smith freundlich und hielt mir erneut seine Hand entgegen. »Ich weiß nicht, ob Ihnen das Frau Zoe auch schon angeboten hat. Aber, ich finde, nach der ganzen Zeit könnten wir uns doch beim Vornamen anreden, nicht wahr? Oder haben Sie etwas dagegen?«, hakte er nach.
Ich presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »E-Es macht mir nichts aus. Und ja, sie hatte es mir auch angeboten«, nuschelte ich leise und wich seiner Hand aus. Ich hätte sie nur zu gerne ergriffen. Doch ich konnte nicht sicher sein, was passierte. Bei Eren hatte ich meine Erklärung. Jedoch stand bei Herr Ackerman meine Vermutung noch nicht fest und ich wollte auf keinen Fall meine gute Beziehung zu Herrn Smith aufs Spiel setzen. Zum Glück hielt auch schon die Bahn vor uns an. Ich verbeugte mich tief und bedankte mich für seine Begleitung.
Doch gerade, als ich mich wieder aufrichtete und mich zum Eingang der Bahn wandte, kam mir eine Gruppe Jugendlicher entgegen. Wieder kam es zu einem dieser unglücklichen Zufälle. Ich und ein Junge aus der Gruppe rempelten uns an. Binnen eines Wimpernschlages veränderte sich sein Gesichtsausdruck und er leckte sich kokett über die Lippen. Noch bevor er irgendwie über mich herfallen konnte, hastete ich in die Bahn und deren Türen schlossen sich wie auf Stichwort.
Angestrengt atmete ich aus und sank auf einen Sitz, während ich noch ein letztes Mal Herr Smith nachsah, als die Bahn losfuhr. Sein Gesicht hatte zu Recht einen irritierten Ausdruck, ehe er mir noch zum Abschied winkte. Ich wiederum versuchte meinen Puls unter Kontrolle zubringen.
Mit einem tiefen Seufzer lehnte ich mich im Sitz zurück und kramte meine Kopfhörer aus der Tasche.
Ich war heilfroh, wenn ich wieder Zuhause war …
Den Rest der Fahrt konzentrierte ich mich nur auf die Musik und merkte immer mehr, wie der lange Tag seinen Tribut an meinen Körper zahlte. Ich war einfach nur müde und erschöpft. Es war schon etwas her, dass ich den gesamten Tag so eine Anspannung verspürt hatte. Immer wieder musste ich meine Augen davon abhalten nicht zuzufallen.
Gerade, als ich mich erneut dazu zwang wach zu bleiben, spürte ich wie ein Kopfhörer aus meinem Ohr glitt und sich ein kalter Hauch auf meine Haut legte. Blitzschnell riss ich die Augen auf und erkannte Herr Ackerman in der Spiegelung des Fensters.
Mit einem monotonen Gesichtsausdruck saß er hinter mir und war dicht an mein Ohr gebeugt. »Hab ich dich!«, hauchte er.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top