14. ϾФЛТΛϾТ
[Levi]
»Hä? Wie? Kaum ist Eren nicht da, willst du mir jetzt auch noch Kana wegschnappen?«, klingelte Hanjis Stimme schrill an meinem Ohr. Gott! Musste sie am frühen Morgen so laut sein?! Ich war jetzt schon wieder komplett genervt!
»Würdest du bitte nicht so herum plärren, Vierauge?! Wo ist Erwin? Ich möchte das mit ihm besprechen«, sagte ich tonlos und lehnte mich an seinen Schreibtisch. Wie auf Stichwort, konnte ich durch die Glaswände des Büros erkennen, wie Erwin gerade aus dem Fahrstuhl trat und in unsere Richtung kam. Sofort war zu erkennen, dass ihn irgendetwas beschäftigte, und ich wusste auch genau was!
Schon im Vorfeld hatte ich Fujioka rüber in meine Abteilung geschickt, bevor Hanji sie abfangen konnte. Fujioka brauchte ja nicht unbedingt zu wissen, dass ich den Abteilungswechsel jetzt erst regelte.
»Einen wunderschönen guten Morgen, Erwin!«, strahlte Vierauge sofort, als er das Büro betrat. »Oh Gott! Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst schrecklich aus.«
Erwin winkte nur beiläufig ab und schaute zu mir. Mit einem kurzen Nicken begrüßte er mich, ehe er sich die Schläfe massierte und sich zu Hanji wandte. »Würdest du uns bitte alleine lassen?«, sagte er ernst. Vierauge blinzelte verwirrt und schaute uns abwechselnd an, bevor sie schwer ausatmete und ohne ein weiteres Wort das Büro verließ.
Schwermütig ging Erwin zu seinem Schreibtisch, hing sein Jackett über den Stuhl und setzte sich. »Also, wo wollen wir beginnen, Levi?«, hakte Erwin nach und bedachte mich mit einem durchdringenden Blick.
»Ich will gar nicht lange deine Nerven strapazieren. Ich will nur, dass diese Fujioka in meine Abteilung wechselt. Zum Austausch könnt ihr Petra haben«, entgegnete ich knapp.
Erwin presste kurz die Lippen zusammen und lehnte sich zurück. »Deine Beweggründe sind mir schon klar. Dennoch, warum gerade deine Abteilung?«, hakte er nach. »Wie geht es Kana? Beziehungsweise, was sagt sie zu deinem Vorschlag? Oder ist sie noch gar nicht -«
»Sie ist bereits in meiner Abteilung! Petra müsste auch gleich hier auftauchen. Hör zu Erwin, ich hinterfrage gar nicht weiter, was da gestern Abend zwischen euch vorgefallen ist. Doch du solltest meine Worte endlich ernst nehmen und dich zur Ruhe begeben. Seit dem Vorfall mit deiner Tochter hast du dich ununterbrochen in die Arbeit gestürzt. Meine Drohungen, dass ich dafür sorgen werden, dass du eine Auszeit nimmst, hast du gekonnt ignoriert. Stattdessen hast du mich in eine andere Abteilung gesteckt«, knurrte ich.
Erwin schloss kurz die Augen und seufzte tief. »Wenn ich meinen Gedanken nachhänge, bringt sie das auch nicht wieder zurück«, murmelte er und richtete sich wieder nach vorne.
»Dann werde ich eben den Faktor von dir nehmen, der dich wieder an sie erinnert. Du weißt, ich bin nicht für deine Zustimmung hier. Ich wollte dich lediglich davon in Kenntnis setzen«, gab ich an und wandte mich zur Tür.
»Levi!«
»Hm?«
»Bitte pass auf Kana auf! Sie scheint das Unglück anzuziehen.«
»Das ist ihr Problem! Mich interessiert nur, dass sie nicht mehr in deiner Nähe ist«, raunte ich und verließ das Büro.
[Kana]
Ich war nicht mal eine halbe Stunde hier und schon wurde ich mit Blicken bedacht, die mir absolut nicht gefielen. Am unangenehmsten war der Blick der rothaarigen Frau gewesen. Wenn es möglich gewesen wäre, dann wäre ich wohl tot umgefallen, so wie sie mich anfunkelte, während sie mit einem kleinen Karton in den Fahrstuhl stieg. Ich konnte mir dies alles nur so erklären, dass der Vorfall gestern Abend bereits die Runde gemacht hatte …
Wie es aussah, würde ich wohl nicht mehr lange hier arbeiten können …
Und wieder zerbrach etwas um mich herum bevor es sich überhaupt richtig aufgebaut hatte.
Eren reagierte nach wie vor immer noch nicht auf mich. Obwohl ich immer versucht hatte, dass Erwin mir nicht zu nahe kommt, ist es dennoch passiert und unser gutes Verhältnis zueinander war gestört. Es war als würde eine graue Wolke über uns liegen und gerade dieser Levi hatte alles mitbekommen!
Ich wusste nicht, ob er meiner Erklärung Glauben geschenkt hatte. Doch, angesichts der Tatsache, dass ich nun die Abteilung wechseln musste, bestätigte meinen Verdacht, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war. Ich würde noch ein, zwei Wochen hier arbeiten und dann rausfliegen. So war es schon immer gewesen.
Tief seufzend richtete ich die letzten Sachen auf meinen neuen Schreibtisch zurecht und packte den Karton darunter. Ich sollte ihn nicht zu weit weg packen. Ich würde ihn eh bald wieder brauchen.
Immer noch spürte ich die Blicke einiger Kollegen auf mir. In dieser Abteilung gab es nur Männer! Das war ja wie eine Folter! In den letzten Wochen, die ich noch hier sein durfte, musste ich doppelt aufpassen!
»Bist du jetzt die Vertretung für Petra?!«
Erschrocken fuhr ich herum. Hinter mir stand ein junger Mann, ungefähr so alt wie Eren. Sein breites Grinsen strahlte Überheblichkeit aus.
»Ich … ich verstehe nicht ganz. Ich glaube nicht, dass ich irgendjemanden vertreten soll«, murmelte ich und rollte mit meinen Stuhl weiter weg.
»Ist ja auch egal. Solange du nicht nur am Rockzipfel von Herrn Ackerman hängst und auch mal uns Aufmerksamkeit schenkst, ist alles gut«, zwinkerte er freudig.
Ich schob skeptisch die Brauen zusammen. »W-Was?!«
»Kirchstein! Du wirst nicht fürs Herumstehen bezahlt! Setz deinen Arsch wieder in Bewegung!« Jegliche Stimmung im Abteil schwang plötzlich um. Und alle nahmen Haltung an, als Herr Ackerman aus dem Fahrstuhl trat.
Der angesprochene junge Mann verbeugte sich tief und ging dann zügig zu seinen Platz hinüber.
»Fujioka! Mitkommen!«, brummte Ackerman im Vorbeigehen. Irritiert sah ich mich kurz um, ehe ich hastig aufstand und ihm in sein Büro folgte. Und schon war ich zum zweiten Mal hier. Herr Ackerman zog die Jalousien seines Büros zu und setzte sich an seinen Schreibtisch. Mit einem Kopfnicken wies er mich auf den Platz vor ihm. Ich erwiderte stumm mit einer kaum merklichen Verbeugung und setzte mich.
Herr Ackerman lehnte sich zurück und überschlug ein Bein. »Ich brauche Ihnen ja nicht erklären, warum Sie hier sind«, sagte er ernst und schob mir ein Dokument über den Schreibtisch entgegen. Ich wusste schon im Vorfeld was es war. Die neue Vereinbarung der Arbeitsbedingungen.
Nach wie vor sagte ich kein Wort und begann das Dokument halbherzig zu lesen. Ich traute mich gar nicht nachzufragen, wie es Erwin ging und ob er irgendetwas bezüglich gestern erwähnt hatte. Ackerman beobachtete mich mit gewohnt ausdrucksloser Miene und schob mir noch einen Stift herüber. Ich hingegen erwiderte immer noch nichts und unterschrieb das Dokument, ehe ich es wieder zurückschob.
»Stellen Sie gar keine Fragen?«, merkte der Schwarzhaarige skeptisch an und hob kurz eine Braue.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Was sollte ich schon fragen?! Wann ich ungefähr mit meiner Kündigung rechnen konnte? Damit ich mich schon anderweitig umsehen konnte?
Ich schüttelte nur zur Antwort den Kopf.
Herr Ackerman schnaubte kurz auf und erhob sich. »Interessant, dass Sie gar nichts Genaueres wissen wollen über Ihren Aufgabenbereich als meine Assistentin.«
Ich blinzelte und sah auf. Was?
»I-Ihre Assistentin?!«, stammelte ich ungläubig.
Warum hatte ich den Papierkram auch nur halb gelesen?! Ich war mir sicher gewesen, es war eh nur eine formelle Sachen, dass ich später nicht gegen die Kündigung anging.
Ackerman zog einen Halbkreis um seinen Schreibtisch herum und stellte sich vor mich. Ich wich reflexartig zurück, als er seine Hand nach mir ausstreckte. Doch unbeirrt kam er näher und seine Finger umschlossen fest mein Kinn.
»Es ist mir egal, wie ich dafür sorgen kann, dass Sie nicht mehr in Erwins Nähe sind. Eine Kündigung ist doch etwas zu einfach, nicht wahr?! Ihre Leistungen sind ja nicht übel. Außerdem, möchte ich noch Ihre Worte überprüfen«, brummte er tief.
Ich schluckte schwer und entzog mich seinem Griff. »Glauben Sie eigentlich, dass ich das alles nur zum Spaß mache?! Die Situation ist für mich genauso belastend! Ich wollte Erwin niemals in Schwierigkeiten bringen! Also, hören Sie auf, so zu reden als sei dies alles mutwillig von mir geplant gewesen!«, platzte es aus mir heraus.
Herr Ackerman sah von seiner Hand zu mir. Seine Augen verengten sich und er knurrte gereizt. »Solange ich mich nicht von Ihrer Aussage überzeugen konnte. Wird sich meine Ansicht, dass Sie Erwin schaden, nicht ändern!«, entgegnete er.
Schon wieder …
Dieser Mann hatte mich schon so oft berührt und dennoch reagierte er nicht wie die anderen. Warum? Ich konnte nicht abstreiten, dass mich dies interessierte. Aber dann doch nicht so sehr, dass ich es unbedingt herausfinden wollte.
Dieser Mann war mir einfach unsympathisch!
Seine Beweggründe, Erwin zu schützen, in allen Ehren, aber Erwin war wohl in der Lage dies immer noch selbst zu entscheiden!
»Erklären Sie mir einfach meine Aufgaben, damit ich mit meiner Arbeit beginnen kann«, gab ich leise an.
Eine Weile sah mich Herr Ackerman einfach nur an, ehe er zur Tür schritt und ich ihm aus dem Büro folgte. Stumm zeigte er mir die Räumlichkeiten seiner Abteilung. Alles war selbsterklärend und unterschied sich nicht von meinem vorherigen Arbeitsort. Außer das es hier eine Küche gab.
Augenblicklich nahm einer der Kollegen Haltung an, als ich mit Herrn Ackerman die Küche betrat. Der Schwarzhaarige nickte nur und der Mann entspannte sich sichtlich, bevor er sich weiter den Kaffee eingoss.
»Dann will ich mal anfangen, Ihre Aussage zu überprüfen«, flüsterte Herr Ackerman mir zu.
Perplex wandte ich mich zu ihm. Noch ehe ich reagieren konnte, brachte er mich mit einer kaum merklichen Bewegung ins Wanken und ich stolperte zur Seite. Dabei streifte ich den Kollegen. Dieser schrak zunächst auf, bis seine Augen sofort zu mir glitten. Wieder konnte ich dieses bekannte Funkeln in diesen erkennen.
Ich sog scharf die Luft ein und blickte zu Herrn Ackerman. Dieser beobachtete uns nur ausdruckslos, während der Kollege meine Oberarme packte.
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