10. ϾФЛТΛϾТ

[Kana]

»Das ist doch jetzt ein Witz!«, erhob Eren seine Stimme.

Ich hob beruhigend die Hände und ging etwas zur Seite, um den Eingang zur Bar nicht zu versperren. »Es tut mir leid, aber was hätte ich denn sagen sollen?«, nuschelte ich kleinlaut.

Eren fuhr sich durchs Haar. »Du verstehst nicht, Kana. Du hast Hanji noch nie betrunken erlebt. Es kommt einem so vor, als sei man ihr Babysitter«, brummte er. »Ich hätte doch Zuhause bleiben sollen.«

»Nein! Hör zu, es wird bestimmt lustig. Wir achten einfach darauf, dass sie nicht zu viel trinkt, ok?!« Kaum zu glauben, dass ich gerade eigentlich über meine Chefin sprach. Doch ich konnte sie nicht einfach abwimmeln. Hanji war da wie ein bettelnder Hund. Irgendwann kann man seinem Blick nicht mehr standhalten.

»Wenn es mir zu blöd wird, gehe ich!«, schimpfte Eren. Irgendwie gefiel er mir still besser. Seine jetzige Art war äußerst anstrengend und dabei wollte ich ihm doch nur ein bisschen Ablenkung verschaffen. Na ja und eventuell herausfinden, was er hat. Doch ich konnte ja nicht ahnen, dass es für ihn wirklich ein Problem war, dass ich Hanji mit eingeladen hatte.

»Wir müssen ja auch nicht den ganzen Abend mit ihr zusammen sein, Eren. Wir können später ja auch woanders hin«, versuchte ich seine Stimmung zu heben.

Eren schaute mich eine Weile an, bis er angestrengt ausatmete. »Gut. Ok.«

Ich lächelte und wir gingen in die Bar. Wir bahnten uns den Weg an den Menschen vorbei und fanden sogar noch einen freien Tisch. Die meisten sahen eh so aus, als würden sie hier nur Vorglühen, um dann in den nächstbesten Club weiterzuziehen. Augenblicklich bestellte ich mir einen Cocktail. Eren bestellte ein Bier.

»Sag mal, geht es dir wirklich wieder gut? Ich meine, da du ja letzte Woche krankgeschrieben warst. Hanji meinte, du warst noch nie krank. Du bist selbst mit Fieber zur Arbeit gekommen«, begann ich das Gespräch und bewegte die Eiswürfel in meinem Glas mit dem Strohhalm.

Eren trank einen Schluck und knallte dann die Flasche auf den Holztisch. »Mir ging es halt nicht gut«, murmelte er ernst und sein Blick schweifte an mir vorbei.

Ich schob meine Brauen zusammen und folgte seinem Blick. Von einer Sekunde auf die andere fand ich mich schon in einer Umarmung wieder.

»Hier habt ihr euch versteckt!«, säuselte Hanji und hatte wie immer ein breites Grinsen aufgesetzt, während sie sich neben Eren setzte. Alles ging so blitzschnell, dass ich zuerst gar nicht realisierte, dass sich ein großer Schatten über mich legte.

Irritiert blickte ich auf und schaute in Erwins blaue Augen. »H-Herr Smith!«, entkam es mir etwas geschockt. Sofort stand ich auf und verbeugte mich.

»Aber, aber Kana. Sagte ich nicht, dass du mich beim Vornamen nennen sollst«, lächelte er. »Wir drängen uns auch nicht allzu lange in euren Abend.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nicht doch …«, murmelte ich und Erwin setzte sich neben mich.

»Ach, was. Es ist doch ganz schön, wenn wir mal alle so unbefangen zusammen sitzen. Nicht wahr, Eren?«, trällerte Hanji fröhlich und musterte die Karte.

»Hanji, bitte benehm dich!«, ermahnte Erwin sie und gab schon seine Bestellung auf. »Außerdem sind nicht alle der Meinung.«

Hanji schnaubte auf. »Pah! Levi ist so ein Miesepeter! Nein, Quatsch. Ein Langweiler«, murmelte sie eingeschnappt und setzte nun auch ihre Bestellung auf. Sofort fiel mir Erens Verhalten auf, als Herr Ackermans Vorname fiel. Sein Blick wurde ernst und er nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche.

»Ähm … also hattest du Herr Ackerman auch einfach mit eingeladen?«, entfuhr es mir unbedacht.

Erwin lachte kurz auf und sah mich an. »Also bin ich doch nicht erwünscht«, flüsterte er mit rauer Stimme.

Mein Körper spannte sich an und ich nahm verlegen einen kurzen Schluck von meinem Cocktail, ehe ich antwortete. »Nein … so meinte ich das nicht«, stammelte ich überfordert. »Es … es ist nur … Hanji hätte ja wenigstens Bescheid geben können.«

Erwin hob eine Braue und blickte zu der Brillenträgerin. »So?! Sagtest du nicht, das hättest du?!«

Hanji streckte kurz die Zunge raus. »Erwischt«, kicherte sie frech.

Der Blonde seufzte. »Aber um auf deine Frage zurückzukommen, Kana. Ja, ich hatte Levi mit eingeladen. Aber bisher hielt der werte Herr es nicht für nötig mir zu antworten. Pah!«

»Wie viele Nachrichten hast du ihm wieder geschrieben? So wie ich dich kenne, ist es doch nicht bei einer geblieben«, merkte Erwin an und nahm seinen Scotch entgegen.

»Gefühlte Zehntausend hat sie mir geschickt!«

Sofort sah jeder am Tisch auf. Konnte sich dieser Ackerman etwa auch so anschleichen wie Hanji, oder was?! Und wieso hatte er schon ein Glas in der Hand?! Nach der Farbe des Inhalts zu urteilen hatte er das gleiche Getränk wie Erwin.

Augenblicklich unterbrach er Hanji schon im Vorfeld, als diese den Mund zum Sprechen öffnete, während er sich einfach einen Stuhl vom Nebentisch nahm und sich zu uns setzte.

»Nur damit das klar ist. Ich bleib’ nicht lange. Ich bin nur vorbeigekommen, damit Vierauge Ruhe gibt und mich Montag nicht damit nervt, warum ich nicht gekommen bin.« So wie er saß, hatte er alle genaustens im Blick.

Meine Augen schweiften unauffällig zu Eren. Dieser starrte Ackerman zunächst nur an, bis er seinen Blick auf seine Flasche senkte. Also hatte sein Verhalten doch etwas mit diesem Eisklotz zu tun!

»Ich bin ja schon froh, dass du dich überhaupt dazu herablässt aufzutauchen«, feixte Hanji und nahm nun auch ihren Cocktail entgegen.

»Tcch! Halt doch die Klappe«, brummte Herr Ackerman an den Rand seines Glases und trank einen Schluck.

Die restliche Stunde verging wie im Flug. Trotz der Anspannung, die ich wegen Ackerman und aus irgendeinen Grund auch wegen Erwin, verspürte. Immer wieder schweifte mein Blick heimlich zu Eren. Der schien immer niedergeschlagene zu wirken.

Wir sollten uns vielleicht von den Anderen verabschieden, schließlich wollte ich Eren ja eigentlich aufmuntern. Doch wer konnte denn ahnen, dass Hanji gleich alle Anderen einfach mit einlud. Mich wunderte es sowieso das Herr Ackerman noch da war.

Wollte er eigentlich nicht lange bleiben? Hanji war indessen schon bei ihrem dritten Cocktail und so langsam machte sich dessen Wirkung bemerkbar.

Mit einem Grinsen erhob sie sich plötzlich und zeigte mit dem Finger in meine Richtung. »Duuuh, Kana. Ich muss auf Klo! Begleitest duh mich?«

Ich verzog kurz die Mundwinkel und nickte widerwillig. Die Brillenträgerin freute sich wie ein kleines Kind und sofort schleifte sie mich mit zur Toilette, als ich mich an Erwin zum Gang vorbeischob. Ich traute mich in dieser Zeit kaum zu atmen. Da ich die Befürchtung hatte wir könnten uns berühren.

[Levi]

Meine Augen verengten sich, als ich Fujioka und Vierauge nach sah. Jetzt war es wirklich eindeutig. Dieses Mädel mied um jeden Preis Körperkontakt. Doch warum? War es ihr unangenehm?

Jedoch fragte ich mich auch gleichzeitig was Erwin mit seinem Verhalten bezweckte. Er selbst schien überhaupt nichts davon zu bemerken. Meine Laune war eh schon im Keller. Da konnte ich es auch einfach ansprechen. Und mir war scheißegal, dass Jäger noch mit am Tisch saß.

»Sag mal, Erwin«, begann ich und schwenkte den Scotch in meinem dritten Glas hin und her, »was bringt dich denn bitte dazu, heute Abend hier zu sitzen? Du hattest doch noch nie Probleme mit Vierauges Generve. Also, wie kommt es dazu?«, fuhr ich fort und überschlug ein Bein.

Jäger sah etwas unbeholfen zu mir, dann zu Erwin.

Dieser lachte kurz auf. »Für Andere mag es vielleicht komisch rüberkommen. Doch mir sind meine Mitarbeiter sehr wichtig. Ich möchte, dass es ihnen auch außerhalb der Firma gut geht«, antwortete er und bedachte Jäger kurz mit einem Blick. »Ich weiß, das kommt dir unvorstellbar vor, Levi.«

»Tcch! Wie man es nimmt. Ich dachte eher, dass du hier bist wegen dieser Fujioka«, merkte ich bissig an.

Erwin hätte sich beinahe verschluckt, als er an seinem zweiten Glas ansetzte. »Was willst du damit sagen?«

»Ach komm schon. Selbst ein Blinder erkennt was hier los ist. Du belügst dich doch nur selbst, Erwin. Wach auf! Sie ist nicht deine Tocht -«

»Ich denke nicht, dass solche Themen hierhergehören, Levi!«, unterbrach mich Erwin scharf.

Diesmal war ich Derjenige der auflachte. »Warum denn nicht?! Ich will dir nur die Augen öffnen!«

»Wenn du im Deuten deiner eigenen Gefühle auch mal so scharfsinnig wärst«, brummte Erwin und leerte sein Glas.

»Tcch!« Ich tat es ihm gleich.

[Kana]

»Sag mal, Kana. Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst irgendwie so angespannt. Es tut mir leid, dass ich einfach Erwin und Levi mit eingeladen habe«, schmollte Hanji, während sie sich die Hände wusch.

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Jetzt wo ich aufgestanden war, merkte ich auch schon die Wirkung meines vierten Cocktails. Im Sitzen hatte ich das gar nicht bemerkt.

»Schon gut, Hanji. Erwin ist nicht das Problem«, nuschelte ich und machte mich auch frisch. Zum Glück war die Damentoilette leer, so konnten wir uns einfacher unterhalten.

»Du magst Levi nicht so besonders, oder? Obwohl du ihn den ganzen Abend über musterst.«

»Er ist mir ein Rätsel, mehr nicht. Ich weiß echt nicht, was Eren an ihn findet.« Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, schon hielt ich mir die Hand vor dem Mund. Verdammt!

Jedoch, in gegen der Reaktion, die ich eigentlich erwartet hatte, seufzte Hanji auf. »Ich weiß. Seine Gefühle haben echt den Falschen getroffen.«

Also war es wirklich so, dass Eren schwul war und meine Vermutung war nun Gewissheit, dass mein Fluch bei Homosexuellen keine Wirkung hatte. Jedoch, beantwortete das noch immer nicht meine Frage, warum Herr Ackerman auch nicht reagierte, wie ich es sonst gewohnt war. Er wirkte auf mich nicht schwul. Wobei, Eren hatte ich es auch nicht angesehen.

»Ich hoffe sehr, dass er erkennt, dass er sich da in etwas verrennt. Genauso wie Erwin.«

Ich schob verwirrt meine Brauen zusammen. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten?

»Kana, bitte versprich mir, dass du Erwins Verhalten nicht falsch auffasst«, gab Hanji ernst an und blickte mich durch den Spiegel an.

»Ich … ich verstehe nicht ganz. Ich weiß, dass er es nur gut mit mir meint und mir helfen möchte.«

»Nun ja, nicht das du Gefühle für ihn entwickelst. Denn mir ist nicht entgangen, dass ihr in letzter Zeit ziemlich viel miteinander zu tun habt und er dich sogar des Öfteren schon nach Hause gebracht.«

»Hanji, ich versteh’ wirklich nicht, was du mir sagen möchtest.«

Die Brillenträgerin seufzte auf und legte ihre Hand auf meine Schulter. »Ich will nur nicht, dass es nachher zu spät ist. Deswegen sage ich es dir lieber jetzt. Erwin trägt Trauer in sich. Anscheinend weckst du in ihm Vatergefühle. Die Gefühle, die er seiner Tochter nicht mehr entgegenbringen kann«, murmelte sie ernst.

Meine Augen weiteten sich und Hanji verließ schon die Toilette. Wie versteinert starrte ich mein Spiegelbild an.

Natürlich …
Mir war doch klar das Erwin alle seine Mitarbeiter gut behandelte. Warum sollte ich da auch die Ausnahme sein?

Ich wusste es doch …
Doch … warum zog sich dann gerade meine Brust so zusammen? Warum tat es weh, dass er in mir seine Tochter zu sehen schien, anstatt eine Frau? Was war nur los mit mir?

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