Kapitel 33

In diesen Kap und im nächsten kap sind einige Abschnitte bzw Rückblenden erzählerisch aufgebaut. Also nicht wundern. Ich hoffe sehr ich konnte sie irgendwie passend zu dem ,,fortlaufenden,, geschehnissen einfügen. 😅😨

Schluchzend sank Edmeé auf die Knie' und nahm das grüne Medaillon in ihre Hände.
»Papa ... stimmt das? Hast du mich lieber als Cayden?!«, wimmerte sie und presste das Schmuckstück an ihre Brust. Ruhig hockte sich Elisabeth neben ihre Tochter und nahm sie in den Arm.
»Wieso hat Papa nur mir sowas geschenkt und nicht Cayden?!«, hauchte das Mädchen brüchig und drückte sich an den Körper ihrer Mutter. Diese sagte kein Wort und strich beruhigend über Edmeé's Rücken, während ihr Blick zu Levi gliet.
Dessen Gesicht lag weiterhin im Schatten, und er hatte sich kein Stück bewegt.
Doch nach einen kurzen Augenblick schritt er, ohne etwas zusagen, zur Gardrobe und zog sich den Mantel über. Mit einem Brummen verließ auch der Vater das Haus.

»Wieso ... wieso hat Papa denn nichts gesagt? Cayden hat Papa getretten. Wieso hat er nicht geschimpft?!«, warf Edmeé ein und wischte sich ihr Gesicht trocken. Elisabeth's blinzelte und löste ihren Blick von der Haustür.
»Edmeé ... Papa liebt euch beide. Bitte glaub mir.«, entgegnete die Mutter der ersten Frage ihrer Tochter.
»Aber ... aber nur ich habe sowas Schönes von Papa. Cayden nicht.«

Elisabeth's Blick trübte sich etwas.
Was sollte sie ihrer Tochter erzählen?! Sollte sie ihr erzählen das es eigentlich ein Wunder war das sie zur Welt kam? Das sie genau dann in das Leben ihres Vaters getretten war, wo dieser drohte an seiner tiefsitzenden Trauer zu zerbrechen?

»Ich habe Papa schon oft gefragt warum es so zerkratzt aussieht«, begann Edmeé und schaute das Medaillon an, »aber Papa hat mir nie gesagt warum. Er tätschelte dann nur meinen Kopf und sagte, dass es etwas besonderes ist. Wenn es so besonders ist ... warum habe dann nur ich sowas Mama?!«
Elisabeth schloß die Augen und atmete hörbar aus.
»Dieses Medaillon hat mal einem sehr wichtigen Menschen gehört, Edmeé. Dieser Mensch kannte deinen Vater wahrscheinlich sogar besser als ich es tue.« Das Mädchen sah ungläubig auf.
»Besser als du?! Das glaube ich nicht. Wieso habe ich jetzt dieses Medaillon?!«
Elisabeth nahm ihre Tochter an die Hand und stand mit ihr auf. Der Mutter wurde bewusst das ihre Kinder in einem Alter waren wo sie sehr wohl mitbekamen das ihre kleine Familie von einer schwarzen Wolke überschattet wurden.
Seien es die verschwiegenden Umstände wie Edmeé zur Welt kam. Die Wahrheit hinter dem Geschenk was Levi seiner Tochter machte als diese das erste mal schrie und die Augen öffnete.
Cayden war schon immer recht reif für sein Alter gewesen. Während Edmeé noch diese Naivität besass und vieles um sich herum ausblenden konnte, so war dem Jungen nicht einmal die tiefsitzende Trauer seiner Mutter entgangen. Jahrelang hatte Elisabeth versucht sich nichts anmerken zulassen. Sie wollten ihren Kindern stets mit einem Lächeln entgegen tretten. Ihnen nicht zu sehr spüren lassen das ihr Vater nicht da war.
Elisabeth presste die Lippen zusammen und wandte sich zu Edmeé.

*

Abgespannt und matt schloss Elisabeth kurz die Augen und seufzte auf. Während sie immer wieder mit Cayden im Arm durch das Wohnzimmer schritt. Beruhigend und mit leicht schauckelnden Bewegungen versuchte sie den Jungen zuberuhigen. Doch dieser quengelte weiterhin. Die Mutter konnte von Glück reden das ihre Tochter wie ein Stein schlafen konnte. Sonst musste sie beide jede Nacht in den Schlaf wiegen.
Immer wieder strich sie Cayden über den Rücken, während sie selber mit den Auswirkungen ihres Schlafmangelnds zukämpfen hatte. Vollkommen ratlos setzte sie sich mit dem Einjährigen an den Esstisch und wiegte ihn sanft hin und her, während sie verzweifelt aus dem Küchenfenster schaute. Doch selbst der Sternenklare Nachthimmel konnte der Mutter keinen Rat geben.

Elisabeth's Augenlider wurden immer schwerer, und ihr Körper wurde immer mehr von Erschöpfung heimgesucht.
Plötzliche Stille erfüllte den Raum. Verwundert blickte die Mutter auf und schaute zu ihrem Sohn. Dieser staarte neugierig, wie auch gebannt zur Haustür. Elisabeth folgte seinem Blick und ihre Augen weiteten sich. Ein freudiges Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.
»Du ... du bist zurück?!«, flüsterte sie. Levi schaute von seiner Frau zu seinem Sohn, während er leise die Haustür schloss und näher zu ihnen trat.
»Du hast dich diesmal gar nicht umgezogen?!«, merkte Elisabeth irittiert an. Normalerweise zog er sich immer im Hauptquartier um, ehe er zu ihnen zurück kam.
»Nein. Ich bin direkt hierher. Die anderen werden morgen früh wohl eintreffen.«, antwortete er leise und beobachtete weiterhin seinen Sohn. Dieser war, seitdem der Vater eingetroffen war, total ruhig und gab keinen Ton von sich. Total fasziniert musterte er Levi. Erschöpft seufzte Elisabeth auf und schmunzelte.
»Seid Nächten versuche ich ihn schlafen zulegen. Und jetzt erst ist er ruhig.«, kicherte sie mit leichtem Unterton. Levi brummte kaum hörbar und tätschelte den Kopf seines Sohnes.
»Ich gehe mich umziehen.«, murmelte der Vater leise und ging ins Badezimmer. Wie gebannt folgten Cayden's Augen den Schritten seines Vaters, ehe dieser die Badezimmertür hinter sich schloss. Augenblicklich fing der Junge wieder an zuweinen. Elisabeth seufzte erneut auf und erhob sich. Wiedereinmal ging sie mit ihrem Sohn durch den Raum. Bis er ihr ohne Vorwarnung aus den Armen gehoben wurde.
»Du solltest dich ausruhen.«, sprach Levi seiner Frau tonlos zu und legte seine Hand beruhigend an den Hinterkopf seines Sohnes, während dieser die Schulter seines Vaters umklammerte und sein Profil musterte. Und wieder war Cayden auf einen Schlag still.
Elisabeth lächelte bei dem Anblick der beiden und verschwand ohne ein Wort ins Badezimmer. Auch wenn es schon spät war, so konnte sie es endlich ausnutzen sich frisch zumachen.

Immer noch erfüllte Stille das Haus, als Elisabeth nach kurzer Zeit aus dem Bad kam. Ihre Haare mit einem Handtuch trocken reibend, trat sie ins Wohnzimmer und blieb stehen.
Cayden war nun endlich eingeschlafen. Wenn man es nicht besser wusste, konnte man meinen er habe seinen Vater vermisst.
Dicht an die Brust seines Vaters gekuschelt, lag der Junge friedlich in den Armen von Levi. Dieser hatte selbst die Augen geschlossen und schien auch im Sessel eingeschlafen zu sein. Jedoch zuckten nach wenigen Minuten seine Lider und sein Blick fiel gerichtet zu Elisabeth, dann zu Cayden hinab.
»Er sabbert dich voll.«, stellte die Mutter amüsiert fest, »Es ist schon etwas her das Cayden das letzte mal so entspannt schlief.«
Der Vater nickte nur zu der Aussage seiner Frau und strich seinem Sohn behutsam übers weiche, leichte Haar.

Tief seufzend wandte sich Levi von der fünften Straße ab, die er nun absuchte. Eigentlich hatte der Vater damit gerechnet das sein Sohn sich irgendwo verschanzen würde. Doch er war im verstecken doch flinker als der Vater gedacht hatte.
Mit ernster Miene blieb Levi stehen und schaute in den regnerischen dunklen Himmel. Die Bürger um ihn herum suchten alle hektisch Schutz vor dem immer stärker werdenden Regen.

Levi biss sich auf die Unterlippe und ballte die Rechte zur Faust, ehe er diese gegen eine Hausmauer schlug.
Dem Vater war schon immer bewusst gewesen das er sich nicht wirklich als solch einen bezeichnen konnte. Er war sich bewusst das er nie Zuhause war. Das er immer wieder aufs Neue feststellte wie groß seine Kinder doch geworden waren. Wie sie einfach so neben ihm her aufwuchsen, anstatt mit ihm. Diese ganze Gewissheit holte Levi nun ein, und zahlte ihren Tribut.
»Scheiße!!«, zischte der Schwarzhaarige.
Nachwievor war er nicht in der Lage eine Entscheidung zutreffen die er später nicht bereute.
Die Auswirkung dessen spürte er gerade an der Reaktion seines Sohnes.

Es war mehr als verständlich das Cayden sich nicht wirklich geliebt fühlte. Auch wenn es Levi nie bewusst tat, so brachte er seiner Tochter doch andere, tiefere Gefühle entgegen.
Doch warum?! Lag es wirklich nur an den tiefen Empfindungen die er durch Erwin's Tod mit Edmeé in Verbindung brachte?! War es das Gefühl als hätte er dem Vater mit Edmeé ein stummes Zeichen hinterlassen?!

Egal welche Beweggründe für Levi dahinter steckten, so war Cayden derjenige der darunter liet.
Konnte Levi seinem Sohn nicht so entgegentretten weil er ihm selbst so ähnlich war?!

Weil der Vater seinen eigenen Charakter nicht ertragen konnte ...?!

Levi schüttelte kaum merklich den Kopf und ließ seinen Blick durch die Umgebung schweifen. Es war zwar nur ein Gefühl ... oder doch Instinkt? Doch dem Vater war plötzlich bewusst wo sich Cayden aufhalten könnte.
Zielstrebig setzte sich Levi in Bewegung und schritt einige Meter weiter auf eine Gasse zu.

Wie aus dem Nichts, und als wäre der Teufel hinter ihnen her, rannten zwei Jungs aus der Gasse. Levi verengte die Augen und musterte die Burschen die an ihm vorbei hechteten. Den Dreck auf ihrer Kleidung und den Kratzern in ihren Gesichtern zuurteiln, schien es fast so als seien sie in eine Schlägerei geraten. Dem Vater fiel sofort der Blonde auf. Soweit er sich entsinnen konnte war das der Bursche der früher schon etwas gegen Cayden hatte. Und ihn ständig provozierte. Doch Levi war der Meinung gewesen dies habe sich gelegt, nachdem er mit seinen Vater gesprochen hatte.

Levi's Brauen schoben sich zusammen. Mit einem unguten Gefühl trat der Vater in die Gasse. Durch das Geräusch des aufweichenden Bodens, den Levi's Schritte wieder gab, drehte sich Cayden zu ihm um. Der Vater wurde von hasserfüllten Augen durchbohrt, während sich Cayden über die zerschrammte Nase rieb.

Es war als würde der Vater sich selber sehen. Sich selber wie er vor vielen Jahren diesen Mann verprügelt hatte. Und er in diesen Moment verlassen wurde. Ohne jemals etwas wie Nähe, Wärme kennengelernt zu haben. Levi kannte bis dahin nur die verdrehten Formen dieser Empfindungen und Gefühle.
Jetzt wurde dem Vater erst bewusst was genau die Menschen für ihn waren, die ihn diese Werte näher gebracht hatten.

Vorallem seine Frau ....
Die es immer wieder schaffte seine innere Unruhe auf einen Schlag zubeenden. Deren Lächeln viel zu gütig war für ihn.

»Was willst du?! Lass mich in Ruhe!«, holte Cayden Levi aus den Gedanken.

Doch es gab einen Unterschied ...
Während Levi immer noch blass sich selbst in seinem Sohn erkannte, wurde ihm klar das er es war der seinem Sohn ein anderes Gefühl auf den weiteren Weg mitgeben konnte. Das er es war, der Cayden nicht mit einem Loch im Herzen zurücklassen würde. Ausdruckslos trat der Vater zu seinem Sohn heran und hockte sich zu ihm herunter. Cayden biss die Zähne zusammen. Spürbar erkannte Levi die Aura die sich um den Jungen aufbaute.

»Verpiss dich!!«, schrie Cayden aufgebracht und holte mit der Faust aus. Levi's Kopf neigte sich zur Seite. Während der Schlag an seiner Wange pochend nachhallte.
Natürlich besass auch Cayden diese Kraft ... diese Kraft die auch Levi von einem Moment auf den anderen verspürt hatte.
Nur fehlte es dem Jungen beiweitem an Erfahrung, und er war nachwievor noch ein Kind.

Ohne eine Regung im Gesicht, blickte der Vater seinen Sohn an, als wäre nichts gewesen. Cayden biss sich auf die Unterlippe. Jegliche Wut, Verzweiflung und Trauer sprudelte aus dem Jungen hervor, während er immer wieder auf die Schultern seines Vaters einschlug.
Levi's Gesicht lag im Schatten. Ohne eine Regung ließ er jeden Schlag über sich ergehen. Als würde der Himmel diese Szene beweinen, durchnässte der Regen die beiden.

Atemlos stand Cayden da und versuchte Luft zubekommen. Kraftlos holte er nochmals mit der Faust aus, doch seine Finger krallten sich nur in den Mantel seines Vaters. Seine schmalen Schultern begannen zubeben. Mit einem bitterlichen Ausdruck schaute er Levi an. Tränen kullerten seine Wangen hinunter.
»Wieso bist du nie da?!«, schluchzte der Junge, »Wieso schaust du mich nicht mit den gleichen Augen an wie Edmeé?!« Die Stimme des Sohnes versagte wimmernd.
Die Mundwinkel des Vaters verzogen sich und er nahm seinen Sohn ruckartig in die Arme. Cayden's Augen weiteten sich vollkommen überfordert, ehe er begann laut zuweinen. Die Arme des Jungen klammerten sich um die Schultern seines Vaters.

Nachwievor sagte Levi kein Wort. Sondern hielt seinen Sohn einfach nur in den Armen. Drückte ihn dicht an sich und umfasste beschützend seinen Hinterkopf.
»Es ... tut mir Leid ...«, murmelte der Vater brüchig, »... es tut mir Leid das ich die gleichen schmerzlichen Gefühle in dir hinterlassen habe die ich nie weitertragen wollte.«, fuhr er leise fort. Wobei letzteres mehr für ihn selbst war.



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