Kapitel 7
Argwöhnisch schob Hanji die Brauen zusammen. Während sie sich das Dokument durchlas.
»Hey! Misses Kommandant. Du kannst mich auch einfach fragen was meine Qualifikationen sind.«
Die Brillenträgerin sah auf und musterte Selim vor sich. Mit überschlagenen Bein saß er im Sessel vor dem Schreibtisch der Brünetten und ließ seinen Hut um den Zeigefinger kreisen.
Gerade so als sei dieser ein Reifen.
»Die Bonzen schreiben doch eh nur wirres Zeug.«, fügte er noch hinzu und grinste.
Hanji erwiderte nichts und legte das Dokument beiseite.
»Du bist noch recht jung. Obwohl du nicht so wirkst.«, murmelte sie. Ihr war absolut nicht wohl bei dem Gedanken diesen Söldner unter ihren Reihen zu haben.
»Ach. Das Leben prägt wohl das Äußere.«, entgegnete Selim tonlos und setzte den Hut wieder auf. »Hör zu Frau Kommandantin! Ich bin nur hier weil man mir die Kohle gegeben hat. Ich selbst strebe es absolut nicht an mit dem komischen Klärungstrupp zusammen zu arbeiten. Ihr sollt ja eh nicht viel auf die Reihe kriegen. Man munkelt, wenn bestimmte Leute nicht unter euch wären, wärt ihr nur ein hoffnungsloser Haufen. Diese Ackerman's retten euch wohl den Arsch!«, schnalzte er provokant, »Ich habe ein bisschen mehr Erfahrung was die Welt da Draußen betrifft. Schließlich ist es meine Heimat.«
Für ein paar Sekunden war Hanji einfach nur von der provokanten, überheblichen Art Selim's überrumpelt. Bis ein kurzes Klopfen an ihrer Bürotür sie aufblicken ließ.
Ohne auf eine Antwort zu warten trat Levi in ihr Büro. Dicht gefolgt von seiner Tochter. Die eigentlich nur das Buch zurück geben wollte.
Sie war gerade genauso überrascht wie ihr Vater, als sie Selim erblickten. Dieser grinste die beiden breit an und hob die Hand zur Begrüßung.
»Verarschst du mich gerade, Vierauge?!«, knurrte Levi kühl und näherte sich dem Schreibtisch. »Ich dachte wirklich es sei nur Gerede. Und du hättest diese Sache geregelt. Was wird das hier?! Ein Vorstellungsgespräch?!« Hanji seufzte tief auf. Doch noch ehe sie etwas erwidern konnte kam ihr Selim zuvor.
»Hey! Meister. Ich bin schon eingestellt. Also ist das kein Vorstellungsgespräch.«, lächelte er frech. Levi verengte die Augen.
»Ich habe nicht mit dir gesprochen Bursche!«
»Selim.«
»Bitte?!«
»Mein Name ist Selim, Meister. Nicht Bursche.«
»Und mein Vater heißt nicht Meister! Verstanden?!«, mischte sich Edmeé scharf ein. Doch Levi gab seiner Tochter mit einem eindeutigen Blick zu verstehen das sie still sein sollte.
»Jetzt beruhigt euch alle!«, merkte Hanji streng an und räusperte sich. »Selim wird nur eine kurze Zeit unter uns sein.«, fügte sie hinzu.
»Für mehr wurde ich ja auch nicht bezahlt.«, murmelte Selim. Hanji räusperte sich erneut.
»Wie dem auch sei. Da seine Erfahrung was die Außenwelt betrifft doch mehr als unsere betrifft. Wird er uns zur Seite gestellt.«
Levi verzog die Mundwinkel und verschränkte die Arme. Schon längst war ihm auf gefallen dass es sich bei Selim um den gleichen Burschen handelte dem er an den einen Abend den Weg zum Hauptquartier erklärt hatte.
»Wie soll uns ein Bursche denn bitte behilflich sein?!«, knurrte Levi, »Er ist noch nicht so lange auf der Welt um uns diese erklären zu können!«
»Jetzt bleib doch mal locker!«, lachte Selim und beugte sich etwas nach vorne. Um dann seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab zu stützen. »Ihr kennt doch nur das Leben in diesem Käfig und wie ihr gegen diese riesen Arschgesichter fertig werdet. Alles andere ist euch doch komplett unbekannt. Ihr trampelt wie Kleinkinder in der Dunkelheit umher. Und ich bin in dieser Dunkelheit aufgewachsen!«
Levis Brauen schoben sich zusammen. Die Art dieses Jungen gefiel ihm absolut nicht! Nicht nur weil er ziemlich von sich selbst überzeugt war. Sondern auch weil er einen respektlosen Ton an den Tag legte. Am liebsten hätte Levi ihn am Kragen gepackt und eine verpasst. Damit er begriff wo er stand.
»Tu nicht altklug du Perverser!«, warf Edmeé ein. Auch ihr gefiel Selim's Ton gegenüber ihrem Vater nicht. Zudem hatte er sich eh nicht bei ihr beliebt gemacht. »Mag ja sein das du da Draußen aufgewachsen bist. Dennoch solltest du deine Wortwahl zügeln! Dir ist wohl nicht klar mit wem du da sprichst?!«
Selim hob unbeeindruckt eine Braue und erhob sich. Mit einem breiten Grinsen wandte er sich zu Levi. Dessen Augen verdunkelten sich.
»Er ist dieser Ackerman. Ja und?! Soll ich jetzt vor Angst zittern?! Was soll ich denn von einem Mann halten der einen ganzen Kopf kleiner ist als ich?!«, kicherte Selim frech, »Und soll ich dir was veraten, Miss -Ich habe kein Namensschild an der Tür-?! Im Gegensatz zu deinem Vater wachse ich noch.«
Edmeés Augen verengten sich. Schnaubend stampfte sie auf Selim zu und verpasste ihm eine Ohrfeige.
»Untersteh dich nochmal so über meinem Vater zu reden!«, zischte sie.
»Edmeé!«, ermahnte Levi seine Tochter scharf. Diese blickte ihren Vater ungläubig an.
»A-aber ... er kann doch nicht so mit dir reden!«
Levi schüttelte den Kopf und Edmeé verstand seine Geste. Mit zusammen gepressten Lippen nahm sie Abstand.
»Nun gut, Bursche. Welche Wahrheit hinter deinen Worten steckt wird sich zeigen. Wann ist die nächste Expedition angesetzt Vierauge?!«
Hanji blinzelte perplex.
»Ähm ... ich ... in zwei Wochen!«
»Gut. Bis dahin werde ich dich im Auge behalten! Lass dir gesagt sein. Mach es dir hier nicht zu heimisch. Oder du ziehst noch eher ab als das du deinen Vertragsinhalt erfüllt hast!«, knurrte Levi. Selim grinste süffisant.
»Keine Sorge den erfülle ich. Ich glaube wir sind dann hier fertig, oder Frau Kommandant?!«
Hanji schob die Brauen zusammen und nickte nur.
Selim wandte sich währenddessen zur Tür.
»Wir sehen uns ja jetzt bestimmt öfter.«, flüsterte er Edmeé mit einem Zwingern zu und verließ dann das Büro.
»Leichter wäre es natürlich wenn ich ihn einfach beseitigen könnte. Seine Ausstrahlung gefällt mir nicht.«
»Levi! Sag so etwas nicht!«, erhob Hanji ihre Stimme, »Mach es nicht noch schlimmer! Ertrag ihn einfach bis der Vertrag ausläuft. Wenn die Oberen sehen das wir auch ohne seine Mithilfe Resultaten erbringen sind wir ihn los.«
»Vater hat Recht!«, mischte sich Edmeé ein, »Dieser Typ bedeutet Ärger! Er bringt nur Unruhe in eure Reihen!«
Hanji seufzte. Sie war sich dessen durchaus bewusst. Doch nie im Leben hätte sie gedacht das der Söldner so eine provozierende Art an sich hätte. Und diese zeigte er auch noch dem falschen gegenüber.
Sie musste dringend die Feindseligkeit zwischen Selim und Levi unterbinden. Bevor es eskalierte.
*
Abwertend spuckte Selim auf den Boden und ließ seinen Blick über den Marktplatz wandern.
»Gott. Ich komm mir vor wie in einem schlechten Theaterstück.«, murmelte er vor sich hin und schlenderte durch die Stände.
Wenn er das Geld nicht brauchen würde hätte er einen anderen Auftrag angenommen. Doch dieser warf echt viel ab.
Seufzend nahm er seinen Hut ab und fuhr sich durchs Haar. Während er zum Himmel hinauf schaute.
Diese Mauern gaben ihm schon nach wenigen Tagen der Anwesenheit das Gefühl bedrückender Enge in seiner Brust.
Selim sah verwundert auf als ein lauter, dumpfer Knall hinter ihm ertönte. Mit skeptischen Blick drehte er sich um und beobachtete den Apfel der auf ihn zu rollte. Wie selbstverständlich beugte er sich zu diesem herunter und hob ihn auf. Während sein Blick weiter nach vorne schweifte.
Wie es aussah war der Einkaufsbeutel der Frau vor ihm gerissen. Denn der Rest der Lebensmittel lag vor ihr verteilt auf den Boden.
Selim atmete hörbar aus und trat dichter zu ihr. Ohne ein Wort half er ihr die Lebensmittel zusammen zutragen.
Überrascht sah die Frau zu ihm auf.
»Oh ... ähm ... vielen Dank.«, nuschelte sie peinlich berührt und packte die Lebensmittel wieder in den Beutel. Dessen Henkel lediglich gerissen waren.
Selim musterte die Frau unauffällig. Sofort fiel ihm ihre recht schmächtige Statur auf.
»Kein Ding.«, brummte er nur und nahm den Beutel hoch auf seinen Arm.
Irgendwie hatte er das Gefühl die Frau würde sich alleine daran einen Bruch heben. Obwohl sie noch gar nicht so alt wirkte. Sah sie dennoch zerbrechlich aus.
Und verletzlich.
Selim kannte den Ausdruck in ihren Augen nur zu gut.
Sie zeugten davon das sie jemand sehr wichtiges in ihren Leben verloren haben musste. Mit einem verlegenen Lächeln strich sich die Frau eine Haarsträhne hinters Ohr und war im Begriff Selim den Beutel ab zunehmen. Dieser winkte jedoch grinsend ab.
»Lass mal! Ich trag dir das Zeug schon nach Hause! Du brichst mir sonst weg.«, feixte er. Die Frau blinzelte perplex. Jedoch schmunzelte sie nach kürzester Zeit.
»Dein Mundwerk ist ja recht lose, mein Junge.«, kicherte sie. Selim hob eine Braue.
»Ach, wirklich?!«
»Aber das macht nichts. Dadurch versuchst auch du nur eine Unsicherheit in dir zu verstecken.«
Selim's Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde. Ehe er schwer schluckte.
Wer war diese Frau?! Sie traf komischerweise den Nagel genau auf den Kopf ....
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