22. ϾФЛТΛϾТ

[Kana]

Ich war völlig überfordert mit Herrn Ackermans Frage. Was sollte ich ihm schon antworten, was ich glaubte? Meine wahren Gedanken drehten sich immer noch darum, dass ich für ihn nichts weiter als ein interessantes Experiment war. Ein Zeitvertreib. Schließlich lief einem nicht jeden Tag so eine sonderbare Frau über den Weg, die Männer nur durch eine simple Berührung aus der Fassung brachte. Wobei Herr Ackerman bisher der Einzige gewesen war, der nicht den Trieben erlag. War ich deswegen so fasziniert von ihm? Hatte deswegen seine Ausstrahlung so eine Wirkung auf mich?

Ich erinnerte mich an den Abend zurück, als ich ihm das erste Mal begegnet war. In der Dunkelheit und im faden Mondschein, war seine Aura sogar noch geheimnisvoller gewesen. Wie viel Zeit war, jetzt seid dieser Begegnung vergangen? Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit. In dieser Zeit war so viel passiert, was meine Gedankengänge total durcheinander gebracht hatte. Doch in dieser ganzen Zeit bin ich nicht ein bisschen schlauer aus diesem Mann geworden.

Zwar war meine anfängliche Angst und Zurückhaltung ihm gegenüber etwas gewichen. Dennoch begegnete ich ihm mit Respekt. Und nun saß ich hier, mit dem Mann an einem Tisch, dem ich eigentlich anfangs aus dem Weg gehen wollte. Der jetzt mein Chef war. Der mich berührt hatte, aber sich dennoch zurückhielt. Der Mann, der mich dazu brachte, über Dinge nachzudenken, die ich nur aus kitschigen Filmen kannte.

Ich kaute überfordert auf meinem Strohhalm herum. Dieser Mann hatte mich dazu gebracht mich, mit siebenundzwanzig Jahren, das erste Mal zu verlieben! Ja! Auch wenn ich solche Gefühle nicht kannte! Doch, ich war schlau genug, sie zu erkennen! Ich hatte es, ohne es zu merken, Gefühle für Herrn Ackerman entwickelt. Gefühle für meinen Chef.

»Oii! Kana! Antworte mir!«

Ich zuckte abrupt zusammen und war nicht in der Lage ihn anzuschauen. Nachdem ich mir meiner Gefühle bewusst geworden war. Meine Unsicherheit, Nervosität und Gedanken ihm gegenüber hatten nun einen Namen bekommen und ich wusste nicht, ob mich diese Gewissheit nun beruhigen sollte, oder traurig stimmte.

»E-Es tut mir leid«, flüsterte ich und ließ den angekauten Strohhalm aus meinem Mund gleiten. Wie sollte ich denn jetzt das Gespräch mit Eren suchen? »Sie sind nur mit mir hier, weil Sie nach wie vor Interesse an meiner Geschichte haben. Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Und? Wie weit sind Sie mit Ihren Erkenntnissen gekommen, Herr Ackerman? Führen Sie Tagebuch über mein Verhalten?«, fuhr ich ernst fort.

Die Stimmung war mit einem Schlag bei mir umgeschlagen. Meine anfängliche Freude darüber, mit ihm alleine hier zu sein, wich soeben der Erkenntnis, dass es zu seinem Spielchen gehörte.

Zögerlich sah ich vom hellen Holztisch zu ihm herüber. Seine Miene war für den Teil einer Sekunde wie versteinert und er setzte langsam das Scotchglas ab. Die Eiswürfel darin klimperten und seine Augen bewegten sich dunkel zu ihnen. Ohne ein Wort gab er der Kellnerin mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie uns nochmal das Gleiche bringen sollte, ehe sie unsere leeren Gläser mit nahm.

Ausdruckslos fuhr er sich durchs Haar und ließ seinen Blick finster durch die Bar streifen. »Was würde wohl passieren«, begann er und ließ die Fingerspitze seines Zeigefingers um den Rand des neuen Scotchglases kreisen, »wenn ich dich einfach hier alleine lasse. Die Bar ist schon belebter geworden. Es ist eng. Wie verhältst du dich, um hier herauszukommen? Um zu verhindern, dass ein Typ dich hier berührt, Kana?«


[Levi]

Kanas Augen weiteten sich und sie biss sich auf die Unterlippe. Natürlich steckte in ihren Worten von gerade eben ein Stückchen Wahrheit. Ich interessierte mich für ihre Geschichte. Anfangs war das auch der einzige Beweggrund, den ich hatte. Der mein Verhalten ihr Gegenüber rechtfertigte. Den Grund, den ich mir selber suchte.

Doch nun … machte mich ihre Wortwahl einfach nur wütend!

Dachte sie ernsthaft, ich würde sie als irgendein seltenes Tier betrachten, über das ich Berichte schrieb? Gerade verspürte ich nur die Lust gegen etwas zu schlagen oder irgendjemanden zu schlagen!

»D-Das …«, stotterte Kana überfordert und erkannte sichtlich die Wahrheit meiner Aussage. Sie war sich soeben bewusst, dass ich recht hatte. Es gab kein hinauskommen ohne Zwischenfälle.

»G-Gehört das zu Ihrem Plan? So wie damals in der Küche? Wollen Sie diesmal testen, wie es sich in Gruppen von Männern verhält?«, wurde sie lauter und ihr Gesicht wurde kreide bleich, gerade so als würde sie sich an etwas erinnern.

»Ich könnte jetzt einfach gehen. Und dich hier alleine lassen«, entgegnete ich leise. »Doch, ich tue es nicht! Ich habe dich nicht eingeladen, um irgendetwas zu testen! Ich habe dich nicht als meine Assistentin eingestellt, um irgendwelche Verhaltensberichte über dich zu schreiben! Deine Art interessiert mich! Das hat sie schon von Anfang an. Ich wollte wissen, was eine erwachsene Frau dazu treibt, Nachts alleine, traurig auf einem Spielplatz zu sitzen. Warum sie ein Gesicht macht, als würde sie sich am liebsten das Leben nehmen!«, knurrte ich gereizt und trank meinen Scotch in einem Zug leer. »Ich hatte Interesse an dir entwickelt, noch bevor ich über diese Tatsache der Berührung wusste!«

Warum erzählte ich das alles? Warum war ich nur so verdammt gereizt? Die Dinge, die ich mir die ganze Zeit selber eingeredet hatte, bröckelten nun und ich wurde in eine Empfindung gezogen, die ich selber nicht verstand.

»H-Herr Ackerman?«

Ich erhob mich abrupt und knallte Geld auf den Tisch. Kanas Gesichtszüge entglitten. Wahrscheinlich dachte sie wirklich, ich würde gehen. Mit wenigen Schritten ging ich zu ihrem Platz herum und drängte mich dabei an einer Gruppe Jugendlicher vorbei.

»Lass uns gehen!«, brummte ich tief.

Irritiert sah Kana mich eine Weile nur an, ehe sie nickte und aufstand. Sofort ergriff ich ihre Hand.

»Egal was passiert, lass mich nicht los!«, befahl ich und schleifte sie dicht hinter mir her zum Ausgang. Sollte es irgendein Typ wagen sie anzufassen, würde ich ihm ohne zu zögern zusammenschlagen! Doch zum Glück waren die Gruppierungen in der Bar nicht allzu blind und machten uns freiwillig Platz. Was aber wahrscheinlich auch an meiner Ausstrahlung lag. Kana holte angestrengt tief Luft als wir draußen waren und ihre Körperhaltung wurde wieder locker.

»F-Für eine Sekunde dachte ich wirklich, Sie würden mich eiskalt sitzen lassen«, murmelte sie und fing plötzlich an zu lachen. Hatte die Hälfte des zweiten Cocktails so sehr bei ihr angeschlagen? Obwohl, sie hatte ihn auch in zwei Minuten zur Hälfte geleert. Fest umschloss sie nun auch mit ihrer anderen Hand meine.

»Sie sind ein komischer Mann, Herr Ackerman«, kicherte sie und sah mir tief in die Augen. »Ich weiß absolut nicht, woran ich bei Ihnen bin. Einerseits spielen Sie Ihr Spielchen mit mir und im nächsten Moment laden Sie mich ein, nur um mein Gefühlsleben wieder vollkommen durcheinander zubringen! Wie soll ich Ihre Worte von vorhin gerade denn bitte verstehen? Haben Sie sich etwa in der Woche Ihrer Abwesenheit mit kitschigen Liebesromanen beschäftigt? Als ob Sie Interesse an mir haben! Sie können ruhig ehrlich sagen, dass es Ihnen nur um die Begierde geht.«

Und wieder … wieder stieg in mir diese Wut auf. Zaghaft glitten ihre Hände von meiner Umklammerung und sie ging einen Schritt zurück.

»Ich … ich kann damit leben, dass Sie sich nur für mich interessieren, weil sie etwas ausprobieren wollen. Damit würde ich irgendwie klarkommen. Hey. Ich meine, Sie sind der erste Mann, bei dem ich mir wünsche, dass er mich berührt. Mir würde es absolut nichts ausmachen, wenn Sie die Kontrolle verlieren«, fuhr Kana bitter fort, ehe sie ihre Mundwinkel sinken ließ. »Doch bitte … bitte lügen Sie mich nicht an, nur um Ihr Gewissen zu beruhigen. Das halte ich nicht aus«, flüsterte sie brüchig.

Mein Kiefer spannte sich an. Unregelmäßig sog ich scharf die Luft in meine Lungen. Meine Brust zog sich unerträglich zusammen. Unkontrolliert knallte ich meine Faust gegen den Zigarettenautomaten, der neben dem Eingang stand. Erschrocken fuhr Kana zusammen und sah mich unsicher an.

»Ist das dein ernst?«, zischte ich. »Ist das wirklich deine Denkweise mir gegenüber?«, wurde ich unkontrolliert lauter und kam ihr immer näher. Mit einem Ruck packte ich ihr Handgelenk und zog sie an meinen Oberkörper. Augenblicklich kam mir ihr Duft entgegen.

»Das, was ich gerade in der Bar sagte, war ernst gemeint!«, knurrte ich.

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