35. ϾФЛТΛϾТ
[Kana]
Ich stand wie versteinert da. Mein Handy glitt aus der Hand und ich starrte den fremden Mann vor mir an. Was hatte das zu bedeuten, dass meine Mutter ihn schickte? Ich hatte schon seit Jahren kein Kontakt mehr zu ihr. Selbst als sie Geld von mir wollte, um ihre komischen Süchte zu finanzieren, hatte ich immer eiskalt abgeblockt. Diese Frau hatte mir einen grausamen, furchtbaren Start ins Leben geschenkt und sich einen Scheiß um mich geschert. Setzte sie jetzt schon irgendwelche Typen an, um mir Geld abzuknöpfen?
Panik stieg in mir auf und ich begann zu zittern. Das war doch alles nur ein schlechter Traum! Was hatte ich in meinem früheren Leben nur verbrochen, dass ich jetzt so sehr gestrafft wurde?! Vor kurzer Zeit war diese Sache auf der Arbeit passiert und nun stand ich wieder einem Mann gegenüber.
Mit einem dreckigen Grinsen schnalzte er mit der Zunge und fuhr sich durch den Kinnbart. »Die Alte hat echt nicht gelogen. Also du gefällst mir wirklich«, kicherte er finster.
»G-Gehen Sie!«, wurde ich laut und wollte ihm die Haustür vor der Nase zu knallen. Doch er schob sie einfach weiter auf, als wäre sie aus Pappe und stieß mich dabei zurück. Unsanft kam ich ins stolpern und landete rücklings auf den Boden.
Sein Grinsen wurde immer breiter während er in meine Wohnung eintrat. »Ich will nur, dass du die Schulden deiner Alten begleichst, meine Hübsche. Ich bin auch so gnädig und lass dich entscheiden wie. Aber nur, weil du so ein hübsches Ding bist.«
»I-Ich habe nichts mit meiner Mutter zu schaffen!«, presste ich hervor und kam wackelig auf die Beine. »Verschwinden Sie! Ich bin nicht für ihren Scheiß verantwortlich!« Ich hatte es satt! Selbst jetzt nach Jahren verbaute mir diese Hure mein Leben! Ich hatte es satt in ständiger Angst zu leben! Angst vor Männern! Angst vor den Intrigen meiner Mutter!
»Das ist wohl wahr«, schnalzte der Mann finster amüsiert. »So wirklich hast du nichts mehr mit der Alten zu tun. Aber sie hat mir nun mal was versprochen bevor der Kleine sie abgeknallt hat und das lass’ ich mir doch nicht entgehen. Es hat schon etwas gedauert dich zu finden. Zumal du auch im Krankenhaus warst. Aber heute ist ja endlich mein Glückstag!«
Ich blinzelte. Was? Was hatte er gerade gesagt? Abgeknallt?
Der Fremde lachte kehlig auf. »Aber dass der Kleine mit dir in einer Verbindung steht. Das hätte selbst ich niemals gedacht. Tja, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, oder meine Schöne?«
In meinem Kopf drehte sich alles. Ging es hier wirklich noch um meine Mutter?
Erneut nahm der Fremde seinen Hut ab und hielt mir seine Hand entgegen. »Wie unhöflich. Ich vergaß mich vorzustellen«, schmunzelte er finster. »Kenny. Kenny Ackerman. Meinen Neffen kennst du ja. Tja, guter Geschmack liegt bei uns in der Familie.« Von einer Sekunde auf die andere war mir so als würde mir jemand den Boden unter den Füßen entreißen.
Was?
Sein .... sein Neffe?!
War das hier wirklich Levis Onkel oder war das alles ein geschmackloses Spiel?!
Kenny verzog die Mundwinkel, als er merkte, dass ich seine Handgeste nicht erwiderte und setzte seinen Hut wieder auf. »Natürlich hat der Kleine nichts von seiner Familie erzählt. Würde ich wahrscheinlich auch nicht, bevor ich mir so einem hübschen Ding wie dir sicher wäre«, merkte er gehässig an. »Aber schon krass, im Gegensatz zu dir ging er mit deiner Mutter nicht so sanft um.« Kenny formte mit seinen Fingern eine Pistole.
»Bum! Knallhart in die Stirn hat er der Alten geschossen.«
Ich spürte gerade gar nichts. Alles in mir war taub. Selbst das Zittern meines Körpers nahm ich nicht mehr wahr. Das ... das war doch alles nur eine Lüge, oder? Ich musste wieder an meine erste Begegnung mit Levi denken. Wie er diesem Mann einfach so ohne zu zögern den Finger abgeschnitten hatte. Tief im Inneren wusste ich, wozu Levi in der Lage war. Doch ich wollte es nicht wahrhaben.
Kenny ließ seine Fingergelenke knacken, und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. »Dann lass uns mal anfangen«, flüsterte er amüsiert und schloss die Tür mit dem Fuß. Doch diese wurde augenblicklich zurückgestoßen. Meine Augen weiteten sich. Am Eingang stand Levi und warf seine Jackettjacke von sich. Seine Augen hatten einen eiskalten Ausdruck und fixierten Kenny.
Sein Onkel nahm sein plötzliches Auftauchen amüsiert auf. »Oi! Oi! Wen haben wir denn da? Gerade noch rechtzeitig, was kleiner? Na, willst du zugucken?«
Levi erwiderte nichts und krempelte seine Ärmel hoch. »Mit. Kommen!«, knurrte er zu seinem Onkel.
Zunächst schien Kenny zu überlegen, bis er kehlig auflachte. »Hast recht. Die Sauerei würde nur auffallen. Doch zunächst«, hielt Kenny im Satz inne und wollte meinen Oberarm ergreifen. Alles ging plötzlich so schnell, und ich sah nur noch wie Kennys Finger von ihm weg flogen.
Levi drehte gekonnt das Klappmesser und hielt es seinem Onkel an die Kehle. »Nichts, zunächst. Mitkommen!«, zischte Levi kalt.
Ich stand einfach nur wie versteinert da. Kein Wort kam über meine Lippen.
Kenny hielt sich zähneknirschend die Fingerstumpen, ehe er wieder auflachte. »Du willst es echt wissen, was Kleiner? Wie siehst aus? Der Gewinner kriegt die Schöne hier, oder was?«
Levi verengte die Augen und zuckte nur mit den Schultern. »Laber nicht! Und komm mit! Bevor ich hier noch mehr von deinem ekelhaften Blut verteilen muss!«
Eine Gänsehaut durchströmte mich. Selbst damals auf dem Spielplatz ...
So einen Blick hatte ich noch nie bei Levi gesehen ....
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top