28. ϾФЛТΛϾТ

[Kana]

»Hast du wieder vor in der Mensa zu essen?«, fragte Levi aus heiterem Himmel, während ich meine Haare sortierte.

Verwundert blickte ich auf. »Nun … ähm … ja, eigentlich schon«, antwortete ich zögernd.

Levi schnaubte kurz auf und fuhr sich durchs Haar, ehe er zu seiner Tasche hinüberging und eine Bentobox herausholte. Ohne ein weiteres Wort drückte er es mir in die Hand, während er wieder zu seinem Schreibtisch ging. »Auf Dauer ist das Mensaessen nicht gesund!«, merkte er scharf an und sortierte das Durcheinander auf seinem Schreibtisch. »Iss das! Aber du solltest jetzt gehen, bevor es doch noch seltsam erscheint und die meisten aus der Mensa zurück sind«, brummte er und bedachte mich kurz mit einem undeutbaren Blick.

Für ein paar Minuten stand ich nur perplex da, ehe ich blinzelte und nickte. »A-Aber willst du denn nichts essen?«, fragte ich vorsichtig nach, während ich meine Hand auf die Türklinke legte.

Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen. »Mach dir da mal keine Sorgen. Ich werde später etwas essen.« Sofort verflog das Lächeln wieder. »Und nun geh und iss!« Da war er wieder. Der kühle, direkte, zynische Chef.

Ich schmunzelte nur amüsiert in mich hinein und verließ sein Büro und Levi hatte recht. Gerade als ich mich an meinem Schreibtisch setzte, kamen die ersten auch schon aus der Mensa zurück. Ich hingegen starrte nun die Bentobox vor mir an und öffnete den Deckel. Meine Augen weiteten sich. Der Inhalt des Bentos war schon fast Klischeehaft perfekt. Alles war aufeinander abgestimmt und ausgewogen. Hatte Levi das alles selbst gemacht? Etwa für mich? Ich traute ihm durchaus zu, dass dies alles von ihm geplant war.

Das leichte Kribbeln in meinen Inneren war immer noch nicht voll und ganz abgeklungen. Dieser Mann war wirklich unglaublich! Hinter seiner rauen Schale verbarg sich ein Hausmann, der auf das Wohl seiner Mitmenschen bedacht war. Konnte man sich eventuell immer mehr zu einer Person hingezogen fühlen? Falls ja, tat ich dies gerade. Wie ein Mädchen, dass gerade einen Liebesbrief bekommen hatte, starrte ich den Inhalt des Bentos an.

»Wow! Hey, Kana, hast du das gemacht?!«

Ich fuhr herum. Jean stand hinter mir und bestaunte mein Essen. Wieder einmal breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Du hast also auch eine häusliche Seite. Das gefällt mir.«

»Kirschstein!«

Ich und Jean sahen auf. Mit einem finsteren Blick bedachte Levi den Flirtexperten während er zum Fahrstuhl schritt. »Was habe ich Ihnen vorhin gesagt?! Wenn Ihre Pause vorbei ist, belästigen Sie Frau Fujioka nicht in Ihrer!«, knurrte er bedrohlich und Jean wurde abermals von meiner Nähe vertrieben. Eine kurze Zeit sah Levi mich vielsagend an, ehe er weiter zum Fahrstuhl ging und einstieg.

Ein kaum merkliches Grinsen huschte über meine Lippen und ich begann das selbst zubereitete Essen zu genießen. Wenn ich genau darüber nachdachte. Hatte noch nie jemand für mich etwas gekocht. Meine Mutter hatte mir immer nur Geld gegeben oder irgendwelche Kekse, angesichts dessen, dass Levi mir etwas zubereitet, hatte fühlte ich, wie Tränen der Rührung in mir aufsteigen wollten.

[Levi]

Mir gefiel es absolut nicht wie Kirschstein um Kana herum schlich, und sie versuchte anzugraben! Ich hatte schon vorher bemerkt wie Kana immer wieder auf Abstand ging. Aber dieser Bengel begriff es nicht! Vielleicht sollte ich ihm morgen mehr Arbeit aufbrummen, damit er gar nicht erst dazu kam seine Gedanken auszuleben!

Ich seufzte tief und fuhr mir durchs Haar, ehe ich mein Handy rausholte und die Mail von dem Alten durchlas. In dieser standen alle Informationen. Anscheinend hatten sie das Weib schon gefasst und nun lag es nur noch an mir, die restliche Angelegenheit zu klären. Ein Tag war auch schon festgelegt. Gott! Diese Pisser hatten echt alles bis ins kleinste Detail geplant. Tcch! Das war doch reine Absicht!Sonst waren sie auch nie so Detailversessen.

[Kana]

Die letzten Kollegen packten nun auch ihr Zeug zusammen, auch ich schaltete den Monitor aus, während der PC herunterfuhr und räumte meine Tasche zusammen. Seitdem Levi Jean zusammen gestaucht hatte, war er nicht wieder im Büro aufgetaucht. Doch der grobe Flirtexperte ließ mich zum Glück in Ruhe. Levis Ausstrahlung wirkte immer noch nach, selbst wenn er gar nicht mehr anwesend war.

Eine leichte Röte legte sich auf meine Wangen, als ich wieder daran zurückdachte, was bei ihm im Büro passiert war. Nie im Leben hätte ich mir auch nur im Entferntesten vorstellen können so etwas zu erleben. Geschweige denn, dass mir das auch noch gefiel! Ich schüttelte schnell meinen hochroten Kopf und schulterte meine Tasche.

Während ich auf den Fahrstuhl wartete überprüfte ich mein Handy. Sollte ich Levi eine Nachricht schreiben? Doch was sollte ich ihm denn schreiben?

Hey, wollen wir uns noch treffen? Ich habe Sehnsucht!

Nein! Das konnte ich doch nicht schreiben!

Ich wusste ja nicht einmal, wie ich unsere Beziehung zueinander definieren sollte und außerdem wollte ich nicht wie eine Klette erscheinen. Bis vor kurzem hatte ich noch panische Angst davor berührt zu werden und nun konnte dieser Mann mich gar nicht genug berühren! Nach wie vor verlor er immer noch nicht Fassung und tat etwas gegen meinen Willen. Es war so abgelaufen, wie ich es aus schnulzigen Liebesromanen kannte und diese Tatsache ließ mich auf lächeln. Dass ich all solche Zärtlichkeit und Wärme von einem, von Außen hin kalten und distanzierten Mann, erfuhr. Hätte mir das jemand gesagt, als ich bei der Firma angefangen hatte, hätte ich amüsiert aufgelacht!

Mein Blick glitt wieder verträumt auf das Display meines Handys. Ich hatte einen Anruf verpasst? Das hatte das gar nicht mitbekommen. Von der Uhrzeit aus war das aber auch zu der Zeit gewesen, als ich in Levis Büro gewesen war. Nun gut. Um diese Uhrzeit brauchte ich auch nicht mehr zurückrufen. Ich würde dies Morgen tun.

»Du machst ja wieder so spät Feierabend.«

Ich fuhr erschrocken herum. Mit einem breiten Grinsen kam Jean vom Treppenaufgang. Warum war er noch hier? Er hatte doch schon vor einer Stunde das Gebäude verlassen, oder nicht? Hatte er vielleicht was in einer anderen Abteilung zu tun gehabt? Mein Blick glitt beiläufig zur Fahrstuhlanzeige. Zum Glück kam dieser auch wie auf Stichwort und die Türen öffneten sich.

»Na ja. Manche Unterlagen haben länger zum Bearbeiten gebraucht«, lächelte ich und tat einen Schritt nach vorne, um in den Fahrstuhl zu treten.

»Irgendwie machst du ganz schön viele Überstunden. Du solltest dich nicht überarbeiten«, merkte Jean an und trat mit mir in den Fahrstuhl. Mein Körper versteifte sich. Als würden mich die Fahrstuhltüren gehässig auslachen, schlossen sie sich.

»Hey, aber vielleicht kann ich dich jetzt zu etwas einladen. Wie wärs mit einem kleinen Feierabenddrink?«, grinste Jean und rückte etwas näher.

Augenblicklich wich ich zurück. »N-Nein. Ich werde gleich nach Hause. Tut mir leid. Ein anderes Mal, ja?«

Jean hob die Brauen und verzog die Mundwinkel. »Wann soll das denn sein? Ich lade dich jetzt schon zum gefühlt hundertsten Mal ein, Kana! Komm schon! Oder ist es dir unangenehm, weil wir Kollegen sind?!«, murrte er beleidigt und kam immer dichter.

»N-Nein! Das ist es nicht. Bitte, Jean, würdest du mir nicht so zu nahe kommen?«

»Hmm?! Was ist denn?!«, fragte er verwundert nach, ehe er schief grinste. »Hast du etwa Angst in engen Räumen? Ach, komm schon. Ich bin doch bei dir!«, lachte er amüsiert und streckte seine Hand nach mir aus. Sofort trat ich zurück und zog einen Halbkreis um ihn. Vollkommen irritiert blickte Jean mich an. Bis sich seine Brauen zusammen schoben. »Sag mal, was hast du gegen mich?! Was habe ich dir getan?!«, knurrte er beleidigt.

»I-Ich habe nichts gegen dich. Es ist nur … ja ich habe Angst in Fahrstühlen. Deswegen, bitte lass mich einfach in Ruhe, ok?! Es ist nicht böse ge -«

»Schwachsinn! Glaubst du, ich merk’ das nicht! Ich dachte wirklich du bist anders! Doch du bist genauso wie diese Petra! Du interessierst dich nur für diesen Ackerman! Dabei bin ich auch ein Mann!«

Oh Gott! Diese Atmosphäre war gar nicht gut und der Fahrstuhl hatte noch drei Stockwerke bis er unten ankam! »Jean, bitte! Es tut mir leid, falls ich dich gekränkt haben sollte. Ich geh’ irgendwann mit dir einen trinken. Versprochen!« Doch sein Gesicht verzog sich immer mehr in einen wütenden Ausdruck und er kam mir immer näher. Noch bevor ich einen Schritt zur Seite machen konnte, schnellte er nach vorne, und packte meinen Oberarm.

»Dann sei doch nicht so abweisend zu mi -« Jean stoppte mitten im Satz und seine Augen weiteten sich. Mit einem glasigen Ausdruck begann er süffisant zu grinsen und leckte sich über die Oberlippe.

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