Kapitel 23
Warum sass ich hier, als ob ich zum ersten mal im Hauptquartier wäre?! Ich wusste es nicht ...
Nachdem ein Rekrut zu Victoria's Haus gekommen war. Nachdem ich vom verletzten Mann unsanft weg geschafft wurde. Hatte er uns die Nachricht übermittelt das ich und Victoria wieder zurück kehren konnten. Verständlicherweise war die Ältere ausser sich vor Wut und Enttäuschung. Doch vorallem betonte sie ihren Unmut, dem Umgang mir gegenüber.
Trotzig blieb sie in ihrem Haus und nur ich folgte dem Rekrut.
Und nun, sah ich mich um, während ich ihm durch die Gänge folgte, und bemerkte doch wieviel Zeit vergangen war.
»Elisabeth.«, holte mich der Rekrut aus den Gedanken, »Abteilungsführerin Zoe wird Ihnen bestimmt alles erklären. Bis dahin sollen Sie-«
»Sietzt du mich gerade?! Das ist doch nicht dein ernst?! Wie oft habe ich auch deine Dreckwäsche gewaschen?! Also lass das!«, unterbrach ich ihn scharf. Verwundert blickte er mich an.
»E-entschuldige, Elisabeth. Natürlich. Ähm ... du sollst solange in deinem alten Zimmer warten. Zoe wollte dann vorbei kommen.« Ich verengte angespannt die Augen und setzte mich auf das große Fensterbrett des Ganges.
»Ich kann auch hier warten. Da sie eh hier vorbei kommen wird.«, entgegnete ich schroff.
Oh Gott! Man konnte mir meinen Zustand zwar nicht ansehen. Aber meine Stimmungswechsel waren nun deutlich zumerken ...
Ich wollte den Rekruten doch gar nicht so anschnauzen. Auch er folgte nur einem Befehl. Dennoch ... ich war einfach so wütend, enttäuscht und einfach nur traurig über die Situation. Zunächst werde ich aus dem Hauptquartier gebracht, ohne mir irgendeine Erklärung darzulegen. Und nun, wo ich immer noch nicht schlauer war, wurde ich wieder zurück bestellt, als ob nichts gewesen wäre!
Hatte sich denn nie eine Gelegenheit gefunden einen Boten vorbei zuschicken?! Der mich und Victoria grob ins Bilde brachte?! Nein! Stattdessen mussten wir mit dem Gerede in der Bevölkerung vorlieb nehmen! Und es gab soviele Fragen in meinem Kopf.
Wie ging es Levi und den anderen? Was war mit Erwin? Warum machte gerade die Rede eines falschen Königs die Runde?! Was waren das für Trümmer gewesen?!
»H-Hauptgefreiter Levi!!« Sofort sah ich auf, während der Rekrut zügig Haltung an nahm.
Mein Magen verkrampfte sich als ich Levi erkannte, der gerade vom Haupteingang zu kommen schien. Sein Gesicht war voller Blut. Und es war mehr als offensichtlich das er mehr als erschöpft und abgespannt war. Zögerlich erhob ich mich und presste meine Arme schützend vor meine Brust.
»L-Levi ...«, hauchte ich, nur für mich hörbar.
Mit trüben, matten Augen schenkte er dem Rekruten Beachtung, ehe er mich erblickte. Für eine Millisekunde weiteten sich seine Augen und er blieb stehn.
Wir sahen uns nur stumm an ...
Mein Herz pochte wie wild. Und ein entsetzlicher Druck lag auf meiner Brust. Überfordert presste ich die Lippen zusammen.
»Ist Erwin in der Versammlungshalle?!«, erkundigte sich Levi und beachtete mich nicht mehr. Der Rekrut nickte.
»Ja! Zusammen mit Hist- ähm verzeihung ... der zukünftigen Königin, Kommandant Pixi's und Abteilungsführerin Zoe. Es wird alles wegen der Krönung besprochen.«, erklärte dieser. Levi nickte nur verstehend, wischte sich beiläufig übers Gesicht und ging weiter.
Ich hingegen verstand nichts ...
Rein gar nichts!!
Er ließ mich einfach so stehen ...
Ohne ein Wort mit mir zuwechseln!
Nicht mal Ansatzweise mein pochendes Herz versuchen zu beruhigen ...
Ich schluckte schwer. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen!
»L .... Levi!!!«, rief ich brüchig aus und rannte ihm hinterher. Für einen kurzen Moment hielt er im Gang inne, ehe er jedoch weiter ging, und sich nicht einmal umdrehte.
»Levi! Warte!!«, keuchte ich und sprintete nach vorne. Atemlos krallte ich mich an seinen Rücken und schlang meine Arme von hinten um seine feste Brust.
»B-bitte warte ...«, flüsterte ich angestrengt und schluckte.
»Ähm ... Elisabeth ... ich denke nicht das der Hauptgefreite Zei-«
»Sei still!«, unterbrach ich den Rekruten der mir gefolgt war, »Ich will endlich eine Erklärung!! Und .... und Levi du erzählst mir sofort was hier los ist!«, überschlug ich mich, »Ich war krank vor Sorge um euch ... um dich ... ich-«
Levi knurrte kehlig auf und entzog sich meiner Umarmung, ehe er sich zum Rekruten wandte.
»Bring sie auf ihr Zimmer!«, brummte er tonlos, »Und klär sie auf! Ich habe keine Zeit mich auch noch damit zubeschäftigen.«
Ich zuckte auf bei seinen Worten.
Der Rekrut nickte verstehend.
»Jawohl! Komm, Elisabeth.«
»Nein!«, fuhr ich auf und drehte mich vom Rekruten weg, »Ich ... ich will keine Erklärung von ihm! Sondern von dir Levi!«, wurde ich lauter und meine Stimme zitterte. Levi's Miene verzog sich kein bisschen. Stattdessen wandte er mir den Rücken zu und ging weiter.
Warum ...
Warum sah er mich nicht an?!
Warum sprach er nicht mit mir?!
Vollkommen fassungslos schaute ich ihm hinterher.
»Elisabeth.«, wandte sich der Rekrut ruhig zu mir, »Komm! Ich bring dich auf dein Zimmer. Und versuche dir alles zuerklären.« Ich erwiderte nichts. Stattdessen schaute ich weiter Levi hinterher, bis er um eine Ecke verschwunden war. Kaum merklich schob mich der Rekrut Richtung Korridor der zu meinem Zimmer führte.
*
Stumm sass ich einfach auf meinem Bett und beobachtete das Licht in meinem Zimmer wie es über die Wände tanzte.
Der Rekrut war schon vor einiger Zeit gegangen. Er hatte mir versucht, so gut es seines eigenen Wissens möglich war, alles zuerklären.
Doch nachwievor kam mir alles so unwirklich vor.
Vor Monaten hatte ich mich schon gefragt warum drei Rekruten nicht mehr da waren. An ihre Namen erinnerte ich mich leider nicht mehr so gut. Soweit ich wusste hieß eine von ihnen Ymir ...
Und nun sollte die zierliche, süße Krista in Wirklichkeit die rechtmässige Königin sein?! Nein. Ihr richtiger Name war Historia.
Ich war so lange Zeit mit allen zusammen gewesen ... doch im Grunde wusste ich gar nichts. Weder über die Rekruten, noch über die Beweggründe des Aufklärungstrupps ...
Niemals wäre ich darauf gekommen das ein Punch-Versuch innerhalb der Mauern stattfindet ...!
Vollkommen leer erhob ich mich und atmete tief durch.
Nachwievor wollte ich das Gespräch mit Levi suchen ...
Ich war mir sicher er musste wieder zurück sein. Leise verließ ich mein Zimmer und ging den Korridor zu seinem Zimmer entlang. Erneut atmete ich durch, ehe ich mit pochenden Herzen anklopfte.
Doch es kam keine Reaktion.
Ich blinzelte, als mir bewusst wurde wo er sich aufhalten musste.
So wie er ausgesehen hatte, war er bestimmt im Waschraum um sich zu waschen.
Mit schnellen Schritten ging ich die Treppen herunter und bog in den Gang zum Waschraum.
Und wie ich's mir dachte, durch den kleinen Spalt der offenen Tür konnte ich Licht erkennen.
Zögerlich trat ich näher und blickte in den Raum.
Es wäre äußerst unangenehm wenn ich jetzt jemand anderes stören würde ...
Doch ich atmete hörbar aus und öffnete die Tür.
»Levi ...«, flüsterte ich leise und trat in den Raum. Etwas überrascht wirbelte Levi herum und legte sein Manöver-Geschirr ab. Für wenige Minuten staarte er mich einfach nur an. Bis sich seine Miene verhärtete und er mir wieder den Rücken zuwandte. Augenblicklich zog sich sich meine Brust zusammen.
Was hatte er nur alles erlebt dass er mich nun mit Ignoranz straffte?! Ich presste verzweifelt die Lippen zusammen.
»Levi ... bitte ... bitte ... wieso ... wieso redest du nicht mit mir?!«, entkam es mir brüchig und zittrig.
Immer noch kam keine Reaktion seiner Seits, während er sich die Kleidung vom Körper streifte. Wie versteinert stand ich einfach nur da und beobachtete ihn. Warum sagte er nichts?! Warum beachtete er mich nicht?! Warum gab er nicht einen Ton von sich?!
Als wäre ich nicht anwesend bandt er sich ein Handtuch um die Hüfte und drehte sich zum Raum mit den Duschen.
Erst jetzt wurde mir bewusst dass das Wasser gar nicht aufgeheizt war. Wollte er etwa eiskalt duschen gehen?!
»W-warte ...! I-ich kann doch den Ke-«, ich verschluckte meine Worte als Levi mich kühl anblickte und einfach in den Duschraum ging. Mit einem Knall schloss er die Tür hinter sich. Paralysiert stand ich vor der verschlossenen Tür und meine Unterlippe zitterte. Warme Tränen glieten meine Wangen hinunter.
Hart biss ich mir auf die Unterlippe und schaltete die Dusche ein. Die eiskalten Wassertropfen prallten wie Nadelstiche von meiner Haut. Verzweifelt schob ich die Brauen zusammen, und ließ mich von der Kälte einhüllen, während das Wasser jegliche Spuren von mir spülte.
»Levi ...! Bitte! Bitte rede mit mir!«, drang Elisabeth's Stimme durch die Tür zu mir herüber. Noch nie hatte ich ihre Stimme so zittrig vernommen. Noch nie hatte ich so einen traurigen Ausdruck in ihren Augen gesehen.
Ich ertrug diesen Anblick nicht. Meine Brust zog sich schmerzvoll zusammen und mir fehlte die Kraft zum atmen ...
»Elisabeth, verschwinde!«, knurrte ich laut und stützte meine Unterarme gegen die kalten Fliesen.
Ich ertrug ihren tief traurigen Anblick nicht. Es war fast so als würde sie den tiefsten Empfindungen in meinem Inneren Ausdruck verleihen. Obwohl ich sie so sehr versuchte zu unterdrücken! Ich wollte sie nicht an mich heran lassen ...
»Ich werde nicht gehen!«, schluchzte Elisabeth, »Ich werde nicht gehen!! Levi, bitte ... auch wenn mir der Rekrut alles grob erklärt hat ... so ... so weiß ich dennoch nicht was passiert ist. Bitte rede doch mit mir!«
»Verschwinde einfach!!«, wurde ich lauter und presste meine Stirn gegen die Fliesen. Blut trat aus der Stelle an meiner Lippe, auf der ich mir immer fester biss. »Geh einfach! Bevor ich etwas tue was ich bereue!«
»Levi ... ich ... ich ... erwarte keine Rechtfertigung deiner Seits ... ich ... ich will nur das du mir deine Gefühle mitteilst! Bitte lass mich doch verstehen!« Elisabeth's Stimme bebte durch die Tränen. Auch wenn ich sie nicht sah. So wusste ich doch das sie bittere Tränen vergoss. Meine Brust zog sich zusammen. Meine Kehle schnürte sich zu.
Was sollte ich ihr erklären?! Ich wusste doch gerade selber nicht was ich fühlte.
Fühlte ich überhaupt etwas?! Was genau war es was mir die Brust so schwer machte?!
Die Tatsache das ich Elisabeth einfach so zurück gelassen hatte?! Das ich es war der sie nun zum weinen brachte?!
Ich kenne doch diesen Druck ... den Druck wenn man ohne jegliche Erklärung zurück und alleine gelassen wird ...!
Und auch wenn mich mein ganzes Leben diese eine Frage beschäftigt hatte ...
Ich war keinen Funken besser als Kenny.
Hatte ich mich vielleich unbewusst von Elisabeth entfernt weil ich glaubte nicht der Mann zu sein, der an ihrer Seite sein darf?!
Wütend über mich selbst schlug ich verzweifelt gegen die Fliesen. Immer und immer wieder. Bis sie in Teile zersprangen. Die scharfen Seiten des Keramiks schnitten sich in meine Haut.
»Nggh!!«
Aprupt sah ich auf und wirbelte herum. Erst jetzt realisierte ich das Elisabeth in den Raum gekommen war. Wie versteinert stand sie seitlich von mir und hielt sich ihre Taille. Sofort erkannte ich das Rot das durch ihre Kleidung drang. Unmittelbar hinter ihr eine Scherbe der Fliese. Meine Augen weiteten sich und mein Magen verkrampfte sich.
»E-Elisabeth!!«
Mein Körper bewegte sich nur verzögert ...
Verzweifelt trübten sich ihre Augen durch die Tränen und sie schritt zu mir herüber. Das kalte Wasser durchnässte ihre Kleidung.
Sofort hüllte mich ihre sanfte Wärme ein, als sie mich fest umarmte.
»Bitte ... bitte hör auf!«, schluchzte sie, »Bitte!! Levi! Egal was passiert ist ... ich ... ich bin bei dir!!«
Ich schluckte angestrengt und rutschte mit ihr auf den Boden, ehe ich zügig die Dusche ausschaltete. Elisabeth presste ihren Kopf an meine Brust, und ihre Finger umklammerten meine Schulterblätter.
»Ich bin bei dir! Bitte ... bitte vergiss das nicht!!!«, hauchte sie zittrig, »Egal was passiert ist. Egal was du tust. Ich werde mich nie von dir abwenden! Ich werde dich nicht alleine lassen!!«
Ich atmete stockend ein und schlang meine Arme um sie. Verzweifelt grub ich mein Gesicht an ihre Halsbeuge.
»E-Elisabeth ...«, flüsterte ich brüchig und drückte sie stärker an mich heran.
»Verzeih mir ....«, keuchte ich, »Bitte verzeih mir ...!«
Elisabeth schluckte angestrengt und schluchzte leise auf.
»Es gibt nichts zu verzeihen, Levi. Denn ich bin dir nicht böse. Bitte ... bitte teile dich mir mit! Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr das es mir die Luft zum atmen nimmt!«, wimmerte sie, »Bitte ... bitte entferne dich nicht von mir und mach alles alleine mit dir aus! Du bist nicht alleine!! Ich möchte Diejenige sein die dich auffängt!«
Ich erwiderte nichts, sondern vergrub mein Gesicht dichter an ihre Halsbeuge.
»Elisabeth ...«
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