Kapitel 13

Levi

Tief seufzend lehnte ich mich im Stuhl zurück und legte den Kopf zurück. Was hatte ich auch erwartet? Dass ich ernsthaft aus einem Schnulzen-Roman schlauer werde? Ich richtete meine Haltung und brachte das Buch zurück ins Regal. Etwas Gutes hatte Vierauges Chaos ja, sie besaß fast noch mehr Bücher als Erwin und da ihr Interesse in jede Richtung ging, fanden sich auch einige Romane darunter, die sich mit Romantik beschäftigten. Ich konnte von Glück reden, dass Hanji wohl noch ihren Rausch ausschlief, sowie die meisten Rekruten. So konnte ich mich in Ruhe durch ihre Bücherregale sehen.

Wirklich geschlafen hatte ich nicht. Nachdem Vorfall mit Elisabeth. Dieses Bild, wie sie auf mir gesessen hatte und das Gefühl ihrer zarten, warmen Haut unter meinen Fingern, verfolgte mich und nach wie vor war es mir mehr als unangenehm, dass ich so unsicher, und überfordert reagiert hatte …

Gott! Wie konnte es nur sein, dass mich diese Frau noch nervöser machte als eine neue Expedition?!

Mit verzogenen Mundwinkel holte ich ein neues Buch aus dem Regal und schlug die Seiten um. Knapp in der Mitte des Buches weiteten sich kaum merklich meine Augen. Sofort schlug ich die Zeilen zu, in der beschrieben wurde, wie der Geliebte mit der Zunge den Schambereich seiner Liebsten liebkoste. Überfordert schob ich das Buch wieder zurück.

Nur weil ich keine Ahnung von Annäherung hatte, musste ich mir doch keinen Schund durchlesen, oder? Stand vielleicht doch mehr drin, was mir die innerliche Unsicherheit nahm? Der Gedanke daran, dass ich Elisabeth in irgendeiner Form falsch berühren könnte, oder es ihr nicht gefiel. Obwohl ich so einen ausdrucksstarken Titel hatte, stand ich hier gerade vor dem Bücherregal wie ein dummes Waschweib! »Tcch!«, ich brummte gereizt, über meine Nervosität und ergriff das Buch erneut. Mit zusammen geschobenen Brauen las ich einige Seiten durch.

»Oh, Hauptgefreiter. Sie hier?«

Sofort schluckte ich schwer und warf das Buch in irgendeine freie Ecke des Regals, von dem ich augenblicklich hervortrat. Mit großen Augen starrte mich Jäger an, mit einigen Laborutensilien im Arm. Eine kurze Stille erfüllte den Raum. Das achtlos von mir zurück geschobene Buch fiel aus dem Regal und landete neben mir. Jägers Augen wanderten langsam zum Buch.

»Wo ist Vierauge? Schläft sie immer noch? Nur weil sie gestern zu tief ins Glas geschaut hat, heißt das nicht, dass ihre Arbeit nicht weiter geht!«, zischte ich gereizt und hob das Buch mit ausdrucksloser Miene auf.

Jäger nahm Haltung an und begann die Utensilien abzustellen. »I-Ich habe schon versucht, Hanji zu wecken. Aber sie schläft wie ein Stein«, nuschelte Jäger.

Ich atmete genervt aus und stellte das Buch zurück. »Immerhin nutzt du die Zeit vernünftig Jäger!«, gab ich an. »Sobald Vierauge wach ist, treffen wir uns am Trainingsplatz. Wir müssen immer noch an deiner Verhärtung arbeiten!« Jäger nickte eifrig, während ich den Raum verließ.

Elisabeth

»Hach, was für eine herrliche Ruhe«, säuselte Victoria, während sie die Bettlaken auf der Wäscheleine spannte.

Ich lächelte zur Antwort. »Die meisten Rekruten geht es heute wohl nicht so gut«, schmunzelte ich und zog das Hemd glatt.

»Pah! Wer saufen kann, kann auch arbeiten! Aber am schlechtesten dürfte es wohl Abteilungsführerin Zoe gehen«, lachte Victoria und beugte sich zum Wäschekorb herunter, um ein neues Teil aufzuhängen.

»Ich glaube, dann wird, den meisten eine kräftige Suppe zum Mittag guttun«, kicherte ich und nahm den leeren Wäschekorb hoch. »Ich werde mal den üblichen Rundgang machen.« Victoria winkte nur bestätigend mit der Hand und ich begann meinen Weg durch das Gebäude. Es war schon fast zur Gewohnheit geworden, dass die Rekruten ihre Schmutzwäsche rauslegten. So musste ich sie nur noch einsammeln. Und wie zu erwarten, lagen manche Kleidungsstücke auch in irgendwelchen Ecken des Hauptquartiers. Ich wollte gar nicht wissen, wie oder warum sie hier waren. Mit einem verlegenen Lächeln sammelte ich die Wäsche ein. Bis ich schlussendlich mit dem vollen Korb in den Waschraum ging. Nach dem Training würde sich bestimmt noch mehr ansammeln.

»Oh, hallo, Elisabeth.« Abrupt sah ich auf. Mit einem warmen Lächeln betrat Krista den Waschraum. In ihrer Hand hatte sie ein paar Manöver-Geschirre. Die zu reinigen, war immer am aufwendigsten. Aber zum Glück kam dies nicht oft vor. Denn das Material musste nicht nur gereinigt, sondern auch gepflegt werden. Es gab wenige Rekruten, die dies selbst taten. Den meisten war es zu lästig, oder sie machten es nicht richtig. »T-Tut mir Leid, dass du dies alles machen musst, nur weil die meisten zu faul sind, es selbst zu machen«, merkte die Blonde beschämt an.

Ich schüttelte den Kopf. »Schon gut. Ich weiß ja, dass du zum Beispiel dies selber machst. Und mit Victoria geht das schnell. So viele sind es ja diesmal nicht«, lächelte ich und nahm ihr die Geschirre ab.

»Hätte ich Zeit, würde ich dir einfach schnell helfen«, nuschelte Krista. »Die Handtücher vom Training soll ich auch noch vorbeibringen.«

Ich nickte nur verstehend und legte die Geschirre auf die Arbeitsplatte, ehe ich Krista ein paar frische Handtücher überreichte. »Diese kannst du schon mitnehmen, meine Liebe.« Die zierliche Blonde lächelte und nahm sie entgegen, ehe sie den Waschraum verließ. Ich seufzte etwas, anhand der mir anliegenden Aufgabe, die Geschirre zu reinigen. Gedankenverloren begann ich diese zu sortieren. Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich plötzlich die Tür schloss. Hektisch drehte ich mich um, und begann verlegen zu lächeln, als ich Levi mit den schmutzigen Handtüchern erkannte.

»Du bist aber nicht Krista, die mir diese bringen wollte«, schmunzelte ich. Levi warf die Wäsche zum anderen kleinen Haufen und kam mir näher.

»Wäre sie dir lieber gewesen, ja?«, merkte er mit Unterton an. »Ich habe ihr lediglich die Aufgabe abgenommen.«

Ich nickte nur und wandte mich wieder zu den Geschirren. »Wie verläuft bisher das Training mit Eren?«, erkundigte ich mich.

»Schleppend. Vierauge ist heute zu nichts zu gebrauchen, und weil Jäger eh eine Pause braucht, wollte ich mich auch kurz frisch machen.«

Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. »Stimmt. Es ist schon recht heiß draußen. Aber das ist gut. Dann trocknet die Wäsche besser«, lachte ich leise. Vorsichtig blickte ich über meine Schulter nach hinten. Ruckartig wirbelte ich herum, als ich sah, wie Levi seine Uniformjacke auszog, das Geschirr um seinen Oberkörper lockerte, und begann sein Hemd aufzuknöpfen. »W-Was … was machst du da?!«, presste ich hastig hervor und spürte sofort, wie ich rot wurde.

Monoton blickte Levi zu mir herüber, und knöpfte unbeirrt weiter sein Hemd auf. »Ich sagte doch, ich will mich frisch machen. Ich laufe keine Sekunde länger in diesem schwitzigen Hemd herum«, brummte er.

Ich wiederum war vollkommen überfordert. Hastig wirbelte mein Kopf herum. Auf der Suche nach frischen Hemden. Bis ich den Stapel erkannte, in dem auch Levis Hemd war. Mit zittrigen Händen zog ich es aus dem Stapel und hechtete mit diesem zu ihm. »H-Hier! Du … du kannst dich doch nicht einfach …« Ich brach mitten im Satz ab, als Levi mein Handgelenk ergriff und mich zu sich heranzog. Seine Augen fixierten mich, während er seinen Arm um meine Taille legte und mich noch dichter zu sich heranrückte. Überfordert hielt ich die Luft an und versuchte, meinen Blick von seinem nackten Oberkörper abzuwenden.

»Ist dir das so unangenehm, mit mir alleine zu sein, Elisabeth?«, hauchte Levi mit rauer Stimme.

Ich presste die Lippen zusammen. »W-Was? Nein … nein das ist es nicht … es ist nur … du … dein Hemd …« Gott! Ich brachte gerade kein vernünftiges Wort heraus! Levis Art war zum Vorabend nun komplett anders. Doch, ich konnte nicht abstreiten, dass mir neben seiner unsicheren Art auch diese hier gefiel.

Levi

Schüchtern wanderte Elisabeths Blick hin und her. Immer wieder biss sie sich unbewusst auf die Unterlippe. Ich selbst wusste auch nicht, was ich hier gerade versuchte vorzuspielen. Ich versuchte hier gerade krampfhaft meine Unsicherheit und Nervosität mit dominanter Männlichkeit zu überspielen.

Mein Herz schlug schneller, bei dem Vorhaben, die Situation kontrollieren zu wollen. Natürlich kam es mir äußerst entgegen, dass Lenz mir mit den Handtüchern entgegenkam, so hatte ich neben der Tatsache, dass ich mein Hemd wechseln wollte, noch einen Grund, und ich war mit Elisabeth allein. Denn im Waschraum war es äußerst unwahrscheinlich, dass jemand hereinplatzte.
Unsicher versuchte ich das anzuwenden, was ich im Roman gelesen hatte. Im Nachhinein hinterfragte ich gerade mein Tun und meine „Rolle“ begann einzubrechen. Was tat ich hier denn eigentlich? Ich hatte Elisabeth einfach zu mir gezogen. Bestimmt gefiel ihr diese grobe Art überhaupt nicht! Und ich konnte es ihr nicht verdenken …

Ich atmete schwer aus und legte meinen Kopf an ihre Halsbeuge, während ich ihr Handgelenk losließ. »Entschuldige …«, hauchte ich und richtete etwas meinen Kopf auf.

Elisabeth zuckte kurz zusammen und keuchte auf. Reflexartig legte sie ihre Hände auf meine Brust.
Mit verlegener Röter sah sie mich an. »Ist … schon gut. I-Ich … habe mich nur etwas erschrocken …«, flüsterte sie schüchtern.

Meine Haut begann leicht zu kribbeln, an der mich ihre Fingerspitzen berührten. Mein Atem streifte unweigerlich ihre Ohrmuschel, als ich erneut schwerfällig ausatmete. Wieder begann sich diese Hitze in meinem Körper auszubreiten. Elisabeth fuhr erneut auf und drückte ihre Stirn gegen meine Brust. War es ihr so unangenehm, dass sie sich nicht mal wirklich traute mich wegzustoßen? »Elisabeth … alles in Ordnung?«, fragte ich leise nach.

Elisabeth

Mein ganzer Körper wurde von einem leichten Stromstoß durchzogen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, nachdem mich Levis warmer Atem gestreift hatte. Wieder war mir so ein unsittliches Keuchen entflohen. Verlegen, und beschämt vergrub ich mein Gesicht an seiner festen Brust. Und es wurde nicht besser …

Im Gegenteil, seine nackte Haut zu spüren und sein Duft, der mich unweigerlich einhüllte, ließen mich all meine Muskeln anspannen. Unkontrolliert näherten sich meine Lippen seiner Brust und liebkosten seine Haut. Augenblicklich durchfuhr sichtlich ein Schauer Levis Körper und er zuckte leicht zusammen. Ein dumpfes, wohliges Brummen entkam ihm, ehe er scharf einatmete.

»E-Elisabeth … ich …« Sein Satz brach ab, als ich meinen Kopf hob und ihm einen flüchtigen Kuss am Hals gab. Langsam sah ich zu seinem Gesicht auf. Levi schaute zur Seite und er biss sich unsicher auf die Unterlippe.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top