Kapitel 18
Sayaka selbst war die Situation auch unangenehm. Schliesslich sass sie hier eingehüllt in einer fremden Decke. Doch Levi's Mutter bemerkte ihre Unsicherheit, ging zu ihr herüber, und strich ihr durch's Haar.
"Alles in Ordnung, meine Kleine.", sprach sie ruhig und ging zu ihrem Sohn, belustigt sah sie sich an, was er da versuchte. Für den Anfang war es auch gar nicht schlecht, er sah ihr jedes mal dabei zu, wenn sie seine Kleidung ausbesserte. Aber ihm fehlte halt die Erfahrung und die Übung. Gerade als sie ihm die Hose wegnehmen wollte, rückte er mit dieser von ihr weg.
"Nein, ich kann das!", quietschte er aufgebracht. Seine Mutter schmunzelte.
"Ist ja gut. Dann mach es alleine, du bist ja schliesslich ein grosser Junge.", merkte sie belustigt an, doch ihr Sohn nahm das alles ernst. Mit festen Blick nickte er, und liess sich nicht anmerken das er sich gerade in den Finger gestochen hatte. Seine Mutter seufzte nur und sah wieder zu Sayaka.
"Du hast so schönes braunes Haar, meine Kleine. Soll ich sie dir bürsten?!", fragte sie und ging zum Schrank herüber. Das Mädchen blinzelte, und wusste gar nicht was sie sagen sollte. Genau genommen, wusste sie gar nicht was seine Mutter damit meinte. Doch noch ehe Sayaka nachfragen konnte, hatte sie sich auch schon hinter den kleinen Körper gesetzt und nahm Sayaka's Haare in die Hand. Zwischendurch beobachtete sie ihren Sohn, wie er konzentriert versuchte, die Hose des Mädchens auszubessern.
"Er mag dich.", flüsterte seine Mutter Sayaka leise ins Ohr, "Mein Sohn tut nur immer so unfreundlich. Aber in Wirklichkeit möchte er am liebsten jeden helfen.", fuhr sie leise fort und bürstete behutsam das Haar des Mädchens. Sayaka nickte nur zur Antwort und sah zu Levi. Diesem war es natürlich nicht entgangen das seine Mutter Sayaka gerade was zugeflüstert hatte. Grimmig sah er kurz zu den beiden herüber. Doch anscheinend fühlte er sich beobachtet, mürrisch wandte er den beiden den Rücken zu und arbeitete weiter.
Sayaka musste jetzt auch schmunzeln. Dieser Junge war wirklich seltsam. Er spielte auf harten Mann, aber in seinen Inneren war er wohl doch nur ein freundliches Kind.
*
Es vergingen schon mehrere Wochen, in dennen Sayaka immer öfter zu Levi und seiner Mutter ging. Doch es kam nie dazu das sie bei ihnen schlief. Vorher schlich sie sich immer davon. Seine Mutter hatte sich mit dieser Eigenart abgefunden, auch wenn sie es viel lieber gesehen hätte dass das Mädchen nicht irgendwo schlief. Aber sie wollte Sayaka zu nichts zwingen, sie war schon froh das sie wenigstens ab und zu eine warme Mahlzeit zu sich nahm.
Auch wenn Sayaka wusste sie war jeder Zeit Willkommen, so wollte sie Levi und seiner Mutter nie weitere Umstände machen.
Seid vier Tagen war sie nun nicht mehr bei ihnen gewesen, und so langsam machte seine Mutter sich Sorgen. Doch sie würde dies nie aussprechen, sie wollte ihren Sohn nicht mit beunruhigen.
Mit einen tiefen Seufzer betrat sie die Wohnung. Ihre Augen weiteten sich als sie Levi dabei erwischte wie er den Fisch auseinander nahm.
Er half ihr zwar beim Essen zubereiten, doch solche Dinge sollte er noch nicht tun. Die Gefahr das er sich schnitt war doch zu gross. Schon schlimm genug das er ab und zu so mit Verletzungen nach Hause kam, wenn er mal wieder was gestohlen hatte.
Sofort hastete sie zu ihm, und entriss ihm das Messer. Sichtlich erschrocken fuhr der Junge herum.
"Solche gefährlichen Gegenstände sind nichts für dich!", ermahnte sie ihn ernst und untersuchte zugleich seine Finger.
Zu ihrer Verwunderung hatte er sich jedoch nicht verletzt, und auch der Fisch war sauber und ordentlich vorbereitet.
Er hatte zum ersten mal ein Messer in der Hand und das war das Resultat?!
Ob es nun Begabung war, oder nicht, sie wollte nicht das ihr Sohn mit einer potenziellen Waffe hantierte.
"Wenn ich nicht da bin lässt du die Finger davon verstanden?!", fügte sie noch hinzu und zog Levi kurz am Ohr. Dieser verzog keine Miene, sondern blickte nur zum Fisch. Seine Mutter seufzte und tätschelte seinen Kopf.
"Es tut mir Leid, es hat diesmal länger auf Arbeit gedauert. Ich mache gleich Essen.", sprach sie ruhig und packte Brot, Reis und Makrellen aus ihren Korb, "Aber schau mal", sagte sie begeistert und hielt ein Stück Fleisch in die Höhe, "das hatten wir schon lange nicht mehr. Aber da du ja schon den Fisch vorbereitet hast. Gibt es das erst morgen.", feixte sie etwas und verstaute es im Kühlschrank. Nach wievor sagte Levi nichts, sondern sah sie nur stumm an. Wahrscheinlich dachte er das sie böse auf ihn war, anders konnte sie sich sein Verhalten nicht erklären.
"Ist alles in Ordnung Schätzchen?", fragte sie ruhig nach. Seine Augen weiteten sich und er schob sich grob an ihr vorbei. Irritiert sah sie ihm hinterher wie er die Tür öffnete und nach Draussen lief.
Wieder seufzte sie auf. Sie war nicht sauer auf ihn. Doch solche Missverständnisse kamen in letzter Zeit öfter vor. Er beruhigte sich jedoch wieder schnell und kehrte dann nach Hause zurück. So wird es Heute auch sein, dachte sie, und begann das Essen weiter zu zubereiten.
Er wusste nicht genau wo er eigentlich hin wollte, aber Levi lief so weit wie ihn seine Füsse tragen konnten. Sein kleiner Verstand arbeitete, doch er war nicht in der Lage zuerfassen, geschweige denn, zu begreifen was er vor zwei Tagen gesehen hatte. Eigentlich wollte er seine Mutter nur davon unterrichten das er nach Sayaka suchen wollte. Schliesslich sollte sie sich keine Sorgen machen, wenn sie wieder Zuhause war. Jedoch wusste er nicht wo seine Mutter arbeitete, sie hatte es ihm auch noch nie gesagt. In seinen kindlichen Übermut sprintete Levi einfach drauf los, und suchte die Gegend ab.
Nach einer gefühlten Ewigkeit entdeckte er sie auch endlich, jedoch liess ihn, der Mann an ihrer Seite, ihn mitten in der Bewegung inne halten.
Wer war das?! Warum hatte dieser Kerl seinen Arm um die Taille seiner Mutter geschlungen?! Im Laufe der Zeit hatte Levi gelernt einige Worte von den Lippen abzulesen. Diese Fähigkeit erwies sich als sehr nützlich, so ersparte man sich das Risiko beim lauschen erwischt zu werden.
"Wir gehen zu mir Schätzchen. Bei der Summe die ich für dich hingelegt habe, wurde mir gesagt das du alles machst."
Levi verengte die Augen. Er verstand zwar nicht was der Kerl da redete, aber ihm missfiel es gehörig dass dieser Typ seine Mutter so berührte! Er sollte seine schmierigen Hände von ihr lassen! Warum tat sie nichts?! Warum liess sie dies zu?! Sein Magen verkrampfte sich als er sah wie sie sich von ihm küssen ließ, und seine Hand sich um eine Brust schloss.
Innerlich platzte der Junge vor Wut! Gerade als er los sprinten wollte, um diesen widerlichen Kerl von seiner Mutter zu zehren, torkelte ihm ein Betrunkener entgegen, und riess Levi um. Hart landete Levi auf den Boden, der Betrunkene neben ihm, doch im Gegensatz zu den Jungen, rappelte sich dieser wieder schnell auf und sah wütend auf den Jungen herab.
"B-blööhdes Balg ...", grunzte er und trat zu, "... pasch doch auf!" Hicksend wankte der Betrunkene davon. Levi hob schwerfällig seinen Kopf, doch seine Mutter war verschwunden, auch der Kerl war nicht mehr zusehen. Er hatte die beiden verloren.
Lauthals fluchte der Schwarzhaarige und erhob sich zögerlich.
Nun hockte Levi, atemlos, auf irgendeiner Wiese, unter einem Baum, zum Schutz vor den Regen, und versuchte dieses Erlebnis irgendwie zubegreifen. Er traute sich auch nicht seine Mutter zu fragen. So hätte sie gewusst das er wieder in ihrer Abwesenheit in der Gegend herum lief. Verzweifelt winkelte Levi seine Beine am Körper an und vergrub sein Gesicht an die Knie'.
Plötzlich knallte etwas neben ihn auf den Boden auf. Erschrocken fuhr der Schwarzhaarige auf und blickte neben sich. Seine Augen wurden kurz gross, als er erkannte dass es Sayaka war. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich den Hintern. Levi sah von ihr, dann zum Baum hinauf. War sie dort runter gefallen? Warum war sie überhaupt da oben gewesen?! Erst jetzt realisierte Sayaka das sie nicht alleine war, und bemerkte ihn. Sofort tat sie so als wäre nichts passiert. Doch die peinlich berührte Röte lag dennoch auf ihre Wangen.
"Du hast es gesehen, oder?", hakte sie beschämt nach, doch Levi zuckte nur mit den Schultern. Sayaka sah ihn verwirrt an.
Diesmal kam kein bissiger Kommentar von ihm?! Das war äusserst ungewöhnlich. Eine Weile war nur der Regen zuhören. Und das Mädchen spürte das irgendetwas mit Levi nicht stimmte. So hatte sie ihn noch nie gesehen.
"Hey, ist alles in Ordnung?", fragte sie behutsam nach.
"Sei einfach still!", presste der Schwarzhaarige hervor und vergrub sein Gesicht wieder an die Knie'. Eigentlich wollte Sayaka erbost etwas erwidern, doch als sie ein leises Schluchzen vernahm, schluckte sie die Worte einfach herunter.
"Hey ... ist etwas passiert?", fragte sie nochmals, doch sie bekam keine Antwort.
Irgendwie tat es weh. Es tat weh ihn so zusehen. Ob es nun Instinkt war oder nicht. Sayaka schlang ihre Arme um seine Schultern und umarmte ihn sanft. Sie wusste zwar nicht was er hatte, und ob wirklich was passiert war, aber sie wollte dass er merkte das er nicht alleine war. Eine ganze Weile verhaarten beide in dieser Position, und nur der Regen war zuhören.
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